Die Korsische Fuchskatze – ein wenig bekanntes Kryptid und ein reales Tier

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Auf Korsika ist vieles anders, als auf dem Festland. Nicht nur die Sprache ist anders und bei den Franzosen gelten die Bewohner als etwas seltsam. Auch die Katzen der Insel haben sich teilweise jeder genauen Klassifikation entzogen. So gibt es auf Korsika die „ghjattu-volpe“, die Korsische Fuchskatze.
Lange Zeit hat die Zoologie sie eher als Legende abgetan. Pierre Benedetti, Forscher am staatlichen Büro für Jagd und Wild (ONCFS) hat sich näher mit dieser ungewöhnlichen Katze befasst. Benedetti stieß dabei auf Legenden, in der Literatur wurde sogar vom Verlust einer Schafsherde berichtet. Wissenschaftlich ist über diese Katze nichts bekannt.

Typische korsische Berglandschaft
Typische korsische Berglandschaft

Bekommt man sie das erste Mal zu Gesicht, wirkt sie, wie eine sehr plüschige Hauskatze. Untersucht man das Tier genauer, fällt die besondere Größe auf: 90 cm schafft sie als Gesamtlänge etwas mehr als eine durchschnittliche Hauskatze. Ihre Ohren sind größer, die Schwanzspitze endet wildkatzentypisch in einer schwarzen Quaste und die Eckzähne sind länger ausgebildet, als bei einer normalen Haus- oder Wildkatze.

Echte Kryptozoologie

Carlu-Antone Cecchini, der sich für die ONCFS mit Wildkatzen befasst, sagte der Nachrichtenagentur „Die meisten Leute hielten uns für verrückt, weil wir nach etwas suchten, das Teil einer Legende ist.“ Doch vor 11 Jahren, 2008, fingen die Forscher eine dieser Legenden in einem Hühnerstall in der Gemeinde Olcani auf dem Cap Corse.


Lage von Olcani auf Korsika

„Sie sind sehr zurückhaltende, nächtliche Tiere“ beschreibt Benedetti die Lebensweise der ghiattu-volpe. Mittels Infrarot-Fotofallen konnten die Forscher Haare sammeln, aus denen sie die DNA der Katzen extrahieren konnten. Sie unterschied sich von denen der Wildkatzen auf dem europäischen Kontinent.

Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine 'ghjattu-volpe', eine Fuchskatze in die Kamera.
Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine ‚ghjattu-volpe‘, eine Fuchskatze in die Kamera.
Das Foto entstand am 12.06.2019 auf Korsika, Foto: Pascal Pochard-Casabianca / AFP

In den letzten zehn Jahren waren die Experten der ONCFS in der Lage, 16 Fuchskatzen zu identifizieren. Darunter war ein Weibchen aus der Berggegend um das Asco Valley, das über 2500 m Höhe erreicht.

Ein Männchen der korsischen Fuchskatze wurde mit einem GPS-Sender ausgestattet. Er sendet regelmäßig Standortdaten und erlaubt es, die Katze eine Weile zu verfolgen.

Weitere Forschung notwendig

Da die Forschung der korsischen Fuchskatzen noch in den Kinderschuhen steckt, ist so gut wie nichts über ihr Leben bekannt. Weder zur Fortpflanzung noch zur Nahrung können die Wissenschaftler viel sagen. Aber wenigstens die DNA-Analyse hat Ergebnisse gebracht: „Die Katze könnte mit der zweiten Welle der menschlichen Besiedlung, vor etwa 6500 Jahren nach Korsika gekommen sein. Wenn diese Hypothese stimmt, stammt sie vermutlich aus dem mittleren Osten“ vermutet Benedetti.

Bleibt nur eine Frage: Von Korsika ist die Wildkatzen-Unterart Felis sylvestris reyi beschrieben worden. Ist sie identisch mit der Fuchskatze?

Quelle: rfi: Corsicas „cat-fox“ could be new species, say experts