Freitagnacht-Kryptos: Löwen-Safari in Pforzheim

19-Jährige will nahe Unterreichenbach eine Raubkatze gesehen haben

Pforzheim (pol/the) – Die tierischen Meldungen häuften sich am gestrigen Freitag. Nach den morgendlichen Rindern auf der Bundesstraße 35 […] kam’s nur kurze Zeit später noch besser: Eine 19-Jährige hatte zwischen Dillweißenstein und Unterreichenbach einen Löwen entdeckt. In freier Wildbahn.

 

Pforzheim
Pforzheim

 

Man kann sich den Dialog lebhaft vorstellen: „Hier ist eben ein Löwe über die Straße gelaufen“, ruft die junge Frau aufgeregt ins Telefon. „Wie war das…? Wiederholen Sie bitte!“, lautet die ungläubige Reaktion des bedauernswerten Beamten. „Ich sag’s doch: Ein Löwe!“, bekräftigt die Frau, „und glauben Sie mir: Ich bin nicht meschugge.“ – „Also ein Löwe, ich hab‘ Sie da doch richtig verstanden?“, fragt der Polizist vorsichtshalber nochmal nach. Bis er schließlich, nach einer weiteren energischen Bekräftigung mit einem leichten Kopfschütteln Großalarm auslöst.

 

Detailliert überliefert ist dieses Zwiegespräch vom Freitagmorgen natürlich nicht, aber so oder so ähnlich könnte es zumindest gewesen sein. Jedenfalls behauptete die 19-Jährige kurz nach 10 Uhr steif und fest, eben habe in der Beremstraße, rund 300 Meter vor Unterreichenbach, eine Löwin den Weg überquert. Nach Beobachtungen der Spaziergängerin, die nach eigenem Bekunden nur etwa zehn Meter von der Raubkatze entfernt war, soll es sich um ein Jungtier handeln.

Eine groß angelegte Suchaktion

Nun ist die Nachricht zwar einigermaßen ungewöhnlich, aber möglich ist immerhin alles. Also löst die Polizei eine groß angelegte Suchaktion mit 13 Streifenwagen, ein Teil von der benachbarten Polizeidirektion Calw, aus. Gleichzeitig wurden alle in Frage kommenden Unterkünfte für Tiere abgeklappert, ob nicht irgendwo ein Löwe abhanden gekommen ist. Antwort negativ. Auch auf einen Zirkus in der Nähe gab es keine Hinweise. Vorsorglich wurden jedoch die benachbarten Polizeidirektionen Böblingen und Calw informiert, falls das mysteriöse Tier zwischenzeitlich in deren Revier überwechseln sollte.

 

Löwe in der Natur
Löwe – Dieses Bild ist nicht einmal in der Nähe von Pforzheim entstanden.

 

Die aufwändige Safari an Pforzheims Stadtrand blieb letztendlich ohne Erfolg. So wurde gegen 12.45 Uhr die Suche erst einmal abgeblasen, ohne dass ein Löwe oder eine Löwin ins Netz gegangen wäre. Auch bis Redaktionsschluss dieser lokalen Berichterstattung ergaben sich keine neuen Hinweise auf das Wildtier.

Sollte also die dubiose Großkatze womöglich, doch nur ein ausgewachsener Stubentiger gewesen sein? Die 19-Jährige wird das energisch dementieren.“

 

(Löwen-Safari in Pforzheim. 2006. Pforzheimer Zeitung).




Freitagnacht-Kryptos: Der See-Mönch

Ulrich Magin berichtet anhand eines Artikels aus der Kölnischen Zeitung vom 12. Oktober 1822 in den Freitagnacht-Kryptos über den Seetiger oder Seemönch. Zur Klärung, ob es sich um eine Robbe oder vielleicht auch nur einen Mensch im Kostüm handelt, trägt das Tagsblatt für München vom Dienstag, dem 15 Januar 1828 bei:

 

Mittelmeer-Mönchsrobbe Monachus monachus
Portrait einer Mittelmeer-Mönchsrobbe, Foto: Vasilis Drosakis, CC-BY-SA 4.0

 

Mad. Philadelphia zeigt uns in jetziger Dult ein seltenes, und in der Naturgeschichte merkwürdiges Tier, in einer geheizten Bude vor dem Karlsthor. Es ist ein See-Mönch (Phoca monachus). Ein Tier von dieser Art kommt selten zu uns. Es kann auch nur mit der größten Mühe transportiert werden.

 

Madame Philadelphia unternahm eine gefährliche weite Reise, um dieses Tier zu erhalten; wir sind zu entfernt von dem Gestade der Wellen, von den Mündungen der Flüsse, als dass es sich zu uns verirren könnte. Das Geschlecht der Robben, wozu es gehört, dies abenteuerliche Meerbewohnergeschlecht ist zahlreich, wie kaum eines in der Natur. Außer jenen Sirenen und Tritonen, welche der Fabelwelt in den Wellen spielen sah, wogen in den Meeren die Elefanten- und Löwen- und Bären- und Ziegen- und Hunde- und Kühe- und Kälber- und Rosse- und so manche andere Robbenarten, bekannter unter dem ansprechenden Namen: See-Elefanten.

 

Manche davon sind in großen Herden, die der alte Oceanos bald auf Klippen und Eisfeldern weiden lässt, bald in die blauen salzigen Fluten jagt. Zu ihnen gehört der gemeine Seehund, der sich längs allen Küsten der Nordsee bis zum äußersten Nordpol hinzieht, und dem armen Grönländer seinen Festtrank gibt, ihn mit dem Felle kleidet und mit dem Speck ernährt. Zu ihnen müssen wir den Seemönch zählen, eine große Robbenart. Dieses Exemplar, welches Madame Philadelphia zeigt, ist einem ausgewachsenen Menschen an Länge und Umfang gleich, ja an letzterem übertrifft es ihn. Nur wenige Naturforscher haben das wunderbar gestaltete, dem Scheine nach so träge und plumpe, der Sache nach so bewegliche Tier näher beobachten können, eben weil es nur selten überhaupt, und noch seltener in Gefangenschaft vorkommt, und nur den südlichen Meeren angehört.

Indessen besonders merkwürdig ist dies beim zu sehenden Exemplar wegen der, die Natur, das Element dieses Tieres in Betracht gezogen, bis zur kaum glaublichen gebrachten Zähmung, auf der andern Seite mit einer Gelehrigkeit verbunden ist, welche man bei diesem Tiergeschlechte kaum vermuten sollte. Das Tier gibt auf Befehl seiner Herrin eine der breiten Schwimmflossen, rechts oder links, wie es verlangt wird hin, gleich wie ein Hund seine Pfote gibt. Es wälzt sich auf Befehl hin um seine Achse mit ungemeiner Geschwindigkeit. Es richtet seinen Körper senkrecht auf und schaut mit dem gutmütigen Gesicht umher, auf jede Frage der Herrin blöckend antwortend. Das Publikum machen wir hiermit auf dieses merkwürdige Tier aufmerksam, welches gewiss einen zahlreichen Besuch verdient, und selten, vielleicht nie mehr ein Exemplar dieser Tiergattung bis zu uns kommen wird.

 

Mittelmeer-Mönchsrobbe
Mittelmeer-Mönchsrobbe (Foto: V. Andreou)

 

Bei dem Tier handelt es sich also um ein Exemplar der Art Phoca monachus, mittlerweile als Monachus monachus eingeordnet und mit deutschem Trivialnamen als Mittelmeer-Mönchsrobbe bekannt.

Die einstmals um das ganze Mittelmeer und dem östlichen Atlantischen Ozean beheimatete Robbenart wurde – neben ihrer wirtschaftlichen Verwertung – bis hinein ins 20te Jahrhundert immer wieder für Wanderausstellungen und Menagerien gefangen. Die Ausstellungen eines „sprechenden Fisches“, „Meermanns“ oder „Seeungeheuers“ in den Städten Mitteleuropas von München bis nach London und darüber hinaus wurden begleitet von anpreisenden Nachrichten- und Flugblättern (Johnson, William M. 2004. Monk seals in post-classical history. Mededelingen 39. The Netherlands Commission for International Nature Protection, Leiden).




Das Seemonster von Simons Town

Simon’s Town, oder auch Simonstown, liegt an der Küste der südafrikanischen Provinz Westkap. Die Stadt an der westlichen Seite der Bucht von False Bay ist seit Jahrhunderten ein bedeutender Marinestützpunkt, zunächst der britischen Royal Navy und danach der Republik Südafrika. Und mit den Seeleuten kamen beinahe naturgemäß auch Seemannsgeschichten…

 

 

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Illumanati: Von Göttern, Dämonen und Seekühen

Seekühe regieren im Geheimen die Welt.
Ein Dämon nistet sich als unliebsamer Mitbewohner ein.
Das Attentat auf Hitler stellt einen Zeitreisenden vor unerwartete Probleme.
Ganz abgesehen von der Bürokratie des Himmels, die den Engeln zunehmend über den Kopf wächst …
Dreizehn satirische Geschichten geleiten den Leser durch die Absurditäten menschlicher Vorstellungskraft, von den absonderlichen Hobbys der Götter bis hin zum etwas anderen Exorzismus. Die Verletzung religiöser Gefühle wird billigend in Kauf genommen.

 

Illumanati von Leif Inselmann war bisher nur für den Kindle erhältlich, die gedruckte Ausgabe wird aktuell ausgeliefert. Sie hat ungefähr 254 Seiten.

 

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Das namenlose Seemonster von 1929

1929 publizierte der britische Kent und Sussex-Courier den kurzen Bericht eines Marineangehörigen des britischen Schlachtkreuzers H.M.S. Ramillies über den Fang eines „namenlosen Seemonsters“ zusammen mit einem Bild (Foto 1) desselben:

 

 

Unser Foto zeigt ein bemerkenswertes Seeungeheuer, das vor Simons Town, Südafrika, gefangen wurde. Die Geschichte der Gefangennahme wurde uns von Herr F. S. Hodges, gebürtig aus Turnbridge Wells [Kent, England], der jetzt auf der H.M.S. Ramillies dabei ist. ‚Das Monster,‘ schreibt Herr Hodges, „wurde auf einem Felsen vor Simons Town gesichtet und der Hafenmeister (der auf dem Bild mit einer weißen Schirmmütze zu sehen ist) machte sich in einem kleinen Boot auf den Weg und harpunierte es. Das Monster glitt sofort zurück ins Wasser und schleppte das Boot mit enormer Geschwindigkeit 4 ½ Meilen aufs Meer hinaus, drehte sich dann um und schleppte es wieder zurück. Es wurde schließlich eingefangen und auf den Kai gehoben, wo festgestellt wurde, dass es 4 ½ Tonnen wiegt und einen Kopf und Zähne hat, die denen eines Pferdes etwas ähneln. Das Monster ist jetzt im Cape Town Museum.‘ Wir fragen uns, ob einer unserer Leser diese außerordentliche Kreatur identifizieren kann.“ (‘A Nameless Sea Monster’, 1929).

 

 

 

das namenlose Seemonster
Das gefangene „namenlose Seemonster“ am Hafen von Simons Town. (‘A Nameless Sea Monster’, 1929).

 

Am 4. Oktober 1929 erschien ein am 27. September 1929 verfasster Leserbrief von R. G. Martyr (1929) aus Turnbridge Wells mit einem Identifizierungsversuch:

 

 

Sir –

Das in Ihrer letzten Ausgabe abgebildete Seeungeheuer ist wahrscheinlich ein Dugong, ein Säugetier aus dem Indischen Ozean, das zu den Sirenia (Meerjungfrauen) oder Seekühen gehört. Es hat einen halbmondförmigen Schwanz, Flossen ohne Nägel, einen großen Kopf mit nach unten gebogenen Kiefern. Das Weibchen hebt Kopf und Brust über Wasser und trägt ihre Jungen, gestützt von der Flosse, wodurch die Fabel der Meerjungfrau entsteht. Wie Wale werden sie wegen ihres Öls gejagt.

Mit freundlichen Grüßen,

R. G. Martyr.

 

 

 

Dugong
Dugong vor der Küste der Stadt Marsa Alam, Ägypten. Das hier fotografierte Tier weist eine ausgefranste rechten Flosse auf, die dem Monster von 1929 ähnelt. (Foto von Nicolas Barraqué, CC BY-SA 4.0)

 

Zusammen mit den Manati oder Rundschwanzseekühen (Trichechidae) bilden die Dugong oder Gabelschwanzseekühe (Dugongidae) die Ordnung der Seekühe (Sirenia). Der Dugong Dugong dugon) ist die einzige rezente Art, die an den Küsten des Indischen Ozeans und Teilen des Westpazifik beheimatet ist. Das heutige afrikanische Verbreitungsgebiet liegt in Ostafrika, historisch betrachtet mutmaßlich jedoch auch in den indopazifischen Gewässern bis hinab nach Mosambik (Plön et al., 2019).

 

Dugong
Dugong unter Wasser

 

Das See-Elefanten-Seeungeheuer von 1924

Kurioserweise gibt es aus dem Jahr 1924 einen zweiten Fall aus Simons Town, dessen einzelne Bestandteile dem Bericht von 1929 auffällig ähneln:

 

 

Ein Seeungeheuer mit einer Länge von 17 Fuß [5,18 Meter], einem Umfang von 12 Fuß [3,65 Meter] und einem Gewicht von fast zwei Tonnen wurde in Simons Town, Südafrika, gefangen. Nach dem Harpunieren, schleppte diese Art von See-Elefant ein 30-Fuß-Motorboot [9,14 Meter] zwei Meilen [3,21 Kilometer] und lieferte einen verzweifelten Kampf, bevor es getötet wurde“ (‘Sea Giant’, 1924).

 

 

Seeelefant 1924
Das als Seeelefant identifizierte „Seeungeheuer“, gemäß Angaben gefangen am 16. Februar 1924 (Postkarte im Besitz des Autors).

 

See-Elefanten (Gattung Mirounga) sind die größten Vertreter der Robben (Pinnipedia) und teilen sich in zwei rezente Arten auf, den Nördlichen See-Elefant (Mirounga angustirostris) an der Westküste Nordamerikas und den Südlichen See-Elefant (Mirounga leonina) um Antarktika. Geografisch betrachtet handelt es sich bei dem Seeungeheuer von 1924 also um einen Südlichen See-Elefanten, die außerhalb der Paarungszeit vereinzelt unter anderem auch bis an die Küste von Südafrika kommen.

 

 

Zwei kämpfende südliche Seeelefanten
Zwei männliche See-Elefanten im Kampf (Foto von Laëtitia Kernaléguen, CC BY 2.0)

 

Zwar sind sich die Berichte der Gefangennahme von 1924 und 1929 auffällig ähnlich, dennoch müssen wir anhand der bis jetzt bekannten Faktenlage von zwei unterschiedlichen Vorfällen ausgehen. Aber könnte die Identifizierung des Seeungeheuers von 1924 nicht auch auf das Tier von 1929 zutreffen?

 

Identifizierung des namenlosen Seemonsters

Wie bereits dargelegt, spricht die geografische Verbreitung nicht direkt für die Dugong-Identifikation. Hingegen sind Südliche See-Elefanten sowohl historisch als auch rezent immer wieder aus Südafrika belegt.

 

Auch die anatomische Analyse lässt einen See-Elefanten wahrscheinlicher werden:

 

  • Die Beschreibung des Dugong von Herrn Martyr ist zwar einigermaßen korrekt, sie lässt sich jedoch im Vergleich mit dem Foto nicht konkret anwenden. Das heißt, weder ist die Schwanzflosse zu sehen, noch die Flossen im Detail (mit oder ohne sichtbare Nägel) oder ein nach unten gebogener Kiefer tatsächlich erkennbar.

 

  • Konkret angegeben wurde im Bericht nur das sicherlich geschätzte Gewicht. Stimmt die Angabe von 4 ½ Tonnen zumindest einigermaßen, wäre ein (männlicher) See-Elefant mit einem Gewicht von bis zu 4 Tonnen anstatt eines (männlichen) Dugong mit bis zu 2 Tonnen wahrscheinlicher.

 

  • Besieht man sich die Form der vorderen Extremitäten, meint man eine spitz zulaufende, offenbar zweigeteilte Flosse zu erkennen. Falls korrekt, wäre dies für einen Dugong mit paddelartigen Flossen, angepasst an eine rein aquatische Lebensweise, nur durch eine Verletzung erklärbar (siehe hierzu auch Foto 2). See-Elefanten, die keine rein aquatische Lebensweise führen, lassen am Flossenende die einzelnen Fingerstrahlen des Skeletts erkennen. Der individuelle Zwischenraum der Fingerglieder könnte unter Umständen den Eindruck einer Zweiteilung erklären, während die abnehmende Länge der Fingerglieder die spitz zulaufende Flosse definiert.

 

  • Die Schnauze des Dugong weist scharf nach unten, eine Anpassung an die vorwiegende Ernährung durch Seegras. Die Nasenöffnungen liegen oben, so dass beim Atmen nur die Kopfoberseite aus dem Wasser ragt. Männliche See-Elefanten weisen eine rüsselartig vergrößerten Nase auf, die nach unten gerichtet ist. Dies erklärt daher explizit die in Foto 1 zu sehende nach unten gerichtete Nasenöffnung.

 

In der Zusammenschau lässt sich anhand der geographischen und anatomischen Merkmale somit die Identifizierung als Südlicher See-Elefant (Mirounga leonina) feststellen.

 

 

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Von Okapi, Scharnierschildkröte und Schnilch: Ein prekäres Bestiarium

Zhous Scharnierschildkröte hat das Social Distancing erfunden: Wann immer ihr etwas nicht behagt, geht sie in den Mini-Lockdown und kappt die Verbindungen zur Außenwelt. Der Tasmanische Beutelteufel ist der Wutbürger unter den Tieren, der stinkend, schreiend und mit roten Ohren durch die Gegend springt. Die Partula-Schnecke, benannt nach dem Trio der römischen Schicksalsgöttinnen, ist ein echter Albtraum aller Romantiker und von ElitePartner. Der Baumhummer, ein verunstalteter Südsee-Yeti mit schwankendem Gang und Rüstung, kann Klone erzeugen.

So seltsam und unterschiedlich wie diese Tiere sind, teilen sie doch eine traurige Gemeinsamkeit: Ihr Überleben steht auf der Kippe!

Städtebau, Abholzung von Wäldern oder Wilderei haben die Arten in eine prekäre Lage gebracht. Ein gallisches Dorf von engagierten Tierfreunden und –schützern rund um die Organisation Citizen Conservation sorgt durch ihren Einsatz in Zucht- und Auswilderungsprojekten dafür, dass das endgültige Aussterben verhindert werden kann.

 

Von Okapi, Scharnierschildkröte und Schnilch: ist im Februar 2022 bei Galiani-Berlin erschienen und hat als gebundenes Buch 240 Seiten.

 

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Literatur:

 

A Nameless Sea Monster. (1929, September 27). Kent and Sussex Courier.

 

Jefferson, T. A., Webber, M. A., Pitman, R. L., & Gorter, U. (2015). Marine mammals of the world: A comprehensive guide to their identification (Second edition). Elsevier/AP.

 

Martyr, R. G. (1929, October 4). Nameless Sea Monster. Kent and Sussex Courier.

 

Nowak, R. M., & Walker, E. P. (2003). Walker’s marine mammals of the world. Johns Hopkins University Press.

 

Plön, S., Thakur, V., Parr, L., & Lavery, S. D. (2019). Phylogeography of the dugong (Dugong dugon) based on historical samples identifies vulnerable Indian Ocean populations. PLOS ONE, 14(9), e0219350. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0219350

 

Sea Giant. (1924, October 23). Journal-News.




Das Seeungeheuer von Benidorm, 1933

 

Zu den von Ulrich Magin gefundenen Zeitungsartikeln zur gefangenen „Seeschlange“ in Valencia aus dem Jahr 1933 gibt es weitere Artikel zu diesem „Seeungeheuer“ in spanisch- und englischsprachigen Zeitungen. Einer der Artikel stammt aus der „El Sol“ aus Madrid:

 

 

Am Strand von Benidorm wurde ein Seeungeheuer gefangen, eine Mischung aus Hai und Pottwal, das viereinhalb Meter misst.

 

In einigen Orten des Küstengebiets wird dieser Tage eine bisher unbekannte Art von Seeungeheuern ausgestellt und an das Naturhistorische Museum in Madrid geschickt. Es ist ein riesiger Fisch, der viereinhalb Meter misst und 850 Kilo wiegt, ähnlich einem Wal, einer Mischung aus Hai und Pottwal. Es wurde am Strand von Benidorm mit einer Harpune erwischt.

 

 

Die Informationen der verschiedenen Artikel sind sowohl inhaltlich als auch fast durchgehend wörtlich gleichartig. Unterschiede gibt es bei der hier erwähnten Harpunierung und den Angaben zur Länge, die von 4 m über 4,5 m zu 13 m schwankt.

 

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Lage von Benidorm zwischen Alicante und Valencia

 

Der lokale Geschichtsblogger Paco Bou beschäftigte sich 2017 in seinem zweiten Artikel der Reihe „Haie und Seeungeheuer“ mit diesem „unbekannten Hai“. Leider blieb auch er ohne weitere Erkenntnisse zur Identität. Allerdings re-publizierte er unter anderem einen Artikel der „La Libertad“ vom 04. Januar 1934. Er zeigt auch ein Foto des Kadavers:

 

 

ALBACETE – In Albacete wurde ein am Strand von Benidorm (Alicante) gefangenes Seeungeheuer ausgestellt, dass an das Museum für Naturgeschichte nach Madrid gebracht wird. Es ist ein riesiger, vier Meter langer Fisch (Mischung aus Hai und Pottwal), der 950 Kilo wiegt.

 

 

Das dazugehörige schwarzweiße Foto ist von schlechter Zeitungsqualität, exakte Einzelheiten sind nicht beziehungsweise nur schwer zu erkennen. Der Kadaver liegt auf einer Art von Podest. Die Menschen im Hinter- und Vordergrund beziehungsweise der hinter oder auf dem Tier sitzende Mann ermöglichen eine ungefähre Größeneinschätzung, die tatsächlich um die vier Meter liegt. Der kurze Kopf erscheint rundlich und verfügt – da er direkt vor einer Wand oder einem Sockel liegt – offensichtlich nicht über einen auffälligen Schnabel oder ähnliches. Ein Schwanz ist am hinteren Ende nicht zu erkennen, so dass eine Eingrenzung auf Hai- oder Walschwanzflosse nicht erfolgen kann. Die Tierleiche liegt erkennbar auf ihrer linken Seite, die linke Brustflosse steht hoch und ist gut erkennbar. Sie ist relativ zum Körper betrachtet lang und augenscheinlich hakenförmig.

 

Kadaver des Seeungeheuers
Der Kadaver auf einem Foto der „La Libertad“ vom 04. Januar 1934. Man beachte die Brustflosse

 

Das „Seeungeheuer“ ist definitiv kein Hai

In der Zusammenschau kommt anhand der erkennbaren körperlichen Merkmale zur Identifizierung weder ein Riesenhai (Cetorhinus maximus) noch ein anderer Hai in Betracht. Offenkundig handelt es sich um einen Wal.

 

Riesenhai Schottland ca. 1950
Im Vergleich hierzu ein Riesenhai-Kadaver aus der Fischerei in den 1950ern.

 

Ist es ein Zwergpottwal?

Die Beschreibung als „Mischung aus Hai und Pottwal“ und der kurze Kopf könnten als eine mögliche Erklärung auf ein Mitglied der Walfamilie der Zwergpottwale (Kogiidae) hindeuten. Diese weisen länglichere und gebogene, relativ dünne und spitze Zähne auf, die im Hinblick auf unerfahrene Augenzeugen und beschreibende Assoziationen unter Umständen den gezogenen Vergleich mit Haien rechtfertigen würde. Hierzu passend wäre auch der kurze Kopf, auch wenn dieser bei den Kogiidae eher rechteckig oder kastenförmig anstatt rundlich erscheint. Sie haben ein enges, unterständiges Maul, was im Vergleich an ihre größeren Verwandten, den Pottwal Physeter macrocephalus erinnert. Wäre diese Identifikation korrekt, würde der Kleine Pottwal Kogia simus eher ausfallen.  Er erreicht nur eine Menge bis zu drei Meter und ist nur an der westlichen Spitze von Spanien verbreitet. Der Zwergpottwal Kogia breviceps ist mit einer Länge von knapp über drei Meter und einer bekannten Verbreitung um ganz Spanien wahrscheinlicher.
Tatsächlich passt zu beiden Arten jedoch weder die beschriebene Länge von vier bis viereinhalb Metern (sofern korrekt), noch und insbesondere die in Relation zum Körper längliche und hakenförmige Flosse.

 

Kogia
Markus-Bühlers Rekonstruktion eines Kogias, der sich mittels einer Drüsenflüssigkeit vor einem Hai zu verbergen sucht. Deutlich erkennbar der eckige Kopf und das kleine, unterständige Maul.

Oder ist das Seeungeheuer ein Grindwal?

Diese speziellere Flossenform führt bei der weiteren Suche innerhalb der Zahnwalunterordnung (Odontoceti) schließlich zur Gattung der Grind- oder auch Pilotwale (Globicephala). Der Gewöhnliche oder Langflossen-Grindwal (Globicephala melas) ist aufgrund seines Vorkommens auch an der Küste der Provinz Alicante wahrscheinlicher als der Kurzflossen-Grindwal (Globicephala macrorhynchus). Auch weitere Details wie ein kurzer, runder Kopf ohne auffälligen Schnabel sowie die Länge passen zu dieser Identifikationsmöglichkeit. Hinzu kommt in der Vergrößerung des Fotos der Eindruck eines weißen Bereichs zumindest im Brust- bis Bauchbereich, was der weißlichen Partie beginnend von der Kehle bis zum Anus hin verlaufend bei Globicephalas melas entsprechen könnte.

 

Gestrandeter Langflossen-Grindwal mit charakteristischen langen Flippern und der hellen Bauchzeichnung. Ca. 1940, CC BY Auckland Museum.

 


Literatur:

Jefferson, T. A., Webber, M. A., & Pitman, R. (2015). Marine mammals of the world: a comprehensive guide to their identification. Academic Press.

 

Magin, U., 2022: „Freitagnacht-Kryptos: EINE SEESCHLANGE IN VALENCIA GEFANGEN?“; Internet-Publikation auf netzwerk-kryptozoologie.de am 09.09.2022 unter Link

 

Paco Bou. 2017. Tiburones y monstruos marinos-2. In: Historia de Benidorm y más cosas. 09.03.2017. Online-Publikation: https://pacobou.wordpress.com/2017/03/09/tiburones-y-monstruos-marinos-2/




Der Riesenkalmar von Mosambik, 1921

Zu dem von Ulrich Magin in der „Unterhaltungs-Beilage“ des „Karlsruher Tagblatt“ vom 19. Juli 1922 gefundenen Artikel über einen bei Beira, Mosambik, gefundenen Riesenkalmar (siehe hierzu Freitagnacht-Kryptos: Riesenkalmar bei Beira, Mosambik) gibt es einen ausführlicheren Zeitungsartikel des Manchester Guardian vom 8. Juni 1922, der unter anderem direkt aus dem Bericht des ortsansässigen Augenzeugen an den britischen Geo- und Archäologen William Boyd Dawkins zitiert:

 

 

„Von Zeit zu Zeit werden wir durch die Berichte von Seeleuten und durch die an den Küsten der Welt angeschwemmten Überreste daran erinnert, dass das Meer von Kreaturen bewohnt wird, die eine fast fabelhafte Größe haben und völlig anders sind als die Wale und anderen Riesen der Tiefsee die uns vertraut sind. Der folgende Bericht über eine Entdeckung an der Küste von Mosambik ist von besonderem Interesse, weil er von einem Anwohner geschrieben wurde, der den Umgang mit den Ureinwohnern gewohnt ist und zugleich ein kompetenter Beobachter ist. […]

Ein zu den Kopffüßern (d. h. Tintenfische usw.) gehörendes Meeresungeheuer wurde an dieser afrikanischen Küste in der Nähe von Beira von den letzten Stürmen der Tagundnachtgleiche (September 1921) angeschwemmt.

 

 

Es wurde von den Kaffern* gefunden, die zuerst Angst vor seinem schrecklichen Aussehen hatten und dann darangingen, es für Lebensmittel zu zerschneiden – eine Prozedur, die zwölf Tage dauerte. Unter den Eingeborenen in den Dörfern in der Nähe von Beira war seit einigen Tagen ein seltsames Gerücht im Umlauf. Es wurde gesagt, dass eine riesige Seeschlange (auf Portugiesisch Große Seekobra) seit einiger Zeit entlang der Küste trieb, nachdem sie nach dem großen Sturm im September aus dem Norden gekommen war; dass diese Schlange drei Köpfe hatte (andere Eingeborene sagten, dass sie fünf Köpfe hatte); und dass es so sperrig war wie der Rumpf eines Schleppers.

Ein alter Kaffer-Häuptling teilte mir mit, dass es nur einen riesigen Kopf habe – groß wie die Spitze des Leuchtturms von Macuti –, aber dass es fünf Arme habe, und dass diese Arme die Länge und den Umfang der kleinen wilden Palmen hätten, die auf den Sanddünen entlang der Küste wachsen, auch, dass es zwei Augen hatte, doppelt so groß wie die Lichter eines Motorrads.

 

 

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Mit diesen Aussagen, mehr oder weniger widersprüchlich, vor mir entschied ich mich dazu zum Fundort zu gehen, und nahm einen Fotografen mit. Das ist was ich vorfand. In der schrecklichen Hitze der Sonne und in einem überwältigenden Gestank waren ungefähr zwanzig Kaffer bei der Arbeit, hackten mit ihren Äxten auf eine enorme braune gallertartige Masse, die der Axt widerstanden wie indischer Kautschuk. Es maß sechs Meter (19 ft. 6 in.) lang, drei Meter (9 Fuß 10 Zoll) breit und 1,20 Meter (3 ft. 11 in.) hoch. Es wurde von seinem Gewicht im Sand eingebettet. Das Gewicht kann auf sechs bis acht Tonnen geschätzt werden. Es war der hintere Teil des Tieres.

 

Von Zeit zu Zeit mussten die Kaffer ihre Äxte schärfen, weil das Fleisch so schwer zu schneiden war. Dieses Fleisch war ohne Fett und ohne Knochen und war hindurch verdichtet mit groben Fasern. Die Farbe war an einigen Stellen ziegelrot, an anderen gelb. Diese Änderung der Tönung in den Abschnitten könnte aufgrund der Zersetzung, mehr oder weniger ausgeprägt, des Monsters sein. Während sie es zerschnitten, tropften kleine Bäche von hellem Blut von der Haut. Ich beobachtete auf dem Rücken seilartige Massen von scheinbaren Muskelfasern in Girlanden herabhängend und an den Enden verbreitert, wo sie auf dem Sand ruhten. Weiter unten an den Seiten dieser Massen von Fleisch, gab es reliefartige Halbkreise, die an die Fußspuren eines Elefanten erinnerten.

 

 

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Richard Ellis: The search for the giant squid

Das Meer birgt viele Geheimnisse, und zu den beständigsten gehören Riesenkalmare der Gattung Architeuthis. Über diesen Tintenfisch, der in der klassischen Mythologie als „Krake“ bekannt ist, wissen wir wenig, außer dass der ozeanografische Autor Richard Ellis feststellt, dass „er gelegentlich an Land gespült wird – und wenn das passiert, wissen wir nicht warum.“

Einige dieser seltsamen Kreaturen, bemerkt Ellis, sind 60 Fuß lang, kannibalisch und offensichtlich wild. Sie haben die größten Augen aller Tiere auf dem Planeten, nützlich, um in der tintenschwarzen Dunkelheit der Tiefsee zu sehen. Riesenkalmare gehören nicht zu den Tieren, denen man am Kontinentalschelf begegnen möchte. Das hat sogar Ian Fleming in „Doctor No“ deutlich gemacht, als Superspion James Bond ein solches, unangenehmes Treffen hatte. Aber dank Ellis‘ gut recherchiertem Bericht sind Riesenkalmare das perfekte Thema für Sessel-Kryptozoologen. Er erzählt Ihnen so ziemlich alles, was Sie über Riesenkalmare wissen möchten, von den Biologen, Entdeckern und Kryptozoologen, die ihn Jahrhunderte lang gejagt haben.

 

The Search for the Giant Squid ist als gebundene Ausgabe oder Taschenbuch erhältlich, leider nur noch antiquarisch. für gute Exemplare zahlt man ca. 20 bzw. 50 Euro.

 

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Nachdem mein Begleiter zwei Fotos gemacht hatte, schlugen wir einen hastigen Rückzug an, denn der Geruch des Tieres wäre bald unser Tod gewesen. Keine Armee konnte einem so erstickenden Gas widerstehen, und wenn ein teuflischer Chemiker oder ein „Wohltäter“. der Menschheit“ in der Lage wäre die Formel für dieses Gift zu finden, gäbe es keinen Krieg mehr. Auch die Kaffer waren in hastiger Flucht. Am nächsten Tag war es bewölkt und ich war in der Lage, beim Zerschneiden des letzten Brockens zu helfen, der um die zwei Tonnen wog. Nachdem es im Loch herumgedreht wurde beobachtete ich einige fleischige Öffnungen, rot wie die Innenseite riesiger Muscheln, und doppelt so groß wie das Mundstück eines Megaphons. Ich habe etwas von dem Fleisch angebrannt. Es wurde braun auf der Oberfläche und verschrumpelte, wie es ein Tintenfisch aus dem Meer würde, wenn man versucht ihn zu rösten. Ich beobachtete keine Spuren von Fett.

 

 

Der "Riesenkalmar" von Beira
Ein Einheimischer steht auf der Fleischmasse des vermeintlichen Riesenkalmars

 

Das, lieber Herr, ist alles, was ich gesehen und zu berichten habe über die Untersuchung im Besten meines Könnens zu diesem Monster der tropischen Gewässer von Mosambik. Von seiner genauen Länge habe ich keine sicheren Kenntnisse. Die Kaffer, die untereinander stritten, behaupteten als Antwort auf meine Fragen, dass es nur ein Teil des Monsters war, das auf der anderen Seite des Leuchtturms bei Macuti angeschwemmt wurde, dass es als es weiter nordwärts trieb als es ganz war solch und solch eine Länge hatte, dass es seitdem durch einen Dampfer in zwei Teile geschnitten wurde, und dass es zuerst einer Großen Seeschlange ähnelte. Ich hatte gehofft, durch das Aufstellen von Pfählen am Ufer ein Maß, ungefähr exakt, für die Länge des Tiers zu erhalten als es zuerst im Sand nahe Macuti entdeckt wurde, aber die widersprüchlichen Aussagen der Kaffer lassen es zwischen 30 und 50 Metern variieren (98 bis 164 Fuß).

 

 

Küste in Mosambik
Ein Stück Küste von Mosambik

Kein Wal, sondern ein Tintenfisch.

Die beiden oben erwähnten Fotos, eines welches in heutigen Ausgabe publiziert wurde, fügen die weitere Tatsache hinzu, dass diese verstümmelte Masse von Fleisch eine glatte Haut hatte, im Querschnitt oval war, und aus starken und zähen Muskelfasern bestand. Wir können jetzt mit der Zusammenfassung der Beweis fortfahren, zu welchem der Monster der Tiefe das Fragment zugeordnet werden kann. Die Meere von Mosambik waren seit Jahrhunderten die Jagdgründe von Walfänger auf der Suche nach Öl, Walrat, und Ambra, und der Cachalot oder Pottwal – ihre Hauptbeute – misst manchmal mehr als 80ft. Länge.

 

Es könnte vorgeschlagen werden, dass das in Frage stehende Fragment ein Abschnitt eines Wals ist nachdem der Blubber abgezogen wurde. Aber dies wird durch die Tatsache negiert, dass das Fettgewebe und Öl die das Fleisch durchdringen und sogar die Knochen von Walen durch ihre Abwesenheit auffallen. Auch ist es nicht möglich solch einen Abschnitt eines Wals dieser Größe zu machen ohne Einbeziehung der Knochen der Wirbelsäule oder der Flossen. Es gibt keine Knochen. Es ist auch anzumerken, dass die Walfänger nur den Kopf abtrennen und an Bord heben um das Spermaceti zu erhalten und es gewohnt sind den Körper weiter treiben zu lassen, nachdem er vom Blubber getrennt wurde, ohne den Aufwand ihn aufzuschneiden.

 

 

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Die Botschaft der Riesenkalmare

Der Riesenkalmar ist eines der letzten Geheimnisse der Meere, über Jahrhunderte wurde seine Existenz als Seemannsgarn abgetan. Fabio Genovesi ist ein Geschichtenerzähler, und wovon er erzählt, ist wahr. Dies ist sein Liebesbrief an unsere Welt und an sein Lieblingstier. Von französischen Kapitänen, betrunkenen Seefahrern und einer Fossilienforscherin, die vergessen wird. Von Genovesis toskanischer Nonna und einer Insel, die auftaucht und wieder im Meer versinkt. Und vor allem vom Riesenkalmar, diesem mystischen, wundersamen und schwerelosen Tier, und davon, was wir von ihm lernen können.

 

»Die Botschaft der Riesenkalmare« ist eine persönliche Kulturgeschichte und eine Hymne an die Menschen, die an das scheinbar Unmögliche glauben. Ein Buch, das uns verändert zurücklässt.

 

»Die Botschaft der Riesenkalmare« hat 192 Seiten und ist nagelneu: Am 9. März 2022 bei S. Fischer erschienen und als gebundenes Buch sowie fürs Kindle verfügbar.

 

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Es kann also nicht einem Wal zugeordnet werden und muss zu einem knochenlosen Monster ohne fettes Gewebe gehören, so wie es repräsentiert wird durch die großen Tintenfische, die die Hauptnahrungsquelle des Cachalot in den Meeren vor Mosambik sind. Wenn die Cachalots harpuniert werden, spuken sie Teile der Arme und Tentakel von Tintenfischen aus, so groß wie Viertelfässer, die abgebissen wurden von Kreaturen von einer Größe, die die Menschheit selten gesehen hat. Es ist eines von diesen, zu denen das Fragment zugewiesen werden muss. Diese Schlussfolgerung wird durch den Bericht der Kaffer bestätigt, die das Monster gesehen haben als es vollständig war. Der enorme Kopf, mit seinen großen, starrenden Augen, „wie die Lichter eines Motorrads“, und die langen Arme und Tentakel um den Kopf sind alle markante Charakteristiken des Tintenfischs.

Das fotografierte Spezimen ist wahrscheinlich ein Teil des hinteren Abschnitts des Biests, bestehend aus einer soliden Masse von Fleisch. Ohne den Schätzungen von Größe und Gewicht unangemessene Bedeutung hinzuzufügen, handelt es sich anzunehmend um ein gut authentifiziertes Fragment des Größten dieser Mollusken, von denen wir bis heute Aufzeichnungen haben.

 

Strandszene Mosambik
Strandszene

 

 

Die tatsächlich übriggelassene Größe des verbleibenden Fragments, nachdem die Kaffer für viele Tage daran gearbeitet hatten, wird in dem Foto durch die nah danebenstehenden Figuren gezeigt. Das ganze Tier – Kopf, Körper und Tentakeln – kann so lang gewesen sein wie die Schätzung meines Korrespondenten. Es gehört wohl zur Gruppe der Riesentintenfische, bekannt als Architeuthis, von der wir ein Beispiel aus den Werken über Conchologie von G.W. Tryon haben.

 

Hier hat das Tier, gefangen vor der Küste von Neufundland, einen Körper 9 Fuß in der Länge und Tentakeln 24 Fuß lang, woraus wir auf die enorme Größe des Individuums schließen können zu dem das Fragment gehörte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dies das größte seiner Art ist, das auf Entdeckung in den Meeren der Welt wartet.“

 

 

Das im Zeitungsartikel erwähnte Foto ist leider von äußerst schlechter, schwarz-weißer Qualität, so dass man keinerlei Einzelheiten unterscheiden kann. Zu identifizieren sind zwei Männer neben beziehungsweise hinter einer hauptsächlich schwarzen Fläche, von der zumindest der vage Eindruck einer größeren, nicht flachen Masse entsteht.

 

Wie nach heutigem Wissensstand allein angesichts der Ausmaße klar wird, handelt es sich hier eindeutig nicht um einen Riesenkalmar. Analog weiteren Fällen wie dem ausführlich untersuchten „Monster“ von St. Augustine (Florida, USA) aus dem Jahr 1896 (siehe Pierce et al., 2004) und wahrscheinlich auch dem Fall von Baven-on-Sea (Margate, Natal. Südafrika) aus dem Jahr 1924 (siehe Heuvelmans, 1969), handelt es sich hier entgegen der damaligen Einschätzung von Sir Dawkins eben doch um die Überreste eines Wals.


Literatur:

A.: „Unterhaltungs-Beilage“ des „Karlsruher Tagblatt“ am 19. Juli 1922

 

Dawkins, W.B., 1922: “ Manchester Guardian vom 8. Juni 1922

 

Heuvelmans, B., 1969: „In the Wake of Sea Serpents“, Hill and Wang

 

Magin, U., 2022: „Freitagnacht-Kryptos: Riesenkalmar bei Beira, Mosambik“; Internet-Publikation auf netzwerk-kryptozoologie.de am 22.07.2022 unter Link

 

Pierce, S., S. Massey, N. Curtis, G. Smith, C. Olavarría & T. Maugel,  2004: „Microscopic, Biochemical, and Molecular Characteristics of the Chilean Blob and a Comparison With the Remains of Other Sea Monsters: Nothing but Whales“. Biological Bulletin 206: 125–133

 


* Anmerkung der Redaktion zum Wort „Kaffer“: 

Der Autor des ursprünglichen Berichtes nutzt das Wort „Kaffer“ für die einheimischen Schwarzen. Diese Bezeichnung stammt vermutlich aus dem Arabischen, wo Kafir für den Angehörigen eines nichtmuslimischen Volkes, u.a. der Xhosa im südlichen Afrika bezeichnet. Lange Zeit war es eine nicht-wertende Bezeichnung für Angehörige südafrikanischer Völker. Der Autor nutzt es jedenfalls so. Wir haben den Eindruck, dass der Autor von den Arbeitern durchaus beeindruckt ist. Er hebt den Fleiß der Leute hervor, die so beharrlich der schweren, stinkenden – und sinnlosen – Arbeit nachgehen, dass sie ihre Äxte regelmäßig schärfen mussten.

 

Erst in der späten Kolonialphase in der Mitte des 20. Jahrhundert und während der Apartheit wurde es als Schimpfwort verwendet.

Heute verbietet sich die Verwendung dieses Wortes. Wir nutzen es nur als Zitat im historischen Kontext. Uns liegt nichts ferner, jemanden rassistisch beleidigen zu wollen.

 




Der Globster von Muriwai Beach

Der Begriff „Globster“ (als Synonym auch „Blob“) bezeichnet tierische Überreste und Kadaver relevanter Größe und undeutlicher Anatomie, die umgangssprachlich häufig als „formlose Masse“ bezeichnet werden. Häufig berichten Zeugen von „Haaren“ oder „Fell“. Globster werden an Meeresküsten – oder in selteneren Fällen an Fluss- oder Seeufern – angeschwemmt oder gefunden und sind für die Kryptozoologie von Interesse.

 

Der vielleicht bekannteste Fall eines klassischen, weißlich-organisch und unförmigen Globster ist das sogenannte Monster von St. Augustine, angeschwemmt 1896 in St. Augustine, Florida. Von einigen als gigantischer Oktopus angesehen, entbrannte eine jahrelange Diskussion über die wahre Identität des Monsters. Die letzte wissenschaftliche Publikation von 2004 verkündete nach entsprechenden Analysen jedoch, dass es sich um nichts weiter als Blubber (eine je nach Art auch unterschiedlich dicke Fettschicht von Walen und Robben, die zwischen Haut und Muskeln bzw. Fleisch liegt und im kalten Wasser vor Unterkühlung schützt) eines Wals handelte. Auch andere Blobs wie der von Chile (2003), Tasmanien (1960/62), Bermuda (1988 und 1997) oder der Nantucket-Globster (Massachusetts, 1996) wurden getestet und haben sich als nichts weiter als Überreste von Walen beziehungsweise Walblubber herausgestellt (Pierce, et. al., 2004).

 

Handelt es sich beim Neuseeland- oder Muriwai Beach-Globster von 1965 ebenfalls um Walüberreste?

 

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Lage von Muriwai in der Nähe der neuseeländischen Hauptstadt Auckland, Fundort des Globster

 

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Wale faszinieren die Menschen seit jeher. Dennoch haben wir nur flüchtige Eindrücke der sanften Giganten. Wir wissen wenig über deren erstaunliche Anpassungsfähigkeiten. Wir kennen ihre speziellen Ernährungsstrategien und ihre matriarchalische Gesellschaften. Und wir staunen über ihre einzigartige soziale Bräuche wie Gesangswettbewerbe.
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Der Fall in der Literatur

 

Timothy Dinsdale in „The Leviathans“ von 1966 (beziehungsweise in der Neuauflage „Monster Hunt“ von 1972) zitiert aus dem australischen Townsville Bulletin:

 

„Mysteriöse Masse von Fleisch und Haar – Auckland, N.Z. (A.A.P.)

Beamte rätseln über eine große, unförmige Masse von Fleisch und Haaren, die hier im Sand von Muriwai Beach erschien.

Der Neuseeland Globster
Der in Neuseeland angeschwemmte Globster auf einem zeitgenössischen Foto

Das „Ding“ wurde erstmals eine Woche zuvor von einem Marineabteilungsoffizier entdeckt. Da war der haarige Blob aus Fleisch 9 Meter lang und 2,4 Meter hoch. Es wird langsam vom Sand verschluckt, aber mehr als 6 Meter davon konnten gestern noch gesehen werden. ’Auckland Universitäts-Vorsitzender der Zoologischen Abteilung (Professor J. E. Morton) sagte: ‚Man kann Wale wegen des Haars ausschließen und man kann See-Elefanten und Seekühe wegen ihrer Größe ausschließen. Das Objekt hat eine zähe, viertel-zoll dicke Haut. Unter dieser ist, was wie eine Schicht aus Fett erscheint, dann festes Fleisch. Haar, 10 bis 15 Zentimeter lang, erstreckt sich in der Länge. Aus dem Fell geschnitten und sauber gewaschen, hat das Haar eine weiche, wollige Textur.‘ Ein leitender-Forstbeamter, der vorsichtig die Masse aus Fleisch anstach sagte, er habe zuerst gedacht, der Blob könnte ein toter Wal sein. ‚Aber haben sie jemals einen Wal in einem Fellmantel gesehen?‘ fragte er.’ (Mystery mass of flesh and hair, 1965).

 

 

Das Magazin Pursuit informiert (Anonymous, 1968) nach einer kurzen Einleitung mit Bezug zum Tasmanischen Globster von 1962, dass

 

 

nun ein anderes solches Objekt aufgetaucht ist an einem Strand an der Ostküste der Nordinsel, Neuseeland. Dieses wurde vom Auckland Star wie folgt beschrieben: Was ist es? Theorien zu diesem langsam in den weichen Sand von Muriwai Beach versinkendem Objekt variierten heute von ‚einem Seemonster‘ zu es könnte ein ungewöhnlicher Elefant der auf See starb sein. Das Monster liegt 15 Meilen den Strand hoch. Es ist 20 Fuß lang und hat eine ¼ inch dicke Haut. Unter dieser ist, was wie eine Schicht aus Fett erscheint, dann festes Fleisch. Es ragt etwa einen Meter über den Sand hinaus, der es langsam verschlingt, und ist mit sandmatten grauen Haaren bedeckt, die vier bis sechs Zoll lang sind. Aus der Haut geschnitten und sauber gewaschen, hat das Haar eine weiche, wollige Textur.

Zu heute gezeigten Fotos, sagte Professor J. E. Morton, Leiter der zoologischen Fakultät der Auckland University: ‚Man kann Wale wegen des Haars ausschließen und man kann See-Elefanten und Seekühe wegen ihrer Größe ausschließen. Mir fällt nichts ein, dem es ähnelt‘. Offizielle der Marine- und Forstabteilung sind ebenso perplex davon. Ein Beamter der Marineabteilung, der als erster die haarige, formlose Masse vor mehr als einer Woche sah, sagte sie maß dann 30 Fuß auf etwa 8 Fuß. Ein leitender Forstbeamter der es gestern sah sagte, er habe zuerst gedacht, das Monster könnte ein Wal sein. ‚Aber wo haben sie jemals einen Wal in einem Fellmantel gesehen?‘ fragte er.

 

 

 

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Die Fauna der Nordsee: Chordata

Teil I dieser Buchreihe stellt Wirbeltiere (Chordata) der Nordsee, angefangen bei den Seescheiden über die Rundmäuler, Haie und Rochen, Knochenfische, sowie Robben und Wale, in den Kontext der sich ändernden Lebensbedingungen in diesem kleinen Teil des einen großen Weltmeeres. Dabei werden alteingesessene Arten und Einwanderer aus wärmeren Regionen in einem ausgewogenen Verhältnis dargestellt. Auch Aspekte von Fischerei, Ökologie und Aquarienhaltung flossen in dieses Werk mit ein. Darüber hinaus wurde auch die Präparation von Fischen mitangesprochen. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich künftig mehr Menschen als bisher mit Pflege und Erhalt der wundersamen und vielgestaltigen Bewohner der Nordsee beschäftigen würden. Denn leider scheinen viele der hier gezeigten Arten einer breiteren Öffentlichkeit weitgehend unbekannt zu sein, weshalb sie in der Praxis leider kaum eine echte Lobby zu besitzen scheinen.

 

Die Fauna der Nordsee: Cordata“ ist 2018 auf Deutsch erschienen und hat 264 Seiten. Das Buch ist als Taschenbuch und für den Kindle erhältlich.

 

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Auch die Kryptozoologie interessiert sich für den Globster

Im Kontext zu einem Artikel über den Bermuda-Blob und ähnliche Globster im vierteljährlich erscheinenden ISC-Newsletter (Nr. 7, Ausgabe 3, 1988) greift auch J. Richard Greenwell, der geschäftsführende Sekretär der ehemaligen International Society of Cryptozoology, diesen Fall auf:

 

 

„Der neue Globster erschien bei Muriwai Beach, auf der östlichen Nordinsel, im März von 1968. Er wurde durch einen Marineabteilungsbeamten entdeckt und beschrieben als 9 Meter lang und 2,4 Meter hoch. Der Kadaver wurde, wieder, als „haarig“ bezeichnet. Professor J. E. Morton, Vorsitzender der Zoologischen Abteilung an der Universität von Auckland, wurde durch die Presse zitiert: ‚Ich kenne nichts, was dem ähnelt.’ Unglücklicherweise sind zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Details über eine Untersuchung, Schlussfolgerungen oder das endgültige Naturell des Neuseeland-Globsters verfügbar.“

 

 

 

Da Greenwell keine Quellen angab, bleibt unklar wie es zur Fehldatierung des Jahres und der Verortung an der Ost- statt Westküste der Nordinsel kam. Möglicherweise lag ihm als Quelle das bereits zitierte Pursuit-Magazin vor, welches ebenfalls die Ostküste benennt und im Jahr 1968 erschien.

 

Muriwai Beach
Muriwai Beach ist eine Landschaft von bestechender Schönheit

 

Eine dritte vor 2012 relativ häufig im Internet zitierte Quelle ist der Online-Artikel „Globsters“ von John Moore, der sich im Wesentlichen auf Dinsdale (1972) stützt:

 

 

Im März 1965 wurde ein anderer Globster gefunden, aber diesmal in Neuseeland bei Muriwai Beach. Er war 9 Meter lang und 2,4 Meter hoch.

Der Vorsitzende der zoologischen Abteilung der Auckland Universität, J. E. Morton, sagte: „Das Objekt hat eine zähe, viertel-zoll dicke Haut. Unter dieser ist, was wie eine Schicht aus Fett erscheint, dann festes Fleisch. Haar, 10 bis 15 Zentimeter lang, erstreckt sich in der Länge. Aus dem Fell geschnitten und sauber gewaschen, hat das Haar eine weiche, wollige Textur.“

 

 

Bei diesem Text handelt es sich nach Auskunft von Moore um eine gekürzte Entwurfsfassung des ausführlicheren Artikels mit dem Titel „What are the Globsters?“ der in der ersten Ausgabe des vergriffenen Magazins „Cryptozoology Review“ publiziert wurde (Moore, John, pers. Komm., 27. Februar 2012).

 

 

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Seeungeheuer – Mythen, Fabeln, Fakten

Meeresbiologe Richard Ellis hat in diesem Werk zahlreiche bekannte Seeungeheuer – Sichtungen zusammengefasst und analysiert. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der klassischen Seeschlange, deren Interpretation einen Großteil des Buches einnimmt – ohne je langweilig zu werden.

 

Seeungeheuer – Mythen, Fabeln und Fakten ist DAS Standardwerk zum Thema Seeungeheuer. Obwohl es ein wenig in die Jahre gekommen ist, lohnt sich die Lektüre immer noch: Kryptozoologisch, spannend, ohne je den Weg der Wissenschaft zu verlassen. Das Buch ist 1997 bei Birkhäuser in deutscher Übersetzung erschienen und hat als gebundenes Buch etwa 390 Seiten. Für sehr gute Exemplare zahlt man 10 bis 15 €.

 

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Die Identifikation in der Literatur

 Tatsächlich berichtete die Presse noch im selben Monat in dem der Fund überhaupt bekannt wurde über die Identifikation. So zum Beispiel der Auckland Star:

 

 

Heutige Labortests durch die zoologischen Spezialisten der Auckland Universität an Teilen der ‚haarigen‘ Masse angeschwemmt bei Muriwai Beach, identifizierten es als die ‚lange verwesten‘ Überreste eines Wals. Ältere Studenten, die sich letzte Nacht nach Einbruch der Dunkelheit an den Strand wagten, machten dies in kurzen Kurven, indem sie sich gegen den Wind zurückzogen, um ein beträchtliches Stück aus der Masse zu schneiden, die bis dahin noch tiefer in den Sand gesunken war. Die Dozentin für Zoologie, Frau J. Robb, sagte heute, die Haut und der größte Teil des Blubber seien von dem riesigen Fleischhaufen abgescheuert oder abgefressen worden, wodurch ein faseriges Gewebe zurückblieb, das so gleichmäßig zerfetzt wurde, dass es wie Haar aussah. ‚Wir sind überzeugt von unserer Identifikation,‘ sagte Frau Robb. ‚Es ist ein sehr toter, sehr stinkender Wal‘“ („Whale“ of a mystery is sovled, 1965).

 

 

Etwas kürzer folgt auch The Age: „Ein ‚haariges Monster‘ bei Muriwai Beach, 30 Meilen von Auckland, angeschwemmt ist ein ‚sehr toter, sehr stinkender Wal,‘ sagte die Zoologische Dozentin der Auckland Universitäts, Frau J. Robb, heute“ (Stranded monster was whale, 1965).

 

Wale in blauem Wasser
Zwei Buckelwale im Flachwasser

 

Dinsdale (1966) waren diese Presseberichte offenbar nicht bekannt, er schrieb stattdessen im Zuge seiner Recherchen einen Brief an die Zoologische Abteilung der Auckland Universität. Von dort bekam er eine geerdete Antwort eben jener Biologin Joan Robb:

 

 

Die Berichte über seine Behaarung wurden durch einen enthusiastischen Zeitungsreporter gemacht… Sicherlich, die Fotografien die er gemacht hat, schienen dicht verfilzte Fasern zu zeigen, mehrere Zentimeter lang. Als ich einige dieser Fasern aber selbst untersuchte, war es offensichtlich, dass es lange Stränge von faserigem Bindegewebe waren – alles was von den wenigen Inches des äußersten Blubber blieb, die weicheren Teile des Gewebes wurden entweder zerkaut oder zerkleinert von kleinen Fischen, usw., oder erosiv entfernt durch die Einwirkung von Sand und Wasser. Indes die Identifikation der exakten Art (von Wal) nicht möglich war, war es sehr wahrscheinlich ein Buckelwal. Es tut mir leid, nichts Aufregenderes zu berichten zu haben.

 

 

Hoffnungsvoll merkte der Autor im Übrigen an, „diese klare und, ohne Zweifel akkurate Bewertung wird in Zukunft helfen das Problem von ‚haarigen Kadavern‘ zu lösen, die weiter an unterschiedlichen Orten erscheinen werden“.

 

Das Pursuit-Magazin (1968) spekuliert in Unkenntnis dessen unter anderem über bereits genannte Identitäten wie See-Elefant und Seekuh, stellt letztlich aber eine relevante Frage: „ob es echtes und wirkliches Haar oder waren es die zerfetzten Fasern von Blubber, die von allem Fettgewebe befreit wurden, was so wie Haare aussieht und wie es bei lange-toten gestrandeten Walen üblich ist?

 

Muriwai Beach
Die Muriwai Beach-Gegend von Süden aus gesehen. Foto: Follash CC BY-SA 4.0

 

Greenwell (1988) übersah Dinsdale als Quelle ebenfalls, ganz im Gegensatz zu Moore (2012):

 

 

„Nach J. Robb war die Kreatur nicht mit Haar bedeckt, sondern mit Fasern aus Bindegewebe. Dies waren, nach Robbs Meinung, die Überreste von Blubber, und der Kadaver war ein Wal, eventuell ein Buckelwal.“

 

 

2012 kontaktiert der Autor dieses Beitrages nochmals Joan Robb und veröffentlicht die Konversation im Artikel „Der Neuseeland-Globster von Muriwai Beach“ (2012):

 

 

Mit freundlicher Hilfe der mittlerweile im Ruhestand befindlichen Joan Robb (pers. Komm., 29.02.2012 und 04.03.2012) können an dieser Stelle nochmals einige weitere und klarstellende Ausführungen hierzu und zum Fall des neuseeländischen Globsters an sich aus erster Hand wiedergegeben werden:

 

„‘1965 reiste ich nach Muriwai Beach um das „Monster“ zu untersuchen und ich habe keine Zweifel dass es ein lange toter Wal war, dessen Kadaver Gott weiß wie lang über die Ozeane trieb. Während dieser Zeit wurde er von Myriaden von kleinen marinen Organismen attackiert – sowohl Wirbeltiere als auch Wirbellose – die sich von solchen Dingen ernähren. Durch ihr Fressen und die generelle Verwesung wurde alles weiche Gewebe des Blubbers ausgeräumt, und nur die langen Stränge von zähem Bindegewebe, das solches Material durchzieht, übriggelassen.

 

Der Kadaver war eine große, stark riechende Masse und ich nahm nur einige wenige faserige Stränge bevor ich mich zurückzog. […] Für mich sah die Erklärung eindeutig aus und ich sah nicht vorher, dass der „Monster“-Mythos, verursacht durch die Presse, in späteren Jahren wieder erschien.

 

Unglücklicherweise verstarb Prof. Morton letztes Jahr, so dass wir ihn nicht mehr nach seinen Erinnerungen fragen können, aber ich bin sicher, dass seine Kommentare zu dieser Zeit auf Pressefotografien beruhten und er die Überreste nicht besuchte. Soweit ich weiß, wurde die obige Erklärung akzeptiert und kein weiteres Interesse genommen – ein Fall von „Fall abgeschlossen“ – daher gab es keinen Grund irgendetwas in wissenschaftlicher Literatur zu publizieren über einen weiteren an einem Strand angeschwemmten toten Wal.

 

Gestrandeter Buckelwal in den Niederlanden
In den Niederlanden 2012 gestrandeter Buckelwal. Siehe auch hier

Sie führt des Weiteren zu ihrer Aussage, es könnte ein Buckelwal gewesen sein, aus:

 

 

‚Das wichtige Wort in meinem Kommentar über die Identität des Wals ist ‚wahrscheinlich’ – Buckelwale sind die häufigsten Wale entlang unserer Westküste, daher der am wahrscheinlichsten involvierte. Zudem, da das Skelett vermutlich noch immer intakt in der generellen Masse war, beurteilte ich den allgemeinen Umriss und die Größe der Überreste als suggestiv für einen Buckelwal – wie auch immer, keinesfalls war dies eine positive Identifikation!‘“

 

 

Alles in allem decken sich die eingangs erwähnten Erfahrungswerte aus Untersuchungen ähnlicher Globster mit den 1965 getätigten Laboranalysen der Auckland Universität: beim Muriwai Beach-Globster handelt es sich um Überreste eines Wals.

 


Quellennachweis:

  • Anonymous. (24. März 1965). „Mystery Mass of Flesh and Hair“. Townsville Bulletin.
  • Anonymous. (24. März 1965). “’Whale’” of a mystery is solved”. Auckland Star.
  • Anonymous. (25. März 1965). “Stranded monster was whale”. The Age.
  • Anonymous. (1968). More Globsters. Pursuit.
  • Dinsdale, T. (1966). The Leviathans. London: Routledge & Kegan Paul
  • Dinsdale, T. (1972). Monster Hunt. Acropolis Books, Washington D. C.
  • Ellis, Richard (1994), Monsters of the Sea. New York: Alfred A. Knopf
  • Greenwell, J. R. (1988) Bermuda Blob remains unidentified. ISC Newsletter 7 (3)
  • Hemmler, Markus. (2012). Der Neuseeland-Globster von Muriwai Beach. Der Kryptozoolgoie-Report. Berlin: Eigenverlag Hans-Jörg Vogel.
  • Moore, John. Globsters
  • Moore, John. What are the Globsters. Entwurfsfassung.
  • Pierce, S., S. Massey, N. Curtis, G. Smith, C. Olavarría & T. Maugel 2004. Microscopic, biochemical, and molecular characteristics of the Chilean Blob and a comparison with the remains of other sea monsters: nothing but whales. Biological Bulletin 206: 125–133.

 

Bildnachweis:

  • File:Ecomare – gestrande bultrug op Razende Bol (bultrug2012-razende-bol-412-sw).jpg. (2022, Februar 21). Wikimedia Commons, . Retrieved 08:45, Mai 22, 2022 from https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Ecomare_-_gestrande_bultrug_op_Razende_Bol_(bultrug2012-razende-bol-412-sw).jpg&oldid=631387271.
  • Muriwai Beach-Globster: Unbekannt
    In: Greenwell, J. R. (1988) Bermuda Blob remains unidentified. ISC Newsletter 7 (3)