Neben den beiden Mönchsgeiern schwebte in den vergangenen Tagen ein zweiter, großer Vogel nach Deutschland ein. Mitarbeiter des Seabirds-at-Sea-Survey sichteten einen Schwarzbrauenalbatros oder Mollymauk auf hoher See, ca. 230 km nordwestlich von Helgoland im „Entenschnabel“. Bisher gibt es noch keine Bestätigung von einem Schiff oder der Insel selber.
Schwarzbrauenalbatrosse (Thalassarche melanophris) kommen eigentlich nur auf der Südhalbkugel vor und brüten auf Inseln rund um die Antarktis. Besonders häufig nisten sie auf den Falklandinseln, wo 75% der Weltpopulation brüten. Adulte Tiere trifft man regelmäßig im Luftraum über der Drake-Passage, aber auch überall sonst im Südpolarmeer.
Selten auf der Nordhalbkugel
Wie alle Albatrosse ist auch der Schwarzbrauenalbatros oder Mollymauk ein dynamischer Segelflieger. Er nutzt die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten über den Wellen aus, um Energie zu gewinnen. Diese Tiere haben es schwer, die „Kalmen“, windarme Bereiche der innertropischen Konvergenzzone nördlich und südlich des Äquators zu durchfliegen. Albatrosse sind dadurch streng in nördliche und südliche Arten getrennt.
Nur wenige Nachweise
Der erste Nachweis eines Mollymauks in Europa war vermutlich um 1860. Der Vogel mit dem Namen Súlukongur lebte 34 Jahre auf der Färöer-Insel Mykines. Die Einheimischen wussten nicht, mit was für eine Art Vogel sie es zu tun hatten. Er lebte in einer Kolonie Basstölpel, mit denen er im Herbst nach Süden zog und im Frühjahr wieder kam. 1891 wurde angeblich ein Basstölpeljunges gesichtet, das heller als ein normaler Basstölpel gefärbt war und einen albatrosähnlichen Schnabel hatte. 1894 wurde er abgeschossen, nachdem einige Versuche, ihn lebend zu fangen, scheiterten. Man wollte endlich herausfinden, mit was für einem Vogel man es zu tun hatte. Danach hat nie wieder ein Albatros die Färöer besucht.
Im Dezember 1980 wurde ein Mollymauk in Belgien gesichtet. Im Oktober 1988 tauchte ein solcher Vogel in Niedersachsen auf.
2014 bis 2018 machte ein Schwarzbrauenalbatros Furore, der auf Helgoland gesichtet und mehrfach fotografiert wurde. Er tauchte immer an vereinzelten Tagen im Frühjahr auf und blieb unstet. Vermutlich betreffen alle Beobachtungen aus dem Nordseeraum in diesem Zeitraum das selbe Individuum: nördlich von Skagen (Dänemark), Klädesholmen (Schweden) und LeHavre (Frankreich). 2017 hielt sich der Vogel häufig im Rantumbecken auf Sylt auf, wurde aber auch bei den britischen Farne-Inseln gesehen.
Wieder da
Nun scheint er wieder da zu sein. Die Mitarbeiter des Seabirds-at-Sea-Survey haben das Tier auf der offenen Nordsee gesehen. Wo immer er an Land ankommt, er wird für Presse sorgen. Weiteres folgt, auch hier bleiben wir am Ball.
Literatur
Spiegel online vom 11.05.2015: Albatros über Helgoland
Hannoversche Allgemeine vom 12.05.2015: Seltener Gast: Albatros auf Helgoland
Cuxhavener Nachrichten vom 09.04.2016: Albatros ist auf Helgoland gelandet