„Lebende Beutelwölfe fotografiert“? Update 2

Heute kam das Video, in dem Neil Walters von der Thylacine Awareness Group of Australia seine Fotos präsentiert. Leider waren die Fotos nur kurz am Stück zu sehen, der Rest ist vom Laptopbildschirm abgefilmt.

Eine echte Analyse ist damit kaum möglich, man ist mehr oder weniger gezwungen, Neil Waters Analyse zu glauben. Seht selbst:

 

Ich für meinen Teil habe große Zweifel.

  • Das erste Bild zeigt außer zwei reflektierenden Augen und einem Ohr so gut wie nichts. Wie nahezu immer wäre ein Größenvergleich nett gewesen. Die Stelle des Tieres ist bekannt, die Stelle und Art des Fotoapparates auch. Da wäre es ein Leichtes gewesen, mit einem Zollstock einen Größenvergleich zu fotografieren.
  • Das zweite Tier, auf das Waters seine größte Hoffnung setzt, ist seltsam. Das Hinterteil wirkt sehr rund, während die bekannten Aufnahmen von Beutelwölfen eher schmale, schlanke Tiere zeigen. In wie weit die Tiere aus dem Beaumaris-Zoo in Hobart schlecht ernährt sind, ist eine Frage. Aber auch Jagdopfer sind eher dünn.
    Selbst wenn (!) die Rundlichkeit durch zwei nach vorne geschlagene Beine entsteht, passen die Proportionen nicht.
  • Das Fell des zweiten Tieres ist zottig. Waters argumentiert, Jungtiere hätten ein zottigeres Fell als ausgewachsene Beutelwölfe. Dennoch wirkt es zu zottig, selbst wenn man es mit den wenigen präparierten Jungtieren vergleicht.
  • Die Farbe des Fells wirkt auf den ersten Blick beige, aber insgesamt grauer, als in der Situation von einem Beutelwolf erwartet wäre. Die Streifen wirken nicht wie Teile des Fells, sondern wie Schatten der Grashalme und -blätter über dem Tier.

Insgesamt mal wieder mehr Wunschdenken, als Realität. Wie viel kommerzielles Interesse bzw. kommerzieller Erfolg da drin steht, ist eine andere Frage. Gut laufende Youtube-Filme bringen dem Einsteller zumindest einen kleinen Anteil am Umsatz. Dazu hat er die ganze Thylacine Awareness Group of Australia, Sektion Tasmania bekannt gemacht, immerhin ist er deren Präsident (vermutlich nicht mehr lange). Das steigert die Chance auf Spenden. Andererseits hat Waters nicht versucht, die Bilder zunächst in der (kostenpflichtigen) Sektion gezeigt.

 

Genauer gesagt: die Bilder sind immernoch nirgendwo ungefiltert zu sehen.

 

Daher eine ganz spezielle Anzeige heute:

 

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Viel Lärm um Nichts

Besser als William S. können wir es einfach nicht sagen.

 

Viel Lärm um nichts. mit Emma Thompson und Michael Keaton dauert 106 Minuten und kommt auf DVD.

 

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Kryptozoologische Presseschau 05/2021

Liebe Leserinnen und Leser,

 

beim Durchsehen der Meldungen für diese Woche musste ich staunen, sage und schreibe 65 Bookmarks mit Meldungen habe ich in den letzten 14 Tagen hinterlegt. So viel hatten wir noch nie. Und es sind wirklich alle Themen dabei, von Nessie bis Muschelkrebs, von Seepferdchen bis Tyrannosaurus rex, von Alaska bis Neuseeland, von modernster Tiefseeforschung bis zu den Wandmalereien der Ägypter. Bigfoot spielt diese Woche eine besondere Rolle, wir haben insgesamt drei Beiträge über diesen Kryptiden, ein vierter stand an, ist aber in der internen Verifizierung stecken geblieben.

Auch wenn wir diese Woche fast eine halbe Stunde Lesezeit haben, lohnt es sich, jeden einzelnen Artikel zu lesen. Viel Spaß damit.

 

Andererseits gibt es Dinge, über die ich mich noch mehr freue: Die ersten größeren Formationen von Kranichen sind über uns hinweg gezogen, die Frühblüher sprießen reichlich, von Krokus bis Hasel. Heute, Sonntag, soll auch wieder hervorragendes Kranich-Flugwetter sein. Ich nutze den Sonnenschein und versuche, weiter Vögel auf den Chip zu bannen.

 

Und es gibt noch einen weiteren Grund, sich zu freuen: Mit etwas Schaffensschmerz hat unser Autor Markus Kretschmer seine eigene Website auf den Weg gebracht. Heute morgen geht sie offiziell online: www.DieWeissenSteine.de

 

Da die Meldungen diese Woche so zahlreich sind, halte ich mich mit länger mit Vorreden auf, sondern gehe sofort zu den Meldungen über.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser

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Einstein: Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

Jetzt hat die kleine Maus doch wirklich das große Käsefest in Bern verpasst! Genau einen Tag ist sie zu spät gekommen. Wie konnte das passieren? Die Maus beginnt, sich mit dem Thema Zeit zu beschäftigen. Egal, wie viel sie lernt, eine Frage bleibt: Lässt sich die Zeit anhalten oder sogar zurückdrehen? Nach vielen vergeblichen Versuchen gelingt es der Maus durch ihren Erfindungsgeist und die Aufzeichnungen eines gewissen Albert Einstein, in die Vergangenheit zu reisen. Doch Zeitreisen will gelernt sein, und die Maus verfehlt ihr Ziel um knapp 80 Jahre. Wie soll sie jemals wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren? Dann aber hat sie Glück im Unglück, denn jemand kreuzt ihren Weg, der wenig später unsere Vorstellung von Raum und Zeit auf den Kopf stellen sollte…

 

Einstein: Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit hat 128 fantastisch illustrierte Seiten und wendet sich an (Eltern von) Kinder(n) ab 5 Jahren.

 

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Die Meldungen im Einzelnen:

War die Story von Casey nur wieder aufgewärmt?

Vor 14 Tagen berichteten wir über den 3jährigen Casey Hathaway aus Ernul im US-Bundesstaat North Carolina. Dabei nutzten wir ein US-Nachrichtenportal als Quelle. Es gab an, Casey sei am 22.1. beim Spielen im Garten der Großmutter nicht nach Hause gekommen. Erst drei Tage später hätte ihn eine Mitarbeiterin von Suchkräften gefunden. Casey soll gesagt haben, er sei von einem Bär bewacht worden – was Bigfoot-Freunde schnell den Schluss ziehen ließ, dass ein solches Wesen aufgepasst habe.

 

Leider konnte ich aufgrund knapper Zeit nicht tiefergehend recherchieren, aber die Geschichte kam mir bekannt vor. Kein Wunder, die Berliner Morgenpost hatte fast exakt 2 Jahre vorher exakt die selbe Geschichte, mit den selben Namen und dem selben Ort publiziert.


Polizist meldet 7-fuss-großen Hominiden am Straßenrand – verschwunden

Der Polizist Rick Bates berichtete der Bigfoot Field Research Organisation folgendes:

 

 

Ich fuhr am [23. Januar 2021] von Brookings, Oregon, nach Hause. Ich war auf dem Highway 101 in südlicher Richtung, südlich von Garberville (Kalifornien) und südlich des Benbow Inn. Die Straße macht einige Kurven und das Tempolimit fällt in der Gegend ab. Als ich um eine Rechtskurve bog, sah ich eine Gestalt am Straßenrand auf der rechten Schulter liegen. Ich war das einzige Fahrzeug in der Gegend gegen 20:15 Uhr. Meine Geschwindigkeit war ungefähr 45-50 MPH, als ich die Gestalt passierte. Sie lag auf der rechten Straßenseite. Ich schätzte die Höhe auf ungefähr sieben ft. Ich schaute auf den Rücken der Kreatur und bemerkte, dass sie breite Schultern und eine dicke Rumpfform hatte. Während die Form einem Menschen ähnlich war, war sie nicht menschlich. Es war auch kein Bär. Ich konnte muskulöse Züge in seinen Gesäßmuskeln und einen Kopf auf den Schultern sehen, der sich etwas nach oben verjüngte und der nicht auf dem Boden lag. Das Haar war schokoladenbraun und sehr natürlich. Das Haar war überhaupt nicht wie das Fell eines Bären.

 

Ich drehte mich ein Stück hinter der Stelle um und kehrte dorthin zurück, wo ich sie gesehen hatte. Von der Zeit, als ich die Kreatur sah, bis zu meiner Rückkehr an ihren Standort geschätzte zwei Minuten waren keine anderen Fahrzeuge nach Norden oder Süden gefahren. Als ich an der Stelle ankam, an der ich es gesehen hatte, war die Kreatur verschwunden.

 

 

Dies meldet die Singular Fortean Society (SFS). Dort hat man bereits erste Plausibilitätsprüfungen angestellt. Im Rohnert Park Police Departement ist ein Sergeant Rick Bates beschäftigt.

 

Unser erster Realitätscheck ergab, dass die Sonne am 23.1.2021 in Garberville um 17:23 Uhr untergegangen ist. Die Beobachtung fand also knapp 3 h nach Sonnenuntergang statt, es muss stockfinster gewesen sein. Ob man im Scheinwerferlicht bei 70 bis 80 km die Details einer Kreatur am Straßenrand erkennen kann, während man das Auto lenkt?

 

Quellen: Singular Fortean Society; SunEarthTools


Florida: Bigfoot-Jäger filmt mysteriöse Figur auf einem Feld

Der Daily Star hat ein Video der BFRO Facebook-Seite zitiert, auf dem eine ungewöhnliche, zweibeinige Kreatur zu sehen ist. Das dunkle Wesen überquert gemessenen Schrittes eine Lichtung, die für Strom-Freileitungen offen gehalten wird.

Die Figur auf dem Handy-Video ist jedoch für eine Untersuchung zu klein.

 

Quelle: Daily Star vom 21.2.2021


Bigfoot-Diebe haben erneut zugeschlagen

Wir berichteten bereits, dass überall in den USA große Bigfoot-Figuren gestohlen werden. Diesmal schlugen sie in Marion, North Carolina zu und stahlen eine 150 Pfund (ca. 60 kg) schwere, etwa 1 m hohe Beton-Figur. Bigfoot ist das „offizielle Tier“ der Gemeinde Marion, die Stadt veranstaltet jedes Jahr ein Fest zu seinen Ehren.

Bigfoot
Eine Bigfoot-Statue aus Holz

Wenn es so läuft, wie mit vielen vergangenen „Bigfoot-Entführungen“, könnten die Diebe eine „Belohnung“ für die Entdeckung der Statue fordern. Sie taucht danach irgendwo an einem abgelegenen Ort wieder auf.

 

Quelle: Tim Binnall in Coast-to-Coast am 16.2.2021


Der älteste beringte Vogel ist wieder Mutter geworden

„Wisdom“, ein Laysan-Albatros-Weibchen ist erneut Mutter geworden. Am 1.2.2021 schlüpfte ihr Küken auf Midway im Zentralpazifik. Wisdom ist mindestens 70 Jahre alt. Sie und ihr aktueller Partner Akeakamai haben mindestens seit 2012 immer wieder Junge.

 

Wisdom hat in ihrem Leben vermutlich mindestens 30 bis 36 Jungtiere großgezogen, schätzen Wissenschaftler. 2018 konnten Biologen ihr Jungtier von 2011 nur wenige Meter von ihrem Nest auf Midway entfernt beobachten.

 

Quelle: Medium.com


Florida hat ein neues Flussmonster

Florida hat sich zu einer Art Exoten-Freiluftzoo entwickelt. Von Pythons über Nilkrokodile, Leguane, Capybaras und mindestens 50 Arten Aquarienfische haben sich allerlei Exoten aus dem Heimtierhandel dort etablieren können. Nun scheint eine weitere, riesige Art hinzu zu kommen: Leah Getts aus Cape Coral meldete der Fort Myers News Station WBBH, dass sie im Caloosahatchee-River einen Arapaima beobachtet habe.

„Er war größer als mein siebenjähriger Sohn. Ich dachte „Das ist nichts, was ich vorher schonmal gesehen habe“. Das Tier hatte einen rötlichen Schwanz“, schildert Getts ihre Beobachtung. „Als man mir sagte, es sei ein Arapaima, sah ich mir Bilder an und war totsicher.“

 

Arapaima

 

Arapaimas leben natürlicherweise im Amazonasbecken und gehören zu den größten reinen Süßwasserfischen. Sie können Längen von mehr als 2 m erreichen und werden mehr als 20 Jahre alt. Als Jäger könnten sie großen Einfluss auf die Süßgewässer Floridas haben. Sie können durch Schwimmblasenatmung Trockenphasen gut überstehen, sind jedoch gegen gelegentliche Kälteeinbrüche empfindlich.

 

Quelle: Orlando Weekly


Wo wir schonmal dabei sind:

Alligatorhecht in Singapur angeschwemmt

Am Ufer des MacRitchie-Stausees in Singapur wurden die Überreste eines Alligatorhechtes angeschwemmt. Obwohl das Tier als „prähistorisches Ungeheuer“ durch die Presse gegangen ist, hatten die städtische Wasserversorgung und die Nationalpark-Leitung sofort gemeinsam veröffentlicht, dass es sich um einen Alligatorhecht Atractosteus spatula handele. Diese Art kommt im Stromgebiet des Mississippi und in den kleineren Strömen am Golf von Mexiko vor.

Alligatorhechte
Alligatorhechte im Aquarium

Die Tiere werden gelegentlich als Zierfische oder Besatzfische für „Big Game“-Angelteiche gehandelt. Auf diesem Weg könnten der Fisch nach Singapur gekommen sein. Alligatorhechte können unter guten Bedingungen mehr als 2 m lang und 100 kg schwer werden. Es ist gut vorstellbar, welchen Einfluss diese Tiere auf andere Gewässersysteme haben. Das Aussetzen von exotischen Tieren in Singapur kann unangenehm teuer werden, bis zu 3000 Singapur-Dollar sind fällig (etwa 1500 €).

 

Quelle: The Indepedent


Rekordzahl von Bibern in Großbritannien ausgesetzt

Der Wildlife Trust Großbritanniens hat in den Landschaften Dorset, Derbyshire, Hampshire, der Isle of Wight, Nottinghamshire und Montgomeryshire zahlreiche Biber ausgesetzt. Im letzten Jahr hatten sich zusätzlich am Otter-River in Devon Biber „inoffiziell“ angesiedelt, die Regierung entschied, sie können dort bleiben.

 

schwimmender Biber
In Großbritannien sind Biber willkommene Neu-Altbürger.

 

Craig Bennett, Vorsitzender der Wildlife Trusts sagt dazu: „Biber sind eine fantastische Schlüsselart. Sie spielt eine gewaltige Rolle in der Verwirklichung von Wildnis in Großbritannien.“ und weiter: „Die Vorteile für die Menschen sind klar: Biber helfen, Überschwemmungen zu verhindern, filtern Schwebstoffe aus dem Wasser und schaffen Lebensräume für Otter, Schermäuse und Eisvögel. Und die Leute lieben es, sie zu sehen, ihre Anwesenheit verstärkt den Tourismus im Hinterland.“

 

Der Guardian weiß noch mehr.


Grauwale lernen riskante Nahrungsbeschaffung

gestrandeter Grauwal
Mitarbeiter der Fisheries and Oceans Canada vermessen einen gestrandeten Grauwalkadaver, Mai 2020

Den Grauwalen an der US-Westküste geht es zur Zeit nicht gut (wir berichteten). Sie unterliegen derzeit einer Periode schlechter Nahrungsversorgung und erhöhter Sterblichkeit. Doch anstatt einfach so zu hungern hat sich eine Gruppe von ihnen, die „Sounders“ eine neue, riskante Art der Nahrungsbeschaffung einfallen lassen.

Die Sounders stellen eine Gruppe von Tieren dar, die von März bis Mai im Pudget Sound verbleiben. Mittels Drohnenaufnahmen haben haben Wissenschaftler nun herausfinden können, was sie anders machen, als die Durchreisenden: Sie wandern in den Possession Sound, einen Nebenarm des Pudget Sound, der nahe des Boeing-Werkes in Everett liegt. Dort finden sie am Boden die Amerikanische Glasgarnele Neotrypaea californensis in dichten Populationen. Die brauchen sie nur aus dem Schlamm aufzupusten und einzusammeln. „Es ist bemerkenswert“, kommentiert John Durban, Senior Scientist bei den Southall Environmental Associates, „sie haben eine Strategie für sich entwickelt, die funktioniert. Ich war fast schockiert, wie schnell sie ihre Statur von ausgemergelt in wohlgenährt ändern.“

 

Doch dabei gibt es ein Problem: Die Wale wandern bis zu einer Meile in den Tidenbereich hinein. Sie riskieren damit, bei Niedrigwasser auf Grund zu laufen und trocken zu fallen. Daher müssen sie sich selbst im Delta des Snohomish River sehr gut auskennen, immer wissen, wo sie sind, wann das Wasser wie hoch steht und wie sie bei Ebbe da raus kommen. Die Beobachtungen belegen, dass die Sounders ihre Fressaktivitäten exakt mit dem Hochwasser synchronisieren. „Manchmal liegen sie einfach nur auf dem Boden und warten, dann fressen sie ungeheure Mengen für 2 Stunden bei Flut“, beschreibt John Calambokidis, Forscher bei Cascadia ihr Verhalten.

 

Die Seattle Times weiß noch mehr.


Russland: Blaue Hunde geben Rätsel auf

„Bekannt wie ein bunter Hund“, sagt der Volksmund. Und tatsächlich, kaum tauchen im russischen Dserschinsk, 360 km östlich von Moskau, blaue Hunde auf, steht es hier in den News. Laut n-tv wurden insgesamt sieben blaue Hunde eingefangen und in Tierkliniken gebracht. Vermutlich gehören die Tiere alle zu einem Rudel verwilderter, nahezu weißer Hunde, die auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik für Acrylglas leben. Die Agentur Ria Nowosti meldet unter Berufung auf den Insolvenzverwalter, dass sie möglicherweise mit Kupfersulfat in Kontakt gekommen sind.

 

Blaue Hunde

 

Die Farbe der Hunde wirkt tatsächlich, als hätten sie Kontakt mit blauem Kupfersulfat gehabt. Allerdings stellt sich dann die Frage, was diese Substanz in einer Fabrik für Acrylglas zu suchen hat. Für die Herstellung von Polymethylmethacrylat, so die chemische Bezeichnung von Acrylglas, wird weder ein Kupfersalz noch ein Sulfat benötigt. Wieso diese Substanz dann in so großen Mengen in einer stillgelegten Fabrik lagen soll, ist unklar.


Schwarzfußiltis geklont – Eine Chance für den Artenschutz?

Der Schwarzfußiltis (Mustela nigripes) war ein in den Prärien Nordamerikas weit verbreiteter Marder. Schwarzfußiltisse nutzen als Beutetier überwiegend Präriehunde. Deren Ausrottung als Landwirtschaftsschädlinge führte entsprechend zum Zusammenbruch der Schwarzfußiltis-Populationen. 1996 wurde der Schwarzfußiltis von der IUCN Red List als in der freien Wildbahn ausgestorben gelistet. Dank Nachzuchtprogrammen und Schutzgebieten ist das Überleben dieser Art gesichert. Der heute in freier Wildbahn lebende Bestand geht auf in Gefangenschaft gezüchtete Individuen zurück. Sie leiden stark unter Inzuchtproblemen.

Schwarzfußiltis
Der Schwarzfußiltis war in der Natur bereits ausgestorben

Im Jahr 2020 begründeten der Zoo von San Diego, die Naturschutzorganisation Revive & Restore, das ViaGen Pets and Equine Company und der U.S. Fish and Wildlife Service ein Klonprojekt. Als Basis für zukünftige Klone wurde die DNA eines Mitte der 1980er Jahre gestorbenen Weibchen namens Willa ausgesucht. Wille hat keine heute lebenden Nachkommen. Dies hat zur Folge, dass das Genom eines völlig „neuen“ Tieres in die Population einfließt und die genetische Basis erweitern kann.

 

Am 10. Dezember 2020 kam der Klons auf die Welt: Ein Weibchen, das Elizabeth Ann genannt wurde. Die Projektbeteiligten hoffen, durch diese Maßnahmen den Genpool der Iltisse zu vergrößern und damit gegen die silvatische Pest widerstandsfähigere Tiere zu züchten. Experten schätzen, dass das Genom dieses Weibchens dreimal so viel genetische Vielfalt enthält wie das der noch existierenden Schwarzfußiltisse.

 

Kommentar: Hier haben die Wissenschaftler tatsächlich ein Tier klonen können, das für die Population der Schwarzfußiltisse wertvoll ist. Anders als bei der puren „Verdoppelung“ bereits bestehender Individuen (wie es bei Dolly passierte), kommt hier das Genom eines „neuen“ Tieres in den Genpool. Hierfür ist der Schwarzfußiltis eine besonders gut geeignete Art: Die Lebensbedingungen wurden wieder hergestellt, es gab tiefgefrorene Zellen der Art und die Technik ist offenbar robust genug.

Bleibt zu hoffen, dass entweder das Telomer-Problem gelöst ist, Elizabeth Ann schnell kräftige Männchen als Nachwuchs bekommt oder die Zellspenderin zu dem Zeitpunkt nicht sehr alt war. So kann sich ihr Beitrag optimal im Genpool ausbreiten.

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Bestiarium – Ein Mahnmal

Erschreckend, welche Tierschicksale dieses Buch offenbart. Dieses Buch verdeutlicht die menschliche Ignoranz gegenüber seiner Umwelt und die unglaubliche Rücksichtslosigkjeit im Umgang mit der Natur. Überall dort, wo der Mensch sich in den letzten 12.000 Jahren niedergelassen hat, sind die meisten Großtiere ausgestorben. Warum wohl? Das Buch ist ein Mahnmal und eine Aufforderung an uns, sorgsamer mit den Ökosystemen der Erde umzugehen – sonst sind wir bald selbst die nächste Spezies, die aussterben wird. (Aus einer Amazon-Bewertung)

 

Bestiarium: Zeugnisse ausgestorbener Tierarten hat 168 großformatige Seiten und ist 2014 bei Haupt erschienen.

 

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Die Polizei warnt: Lebensgefahr bei Wolfstourismus!

Wolf auf einem bemoosten Felsen
Rezenter Grauwolf

 

Allerdings geht diese Gefahr mitnichten von den Wölfen aus. Die Polizei bezieht sich hierbei auf Wolfstouristen, die sich auf dem militärischen Sperrgebiet bei Nordhorn eingefunden haben. Hier geht eine akute Gefahr von Munitionsrückständen aus etwa 100 Jahren militärischer Nutzung aus.  Insbesondere Sprengstoffreste, aber auch ganze Granaten und Landminen könnten im Boden verborgen sein.

Nach Recherchen des polizeilichen Staatsschutzes in sozialen Medien gibt es eine Facebook-Gruppe mit mehr als 700 Mitgliedern. Einige von ihnen versuchen wohl, in einer Art Abenteuer-Expedition dem auf der Nordhorn Range ansässigen Rudel nachzustellen. Diese selbsternannten Wolfsbeobachter hätten sogar kleine Lagerfeuer entfacht, was wegen der Munitions-Altlasten schnell tödlich enden kann.

 

Unser dringender Tipp: Freut euch, wenn ihr Wölfe beobachten könnt, aber geht nur unter sachkundiger Führung in militärische Sperrgebiete. Ansonsten lasst die Wölfe in Ruhe!


Verschollene Vogelart nach über 170 Jahren wieder beobachtet

Der Schwarzbraun-Mausdrossling Malacocincla perspicillata ist eine der vielen „Einmal und nie wieder nachgewiesenen“ Vogelarten. Irgendwann zwischen 1843 und 1848 wurde ein einziges Tier dieser Art irgendwo in den Dschungeln Borneos gesammelt, wo genau ist heute nicht mehr feststellbar. Doch dieses eine Exemplar, Holotyp der Art, heute im Naturalis Center in Leiden, NL, belegt, dass die Art existiert(e). Daher galt der Schwarzbraun-Mausdrossling als größtes Rätsel der indonesischen Ornithologie.

 

Der Schwarzbraun-Mausdrossling Malacocincla perspicillata
Der Schwarzbraun-Mausdrossling Malacocincla perspicillata

 

Am 5. Oktober 2020 konnten einige Ornithologen ein Exemplar im Südosten der Insel beobachten, kurzzeitig fangen und fotografieren. Dabei konnten sie den Vogel sicher bestimmen, zumal sie mit verwandten Arten vertraut sind. Sie

stellten sie einige Unterschiede zwischen dem lebenden Exemplar und der bekanntesten Zeichnung von Eaton et al. 2016 fest, so ist die Iris des Vogels rot, nicht gelb und die Beine sind dunkel schiefergrau und nicht bräunlich.

 

Der komplette Fundbericht kann hier als pdf herunter geladen werden. Der Holotyp aus Leiden ist auf deren Webseite zu sehen – mit gelben Glasaugen, der lebende Vogel hat eine rote Iris.


Ölpest in Israel

Die Mittelmeerstrände Israels sind wegen den Folgen einer Ölpest gesperrt. Teerspuren ziehen sich von Haifa im Norden des Landes bis nach Aschkelon an der Grenze zum Gaza-Streifen. Wo diese Verschmutzung her kommt, ist noch unklar. Möglicherweise hatte ein heftiger Sturm alten Teer vom Meeresboden gelöst oder ein Frachtschiff hat seine Tanks illegal gereinigt.

Finnwal bläst
Finnwal der atlantischen Population (CC 2.0 by Aqqa Rosing-Asvid)

Neben einem jungen Finnwal, der im Süden des Landes angeschwemmt wurde, starben zahlreiche andere Meerestiere, auch auf die Seegraswiesen vor der Küste wirkt sie sich verheerend aus. Die israelische Behörde für Natur und Parks sprach von einer der schwersten Umweltkatastrophen in der Geschichte des Landes. Das Umweltministerium sicherte zu, die Ursache der Verschmutzung ausfindig zu machen. Die Säuberungsaktion werde „lang und schwierig“, erklärte das Ministerium.

 

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu besuchte einen Strand in der Krisenregion. Man habe in Gesprächen mit dem südlichen Nachbarland Ägypten zudem vorgeschlagen, dass Schiffe im Mittelmeer künftig mit umweltfreundlichem Treibstoff ausgestattet werden. „Wenn mehrere Länder zusammenarbeiten, können wir binnen weniger Jahre eine große Veränderung bewirken, so dass das Meer, das Land und die Strände sauber bleiben“, sagte Netanyahu.

 

Quelle: tagesschau.de


Leben, das es nicht geben könnte: Die ersten sessilen Organismen unter dem Schelfeis der Antarktis

In einem See unter der Antarktis, etwa 260 Kilometer vom offenen Ozean entfernt, unter einem Schelfeis eingeschlossen, haben Wissenschaftler seltsame Lebensformen gefunden.

 

Die Kreaturen wurden von der British Antarctic Survey entdeckt, als die Forscher versuchten, eine Sedimentkernprobe unter dem Filchner-Ronne-Schelfeis zu sammeln. Während sie etwa 900 Meter in das Schelfeis tunnelten, traf ihr Bohrer plötzlich einen Felsbrocken. Noch unerwarteter zeigte eine an der Bohrmaschine angebrachte Kamera, dass eine Gemeinschaft von Lebewesen auf dem Felsen saß.

 

Diese „Gemeinschaft der Meeresorganismen“ setzt sich aus sessilen Tieren, den Schwämmen ähnlich, die mutmaßlich mehreren unbekannten Arten angehören. Vorherige Bohrungen haben bewegliche Aas- und Detritusfresser wie Fische, Würmer und Krill in ähnlichen Lebensräumen gezeigt. Sessile Tiere sind typischerweise Filtrierer, die von dem leben, was vorbei geschwemmt wird. Wie diese Tiere in totaler Dunkelheit und Temperaturen von -2,2°C existieren können, ist noch unklar. Auch die Frage nach der Nahrungsversorgung steht im Raum, ist die nächste Quelle für Fotosynthese doch 1500 km weit entfernt.

 

Die Originalarbeit ist als Volltext verfügbar: „Breaking All the Rules: The First Recorded Hard Substrate Sessile Benthic Community Far Beneath an Antarctic Ice Shelf


Zeigt eine 4600 Jahre alte ägyptische Wandmalerei eine unbekannte Vogelart?

Nefermaat war ein hoher Hofbeamter in der 4. ägyptischen Dynastie. Er diente dem König Snofru und seinem Nachfolger Cheops.

In Meidum steht das Grabmal von Nefermaat und seiner Frau Itet. Es ist für seine Wandmalereien berühmt, insbesondere eine Szene mit sechs sehr detailreich dargestellten Gänsen:

 

Meidum-Gänse
Die Meidum-Gänse

Die Gänse sind so detailreich gezeichnet, dass sie problemlos bestimmt werden können. Die beiden äußeren (mit dem Kopf nach unten fressenden) Gänse sind Saatgänse, Anser fabalis. Die beiden linken Gänse, die nach links gucken, sind als Blässgänse, Anser albifrons, zu identifizieren. Spannend sind die beiden nach rechts guckenden Gänse. Die rechte der beiden ist ziemlich sicher eine Rothalsgans Branta ruficollis, während das davor stehende Tier eine deutlich andere Zeichnung zeigt.

 

Einige Kryptozoologen meinen, hier bereits die Abbildung einer unbekannten Art gefunden zu haben. Wir werden uns der Sache noch annehmen, auch unter weiteren Gesichtspunkten.

 

Quelle: phys.org


Geologen finden Asteroiden-Staub im Chicxulub-Krater

Der Chicxulub-Asteroid war wohl der Killer für alle Nichtvogeldinosaurier. Zunächst fanden Forscher eine dünne Sedimentschicht, die reich am Edelmetall Iridium ist, genau zwischen dem Ende der Kreidezeit und dem Beginn der Erdneuzeit. Iridium ist auf der Erde sehr selten, deswegen kam die Idee des außerirdischen Ursprungs schnell auf.

Der Bolide erreicht tiefere Zonen der Erdatmosphäre
Künstlerische Darstellung des Impaktes

Seit man in den 1990ern den Krater im Golf von Mexiko und in der Karibik entdeckte, lässt sich der Einschlag auch genau lokalisieren. Doch bisher fehlte noch direkte Materie des Impaktors.

 

Diese haben Geologen jetzt auch gesichert. Forscher fanden Iridium in einem Bohrkern der IODP-ICDP Expedition in der Impakt-Struktur. Im Krater ist die in den Tagen bis Jahren nach dem Einschlag abgelagerte Sedimentschicht so dick, dass die Wissenschaftler den Staub auf nur zwei Jahrzehnte nach dem Aufprall genau datieren konnten. Damit sind auch die letzten Zweifel widerlegt, die Iridium-Schicht könne möglicherweise doch nicht vom Asteroiden-Einschlag kommen. 

 

Quelle: DOI: 10.1126/sciadv.abe3647 


Die Zähne frühester Primaten beleuchten unsere älteste Vergangenheit

Die Formen versteinerter Zähne von 65,9 Millionen Jahre alten, hörnchenartigen Kreaturen lassen darauf schließen, dass der Ursprung der Primaten bis ins Erdmittelalter zurückverfolgen lässt. Ein Team von zehn Wissenschaftlern aus den USA haben eine Studie veröffentlicht, in der sie belegen,  dass eine alte Gruppe von Primaten, die als Plesiadapiformes bekannt sind, vor dem K-T-Ereignis aufgetreten ist.

 

So stellt sich Andrey Atuchin den frühesten bekannten Primaten, Purgatorius mckeeveri vor (Andrey Atuchin Illustration via Burke Museum).

 

Die Beweise stammen aus einer Analyse von Zahnfossilien, die im Gebiet von Hell Creek im Nordosten von Montana entdeckt wurden. Die Fossilien sind alle von der plesiadapiformen Gattung Purgatorius. Die Forscher sagen jedoch, dass einige der Zähne zur bekannten Ar, Purgatorius janisae gehören, während andere von der neu benannten Art Purgatorius mckeeveri stammen.

 

Das Team datiert die Zähne auf 65,9 Millionen Jahre. Das sind nur 105.000 bis 139.000 Jahre nach dem K-T-Ereignis. Das bedeutet, dass die Vorgänger der beiden genannten Purgatorius-Arten vor dem Massensterben existiert haben müssen.

 

So belegen die Zähne, dass die frühesten Mitglieder der Primatenfamilie zu den Überlebenden des Chicxulub-Impaktes gehörten.

 

Quelle: Royal Society open Science https://doi.org/10.1098/rsos.210050


360.000 Jahre alte DNA gibt neue Hinweise auf die Evolution der Höhlenbären

Ein internationales Forscherteam hat DNA aus einem 360.000 Jahre alten Schläfenbein des ausgestorbenen Höhlenbären Ursus kudarensis extrahiert und sequenziert. Die Knochen wurden  in einer Höhle im Kaukasus gefunden – es ist die älteste Genomsequenz aus einer Umgebung ohne Permafrost. Mithilfe dieses und anderer Genome von Höhlenbären haben sie die Substitutionsraten von Kern- und Mitochondrien bestimmt und die Evolutionsgeschichte von Höhlenbären überarbeitet.

 

Höhlenbär-Rekonstruktion
Rekonstruktion des Höhlenbärs Ursus spelaeus. Image credit: Sergio de la Larosa / CC BY-SA 3.0.

 

Das vom Team analysierte Fossil gehört zu einer Unterart des Höhlenbären im mittleren Pleistozän. Sie wird Ursus kudarensis praekudarensis genannt. Man nimmt an, dass sie Vorfahren des spätpleistozänen kaukasischen Höhlenbären Ursus kudarensis kudarensis ist.

Das Exemplar wurde in der Höhle Kudaro 1 im Südkaukasus in Südossetien, Georgia, gefunden.

 

Quelle: Axel Barlow et al. 2021. Middle Pleistocene genome calibrates a revised evolutionary history of extinct cave bears. Current Biology 31: 1-9; doi: 10.1016/j.cub.2021.01.073

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Auch Springhasen leuchten unter UV-Licht

Fluoreszenz Springhasen
Die Biofluoreszenz der Springhasen, Abb. aus der Originalarbeit

 

Vor einigen Monaten haben Wissenschaftler an Schnabeltier-Fellen wiederkehrende Muster festgestellt, die im UV-Bereich leuchten.

Bei beiden Arten der Familie der Springhasen konnten Forscher ebenfalls Biofluoreszenz nachweisen. Fluoreszenz entsteht, wenn UV-Licht Atome dazu anregt, im Bereich des sichtbaren Lichtes zu leuchten. Jeder Disko-Besucher kennt Schwarzlicht und entsprechende Leuchtfarben.

Offenbar ist Biofluoreszenz im Tierreich weiter verbreitet, als gedacht. Bei Wirbellosen kennt man es ebenso wie bei allen Wirbeltierklassen. Bei Säugetieren ist es bisher bei Schnabeltieren, den amerikanischen Beutel-Opossums und den nordamerikanischen Flughörnchen bekannt. Über den Sinn können die Forscher bisher nur Vermutungen anstellen, hauptsächlich wird über eine Form der Kommunikation debattiert. Die Biofluoreszenz wurde bisher nur bei nachtaktiven Säugetieren festgestellt.

 

Quelle: Scientific Reports https://doi.org/10.1038/s41598-021-83588-0


Genom früher Hunde aus Alaska entschlüsselt

Wissenschaftler haben mitochondriale DNA aus Teilen eines Oberschenkelknochens eines historischen Hundes, der vor 10.150 Jahren in Alaska lebte, extrahiert und sequenziert. Die Resultate belegen die Zugehörigkeit zu einer Linie von Hunden, die vor etwa 16.700 Jahren von sibirischen Hunden abgespalten wurde. Das sequenzierte Tier könnte eng mit den Hunden verwandt sein, die die Menschen bei der Wanderung nach Amerika begleiteten.

 

Shikoku-Hund
Der japanische Shikoku gilt als urtümliche Hunderasse, vielleicht ähnelte er dem gefundenen Hund?

 

Quelle: https://doi.org/10.1098/rspb.2020.3103 sogar Fulltext!

 

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Die Vogel-WG: Die Heinroths, ihre 1000 Vögel und die Anfänge der Verhaltensforschung

Eine Etagenwohnung mitten in Berlin. In jedem Zimmer Vögel. Eine Nachtschwalbe brütet auf dem Teppich, ein Specht hackt Löcher in den Schrank, ein Mauersegler kreist durchs Wohnzimmer. Ein reales Szenario. Es liegt 100 Jahre zurück. Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte des Naturforscher-Paares Heinroth, das in seiner Wohnung fast 1.000 Vögel aufzog. Mit subtilem Sinn für Komik beschreiben die Heinroths ihre Beobachtungen und bringen dem Leser heimische Vogelarten damit ungewöhnlich nahe. Begleitet werden die kuriosen wie lehrreichen Beschreibungen von ihren besten Aufnahmen, die erst kürzlich wiederentdeckt wurden.

Spannende und interessante Fakten aus hautnaher Forschung über früher häufige und heute sehr seltene Vogelarten

Oskar Heinroth und seine ebenso passionierte Frau Magdalene gelten als Begründer der Verhaltensforschung. Über 30 Jahre lang zogen sie in ihrer Wohnung aus den Eiern, die sie selbst gesucht hatten oder überreicht bekamen, heimische Vögel auf, beobachteten ihre Verhaltensweisen und dokumentierten sie in Text und Bildern.

 

Die Vogel-WG: Die Heinroths, ihre 1000 Vögel und die Anfänge der Verhaltensforschung ist bereits in der 2. Auflage bei Knesebeck erschienen und hat 272 Seiten zum Schmökern, Lernen und Staunen.

 

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Neu beschrieben:

  • Eine hübsche, mit Muscheln assoziierte Garnele aus den Gewässern vor Hawaii heißt jetzt Opaepupu huna. DOI: 10.11646/zootaxa.4903.1.3 (Bild oben)
  • Bei einer Revision der chinesischen Nothybidae, einer kaum bekannten Fliegenfamilie, haben die Bearbeiter nicht nur einen Bestimmungsschlüssel für die chinesischen Arten herausgegeben, sondern auch die Art Nothybus absens wiederbeschrieben. Diese Art war 2016 nur anhand eines Fotos beschrieben worden, jetzt sind Männchen und Weibchen hinterlegt.
    DOI: 10.11646/zootaxa.4926.2.3
  • Die Rüsselkäferfamilie Dryophthorinae hat über 1200 Arten in 153 Gattungen. Chamorro, de Medeiros & Farrell haben sie anhand ihrer ribosomalen DNA verglichen und festgestellt, dass die Artenbildung in der Erdneuzeit stattgefunden hat. DOI: 10.1002/ece3.7131
  • Gymnocephalus aurocephalus heißt eine bisher unbekannte Muräne aus der Andamanensee vor Indien. Sie hat eine dunkle Grundfärbung und weiße Punkte, die zum Kopf hin dichter und gelblicher werden. Die Tiere kommen in Tiefen von 90 bis 130 m vor, der Holotypus hat eine Länge von gut 70 cm.  DOI: 10.11646/zootaxa.4877.2.8
  • Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern hat die Seepferdchen überarbeitet und anhand deren Genetik die Evolution und mögliche Ausbreitungsrouten beschrieben:
  • Aus Südvietnam kommt mit Scincella baraensis eine neu beschriebene Art der Skinke.
  • Von der peruanischen Pazifikküste hingegen kommt eine neu beschriebene Art der Bogenfingergeckos. Stenocercus ica heißt sie: Salamandra 57(1)
  • Die Erstbeschreibung des Gold-Mützenlangurs Presbytis johnaspinalli basierte bisher auf fünf Fotografien, die Tiere eines einzelnen Händlers aus Ost-Java, Indonesien. In der Geschichte hinter dieser etwas dürftig hinterlegten Erstbeschreibung steckt eine hübsche Räuberpistole, aber auch die Überarbeitung der Art bringt nur wenig Klarheit. Viel Spaß beim Lesen: https://doi.org/10.3897/zse.97.62235

Fossil neu beschrieben:

  • Aus der Oberkreide, genauer dem Campan der Aguja-Formation in West-Texas ist die Schildkröte Chupacabrachelys complexus beschrieben worden. Sie gehört zu den Halswenderschildkröten (Pleurodira), ihr Typusexemplar ist eines der vollständigsten Fossilien aus der ausgestorbenen Familie Bothremydidae. Ihr Kopf und Kiefer waren schmal, dreieckig und dorsoventral abgeplattet. https://doi.org/10.1080/02724634.2010.520782

Kurz gemeldet

Ausgestorben

  • Wissenschaftler haben in Überresten eines Steppenmammuts gefundene DNA auf über eine Million Jahre datiert. Diese gilt seitdem als die älteste erhaltene aDNA. DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-021-03224-9

Rezent im Meer

  • Der belgische Naturfotograf Yves Adams konnte einen leuzistischen Königspinguin fotografieren. Er fand das einzigartige weiß-gelbe Tier unter 120.000 normalfarbigen Frackträgern auf der Salisbury Plain in Südgeorgien. PetaPixel weiß mehr.

    Gelber Königspinguin
    Der angesprochene, leuzistische Königspinguin

Rezent an Land

  • In Viersen am Niederrhein hat ein aggressiver Greifvogel einen Passanten und seinen Hund angegriffen. Experten vermuteten, es handele sich um einen Rotschwanzbussard, der aus einer Falknerei entkommen ist.
  • Bund und Länder haben seit Jahren weniger Naturschutzgebiete ausgewiesen, als das EU-Recht verlangt. Weil sich trotz Mahnungen aus Brüssel kaum etwas getan hat, klagt die EU-Kommission nun vor dem Europäischen Gerichtshof. Ein Urteil könnte für Deutschland teuer werden.
  • In London werden die Ratten immer dreister. Kaum bleiben die Menschen wegen des Lockdowns zuhause, erobern Ratten die Innenstadt, nicht nur Grünanlagen und Kanäle erobern sie, auch die ruhigen Geschäfte bekommen „Besuch“. Lokale Kammerjäger glauben, es sei schwierig, die Ratten auch in Zukunft vom Besuch abhalten zu können und warnen vor bösen Überraschungen.
  • Naturfotograf Sean Weekly konnte in Wales einen leuzistischen Roten Milan fotografieren. Passenderweise posierte das einmalige Tier auch noch im Schnee. Quelle: County Times
  • Eine etwa 2 m große Felszeichnung eines Kängurus, die in einem Rock-Shelter im nordöstlichen Kimberley in Westaustralien entdeckt wurde, gilt jetzt als älteste erhaltene Zeichnung Australiens. Sie konnte auf 17.100 bis 17.500 Jahre datiert werden – mit Hilfe von Resten von Wespennestern, die sich unter und über dem Farbauftrag fanden.

    leuzistischer Rotmilan
    Ein weißer Rotmilan im Schnee, besser konnte es kaum kommen.

Im Süßwasser

  • Im Norden Queenslands, Australien scheint ein Fischer Opfer von Krokodilen geworden zu sein. Der 69jährige kehrte von seiner Ausfahrt nicht zurück, sein Boot wurde kieloben treibend gefunden. In der Nähe fanden die Behörden menschliche Überreste. Sie fingen auch zwei Leistenkrokodile, die sich in der Nähe aufhielten, eines von ihnen war 14 ft., also etwa 4,25 m lang. In seinem Magen fanden sich weitere menschliche Überreste. Unklar ist, ob der 69jährige Opfer der Krokodile wurde oder ob er an etwas anderem starb und das Krokodil nur an seinem Leichnam fraß.

    Salzwasserkrokodil
    Das Leistenkrokodil ist im Norden Australiens weit verbreitet.
  • US-Autor und Kryptozoologe Ken Gerhard zeichnet sich nicht nur durch einen speckigen Hut, sondern auch durch immer wieder neue Thesen zur Erklärung von Kryptiden aus. Jetzt will er Nessie, das Loch-Ness-Monster mit einem Vertreter ausgestorbener, schlangenartiger Wale erklären. Ach ja, und er will, dass man sein neues Buch kauft.

Strandfunde

  • Ungefähr 100 tote Aale haben Umweltschützer nach dem Frühjahrshochwasser am Rheinufer in Dormagen (zwischen Köln und Düsseldorf) entdeckt. Nach Angaben der Organisation Rhein Clean Up lagen die über 60 cm langen Tiere in Ästen oder am Boden auf einer Strecke von etwa 1 km. Die Tiere weisen keine Verletzungen auf, wieso sie dort strandeten, ist unklar und wird weiter erforscht. Quelle: WDR
  • In Hafen der französischen Stadt Saint Tropez ist am 18.2. ein nur 2,2 m langes Zwergwalkalb gestrandet. Normalerweise kommen Nordatlantische Zwergwale, die in den deutschen Medien auch (falsch) als Minkwale bezeichnet werden, im Mittelmeer sehr selten vor. Dies ist erst die siebte Strandung an der französischen Mittelmeerküste seit 1972, so der ortsansässige Walfachmann Frank Dhermain auf Facebook. Eine Untersuchung des Kadavers ist anberaumt.
  • Auf dem Farewell Spit in Neuseeland, einer langen Sandbank im Norden der Südinsel sind mehr als 50 Langflossen-Grindwale gestrandet. Nachdem am 21.2. bereits 9 Tiere verendet waren, konnten Helfer etwa 40 Tiere mit der Flut ins Wasser bringen. Leider strandeten am folgenden Tag viele Tiere erneut, mindestens 12 weitere Tiere starben. Immerhin gelang es der Rettungsgruppe 28 Wale mit der Flut ins Meer zu treiben. Da es keine Folgemeldung gibt, ist von einem Erfolg auszugehen.
    Auf der Farewell Spit genannten Sandbank kommt es häufiger zu spektakulären Strandungen, vor vier Jahren strandeten rund 650 Grindwale, von denen mehr als 350 verstarben.
  • Am Padre Island National Seashore im Süden Texas‘ ist ein Zwergpottwal gestrandet. Die Behörden sprechen von einem „Pygmy Sperm Whale“, das wäre Kogia breviceps. Die Fotos der Pressemeldung helfen nicht bei der Bestimmung. Am Golf von Mexiko sind in den letzten drei Wochen zahllose Tiere an den Folgen eines Kälteeinbruches gestorben, darunter ganze Fischschwärme und viele Schildkröten.
  • Bei den Schildkröten haben die Behörden schnell reagiert und über 5000 Tiere aus dem kalten Wasser gesammelt und warm untergebracht. Nachdem die Temperaturen wieder im normalen Bereich liegen, werden die Tiere mit Booten aufs Meer gebracht und über eine Rutsche ins Wasser entlassen. Das gibt spektakuläre Bilder.

Die Polizei meldet

  • In den letzten Wochen wurden verstärkt illegale Tiertransporte festgestellt. Meist wurden hier Hunde aus den Balkanstaaten oder Nordafrika nach Deutschland gebracht. Oft sind diese Tiere in tragbare Käfige eingepfercht und werden in Sprintern über mehrere Tage transportiert.
    Gerade zu Corona-Zeiten ist die Nachfrage nach Hunden in Deutschland groß und schlägt solche Blüten.
  • In Westerstede in Oldenburg kam es am vergangenen Sonntag zu einem seltsamen Einsatz. Gegen 9 Uhr rief ein Anwohner die Polizei, vor seinem Haus liege eine Schlange. Sie sei weich und bewege sich nicht.
    Die Polizei rückte an und stellte fest, dass es sich um eine echte Schlange handelt. Mittels eines Handyfotos konnte ein Fachmann des Reptilienzoos Saterland die Schlange identifizieren: Es handelte sich um eine ungiftige Kornnatter. Eine mutige Beamtin nahm die Schlange daraufhin in einer Transportbox in Gewahrsam. Die Schlange leistete keinen Widerstand und kam zunächst in den Reptilienzoo Saterland.

Aus Zoos und Museen

  • Im Krefelder Zoo sind 16 Keilkopf-Glattstirnkaimane geschlüpft. Bisher ist die Zucht der seltenen Echsen 2005 das erste Mal in Krefeld, dann 2013 in Dortmund und 2017 in Ungarn gelungen. Paleosuchus trigonatus stammt aus Südamerika und ist ein Bewohner schnellfließender Gewässer.

Zu guter Letzt: Neuer Fast-Woll-Weltrekord

Die Wolle von Merino-Schafen wächst permanent, sie werfen sie nicht ab. Daher müssen sie mindestens einmal jährlich geschoren werden. Dies hat offenbar ein australischer Widder übersehen, als er sich selbstständig machte und aus der Herde ausbüchste. Mindesens fünf Jahre später wurde er wieder eingefangen und geschoren. 35 kg wog sein total verfilztes Vliess, während der Widder selbst etwas untergewichtig war. Kein Wunder, unter der Matte konnte er kaum noch sehen, wo er was zu fressen finden konnte.

Das Baarack genannte Schaf ist Nummer 2 in einer langen Reihe von Rekordschafen. Ein durchschnittliches Schaf liefert 4,4 kg Wolle, 2005 lieferte „Shrek“ 27 kg, ebenfalls 2005 schor man von „Chris“ 41 kg Wolle herunter, das doppelte seines Körpergewichtes. Aus den 35 kg von Baarack ließen sich 61 Pullover oder 490 Paar Herrensocken produzieren.

 

Quelle: the Guardian am 25.2.2021

 

 

 

 




Freitagnacht-Kryptos: „Ein alter Mann der Berge“

An den Herausgeber von „The Antioch-Ledger“

  1. Oktober 1870

 

Aus STANISLAUS-County.

Du Chaillu Nowhere – Der wilde Mann der Berge

Grayson, 16. Oktober.

 

Sehr geehrter Herausgeber des Ledger,

 

Ich habe in Ihrer Zeitung vor kurzem einen Artikel über den „Gorilla“ gesehen, der im Crow Canyon und kurz darauf in den Bergen an der Spitze des Orestimba-Baches gesehen worden sein soll. Sie haben sich über die Idee lustig gemacht, dass es in diesen Hügeln solche „Lebewesen“ gibt. Wenn ich nicht besser informiert wäre, hätte ich das auch, oder wäre zu dem Schluss kommen, dass sich eine Ihrer jüngsten Prospektionsgruppen in der Wildnis verlaufen hat. Ich versichere Ihnen positiv, dass dieser Gorilla oder wilde Mann oder wie auch immer Sie es nennen, kein Mythos ist. Ich weiß, dass er existiert und dass es mindestens zwei von ihnen gibt. Ich habe sie beide auf einmal gesehen, vor nicht einmal einem Jahr.

 

Über ihre Existenz wurde in den letzten zwanzig Jahren zuweilen berichtet, und ich habe gehört, dass in den frühen Tagen ein Orang Utan von einem Schiff an der Südküste geflohen ist. Aber die Kreatur, die ich gesehen habe, ist nicht dieses Tier, und wenn ja, woher hat er seinen Partner?

 

Letzten Herbst habe ich in den Bergen, etwa zwanzig Meilen südlich von hier gejagt und fünf oder sechs Tage an einem Ort gezeltet, wie ich es in den letzten fünfzehn Jahren zu jeder Jahreszeit getan habe. Mehrmals kehrte ich nach einer Jagd in mein Lager zurück und sah, dass die Asche und die verkohlten Stöcke vom Kamin verstreut waren. Ein alter Jäger bemerkt solche Dinge und wird sehr bald neugierig, die Ursache zu kennen. Obwohl meine Bettwäsche, Fallen und kleinen Vorräte nicht gestört waren, wollte ich unbedingt wissen, was oder wer mein Lager so regelmäßig besuchte. Denn offensichtlich konnten sich die halb verbrannten Stöcke und Schlacken nicht zerstreuen. Ich sah keine Spuren in der Nähe des Lagers, da der harte Boden, bedeckt mit trockenen Blättern, keine zeigen würde. Also begann ich mit einem Kreis um den Ort und traf dreihundert Meter entfernt in feuchtem Sand die Spuren der Füße eines Mannes, wie ich vermutete – nackt und von immenser Größe.

 

Jetzt war ich neugierig und entschlossen, mich für diesen barfüßigen Besucher auf die Lauer zu legen. Ich nahm dementsprechend eine Position auf einem Hügel ein, etwa sechzig oder siebzig Meter vom Feuer entfernt, und wartete, sicher im Busch versteckt, und beobachtete. Zwei Stunden oder länger saß ich da und fragte mich, ob der Besitzer der nackten Füße wiederkommen würde und ob er sich vorstellte, was für ein Interesse er an meinem forschenden Verstand geweckt hatte und was ihn schließlich dazu brachte, dort ohne Schuhe herumzuschleichen. Der Kamin war zu meiner Rechten, und die Stelle, an der ich die Spuren sah, war zu meiner Linken, versteckt von Büschen. In diese Richtung richtete sich meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Gedanken, dass der Besucher dort erscheinen würde, und außerdem war es einfacher, so zu sitzen und dorthin zu blicken.

 

Plötzlich erschrak ich durch ein schrilles Pfeifen, wie es Jungen mit zwei Fingern unter der Zunge produzieren, und als ich mich schnell umdrehte, entfuhr mir „Guter Gott!“ als ich den Gegenstand meiner Besorgnis neben meinem Feuer stehen sah, aufrecht, und mich misstrauisch ansehend. Es war nach dem Bild des Menschen, aber es konnte nicht menschlich sein. Ich war noch nie so erstaunt. Die Kreatur, was auch immer es war, stand fünf Fuß hoch und unverhältnismäßig breit und quadratisch an den Schultern, mit Armen von großer Länge. Die Beine waren sehr kurz und der Körper lang. Der Kopf war klein im Vergleich zum Rest der Kreatur und schien ohne Nacken auf seine Schultern gelegt zu sein. Das Ganze war mit dunkelbraunem und zimtfarbenem Haar bedeckt, das an einigen Stellen ziemlich lang war und auf dem Kopf hoch stand und herunter bis an die Augen wuchs, wie bei einem Digger-Indianer.

 

Als ich hinschaute, warf er den Kopf zurück und pfiff erneut. Dann bückte er sich und ergriff einen Stock aus dem Feuer. Dies schwang er herum und herum, bis das Feuer am Ende erloschen war, als er das Manöver wiederholte. Ich war fast bewegungsunfähig und konnte nur schauen. Eine Viertelstunde setzte ich mich und beobachtete ihn, als er pfiff und mein Feuer zerstreute. Ich hätte ihm leicht eine Kugel durch den Kopf schießen können, aber warum sollte ich ihn töten? Nachdem er sich anscheinend genug mit meinem Feuer amüsiert hatte, begann er zu gehen. Nachdem er ein kurzes Stück gegangen war, kehrte er zurück und wurde von – einer Frau, unverkennbar – begleitet.  Als sie sich beide umdrehten und an mir vorbeigingen, zwanzig Meter von mir entfernt und verschwanden sie im Busch. Ich hätte keine bessere Gelegenheit haben können, sie zu beobachten, da sie sich meiner Anwesenheit nicht bewusst waren. Ihr einziges Ziel beim Besuch meines Lagers schien es zu sein, sich mit schwingenden, beleuchteten Stöcken zu amüsieren.

 

Ich habe diese Geschichte seitdem viele Male erzählt und sie hat oft ein ungläubiges Lächeln hervorgerufen. Aber ich habe eine Person getroffen, die die mysteriösen Kreaturen gesehen hat, und ein Dutzend, die an verschiedenen Stellen zwischen hier und dem Pacheco-Pass auf ihre Spuren gestoßen sind. Das obige ist genau richtig.

 

Ihr usw.

 

Ein alter Jäger

 

 


Antioch Ledger
Die Original-Zeitschrift, in der dieser Artikel veröffentlicht wurde.

Zur Interpretation:

Die wöchentlich erscheinende Zeitung „The Antioch Ledger“ hat diesen Brief eines anonym gebliebenen Jägers 1870 veröffentlicht. Er gilt als einer der „klassischen Sasquatch-Berichte“. Der Inhalt des Briefes dürfte klar sein: „Sasquatch existiert, glaubt es mir“. Außer dem typischen Pfeifen enthält der ganze Brief kaum weitere Informationen, die man heute als nützlich ansprechen kann – außer seiner Existenz selbst. Aber gerade aufgrund dieser Existenz und der Nachweisbarkeit in einer Zeitung gilt er heute als wichtiger Beleg. Je nach Sichtweise als Beleg für die Existenz der Legende oder des Sasquatches in Person.

 

Der Brief ist durch zahlreiche Plausibilitätstests gegangen, sicher zunächst beim Herausgeber des Ledger, dann durch die zahlreicher Kryptozoologen. Die erwähnten Orte, v.a. Grayson im Stanislaus County existieren noch heute, die Gegend dort war typisches Sasquatch-Land. Von den Wäldern ist heute nichts mehr übrig, Obst- und Gemüseanbau prägt die Gegend.




Orang Mawas 6/7 – Ein gigantischer Kandidat

Der Orang Mawas wird also immer wieder als Riese beschrieben. Ein affen- oder menschenähnliches Wesen mit knapp drei Metern Körperlänge lässt sich aber partout nicht auftreiben. Der größte Zweibeiner in Südostasien ist immer noch der (moderne) Mensch, der größte Vierbeiner der asiatische Elefant. Beide Kandidaten (insbesondere der letztere) weisen – abgesehen vom aufrechten Gang beim Menschen – keine übermäßige Ähnlichkeit zum Orang Mawas auf.

 

Da an rezenten Arten also wahrscheinlich kein Tier oder Mensch mit dem Orang Mawas identisch ist, muss man wohl die ausgestorbenen Arten in Betracht ziehen.

Eine Gattung, die im Gegensatz zum Orang-Utan nach aktuellem Stand der Wissenschaft vollständig ausgestorben ist, ist der Gigantopithecus.

 

 

Der „Riesen-Orang-Utan“

Die Arten dieser Gattung zeichneten sich durch ein Merkmal besonders aus: Wie der Name schon impliziert, handelte es sich dabei um mehrere Arten äußerst großer Menschenaffen. Die größte davon – Gigantopithecus blacki – erreichte nach einigen Schätzungen gar eine Größe von bis zu drei Metern.

 

 

Auf Schätzungen beruhen insgesamt sehr viele Informationen zu dieser Affenart. Mehr als paar Unterkiefer sowie etliche Zähne wurden an Fossilien nämlich bis jetzt noch nicht entdeckt. Durch die Proteinstrukturen in diesen Zähnen ließ sich zumindest nachweisen, dass die Gattung wohl eng mit den heutigen Orang-Utans verwandt war.

Seit 2019 ist diese Information bekannt und seitdem hat sich auch die Darstellung dieser Gattung stark geändert. Wurden sie zuvor noch als Riesen-Gorillas dargestellt – da Gorillas die größten Menschenaffen der Gegenwart sind – ähneln Rekonstruktionen jetzt eher riesigen Orang-Utans.

Gigantopithecus
Moderne Rekonstruktion von Gigantopithecus by Concavenator

 

Ein Ende durch mangelnde Anpassung?

Auch die Lebensweise entsprach im Grunde der eines Orang-Utan: Die Gigantopitheci waren massige Pflanzenfresser, die sich ihre Nahrung im Wald suchten. Diese Annahme wird wiederum durch Analysen des Zahnschmelzes der Tiere und anschließenden Abgleich mit dem Zahnschmelz lebender Arten gestützt.

Nach den Forschungen des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) wurde dieser Gattung ihre enorme Masse vermutlich zum Verhängnis: Ihr Energiebedarf war sehr hoch, weswegen sie Unmengen an Nahrung zu sich nehmen mussten.

Diese Nahrung wurde im Verlauf des Pleistozäns allerdings immer rarer. Wo ehemals Wälder wuchsen, entstanden Savannen. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass die Population aufgrund dieses Mangels nach und nach zusammenbrach. Nach konservativen Schätzungen starb der Gigantopithecus daher vor etwa 300.000 Jahren aus.

 

Wer weiß, wer sich noch in den Bambuswäldern Südchinas versteckt?

 

Zweibeiner oder Vierbeiner?

Das (angebliche) Aussterben einer Tierart verhindert aber keine Spekulationen über ihr mögliches Überleben. So ist es nicht verwunderlich, dass Sichtungen großer Hominiden wie Yeti, Bigfoot oder eben auch Orang Mawas immer wieder Spekulationen anheizt, dass der Gigantopithecus vielleicht doch überlebt haben könnte.

 

Ein Detail wäre aber von entscheidender Bedeutung, um einschätzen zu können, wie realistisch diese Spekulation ist. Es stellt sich die Frage, ob der Gigantopithecus aufrecht oder eher auch allen Vieren ging. Eine ganz eindeutige Lösung für diese Frage gibt es mangels ansatzweise vollständig erhaltener Skelette aber nicht.

Unterkiefer des Gigantopithecus
Unterkieferfossil eines Gigantopithecus, das größte bekannte Stück des größten bekannten Affen. (Foto: Durova)

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gigantopithecus sich im Knöchelgang fortbewegte. Grund für diese Annahme ist natürlich, dass vom Menschen abgesehen kein Affe dauerhaft auf zwei Beinen läuft. Dass die ausgestorbene Gattung nahe mit den heutigen Orang-Utans verwandt war, stützt diese Annahme weiter.

 

Gegenrede leistete der amerikanische Anthropologe Grover Krantz, der dem kryptozoologisch interessierten Leser vermutlich im Zusammenhang mit seinen Forschungen zum Bigfoot ein Begriff ist. Er war der Meinung, dass der breite Unterkiefer der Tiere auf eine aufrechte Art der Fortbewegung hinwies. Die Luftröhre hätte so nämlich auch dann Platz gefunden, wenn der Kopf direkt oberhalb der Schultern platziert war. Dies sei bei Menschen der Fall, wohingegen Menschenaffen den Kopf leicht nach vorne versetzt tragen. Daher sei bewiesen, dass der Gigantopithecus sich wie ein Mensch – also auf zwei Beinen – fortbewegte.

 

Gigantopithcus im Habitat
Moderne Rekonstruktion eines Gigantopithecus im Habitat.

 

Für die Mehrheit der Wissenschaftler war diese Argumentation allerdings nicht stichhaltig genug. Dass Grover Krantz hartnäckig nach Beweisen für die Existenz des Bigfoot suchte und dabei nicht immer strategisch klug vorging, besserte die Situation wahrscheinlich auch nicht.

Zugleich stellt sich aber die Frage: Selbst wenn der Gigantopithecus ein Vierbeiner war – warum sollte man ihn nicht trotzdem mit dem Orang Mawas identifizieren können? Dass das Kryptid wirklich weite Strecken auf zwei Beinen zurücklegte, berichtet ja keiner der Zeugen. Dass der Giganthopitecus – wie die heutigen Menschenaffen – vermutlich kurze Strecken auf zwei Beinen zurücklegen konnte, verneinen auch Skeptiker nicht.

 

Wie realistisch ist die Gigantopithecus-Hypothese?

Die enorme Größe der ausgestorbenen Menschenaffen ist natürlich der Hauptgrund dafür, Sichtungen des Orang Mawas mit dem Überleben des Gigantopithecus gleichzusetzen. Im aufgerichteten Zustand dürften auch die kleineren Arten der Gattung sehr beeindruckend gewirkt haben.

 

Dazu kommt, dass die Überreste der Riesenaffen nicht an irgendeinem von Malaysia weit entfernten Ort gefunden wurden. Stattdessen wurden Fossilien im Süden Chinas, aber auch in Vietnam und Thailand gesichert. Eine Landverbindung zwischen den Fundorten und Malaysia bestand früher und besteht noch immer. Damit könnte man die Frage, wie der Gigantopithecus nach Malaysia gekommen sein soll, getrost beiseite wischen.

Zahn eines Gigantopithecus
Zähne sind die häufigsten Fossilien von Gigantopithecus

Zum sonstigen Aussehen des Gigantopithecus lassen sich wenige Angaben machen, da die Fossillien zu unvollständig sind. Insofern ist auch ein Vergleich mit Sichtungsberichten zum Orang Mawas schwierig. Ein Detail stich aber doch ins Auge: Der Gigantopithecus verfügte – auch wenn das kein Alleinstellungsmerkmal ist – über die langen und spitzen Eckzähne, von denen etliche Zeugen sprachen.

 

Gegen die Gleichsetzung des Orang Mawas und der ausgestorbenen Art spricht… nun, dass die ausgestorbene Art ausgestorben ist. Die jüngsten Fossilien sind 300.000 Jahre alt. Der Zeitsprung wäre also enorm. Ganz abgesehen davon wird die Entwaldung seit Jahrzehnten vom Menschen künstlich vorangetrieben. Wenn also Nahrungsmangel die Populationen des Gigantopithecus zurückgehen ließ, hätte er heute noch schlechtere Chancen, als früher.

 

Dieses letzte Detail lässt jedenfalls starke Zweifel an der Hypothese aufkommen.

 

 




„Lebende Beutelwölfe fotografiert?“ Update 1

Die Thylacine Awareness Group of Australia hat am 22.2.2021 in einem YouTube-Video bekannt gegeben, drei lebende Beutelwölfe fotografiert zu haben. Neil Waters, Vorsitzender der Gruppe erzählt in diesem Video, dass sie derzeit Fotos auswerten. Auf den Fotos sollen drei Tiere zu sehen sein. Waters and the community” glaubt, es handele sich um Beutelwölfe, genauer zunächst die Mutter, dann ein kleines Jungtier und auf dem letzten Bild ein Männchen, mutmaßlich der Vater. Die beiden erwachsenen Tiere seien etwas zweifelhaft („ambiguous“), während das Baby Streifen und einen steifen Schwanz hat und damit eindeutig als Beutelwolf zu identifizieren sei, so Waters weiter.

 

 

 

Soweit der Stand gestern.

 

Irgend etwas hatte mich an der Beobachtung irritiert, es war aber nicht direkt greifbar. Heute ist es anders: Mich stört die Angabe, dass die Trail-Cam ausgerechnet eine „kleine Familie“, wie sie sich ein romantisches Kind vorstellt, aufgenommen hat. Zum Einen, weil es dem menschlichen Stereotyp entspricht („Mutter, Vater, Kind“ spielen die Kids schon im Kindergarten). Wichtiger ist aber, dass mir weder von Beutelwölfen noch von anderen, besser erforschten Beuteltieren ein Familiensinn bekannt ist.
Dies bedeutet nicht, dass so etwas nicht sein kann. Der Beutelwolf war auch unter Beuteltieren etwas ungewöhnliches. Nur weil drei Individuen, eines davon kleiner, aufgenommen wurden, muss das keine Familie sein. Es kann Zufall sein oder ein Männchen folgt einem Weibchen, das läufig ist, weil das größte Junge den Beutel verlässt. Alles möglich, dennoch stört es mich.

Laute Gegenstimmen

Erwartungsgemäß haben sich heute die ersten und lauten Gegenstimmen formiert. Der im Video erwähnte Nick Mooney vom „Museum in Hobart“ hat das Tasmanian Museum and Art Gallery ein Statement veröffentlichen lassen. Mooney ist „honorary curator of vertebrate zoology at the Tasmanian Museum and Art Gallery“ (TMAG).  (Auf Deutsch etwa: „Ehrenamtlicher Kurator für Wirbeltierzoologie am Tasmanischen Museum und Kunstgalerie“*). Das TMAG verbreitete heute ein Statement:

 

 

“concluded that based on the physical characteristics shown in the photos provided, the animals are very unlikely to be thylacines, and most likely Tasmanian pademelons”

 

„(Wir) schließen aus den physischen Charakteristika, die auf den vorliegenden Fotos zu sehen sind, die Tiere wahrscheinlich keine Beutelwölfe sind, sondern Rotbauchfilander“.

 

 

Bei den genannten Rotbauchfilandern (Thylogale billardierii) handelt es sich um eine kleine Känguruart. Sie ist auf Tasmanien sehr häufig, auf dem Festland jedoch ausgestorben. Rotbauchfilander wiegen etwa vier bis sieben Kilogramm, sind grau und nachtaktiv. Wie man sie mit den größeren Beutelwölfen verwechselt werden kann, muss mir aber erst einmal jemand erklären.

 

Kann man Beutelwölfe und Rotbauchfilander verwechseln?
Ein Rotbauchfilander. Wie groß ist die Verwechslungsgefahr mit einem Beutelwolf? (Foto by: JJ Harrison)

 

Hohn und Spott in den sozialen Netzwerken

Nach diesem Statement des TMAG haben die Nutzer der Sozialen Netzwerke jede Menge Hohn und Spott über Neil Waters ausgeschüttet. Ein drei Jahre altes Radio-Interview mit Nick Mooney wurde geteilt, in dem er sich kritisch über ein Beutelwolf-Foto äußert. Es könnte sich um diese „Sichtung“ eines räudigen Dingos oder Fuchses bei Perth handeln: Express.co.uk vom 24. Januar 2017

 

In der Sammlung der letzten Beutelwolfsichtungen, die der australische Staat unter dem „Right to Information Act“ veröffentlichte, war nur eine Sichtung 2017 auf Tasmanien enthalten. Eine zweite fand am 26.12.2016 statt, wurde aber erst eine Woche später gemeldet, so dass sie oft als „1. Sichtung 2017“ gezählt wird. Wir haben die offiziell gemeldeten Sichtungen zwischen 2016 und 2019 hier aufgelistet.

 

Dabei übersehen die Spötter zwei Tatsachen:

1. Neil Waters gehört vermutlich zu den Leuten, die sich im tasmanischen Busch sehr gut auskennen und hat die Erfahrung, Tiere auf den Fotos von Wildkameras zu identifizieren. Jeder Kritiker, der ihm vorwirft, Fuchsspuren als Beutelwolfspuren zu verkaufen, scheint nicht einmal zu wissen, dass es auf Tasmanien keine oder nahezu keine Füchse gibt.

2. Im Gegensatz zu Neil Waters hat keiner der Kritiker die Fotos gesehen. Nur weil Nick Mooney anderer Meinung ist, bedeutet das nicht, dass er Recht haben muss. Bevor ich mich festlege, insbesondere in einer öffentlichen Diskussion, möchte ich die Bilder wenigstens gesehen haben.

 

Im Moment ist nur eines sicher: so lange niemand die Fotos gesehen hat, gackert das Netz über ungelegte Eier. Ich bin aber zuversichtlich, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir Neues vom Beutelwolf zu verkünden wissen.




Der erste Mokele-Mbembe-Bericht im Original…

… und ein paar Weitere.

 

Mokele mbembe, der afrikanische Dinosaurier, taucht zum ersten Mal unter diesem Namen in einem deutschen Expeditionsbericht auf – den Unterlagen der deutsche Likuala-Expedition 1913/14, die zur Erkundung der Kolonie Kamerun diente, und die Freiherr Stein zu Lausnitz leitete.

Sogar für Mokele M’Bembe, den angeblich überlebenden Dinosaurier gab es 2020 „neue“ alte Literatur

 

Den Bericht des Freiherrn, der nie Teil der wissenschaftlichen Veröffentlichung wurde, lernte ich zum ersten Mal in Peter Kolosimos Buch „Viel Dinge zwischen Himmel und Erde“ kennen. Er führte als Quelle Ivan T. Sandersons Artikel im „INFO Journal“ an (der zusätzlich auch in seinem Buch „More ‚Things‘“ erschien). Sandersons Quelle schien Willy Leys „Drachen Riesen Rätseltiere“ gewesen zu sein, das unter unterschiedlichen Titeln zuerst in Amerika erschien. Von Ley hatte auch Heuvelmans seinen Text in „On the Tracks of Unknown Animals“. Ob Willy Leys deutsche Ausgabe aus dem Amerikanischen übersetzt ist, oder ob er von Stein zu Lausnitz Text – schließlich war Deutsch seine Muttersprache – im Original zitierte, wusste ich nicht zu sagen.

Die meisten von uns aber dürften dieses wichtige Dokument nur aus einer Übersetzung zurückübersetzt kennen. Da es sozusagen einer der ersten Texte über lebende Dinosaurier in Afrika ist (unabhängig von der von Hagenbeck gefundenen Tradition des Chipekwes), war ich froh, das Original des Textes kürzlich in einem kleinen Kosmos-Bändchen zu entdecken. Es handelt sich um Wilhelm Bölsches „Drachen – Sage und Naturwissenschaft, eine volkstümliche Darstellung“ (Kosmos, 1929, S. 50–54)

 

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Mehr als „nur“ Mokele Mbembe

Der Forscher und Kryptozoologe Bill Gibbons ist auf der Suche nach seltsamen und unbekannten Kreaturen in entlegene Winkel der Welt gereist. Aber Bills Herz ist in Afrika, wo immer noch monströse dinosaurierähnliche Kreaturen in den riesigen Sümpfen des Kongobeckens leben sollen. In Mokele-Mbembe: Mystery Beast des Kongobeckens bietet Gibbons einen faszinierenden Einblick in mehrere Expeditionen, die sich auf die Suche nach verdächtigen lebenden Dinosauriern gemacht haben, darunter auch einige seiner eigenen.
Gibbons beschreibt auch einige andere unglaubliche Kreaturen, die nach allen Berichten vor Äonen ausgestorben sein sollten, aber heute noch von erstaunten Augenzeugen im 21. Jahrhundert angetroffen werden.

 

Mokele-Mbembe: Mystery Beast of the Congo Basin hat in der englischen, illustrierten Originalausgabe 272 Seiten, es ist 2010 bis Coachwhip erschienen.
Es sollte nicht unkritisch gelesen werden, Gibbons ist Kreationist und sein Sendungsbewusstsein in diesem Bereich trügt gelegentlich sein Beobachtungs- und Urteilsvermögen.
Wie bei vielen importierten Büchern kann der Preis schwanken. Derzeit werden etwa 30 € für dieses Werk abgerufen.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

„Halb Drache, halb Elefant“

Zunächst leitet Bölsche auf das Material ein, dann bringt er längere Ausschnitte aus dem Originalbericht:

„In dem allbekannten inhaltsreichen Werk des alten Hagenbeck ‚Von Tieren und Menschen‘ wird gelegentlich eines geheimnisvollen Ungetüms, ‚halb Drache, halb Elefant‘, Erwähnung getan, das sich im dunkelsten Afrika berge und vielleicht ein noch lebender Brontosaurus sei. Alte Buschmannbilder wiesen darauf hin; den Tierfängern der Firma sei wiederholt davon berichtet worden. Doch seien unmittelbare Versuche, seiner habhaft zu werden als des sicherlich großartigsten Schaustücks für Stellingen, bisher stets an unwegsamen Fiebersümpfen gescheitert. Wie die Firma gelegentlich mitteilte, hatte sich auch in den folgenden beiden Jahrzehnten an dieser Sachlage nichts geändert, und das fragwürdige Abenteuer schien erneut im Märchen zu verklingen. Gegenwärtig sind mir aber wieder greifbarere Nachrichten zugekommen, die das Ganze in ein neues Licht stellen könnten.

 

leben hier Dinosaurier?
Der Kongo bei Kisangani im Sonnenaufgang

 

Ich verdanke sie der Freundlichkeit des Hauptmanns Freiherrn von Stein zu Lausnitz, des verdienstvollen Leiters der deutschen Likuala- Kongo-Expedition von 1913/14, deren wichtigstes Kartenmaterial inzwischen in den ‚Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten‘ erschienen ist. Ich gebe die betreffende Stelle (aus den noch unveröffentlichten zoologisch-botanischen Ergebnissen der Forschungsreise) mit gütiger Erlaubnis möglichst im Wortlaut wieder, um den Eindruck nicht abzuschwächen.

 

Ort ist diesmal das verwickelte Flußadernetz des südlichsten Kamerun unmittelbar zum untern Kongo, mit seinen Überschwemmungsgebieten, Wasserwäldern auf schwankendem Wurzelgrund und Raphiapalmensümpfen – eine der bisher unbekanntesten und auch unwegsamsten Stellen Afrikas.

 

Von Steins Bericht

Es handelt sich laut von Steins äußerst vorsichtigem Bericht um ‚einen sehr merkwürdigen Gegenstand‘, der ‚möglicherweise nur in der Phantasie der Stromanwohner existiert‘, ‚wahrscheinlich aber doch irgendeinen greifbaren Untergrund hat‘. Die Angaben stützen sich vorläufig mangels genauer eigener Erkundung auf ‚sonst recht zuverlässige und landeskundige eingeborene Quelle‘ und sind ‚ganz unabhängig voneinander von erprobten Führern wiederholt gleichartig bestätigt‘ worden.

 

In den Regenwäldern des Kongo gibt es viel zu entdecken. Auch Dinosaurier?

 

Wesentlichen Inhalt bildet auch hier ein ‚Geschöpf, das die Uferbevölkerung dieser Teile des Kongobeckens, des unteren Ubangi und des Ssanga bis etwa hinauf nach Ikelemba als mokéle-mbêmbe bezeichnen und sehr fürchten‘.

 

‚In den weniger großen Strömen, wie in den beiden Likuala, soll es gänzlich fehlen, und auch in den genannten Stromteilen in nur sehr wenigen Individuen vorhanden sein. Außerhalb der Fahrrinne des Ssanga, z. B. etwa zwischen der Mbaiomündung und Pikunda, sollte zur Zeit der Expedition ein derartiges Geschöpf gerade sein Wesen treiben, also bedauerlicherweise in einem Flußabschnitt, der infolge des brüsken Abbruchs der Expedition nicht mehr zur Untersuchung gelangte. Aber auch im Ssômboarm fanden sich hinweise auf das angebliche Tier. Die Erzählungen der Eingeborenen geben etwa folgendes Bild.

 

Es verändert den Lauf des Flusses

Bevorzugter Aufenthalt sollen die nicht ganz seltenen, sehr tiefen Wirbelstellen sein, die der Strom in den konkaven Uferstrecken scharfer Richtungsänderungen vielfach ausgearbeitet hat.

 

Es soll das Geschöpf da die häufigen, aus den Lehmsteilufern unter dem Wasserspiegel ausgewaschenen Höhlungen mit Vorliebe aufsuchen. Auch am Tage soll es das Ufergelände betreten, um dort seiner, was eigentlich gegen Sage spricht, rein pflanzlichen Nahrung nachzugehen. Besonders eine weiß-großblütige Uferliane mit kautschukhaltigem Milchsaft und apfelähnlich aussehender Frucht soll bevorzugte Äsung sein. Im Ssômboarm wurde mir einmal sogar in der Nähe einer Gruppe derartiger Pflanzen ein sehr frischer, gewaltiger Durchbruch durch das dichte Uferbuschwerk gezeigt, den das Tier kürzlich erst hinterlassen hätte, um zu dieser Nahrung zu gelangen. Die wie überall massenhaft aus dem Wasser an Land führenden Flußpferdwechsel und die außerordentlich begangenen, breiten Wildpfade, die auf weite Strecken den Uferrändern folgen und ihre Entstehung Elefanten, Flußpferden und Büffeln verdanken, erlaubten an dieser Stelle aber leider nicht, auch nur mit einiger Sicherheit irgendeine Fährte auszumachen …‘

 

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Kryptozoologe aus Leidenschaft auf Expedition

Der Forscher Adam Davies hat einige der gefährlichsten Orte der Welt auf der Suche nach diesen und anderen angeblich mythischen Tieren bereist. In diesem faszinierenden Bericht über seine Abenteuer lesen Sie, wie er im Kongo beschossen, von der mongolischen Armee in der Wüste Gobi verhaftet und verhört, Norwegens Nessie beim Überqueren eines Sees gefilmt und landete sogar in den Nachrichten, als führende Wissenschaftler seine Behauptungen unterstützten, dass ein „Dschungel Yeti“ existiert!
Davies verbringt den größten Teil seiner Freizeit und sein ganzes Geld damit, nach mysteriösen Kreaturen zu suchen. Sowohl seine Aufgaben als auch seine Erfolge haben weltweit Schlagzeilen gemacht.

Adam Davies Extreme Expeditions: Travel Adventures Stalking The World’s Mystery Animals kostet in der Taschenbuchausgabe von Mai 2020 € 19,80 und hat 197 Seiten.

 

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Der Saurier ist ein Einhorn

‚Das Tier wird beschrieben als von graubrauner Farbe, mit glatter Haut und in Elefanten-, mindestens aber Flußpferdgröße. Es soll einen langen, beweglichen Hals und einen einzigen, sehr langen Zahn, der aber auch als Horn beschrieben wurde, besitzen. Einige sagten ihm auch einen sehr langen, kräftigen Schwanz in Alligatorenart nach. Kanus, die in seine Nähe kommen, sollten sofort angegriffen und umgeworfen, die Besatzung zwar getötet, aber nicht gefressen werden.‘

Der Berichterstatter deutet hier die Denkbarkeit allgemeiner Gefahrsagen für solche Wirbelstellen bei hohem Wasserstande selbst für größere Kanus an, kehrt aber doch wieder zu dem Tierbilde zurück. Wesentlich viel mehr sei aus den Aussagen nicht zu gewinnen gewesen, wenn man märchenhafte Züge wie ‚Unverwundbarkeit und ähnliches‘ beiseite lasse. Eine zoologische Nebenvermutung, daß es sich um eine große Manatus-Art (also einen Vertreter der auch sonst in Flüssen und Seen des tropischen Westafrika bis in den Tjadsee verbreiteten sog. Seekühe, Trichechus, rein wasserangepaßter pflanzenfressender Elefanten-Altverwandten) handeln könnte, hat sich als unhaltbar erwiesen.

Manatis
Der Rücken mehrerer Manatis könnte auch für ein großes Tier gehalten werden (Hier: Florida-Manaties)

Ist Mokele Mbembe auch im Niger-System verbreitet?

In einer privaten Mitteilung an mich erwähnt von Stein aus seinem Reisejournal noch eine Notiz ‚vom oberen Ssanga, aus Benassa zwischen Quesse und Nola, also bereits aus der Region der Steinbänke und des überwiegenden Felsbettes …, wonach von dort wohnenden Ndsimu … eine ganz entsprechende Erzählung und Beschreibung‘ gegeben wurde. ‘Zwei außerordentlich hochstehende Fullah aus der Garuagegend, die … sich die übliche Bângala-Verkehrssprache angeeignet hatten, folgten diesmal diesen Unterhaltungen und erzählten dann übereinstimmend von einem ganz ähnlichen, wenn auch seltenen Vorkommen im von hier doch so weit entfernten Benuë, der doch dem Niger-System angehört.‘ Diese weite Verbreitung, meint von Stein, könne immerhin ein wenig mehr zur Erklärung durch Sage geneigt machen.

 

Kongo-Elefanten
Elefanten auf einer Lichtung

Von anderer Seite schließen hier mehr oder minder Berichte an von Koch aus Kamerun, die aber mehr auf eine riesige Wasserschlange gehen würden, die alle ihr begegnenden Menschen und an Furtstellen sogar passierende Elefanten töte. Die Leichen solcher etwas rätselhaft abschwimmenden Elefanten hat auch von Stein beobachtet, sah sie aber als Opfer der Stromschnellen selbst an. Im übrigen zeigen diese Schlangenberichte, die gelegentlich ebenfalls von Stein hörte, weit stärkere Legendenzüge und dürften, falls sie überhaupt auf das gleiche Tier gehen, bereits seiner Verdunkelung in einen nahe liegenden Sagenkreis hinein angehören, der doch die Grundwirklichkeit durchaus nicht ausschließt.

 

oder doch eher ein brontosaurushaftes Ungeheuer?

Schließlich haben ganz unabhängig noch zwei Belgier neuerlich aus dem östlichen Kongobecken berichtet, daß sie in Verfolgung einer seltsamen Fährte ein brontosaurushaftes Ungeheuer mit riesigem Hals, einer Art Rhinozeroshaut und dickem Känguruhschwanz wirklich von fern erblickt hätten. Die Erzählung, in der englisch-amerikanischen Presse mit Wort und Bild gleich unsinnig als Sensation ausgeschlachtet, hat, bei starker Unwahrscheinlichkeit sonst, doch den einen merkwürdig übereinstimmenden Zug, daß auch in ihr dem fraglichen Geschöpf ein Horn auf der Schnauze zugeschrieben wird.

 

Ist dieses Bild ein Vorbild für Mokele Mbembe?
So stellte sich Charles Robert Knight einen Sauropoden vor. Das Bild als Sumpf und Wasser bewohnende Riesen prägte lange die Vorstellung von diesen Tieren.

 

Ich verzeichne immerhin zu der ganzen Sachlage und vor allem den ersten von Steinschen Angaben, die alle Züge besonnener wissenschaftlicher Kritik wahren, ein paar eigene Bemerkungen.

Der Bezug gerade auf einen Brontosaurier ist natürlich, auch die echte Existenz eines zoologisch noch unbekannten und zu erforschenden riesigen Sumpftiers zugegeben, kein zwingender.

Immerhin wäre vielleicht kein Ort der Erde auch für einen solchen geeigneter, wenn das Wort einmal anklingen soll.

Ähnliche Riesensaurier haben auf der Grenze vom Jura zur Kreide, wie die herrlichen Tendagurufunde beweisen, in Ostafrika in Masse gelebt – einer Fachvermutung nach auch in seichten oberen Flußgebieten, wo sie im Wasser standen und weiche Wasserpflanzen abweideten, während abtreibende Leichen verunglückter Exemplare sich unten im Delta gelegentlich häuften.

Brachiosaurus
Der Brachiosaurus aus dem Naturkundemuseum Berlin (Foto: Axel Mauruszat), ist einer der damals neuen und weltbekannten Tendaguru-Funde.

Der Dino ist ein Vegetarier

Gerade dieser Hauptsockel des afrikanischen Festlandes dürfte aber in der ganzen Zwischenzeit seither kaum größere Bodenveränderungen erfahren haben. Die Umwelt könnte also in den kamerunischen Wasserwäldern bis heute ungefähr als die gleiche gelten. Bloß daß sich die angreifenden Raubsaurier, die schon damals das Riesenvolk in die Sümpfe trieben, jetzt gänzlich dort verloren hätten, was dem Fortvegetieren einer immerhin kleineren Art nur Vorschub leisten konnte.

In der Tat doch recht merkwürdig ist, daß das fragliche Tier kein Fleisch fressen, sondern saftige Wasserpflanzen abäsen soll.

 

Einbaum
Nicht überall ist der Kongo so ein ruhiger Fluss wie hier, aber die Einheimischen wissen badende Elefanten wohl zu meiden.

 

Daß es als heutiger Machtherrscher seines Gebiets Elefanten bis zum Ertrinken scheu machen, Kanus umwerfen und Menschen schlagen würde auch ohne Freßgelüste, liegt aber ebenso nahe.

Der lange Hals, einzeln aus dem Wasser gereckt, könnte die Schlangenlegende begünstigt haben.

Ein Horn jener Art kommt bei vielen Urweltsauriern, wie auch heutigen Schlangen und Eidechsen vor, worüber noch ein Wort zu sagen sein wird.

Selbst über die Unverwundbarkeit in Eingeborenenaugen ließe sich bei einem reptilischen Dickhäuter, der einst Megalosaurusbissen standhalten sollte, reden.

 

Iguanodon-Modelle
Die Iguanodon-Modelle im Crystal Palace Park. Foto by Jes from Melbourne, CC 2.0. Man dachte, die Tiere seien so träge, dass sie sich mit Hautpanzern gegen Fressfeinde wehren mussten.

 

Wo sonst könnte es sich verstecken, als in den Dschungeln des Kongos?

Ein besseres Versteck, wie gegen den Wandel der Zeiten selbst, so auch gegen den Spüreifer unserer Zoologen bisher, hätte dieses Stück ‚verlorener Welt‘ sich auch nicht gut aussuchen können als in diesen verwunschenen, undurchdringlichen Kamerun- und Kongo-Dickichten von extremer Unpassierbarkeit. Also alles in allem – warum nicht? Es kostet nur den ersten Schritt. Wobei allerdings auch hier wieder der zähnefletschende böse Landdrache der Sage fehlen würde. Es scheint, daß diese Sage selbst wenigstens heute auch in Afrika nicht sehr verbreitet ist. Es könnte uns blühen, daß, wenn mir den kamerunischen Brontosaurus wirklich noch lebend entdeckten, gerade der ‚Drache‘ als solcher in der Menschheitsseele von hier gar nicht befruchtet worden wäre. Aber wir gingen ja von dem Bilde zu Babylon aus, und wenn am Ssanga heute so etwas lebte, wie vielleicht nicht auch dort noch vor Jahrtausenden.“

 

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Das Gottestier?

Im Herzen des Kongo soll ein Dinosaurier namens Mokele-Mbembe leben. Eine Handvoll wissenschaftlicher Expeditionen haben im Laufe der Jahre mit wenig Erfolg danach gesucht, aber Nugent stützte sich weniger auf die Wissenschaft als auf den Wunsch, das Dunkle zu dokumentieren. Er machte sich mit dem Einbaum und dem Fuß auf den Weg zum Lake Tele, der Heimat der brontosaurusähnlichen Kreatur. Es ist eine Umgebung, die sich seit dem Zeitalter der Dinosaurier kaum verändert hat, und er hat Wochen damit verbracht, durch die Gegend zu paddeln und zu wandern. Schließlich entdeckte er ein periskopförmiges Objekt, das sich durch das Wasser bewegte. Aber als er näher kommen wollte, drohten seine Führer, ihn zu erschießen, und erklärten, dass „der Gott sich dem Menschen nähern kann, aber der Mensch sich niemals dem Gott nähert“. Nugents Fotografien wurden hunderte Male von denen nachgedruckt, die an das Gottestier glauben.

„Drums Along the Congo“ verdient die Aufnahme in die Liste der „besten 50 Bücher des Jahres“, die von jeder großen US-Zeitung zusammengestellt wurde.

 

Drums Along the Congo ist 2016 als Reprint erschienen und hat 268 Seiten. Wie bei vielen importierten Büchern schwankt der Preis. Derzeit werden je nach Ausgabe und Qualität zwischen 12 und 100 € abgerufen.

 

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Keine „verlorene Welt“, nur Kolonialromatik – oder eher Rassismus

Nur so als Hinweis: Die „verlorene Welt“, die Kryptozoologen heute noch bemühen, ist Humbug und entspringt der kolonialistischen Phantasie, nach der die Afrikaner unzivilisierte Wilde waren und sind, zu keiner Kulturleistung fähig. Tatsächlich konnte man im Oktober 2000 in der deutschen Ausgabe von „National Geographic“ (S. 68–69) nicht nur tolle Luftaufnahmen des Lac Tele bestaunen, man erfuhr zudem, dass die gesamte Region um den See und den Likula noch in jüngerer Vergangenheit dicht besiedelt war und dass Forscher dort überall auf die Ruinen großer landwirtschaftlicher Terrassen stoßen. Die Region war nicht unberührt, sondern – ähnlich wie unsere Mittelgebirge noch vor 200 Jahren – abgeholzt.

 

Ostafrikanische Dinosaurier

Wenn wir gerade bei deutschen Berichten von Dinos in Afrika sind. Tanganjika war von 1885 bis 1918 Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Ich kenne keine offiziellen Meldungen, aber aufgrund der Tatsache, dass sich dort mehr Deutsche aufhielten als in anderen Teilen Afrikas, haben wir auch von hier zwei Zeitungsberichte.

Wir lesen in der „Neuen Mannheimer Zeitung“ am 6. Januar 1934 auf Seite 5:

„Zu den Berichten über das Fabelwesen in Loch Neß schreibt eine Leserin der ‚Königsberger Allg. Ztg.‘, ihrem Blatte: Ich lege Ihnen einen im Juni 1928 erhaltenen Brief vor, worin übe ein ähnliches Ungeheuer aus dem Tanganjika-See berichtet wird. Es heißt da:

‚Du willst etwas Neues aus Afrika wissen? Also, höre zu, was kürzlich am Lagerfeuer erzählt wurde. Im Tanganjika-See lebt noch ein Saurier, der von verschiedenen Schiffen aus gesichtet wurde, aber nur von weitem. Er sah aus wie eine Insel. Wenn man näher kam, tauchte die Insel plötzlich unter. Spuren von ihm hat man im Ufersand gefunden: drei klauen, wie von einem Riesenvogel, viel größer als ein Elefantentaps, und die Schleifspur von einem dicken Schwanzende. Der Bruder des am Anfang des Krieges oft genannten Sir Edward Grey sitzt schon seit Jahren am Tanganjika-See, hat seine eigene Yacht, und bringt sein Leben damit zu, nach dem Ungetüm zu forschen. Mr. Dammy M., der auch hier im Lager weilt, ist ein persönlicher Bekannter von Mr. Grey und bestätigt das von letzterem Gesagte.‘“

 

Tanganijkasee 1892
Boot an den Gestaden des Tanganijkasees, 1892 bei Mpala (Holzschnitt eines unbekannten Autors)

Noch ein Augenzeuge am Tanganjikasee

Ebenfalls vom Tanganjikasee stammt eine Meldung, die wir dem deutsche Arzt Max Ulrich Thierfelder (geb. 8. August 1885 in Rostock; fest. 21. April 1957 in Indonesien) verdanken. Er bekämpfte im Auftrag der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika als Regierungsarzt die Schlafkrankheit. Sein Augenzeugenbericht erschien zunächst im Februar 1948 in „Die Glocke“ (S. 3) und wurde nachgedruckt in der Zeitschrift „Das Tier“ im September 1963 (S. 24). Nachdem ich den Bericht aufgespürt hatte, brachte ich eine englische Übersetzung in der amerikanischen Zeitschrift „Strange“ (Nr. 6, S. 11), dann ging meine Kopie des Artikels verloren. Ich übersetze deshalb von meiner englischen Fassung ins Deutsche zurück – deshalb steht der Bericht nicht in Anführungsstrichen. Die Originalfassung weicht sicherlich davon ab!

 

Der Tropenarzt und die Seeschlange

M. U. Thierfelder ging mit einem örtlichen Lehrer namens Ilsgensmeier in der Nähe des Sees auf die Jagd. Als sich Thierfelder, Ilsgensmeier und ein afrikanischer Junge in der Nähe einer von Klippen umgebenen Bucht des Sees befanden, kam plötzlich vom See etwas in die Bucht, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Es war eine Wesen, das einer riesigen Schlange glich. Es schwamm jedoch nicht wie Schlangen in waagrechten Bewegungen, sondern seine Schleifen – er zählte bis zu sechs – erhoben sich senkrecht aus dem Wasser. Das Tier kam ziemlich zügig in der Bucht und schwamm direkt in die Nähe des felsigen Ufers, auf dem er regungslos lag.

Ein 50 m langer Otter?

Durch den Vergleich der Schleifen mit einigen Ottern in der Nähe schätzte Thierfelder, dass das Tier etwa fünfzig Meter lang sein musste, wobei jede Schleife etwa viereinhalb Meter in der Länge und drei Meter im Durchmesser maß. Der Durchmesser des ganzen Tieres war vom Kopf bis zum letzten Drittel ungefähr gleich, wobei es sich zum Schwanz hin verjüngte.

 

Flusspferde Tansania
Inseln, wo noch keine waren? Da kommen auch Flusspferde in Frage.

 

Das Tier hatte weder Beine noch Stümpfe noch Flossen. In der Nähe des Kopfes befanden sich jedoch auf beiden Seiten schmale flossenartige Strukturen. Die Farbe des Tieres war hellbraun; es hatte keine Schuppen, war aber mit einem dicken Fell bedeckt. Der Kopf war schwer zu erkennen, da er nur kurz über dem Wasser erschien, er war aber nicht breiter als der Körper und nicht durch einen Hals von ihm abgetrennt. Er wirkte nicht wie der Kopf einer Schlange, sondern eher wie der eines Säugetiers, etwa einer Seekuh. Der Mund wirkte jedoch schmal und länglich.

 

Nachdem sich das riesige Tier einige Zeit zwischen den Ottern bewegt hatte, drehte es um und schwamm in majestätischen Wellen aus der Bucht.

 

Ilsgensmeier hatte das Tier ebenfalls gesehen, und seine Beobachtungen stimmten vollkommen mit denen von Thierfelder überein. Ihre afrikanischen Arbeiter, die keine Einheimischen der Region waren, kannten das Tier nicht, behaupteten jedoch, dass die Einheimischen es alle fünf Jahre sahen.

 

In der Heuvelmanschen Klassifikation wäre das ein Superotter, die Abart der Seeschlange, die die arktischen Küsten Grönlands und Skandinaviens bewohnte – aber nun mitten in Afrika!

Superotter
Heuvelmans Interpretation eines Superotters (Netzfund)

Und dann war noch Äthiopien

Nach der „Neuen Mannheimer Zeitung“ vom 6. September 1935, S. 7:

„Im Tanasee, Abessinien [Äthiopien], in der Provinz Amhara, lebt ein Geist, der dem Ungeheuer von Loch Ness gleicht, nur viel größer ist. Die Eingeborenen trauen sich nicht an den See heran.“

 

Lake Tana
Der Lake Tana in Äthiopien ist einer der Quellseen des blauen Nils. In seinem Einzugsbereich leben 3 Millionen Menschen

 

Auch das ist eine große Falschmeldung – der Ufer des Sees sind dicht besiedelt, Linienschiffe verkehren darauf, auf den Inseln stehen Klöster … Aber es muss halt immer etwas dramatischer sein, wenn es um überlebende Dinosaurier und Seeungeheuer geht.