Kleine menschenähnliche Schwimmer? Wurden hier Nixen gefilmt?

Am Samstag erreichte der Hoax unsere Facebook-Gruppe. Ein neues Mitglied brachte eine Zusammenstellung von zwei Videos und einem Bild. Offenbar war er von der Sache so beeindruckt, dass er sich extra dafür in der Gruppe anmeldete.

Der Hoax selber ist clever gemacht. Nirgendwo wurde erwähnt, dass die drei Aufnahmen in einem Zusammenhang zu sehen sind. Diese nahe liegende Transferleistung hat der Ersteller dem Leser selbst überlassen. Auf diese Weise hat er einen Hoax erzeugt, aus dem er sich sofort rausreden kann: „Ich habe nie behauptet, die Aufnahmen gehörten zusammen. Es sah für mich nur so aus.“

Hoax-Videos
Die Kombination suggeriert, dass es sich um die selbe Spezies handelt.

Doch von Anfang an, oder besser vom Ende an. Das Bild unten rechts zeigt ein junges Säugetier, dessen Körper vollständig mit einer Flughaut umgeben ist. Die Arme und Beine sind mäßig verlängert, aber nicht so ausgeprägt, wie bei den Fledertieren, die Finger sind relativ kurz. Der Körper ist menschenähnlich bis auf einen eher hundeartig aussehenden Kopf mit breitem Maul und großen, nach vorne gerichteten Augen.

Was ist das für ein Tier?

Generell gehe ich davon aus, dass es sich auf dem Bild um das gleiche oder ein artgleiches Tier wie im rechten Video handelt. Ein Modell habe ich kurz erwogen, aber schnell wieder verworfen: Typische Modellbau-Fehler fehlen. Ein Modell, das für einen Hoax entstanden ist, wäre auch anders präsentiert worden. Ich gehe also von einem echten Tier aus, möglicherweise einem toten, das bereits abgebrüht und enthaart ist, denn die Haut wirkt teilweise gräulich und gequollen. Aber was für eins?

 

Flughäute bilden nur wenige Säugetiergruppen aus: Unabhängig voneinander entstanden sind sie bei den Gleithörnchen, den Dornschwanzhörnchen, den Riesengleitern und gleich dreimal bei den Beuteltieren: Gleitbeutler, Zwerggleitbeutler und Riesengleitbeutler haben sie.

 

Um ein Beuteltier kann es sich aber nicht handeln, da das Tier über einen sichtbaren Bauchnabel verfügt. Dieser fehlt bei Beuteltieren.

 

Bleiben noch Gleithörnchen, Dornschwanzhörnchen und Riesengleiter. Gleithörnchen fallen damit ebenfalls aus der „Liste der Verdächtigen“ werden. Bei ihnen spannt ein sichelförmiger Knochen an der Handwurzel die Gleithaut auf. Bei dem Tier im Bild fehlt dieser Knochen, dafür ist die Gleithaut sogar mit dem Kopf verbunden.

Gleithörnchen-Skelett
Skelett eines Gleithörnchens, gut erkennbar: die „Spannknochen“ am Handgelenk (Foto: Bj. Schoenmakers, CC 4.0)

 

Dornschwanzhörnchen
Skelett des Dornschwanzhörnchens Anomalurus beecroftii, man beachte die Knorpel an den Ellenbogen. (Foto: Illustratedjc, CC 4.0)

Was dem Tier auf dem Foto ebenfalls fehlt, ist ein Knorpel, der bei den Dornschwanzhörnchen am Ellenbogengelenk aus de Elle entspringt. Es ist also auch kein Dornschwanzhörnchen.

Dem entsprechend bleiben noch die Riesengleiter übrig. Da eine Bestimmung über fehlende Merkmale nie wirklich sicher ist, sollte man sie noch durch weitere Merkmale bestätigen. Ein Exklusivmerkmal der Riesengleiter ist eine Flughaut, die alle Gliedmaßen, den Hals und den Schwanz komplett umschließt, nur die Krallen ragen aus ihr heraus.

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Zoologische Ergebnisse Einer Reise in Niederländisch Ost-Indien“

Max Wilhelm Carl Weber (1852 bis 1937) ist ein leider in Vergessenheit geratener deutsch-niederländischer Zoologe. Nach Studium der Zoologie und Anatomie in Bonn und einer Dozentur in Utrecht führte ihn seine erste Expetition 1881 in die Barentssee. Bedeutender war aber seine Reise ab 1888 nach Sumatra, Java, Flores und Sulawesi, wo er vor allem Studien im Süßwasser betrieb. Ab 1892 war Weber Direktor des Zoologischen Museum der Uni Amsterdam, forschte in Südafrika und leitete schließlich die berühmte Siboga-Expedition. Anhand seiner Ergebnisse zog er die zoogeographische „Weber-Linie“, eine der beiden Grenzlinien im Übergang asiatischer zu australischer Fauna.

 

Bei dem hier vorgestellten Buch handelt es sich um den Reprint des ersten von vier Bänden. Er ist 2018 bei Forgotten Books erschienen und hat 516 Seiten.

Riesengleiter

Die Riesengleiter sind eine ungewöhnliche und für Zoologen schlecht einzuordnende Gruppe von Säugetieren. Sie enthält nur zwei Gattungen mit je einer Art: Den Philippinen-Riesengleiter Cynocephalus volans und den Malaien-Riesengleiter Galeopterus variegatus. Sie sind etwa so groß wie eine Hauskatze, leben auf Bäumen und können mit ihrer Gleithaut Strecken von mehr als 70 m gleiten.

Galeopterus_variegatus
Galeopterus_variegatus, der malayische Riesengleiter

Die Gruppe war Zoologen lange ein Rätsel. Der Körper ist stark an den Gleitflug angepasst, während der Schädel bis auf die Zähne kaum Besonderheiten aufweist. Die Schnauze ist flach und breit, der Hirnschädel klein, die Augen groß. Die Zähne wiederum sind hochspezialisiert und gleichen keiner anderen Säugetiergruppe. Sie sind klein und mit 34 sehr zahlreich. Die oberen Schneidezähne sind weit an die Seite des Kiefers verlagert. Die unteren Schneidezähne bilden einen Zahnkamm, dessen Funktion noch unbekannt ist. Näheres zur ungewöhnlichen Bezahnung liefert die Wikipedia.
(Der in der Wikipedia abgebildete Schädel vom Naturhistorischen Museum Wiesbaden ist definitiv ein Affenschädel, kein Riesengleiterschädel)

Verbreitung Riesengleiter
Verbreitungsgebiet der Riesengleiter.
Rot: Malaien-Riesengleiter (Galeopterus variegatus), Grün: Philippinen-Riesengleiter (C. volans).

Aufgrund dieser ungewöhnlichen Merkmale konnten Zoologen die Riesengleiter kaum richtig einordnen. Brehm’s Tierleben von 1883 schreibt hierzu:

 

„Linné stellt sie zu den Halbaffen, Cuvier zu den Fledermäusen, Geoffroy zu den Raubthieren, Oken zu den Beutelthieren und Peters endlich, wohl mit Recht, zu den Kerbthierfressern…“

 

Erst genetische Untersuchungen haben in den letzten Jahren für Klarheit gesorgt. Die Riesengleiter sind in sich monophyletisch und stehen im Schwestergruppenverhältnis zu den Primaten. Als gemeinsame Gruppe bilden sie die Schwestergruppe zu den Spitzhörnchen (Scandentia).

Riesengleiter im Flug
Ein Riesengleiter im Flug, die Körperform ist bei aufgespannter Flughaut gut erkennbar (Netzfund)

Riesengleiter und Mensch

Riesengleiter sind hauptsächlich nachtaktiv und zudem wegen ihrer Agilität schwer zu beobachten. Besonders beliebt sind sie nicht, denn sie leben als Kulturfolger gerne auf Obstplantagen, vor allem Kokosplantagen, wo sie unter anderem Blüten und Knospen der Bäume fressen. Beide Arten werden daher ständig bejagt. Da sie gerne immer die gleichen Routen auf der Nahrungssuche wählen, ist es nicht schwer, sie zu fangen. Bis vor wenigen Jahren verwendete man Bogen und leichte Pfeile.  Mittlerweile werden in ihre Gleitwege Angelleinen gespannt, an denen in regelmäßigen Abständen Angelhaken befestigt sind. Die Riesengleiter „fangen“ bei den Gleitflügen die Schnüre ein und rutschen so lange an ihnen entlang, bis sie von einem Angelhaken aufgespießt werden. Aufgrund der Widerhaken können sie sich nicht oder nur mit schweren Verletzungen befreien.

 

Ein auf diese Weise gefangener Philippinen- Riesengleiter ist im folgenden Video zu sehen:

 

 

Das Tier in dem Video ist verletzt, es befindet sich bei Tag in einer ungedeckten Umgebung und wird direkt durch den Hund bedroht. Kein Wunder, dass es -leider vergeblich- um seine Freiheit kämpft. Trotzdem macht sich der Präsentator einen Spaß mit ihm. Wer bei Youtube einen Account hat, möge darüber nachdenken, ob man das Video nicht mit einem Daumen nach unten bewerten kann.

 

Übrigens: im Zoo sucht man Riesengleiter vergebens. Die Nahrung der Tiere ist kaum analysiert, da sie mit ihren hochspezialisierten Zähnen alle Bestandteile sehr fein zermahlen. Anhand des Kotes kann man nicht feststellen, was die Tiere fressen. Alle Haltungsversuche enden deswegen nach kurzer Zeit, weil die Tiere an Verdauungsproblemen versterben.

Und die eleganten Schwimmer? Wer ist das?

Das erste, auf der linken Seite des Bildes abgebildete Video zeigt mittelbraune, etwa 20 bis 30 cm lange Tiere, die nachts im Wasser neben einem Bootssteg schwimmen. Sie schwimmen sehr ungewöhnlich und elegant. Folgt man der Suggestion, so könnte es sich um Riesengleiter handeln, die mit den Armen rudern und sich so mittels der Gleithaut im Wasser fortbewegen. Damit ist der Gedankengang zu Mini-Nixen oder Wassermännchen im Barbie-Format mit Vampir-Umhängen frei, oder?

 


Leider ist das Video voll mit Werbung, der eigentliche Inhalt startet erst nach einer Minute, wie hier eingestellt.

 

Die Tiere auf dem Video werden mit Sea Hare bezeichnet. Dies ist -spannenderweise- einer der seltenen Fälle, in denen ein englischer Name 1:1 auf Deutsch übersetzt werden kann. Die Tiere heißen auf Deutsch auch Seehase.

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„Nur an die Nordsee“?

Was aus dem Sommerurlaub dieses Jahr wird, ist wegen Corona immer noch nicht klar. Viele klassische Urlaubsziele bemühen sich, aber sehr viele Urlauber werden dieses Jahr notgedrungen im eigenen Land bleiben: es geht „nur an die Nordsee“, als ob eine weite, beschwerliche Anreise den Urlaub erst richtig wertvoll machen würde. Dabei ist gerade das deutsche Wattenmeer eins der artenreichsten und spannendsten Meere überhaupt. Kaum irgendwo sonst auf der Welt rasten so viele Vögel, laichen so viele Fische, leben so viele Arten auf kleinem Raum, wie in der Deutschen Bucht. Man muss sie nur entdecken und da hilft dieses Buch. Tipp: Bereits zuhause lesen, dann weiß man noch besser, was einen im Urlaub erwartet und man verpasst weniger.

Das Natur-Erlebnisbuch Nordsee ist 2019 im Wachholtz-Verlag erschienen und für Kinder ab 7 Jahre geeignet. Es hat handliche 80 Seiten und ist die optimale Ergänzung für den Urlaub an der deutschen Nordseeküste.

Tatsächlich eine – Schnecke?

Sucht man unter dem Begriff Seehase weiter, bekommt man zwei Tiere, die diesen Namen tragen. Bekannter ist sicherlich der Seehase oder Lumbfisch Cyclopterus lumpus, der ebenfalls in der Nord- und Ostsee vorkommt. Diese etwas langsam wirkenden Tiere leben an Felsküsten mit starker Brandung und Strömung, wo sie sich mit einem Bauchsaugnapf sehr gut festhalten können. Sie haben aber nichts mit den eleganten Schwimmern auf dem Video zu tun, sondern wirken eher plump und etwas ungeschickt.

Aplysia californica
Aplysia californica, mit etwas Phantasie sehen die beiden auf Stielen stehenden Augen wie Hasenohren aus.

Obwohl sie so gar nichts mit den langsamen, aber um so gefräßigeren Gartenbewohnern zu tun haben, gehören die „anderen“ Seehasen zu den Schnecken. Sie sind namensgebend für eine große Gruppe von Meeresnacktschnecken, die Gattung Aplysia ist nahezu weltweit verbreitet. Bekannt sind etwa 40 Arten, die größten erreichen 75 cm, während die kleinsten bei weniger als 6 cm ausgewachsen sind. Einige Arten können mit ihrem Mantel schwimmen, indem sie mit regelmäßigen, wellenförmigen Kontraktionen Auf- und Vortrieb erzeugt. Dies geschieht aber nicht permanent, wie beispielsweise bei Messerfischen, sondern schubweise, wie bei einem menschlichen Schwimmer, der die Arme nach vorne streckt und dann in weitem Bogen bis ganz nach hinten zieht.

 

Daher können schwimmende Seehasen auf den ersten Blick an einen Menschen erinnern.

 

 

Damit ist der Fall geklärt. Für alle, die bis hierhin mitgelesen haben, habe ich noch ein Video: Eine „Spanische Tänzerin“ aus der Verwandtschaft der Aplysia, schwimmt durchs Wasser am Great Barrier Reef.

 




Das geheimnisvolle Tier vom Kaltenbronn

Die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) brachten am 27. April einen Artikel über ein Bild, das Wanderer Lorenzo Chimenti am Kaltenbronn im Schwarzwald geschossen hat. Es zeigt eine Uferlandschaft mit trockenen Gräsern, beginnendem Neuaustrieb, grünen und braunen Krüppelkiefern und einem beigen Tier. Chimenti gibt an, das Bild am 23. April am Ufer des Wildsees aufgenommen zu haben.

Beiges Tier im Schilf
Das geheimnisvolle Tier am Kaltenbronn. – Foto: Lorenzo Chimenti

Der „Whodunit“ der Kryptozoologie

Das „Whodunit“ (Who (has) done it?) ist ein klassischen Krimi-Setting. Die Umgebung ist begrenzt, z.B. ein abgeschlossener Raum, eine Insel, ein Boot. Ein Mord geschieht und ein zufällig am Ort befindlicher Detektiv klärt das Verbrechen auf. Klassisch treffen immer wieder ähnliche Charaktere aufeinander, von denen keiner auf den ersten Blick als Mörder in Frage kommt. Dieses Setting wurde vor allem durch Agatha Christie bekannt. Miss Marple oder Hercule Poirot hatten zahlreiche dieser Fälle zu klären, n’est-ce pas?





Analog dazu ist das „Whatwasit?“ (What was it?) ein klassisches Setting der Kryptozoologie. Der Untersuchende bekommt ein Bild und versucht zu identifizieren, welches Tier kaum erkennbar abgebildet ist. Ähnlich wie beim Whodunit ist die Liste der Verdächtigen begrenzt, auf den ersten Blick kommt keines von ihnen in Frage. So auch in diesem Fall.

Der Vorfall

Lorenzo Chimenti hat der BNN folgendes erzählt: Er hat am 23. April am Ufer des Wildsees ein Tier aufgenommen, das er nicht erkennen konnte. Aus etwa 100 m Entfernung schätzte er das Tier auf ungefähr 80 cm Schulterhöhe. Er hatte den Eindruck, es „bewegt sich wie eine Raubkatze“. Hierzu kommen zwei großformatige Fotos, die das Tier zeigen.

Das Wildseetier
Das Wildseetier zeigt noch eine andere Pose – Foto: Lorenzo Chimenti

Kurz: die Fotos sind von recht guter Qualität. Das Wetter war für Fotos gut geeignet, Chimenti war brauchbar ausgerüstet, im Kopf und technisch bereit, ein Foto zu machen. So sehen die Bilder auch aus. Leider hat das Tier nicht richtig mitgespielt und seinen Kopf nicht eindeutig im Ganzen gezeigt.

Die Analyse

Wie im Krimi muss sich der Bearbeiter auch hier zunächst ein Bild machen und die Fakten sammeln und vereinzeln.

  • Das Bild ist am 23.04.2020 entstanden
  • Es wurde am Wildsee bei Kaltenbronn im Schwarzwald aufgenommen
  • Das Bild zeigt ein Tier
  • Es soll ungefähr 100 m entfernt gewesen sein
  • Das Tier hat eine Schulterhöhe von geschätzten 80 cm.

Das Entstehungsdatum

Die BNN gibt an, der Fotograf habe das Bild am 23.4.2020 aufgenommen worden. Der Fotograf habe dann versucht, das Tier zu identifizieren und ist damit zunächst zum Informationszentrum Kaltenbronn gegangen. Dort wurde Martin Hauser, der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt informiert. Dieser untersucht die Bilder, denkt noch ein wenig drüber nach und ist dann mutmaßlich die Person, die die BNN informiert. Am folgenden Tag kommt es zum Kontakt mit dem Redakteur der Zeitung, der schreibt die Story und bringt sie am 27. April in den Druck. Der zeitliche Ablauf ist sehr glaubhaft, zumal auch noch ein Wochenende (25. und 26.4.) dazwischen ist.

Der Aufnahmeort

Das Wildseemoor bei Kaltenbronn im Schwarzwald ist eines der letzten Hochmoore Mitteleuropas. Es ist für Wanderer über Bohlenwege recht gut erschlossen, so auch der Wildsee selber. Bei diesem handelt es sich um einen kleinen, etwa 105 m x 150 m messenden Moorsee mit einer großen und einigen kleinen Inseln.

Der Wildsee am Kaltenbronn
Der Wildsee ist ein Hochmoorsee, umgeben von einem Bannwald. – Foto: Markus Bühler

Unser Autor Markus Bühler kennt die Gegend sehr gut. Er hat die Fotos der BNN sofort als „ja, könnte am Wildsee sein“ identifiziert. Außerdem hat er der Redaktion einige seiner Fotos aus der Gegend zur Verfügung gestellt. Wir sind der selben Meinung: die trockenen Gräser, Krüppelkiefern und Baumleichen, das passt zusammen.

Das Tier

Dass Chimenti ein Tier fotografiert hat, steht außer Zweifel. Wie oft bei solchen Aufnahmen fehlt leider der Größenvergleich. Trockenes Gras kann einen großen Bereich von Höhen erreichen, ebenso Krüppelkiefern.

Kaltenbronn Wildsee
Der Wildsee am Kaltenbronn. Es ist eindeutig, die Aufnahmen des rätselhaften Tieres wurden hier gemacht. Die weißen Fruchtstände der Wollgräser könnten dem Größenvergleich dienen. – Foto: Markus Bühler

Im Vergleich mit einem der Bilder von Markus Bühler kommt so etwas wie eine Größenabschätzung heraus. Auch wenn keines der Bilder exakt die Stelle und Perspektive Chimentis trifft. So scheint das Tier deutlich größer zu sein, als die Fruchtstände des von Markus Bühler fotografierten Schmalblättrigen Wollgrases. Dieses Wollgras erreicht laut Wikipedia eine Höhe von 20 bis 90 cm, am Rand des Gewässers, möglicherweise sogar auf einer schwimmenden Grasinsel ist es sicher niedrig. Dem entsprechend kann man eine Schulterhöhe von 30 bis 50 cm bei dem Tier annehmen.

Der Wildsee
Der Wildsee am Kaltenbronn. Eine ungewöhnliche Landschaft für den Schwarzwald. – Foto: Markus Bühler

Nach den Bildern zu schließen, hat Lorenzo Chimenti das Tier am gegenüberliegenden Ufer fotografiert, das ist tatsächlich etwa 100 m entfernt.

Der Whowasit-Teil

Die Bewegungen des Tieres werden als raubkatzenartig beschrieben. Bedeutet dies, dass die Bewegung gebückt und schleichend war, oder einfach nur fließend und harmonisch? Das können wir den Fotografen nicht fragen. Daher gehen wir davon aus, dass alle in Deutschland vorkommenden Säugetiere dieser Größe (Schulterhöhe 30 bis 50 cm, KRL etwa 50 bis 90 cm) sowie beide Großräuber als „übliche Verdächtige“ genannt werden müssen.

Wolf

Das Wildseemoor und der Bannwald gehören zum Streifgebiet eines Wolfsmännchens, GW852m. Dieser ist jedoch grauer gefärbt, als das Wildseetier und hat größere und spitzere Ohren.



Mystische Pfade im Schwarzwald: 38 Wanderungen auf den Spuren von Mythen und Sagen

Der Schwarzwald bietet verwunschene Winkel, geheimnisvolle Kraftorte, Mythen und Märchen sowie einmalige Wandererlebnisse. Dieser Schwarzwaldführer bringt Sie auf 38 Wanderungen zu Burgen und Klöstern, Naturgewalten und magischen Orten. Ob in die Ravennaschlucht, auf die Hornisgrinde, zur Teufelsmühle, an den Glaswaldsee oder zur Großvatertanne: Ein Reiseführer für Ruhige.


Luchs

Auch ein Luchs ist im Hochschwarzwald unterwegs, er kommt regelmäßig ins Wildseegebiet. Aber er war am 23.4. nicht da. Woher man das weiß? Der Luchskater „Toni“ trägt ein Funkhalsband, das ständig GPS-Daten seines Standortes funkt. Es gibt noch einen sicheren Anhaltspunkt, dass es sich bei dem Tier nicht um Toni handelt: Toni ist, wie die meisten mitteleuropäischen Luchse, gefleckt. Das Wildseetier ist nahezu unifarben.

Goldschakal

Der Goldschakal gehört zu den heimlichsten deutschen Raubtieren. Bis 1996 war er in Deutschland gar nicht bekannt, seit dem gibt es immer wieder Einzelnachweise. In sieben Bundesländern hat er sich sehen lassen. Mehrere andere muss er bei der Wanderung in die Niederlande oder Dänemark durchquert haben. Diese Tiere leben so heimlich, dass sie oft einfach nicht bemerkt werden. So könnten sich die Tiere bereits unbemerkt irgendwo in Deutschland dauerhaft angesiedelt haben.

Die Fellfarbe könnte unter Umständen stimmen, aber Gesichtsfarbe und Ohren sind beim Wildseetier völlig anders.

Ein Goldschakal (Canis aureus)

Wildkatze

Auch Wildkatzen gibt es im Wildseegebiet. Sie sind etwa so groß wie eine große Hauskatze, aber mittelgrau/dunkelgrau gestreift und nicht rötlich-unifarben, wie das Wildseetier.

Fischotter

Würde von der Größe passen, aber ist deutlich dunkler und hat kürzere Beine, als das Wildseetier.

Waschbär

Grauer und zottiger, kürzere Beine

Marderhund

Der Asiate macht sich in Deutschland breit, aber ähnlich wie der Waschbär hat auch er ein völlig anderes Fell, ist eher dunkelbraun als rötlich, und wirkt dann doch wie „tiefergelegt“. Die Perspektive der Fotos ließe seinen beeindruckenden Backenbart deutlich sichtbar werden. Auf den Bildern fehlt er.
Auch wenn der Marderhund der Favorit der Leser der BNN ist, wir sind da anderer Meinung.

Marderhund
Der Marderhund hat doch völlig anderes Fell

Steinmarder

Von der Art der Bewegung (fließend, sehr dynamisch) durchaus in Frage. Andererseits ist selbst ein sehr helles Winterfell eines Steinmarders deutlich dunkler, als das des Wildseetieres. Trotzdem sollte man ihn nicht ganz außer Acht lassen.

Rotfuchs

Der Fuchs ist eines der häufigsten Raubtiere in Deutschland. Sein Winterfell kann durchaus die Farbe des Wildseetieres annehmen, aber irgendwie wirkt der Kopf unpassend. Ich bin dennoch nicht bereit, Bruder Reinicke so einfach aus dem Kreis der Verdächtigen zu streichen. Insbesondere unregelmäßige Beobachter wundern sich oft, wie groß Füchse sind…

Die Exoten

Puma

Ja, das könnte ein Puma auf dem Bild sein. Die Fellfarbe gibt es bei dem großen, amerikanischen Raubtier, ebenso die Form der Ohren. Jedoch erscheint der Kopf relativ klein – zu klein. In einem eng mit Wildkameras und von Rangern überwachten Naturschutzgebiet wären Pumaspuren oder -fotos sicherlich bald aufgetaucht. Einen weiteren Hinweis irgend einer Art gibt es aber nicht.

Nasenbär

Kommt farblich dem Wildseetier recht nahe. Aber Nasenbären haben einen auffälligen, gestreiften Schwanz, den sie in der Regel hoch erhoben tragen. Hinzu kommt, dass Nasenbären nach EU-Recht als invasive Tierart gelten, die „entnommen“ werden muss. Dem Natur-Infozentrum Kaltenbronn wäre sicher bekannt, wenn ein Nasenbär in der Gegend leben würde.

Fossa

Die BNN bringen auch die Fossa ins Rennen. Das madegassische Raubtier gehört überall auf der Welt zu den seltenen Tieren. Auf seiner Heimatinsel ist es fast ausgestorben. In Deutschland wird sie in sieben Zoos gehalten, lediglich Heidelberg ist halbwegs in der Nähe.
Die Färbung des Wildseetieres und auch das Gesicht ließ mich zunächst auch an eine Fossa denken. Doch wo soll sie her kommen? Die Privathaltung dieser Tiere ist mit hohen Auflagen verbunden und damit praktisch unmöglich. Die wenigen Zoos, in denen Fossas gepflegt werden, stehen auch nicht in dem Ruf, ihre wertvollsten Tiere zu verlieren.

Fossa
Fossa im Zoo Duisburg. Leider nicht ganz scharf, es war zu dunkel. – Foto: TM

Fazit

Es bleibt schwierig, das Wildseetier endgültig zu identifizieren. Die Größe ist unklar, da es unglücklicherweise keinen Maßstab dabei hatte, woraus man ihm aber keinen Vorwurf machen sollte. Unter den „üblichen Verdächtigen“ gibt es eigentlich nur den Steinmarder, den man näher betrachten sollte. Aber nicht er ist die wahrscheinlichste Erklärung, sondern sein Verwandter, der Baummarder. Auch wenn er seltener ist, als der bekanntere Steinmarder, am Kaltenbronn liegt ein bekanntes Vorkommen.
Das Fell des Baummarders ist heller als das des Steinmarders, insbesondere das Winterfell. Einige Tiere zeigen eine dunkle Gesichtszeichnung, wie das Wildseetier. Der Steinmarder ist auch insgesamt stämmiger bzw. muskulöser und sein dichtes Fell lässt das Tier ein wenig pummelig wirken. Dazu kommt, dass die Ohren relativ kurz sind und nicht so hoch stehen, wie beim Fuchs. Die Bewegungen der Marder sind fließend und dynamisch, genau das, was oft als „Raubkatzenartig“ beschrieben wird.

Martes martes, Baummarder
Ein Baummarder, der mit einem Sandwich flüchtet. Foto: Vince Smith CC 2.0


Wenige Tage später: Eine Kryptozoologische Analyse vor Ort!

Das Geheimnis um das geheimnisvolle Tier vom Kaltenbronn ist gelöst. Der Redakteur der Badischen Neuesten Nachrichten, Dominic Körner, der Wildtierbeauftragte des Kreises Rastatt, Martin Hauser und der Beobachter, Lorenzo Chimenti waren mit einer Wolfsattrappe in Originalgröße am Beobachtungspunkt unterwegs. Noch einmal zur Erinnerung: Dieses Foto hatte Lorenzo Chimenti am 23. April am Wildsee auf dem Kaltenbronn geschossen:

 

 

Das WildseetierDas Wildseetier vor Ort – Foto: Lorenzo Chimenti

Da die Größenverhältnisse unklar bleiben, bringt Körner die Attrappe an die Stelle, an der Chimenti das geheimnisvolle Tier fotografiert hat. Siehe da: sofort wird klar, dass das Tier, das geheimnisvolle Tier viel kleiner war, als der Pappkamerad. Die Perspektive und vor allem die kleinen Krüppelkiefern am Rande des Moorsees haben die Beobachter getäuscht.

Wolfsattrappe am Wildsee
Die 80 cm hohe Wolfsattrappe an der selben Stelle. Foto: Chimenti, Körner

Selbst für den Fuchs ist das fotografierte Tier zu klein. „Es spricht sehr viel für einen Baummarder“, sagt Hauser, „mir ist bekannt, dass er hier oben vorkommt“.

 


Quellen

Der Hauptartikel in der BNN vom 27.04.2020

 

Die „Einschätzungen“ der Leser in der BNN vom 28.04.2020

 

Zur Analyse: die  BNN vom 9. Mai 2020

 

Der MDR zum Thema Goldschakale




Iberische Luchsin „Gitanilla“ wirft 3 Junge – und mit ihr viele Katzen mehr

Der Iberische Luchs (Lynx pardinus) gehört zu den bedrohtesten Katzenarten der Welt. Im Jahre 2016 gab es in den letzten zwei sicheren (und voneinander getrennten) Rückzugsgebieten, dem Nationalpark Doñana und der cordobesischen Sierra Morena, zusammen gerechnet wenig mehr als 150 reproduktionsfähige Exemplare (Gil-Sánchez, 2016: 272). Im benachbarten Portugal waren sie schon rund 15 Jahre vorher als ausgestorben erklärt worden (Gil-Sánchez, 2016: 281).

Glück im Unglück?

Als Ursachen gelten die „üblichen Verdächtigen“. Zerstörung des Lebensraumes, aber auch direkte Jagd – die Population im Naturpark Sierra de Andújar (mit den meisten Tieren) verdankt ihre Existenz mitunter auch den Eigentümern dreier grosser Fincas, die erklärten, auf die Spezies keine Jagd zu gestatten – andere hingegen sahen das anders (Gil-Sánchez, 2016: 281).

Besser zu spät als nie?

Iberischer Luchs
Ein Iberischer Luchs in einem Gehege

Der Mensch reagierte spät. Seit 1994 rief man verschiedene Projekte zur Konservierung der Spezies ins Leben. Zwischen 2011 und 2016 verfügten diese Life-Projekte über ein beachtliches Budget von 34 Millonen Euros. Seit dem kommt es wieder zu einem Anwachsen der Population (Gil-Sánchez, 2016: 281 – 282). Das soll jedoch nocht darüber hinwegtäuschen, dass der Zustand des Iberischen Luches kritisch bleibt – die Nachstellung, eine Viren-Epidemie bei den Kaninchen (von der die Luchse abhängig sind) und die Verengung des Lebensraumes, kurzum: das 20. Jahrhundert hat die Population genetisch verarmt. Das macht die Tiere vulnerabler gegenüber Krankheiten. Eine Leukämie raffte im Jahre 2007 zahlreiche Exemplare im Nationalpark Doñana dahin. Die Empfindlichkeit könnte mit dem reduzierten Genpool in Zusammenhang stehen (Gil-Sánchez, 2016: 282).

Erfolgreiche Projekte

Umso erfreulicher ist es, in diesem Zusammenhang über die Erfolge der Life Projekte berichten zu können. Am Morgen des 28. März brachte die Luchsin „Gitanilla“ in einem speziellen Zucht- und Auswilderungszentrum in der andalusischen Provinz Huelva zwei Junge zur Welt – ein Drittes sollte alsbald folgen. Für viele der krisengebeutelten Spanier waren die Bilder der Livekamera ein aufmunternder Lichtblick:

 

 

Das verantwortliche Luchsprojekt „Lynxexsitu“ verfügt gegenwärtig über 26 Zentren in ganz Spanien. 26 Luchspaare befinden sich auf das ganze Land verteilt abhängig von den Installationen der Zentren und der Genetik der Individuen. Damit ist der erfolgreiche Nachwuchs aber noch keinesfalls garantiert. Die territorialen Luchse akzeptieren ihre potentiellen Partner nicht zwangsläufig – doch „Gitanilla“ und ihr „Macho“ Damán liessen sich schliesslich aufeinander ein – und erfreuen die Welt mit ihrem Nachwuchs (Restauracion de Ecosistemas).

Reger Verkehr

Trockenlebensräume
Der Iberische Luchs ist ein Bewohner der Trockenlebensräume in Spanien

Die Beiden waren nicht die Einzigen in den letzten Wochen, welche ihre Betreuer mit frisch geborenen Jungen entzückten. Am vorangegangenen Samstag war bereits ein Jungtier in Jaén zur Welt gekommen. Darüber hinaus wird in diesem und dem nächsten Monat von 22 weiteren Paaren der Nachwuchs erwartet (Restauracion de Ecosistemas). Das Projekt Lynxexsitu verfügt über Live Cameras, mit denen der Verlauf auch aus dem Internet verfolgt werden kann:

https://lynxexsitu.es/directo.php

Im Anschluss werden die Exemplare ausgewildert. Vielleicht kann mit diesen aufwändigen Projekten das Aussterben des Iberischen Luchses tatsächlich gestoppt werden. Und der Tasmanische Wolf bliebe im kryptiden Nirvana ausgerottener Tierseelen auch weiterhin ohne Konkurrenz.


Zum Weiterlesen:

Projekt Lynxexsitu

https://lynxexsitu.es/directo.php

Restauración de Ecosistemas:

Esta mañana han nacido dos linces en el Centro de Cría del Lince Ibérico El Acebuche

Gil-Sánchez, J. M.: El lince ibérico. In: Lozano, j./Lacasa, M., El libro de los carnivoros. Barcelona: Photodigiscoping.




Wenn der Sasquatch mal reinschaut – und was das mit George Lucas zu tun hat

 

In den letzten Tagen gingen „neue“ Bigfoot-Bilder durchs Netz. Scott Yeoman aus Bailey, Colorado in den USA will sie fotografiert haben. Er schreibt hierzu:

 

 

Im August 2017 beendeten wir den Innenausbau im hinteren Teil unseres Hauses. Ich ging ins Wohnzimmer und ein SEHR herber Geruch wehte in den Raum. Es roch wie vergammeltes Fleisch, Erbrochenes und nach Exkrementen. Etwas bewegte sich draußen vor dem Fenster. Wir hatten regelmäßig Besuche von Bären, aber sie versuchten immer, unter das Haus zu kommen und nicht hinein. Aber das, was ich draußen sah, wirkte wie ein Bär, der irgendwie versuchte, am Fenster hochzuklettern.

 

 

Diesen Bereich machte Scott auf seiner Facebook-Seite offen zugänglich. Doch damit nicht genug: er machte ein 10minütiges Video der Begegnung und schreibt dazu:

 

 

Ich verwende eine billige Kodak Sport Digitalkamera um Bilder zu machen und meist mache ich damit schnelle Actionvideos.

Nach etwa acht Minuten kam meine Frau ins Zimmer und fragte, was ich machte. Ich sagte ihr, dass da etwas draußen ist und dass das kein Bär ist. Sie blickte über meine Schulter und schrie „Was ist das für ein Ding?“ und rannte zurück ins Schlafzimmer.

 

Scott Yeomans Sasquatch
Der Sasquatch guckt ins Fenster

 

Scott Yeomans Sasquatch
Der Sasquarch mit geschlossenen Augen

 

 

Scott’s Frau rief den Sheriff, der schickte drei Deputies, die sein Grundstück untersuchten. Er zeigte ihnen auch das Video und beschrieb, dass zwei von ihnen sehr beeindruckt waren, einer aber bei der Bär-Lösung blieb.

Doch wo ist das Video und wieso zeigt Scott auf Facebook nur vom Bildschirm abfotografierte Bilder? Angeblich hat er das Video auf dem Computer seiner Mutter gespeichert und deren Haus sei abgebrannt.

 

Versuch einer Analyse

 

Die schlechte Bildqualität erschwert eine Analyse der Bilder sehr, deswegen stelle ich sie erst einmal hinten an.

Der Zeuge

Daher darf sich zuerst der Zeuge einer näheren Untersuchung unterziehen lassen. Gibt man seinen Namen und den Wohnort in eine Suchmaschine ein, erhält man neben einem President der First American State Bank namens Scott A. Yeoman nur einen weiteren Treffer:

Einen über 60jährigen Mann aus Colorado Springs. Das Alter könnte zu den Fotos von Facebook passen, aber Colorado Springs ist etwa 100 km von Bailey entfernt. Also Fehlanzeige, vielleicht hat er kein Telefon, wie aus der Beschreibung seines Hauses durchaus möglich erscheint.

Schaut man sich das Facebook-Profil von Scott Yeoman etwas genauer an, erhält man einen Eindruck von dem, was er darstellen möchte. Er ist Mitglied zahlreicher Bigfoot-Believer-Gruppen, hat einen recht derben Humor und wirkt auf einen Europäer wie ein typischer Hillbilly: gegen jede Reglementierung, sei es gesetzlicher oder moralischer Art und eher einfach gestrickt.

 

Der Ort

Yeoman beschreibt eine abgelegene Lage in Bailey, Colorado in 11.000 ft Höhe. Bailey liegt etwa 60 km südwestlich von Denver, jedoch deutlich außerhalb des Speck- bzw. Pendlergürtels der Stadt.

Die Gegend um Bailey ist sehr gebirgig, 3350 m Höhe, die etwa den 11.000 ft entsprechen, sind nicht unüblich dort. Man findet hier außerhalb der genutzten Landstriche vor allem einen relativ offenen Trockenwald aus Nadelgehölzen, der fast kein Unterholz bietet. Ist das Bigfoot-Land? Für Schwarzbären scheint es zu reichen, Yeoman hat schon öfter Kontakt mit ihnen gehabt, unter anderem wenn sie den Raum unter seinem Haus als Unterschlupf nutzen wollten.

 

Über die Größe seines Grundstückes ist sich Scott Yeoman nicht so ganz sicher: bei singilarfortean.com sind es 8 Acres, bei reddit sind es 11 Acres.

Sein Haus sei auf Formbetonsteinen 3 ft 6 Inch (ca. 107 cm) über dem Boden errichtet, schreibt er. Die Unterkante der Fenster liegt also etwa bei 180 cm über dem Boden. Da kann auch ein normalgroßer Mensch reingucken, wenn er will. Üblicherweise wählt man so eine Bauweise nur bei sehr hartem und unebenem Untergrund: einem Felsen. Vermutlich variiert die Höhe des Hauses über dem Boden beträchtlich.

Die Bilder

Wie oben bereits beschrieben, sind die gezeigten Bilder Sekundärbilder. Sie entstanden, als Scott Yeoman den Film seiner Action-Cam auf einem Monitor abspielte und dann mit einem anderen Gerät abfotografierte. Warum er diesen komplizierten und Qualität fressenden Weg wählte, ist unklar.

 

Die Bilder selber zeigen etwas, das wie der obere Teil eines Kopfes oder Gesichtes wirkt. Die Haut glänzt fettig blauschwarz. Augen sind erkennbar. Der Nasenrücken ist schmal, deutlich konkav aber hoch. Die Nase wirkt flach und breit, aber scheint auf einer vorspringenden Schnauze zu stehen. Die Augen sind dunkel, zeigen aber eine Reflektion, etwas Weißes ist nicht darin zu sehen. Unter den Augen verläuft entweder ein starkes Jochbein oder ein sehr weit oben kontrahierter Wangenmuskel. Die Haut im Gesicht reflektiert das Licht aus dem Zimmer blauschwarz, um die Augen gibt es Bereiche, die heller erscheinen.
Das Gesicht ist haarlos, soweit sichtbar. Die Stirn verliert sich im Dunkeln, abgesehen von einem häutig wirkenden Dreieck in der Mitte, das durch einen schwarzen, nichtreflektierenden Streifen durchbrochen wird – fast so, als habe die Kreatur eine schwarze Schirmmütze verkehrt herum auf dem Kopf.

Die Mimik des Wesens verändert sich praktisch nicht. Außer dem Öffnen und Schließen der Augen und unterschiedlicher Anstellung des Kopfes ist keine Änderung zu erkennen. Das spricht bereits deutlich für eine Maske.

 

… und weiter?

 

Eine vollständige Analyse kann man kaum liefern, dazu sind die Bilder zu schlecht. Komisch, dass ausgerechnet das beste Video seit Patterson/Gimlin, also seit 1967 bei einem Feuer vernichtet wird.

Das, was die Bilder zeigen, lässt hinsehen: eine riesige, vorstehende Nase mit nach vorne öffnenden Nasenlöchern, hohe Jochbeine und speckig blauschwarz reflektierende Haut, dazu offenbar „echte“ Augen. Ein fähiger Modellbauer wäre sicher in der Lage, dies mit viel Aufwand nachzubauen. Aber aufgrund des eher einfach gestrickten Zeugen scheint mir eine eher einfache Lösung realistischer: Hier hat sich jemand mit einer Maske und schwarzer Schuhcreme (daher der speckige Teint) als Bigfoot verkleidet – einschließlich größenverstellbarer Schirmmütze.

 

Szene aus Star Wars Episode 6
Was Llando und Leia damit zu tun haben? Man beachte den Wächter rechts im Bild

 

Woher die Maske kommt?

Als ich die Bilder gesehen hatte, fühlte ich mich – nicht das erste Mal bei einer angeblichen Sasquatch-Sichtung – an die Star Wars erinnert. Diesmal war es nicht Chewbacca, sondern eine Randfigur aus „Rückkehr der Yedi-Ritter“, also dem dritten Teil der klassischen Trilogie. Im Hofstaat von Jabba the Hudd gibt es einen gammorreanischen Wächter, der schweinsähnlich aussieht: Die Schnauzenpartie fand ich extrem ähnlich. Dazu kommt: Mehrere Modelle ähnlicher Masken sind online verfügbar. Mit einem Messer entfernt man den oberen Teil, färbt alles mit Schuhcreme ein und setzt eine schwarze Mütze auf -> fertig.

 

Aus Star Wars Episode 6
Die Nase des Wächters kam mir doch sehr bekannt vor…

 

Hier schließt sich dann der Kreis zum Haus: Sasquatchs werden üblicherweise als größer als ein Mensch beschrieben, eher 2,1 bis 2,4 m als 1,8 m. Er hätte sich also bücken müssen, um so ins Fenster zu schauen, oder sein ganzes Gesicht gezeigt. Für einen Menschen hätte es genau die richtige Größe, um die mit Hauern bewehrte Maulpartie der Maske zu verbergen.


Links

Facebook-Profil von Scott Yeoman

Scott Yeoman’s Story bei reddit

Scott Yeoman’s Story bei der Singular Fortean Society




Der Brand im Affentropenhaus im Zoo Krefeld

 

Knapp einen Monat nach dem Feuer im Affentropenhaus hat sich der Rauch sowohl physisch wie auch in der Informationsverbreitung verzogen. Emotionen sind ein wenig abgeklungen, Fakten kommen zu Tage, eine Diskussion kann offener geführt werden. Hier kommt von Seiten der Redaktion eine möglichst sachliche Zusammenfassung des Vorfalls und seiner Folgen:

Die Nacht zum 1. Januar 2020

kurz nach Mitternacht wird die Feuerwehr Krefeld alarmiert: Das Affentropenhaus im Zoo steht in Flammen. Wie sich später herausstellt, sind eine oder mehrere „Himmelslaternen“ auf dem Haus oder direkt danben heruntergegangen und haben es entweder direkt oder durch trockenes Laub in Brand gesetzt. Eine Brandmeldeanlage oder ein Sprinklersystem gibt es in dem über 40 Jahre alten Haus nicht.

Trotz vollem Feuerwehreinsatzes brennt das Haus bis auf wenige Reste nieder. Mehr als 30 Tiere sterben, darunter fünf Borneo-Orang-Utans, ein Schimpanse, die beiden Gorillas Boma und Massa, drei Goldene Löwenäffchen, zwei Silberäffchen und sechs Zwergseidenäffchen. Auch einige Vögel und Flughunde konnten nicht gerettet werden. Nur zwei Schimpansen überlebten den Brand mehr oder weniger unverletzt.

Erst später wurde bekannt, dass zwei Orang-Utans eingeschläfert werden mussten. Gorilla-Silberrücken Massa litt unter schweren Brandverletzungen mit großflächigen Hautschäden. Bei ihm konnte das verwendete Narkotikum nicht seine volle Wirkung erzielen, um ihm weitere Leiden zu ersparen, musste ihm ein Polizist den Gnadenschuss geben.

Der Zoo beziffert den Sachschaden auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Er bleibt einige Tage geschlossen.

Die direkten Folgen

Orang-Utan Bunjo
Auch der Borneo-Orang-Utan Bunjo kam bei dem Feuer ums Leben.

Bereits kurz nach dem Unglück brachte die Bevölkerung ihr Mitgefühl mit den Tieren, aber auch mit den Pflegern zum Ausdruck. Neben überwältigender Empathie und Trauer gab es leider auch andere Töne, die den Vorfall nutzten, um Interessen wie Verbot von Silvesterfeuerwerk oder Tier- bzw. Menschenaffenhaltung in Zoos in die Diskussion einzubringen. Sie hatten nur geringen Anteil. Dennoch trafen einige hasserfüllte Briefe und E-Mails die Mitarbeiter des Zoos schwer. Esther Jansen berichtet davon.

Kurz nach dem Feuer meldeten sich die mutmaßlichen Verursacher des Brandes, eine Mutter mit zwei erwachsenen Töchtern, die diese Himmelslaternen zu Silvester aufsteigen ließen. Wie weit sie juristisch Schuld auf sich geladen haben und welche Vermögensschäden eine Versicherung übernehmen kann, muss erst ein Prozess zeigen. Wann dieser stattfindet, ist noch völlig offen.

Unabhängig hiervon hat sich eine Diskussion um die Feuersicherheit von Zoogebäuden entwickelt. Brandschutzexperten meinen, viele Zoogebäude seien gefährdet, vor allem ältere Gebäude, die nicht in Brandschutzabschnitte aufgeteilt worden sind. Rauch- und Feuermelder sind oft aufgrund der feuchtigkeitsgesättigten Atmosphäre und des Staubes sehr wartungsintensiv, oft gar nicht einsetzbar. Viele Zootiere lassen sich im Fall eines Feuers nicht einfach aus dem Gebäude retten und alte Anlagen haben oft keine Fluchttüren in die Außengehege.

Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen gab dem WDR ein Interview, in dem er kurz die Vorgänge zusammenfasste. Die Mitarbeiter und er sind schwer geschockt, aber auch von der Anteilnahme der Zoofreunde berührt. Für die Erhaltungszucht, insbesondere der Borneo-Orang-Utans ist das Feuer ein herber Rückschlag. Bevor er Zukunftspläne schmieden kann, muss er erst einmal Trauerarbeit geleistet werden, viele Mitarbeiter müssen erst einmal das Trauma verarbeiten.

Was geschah nach den ersten Tagen

Auf einer großen Kundgebung konnten sich die Trauernden treffen und gemeinsam den Tieren gedenken. Erste Spendenaktionen laufen an, der Zoo hat zwei Konten eröffnet, auf denen Spenden eingezahlt werden können. Zahlreiche Prominente nutzen die Gelegenheit, um Spenden einzuwerben. Eine Brauerei verschenkt Bier gegen eine Spende an den Zoo.

Bereits zwei Tage nach dem Feuer gibt Zoodirektor Dreßen bekannt, dass der Zoo weiterhin Menschenaffen pflegen möchte. Zwei Schimpansen und die beiden Gorillagruppen aus dem Gorillagarten haben das Feuer überlebt. Dreßen erklärt auch, dass es keine Möglichkeit gegeben habe, die Tiere im Affentropenhaus beispielsweise durch Umsperren zu retten. Das wäre nur bei einem kleineren, lokalen Brand möglich gewesen.

Die Spendenaufrufe gehen unvermittelt weiter, aber die Polizei warnt auch vor falschen Spendensammlern. Indess öffnet der Zoo am 3.1. wieder.

Die Brandermittler der Polizei ermitteln, wie das Affentropenhaus genau Feuer gefangen haben kann. Brandexperten überprüfen, ob eine Himmelslaterne die Plexiglasverkleidung entzünden kann, die Kriminalpolizei ermittelt, ob nach einer Reparatur die Verkleidung auch korrekt verbaut wurden. Die geretteten Schimpansen haben wieder Futter und Wasser von ihren vertrauten Pflegern angenommen. Ein echter Lichtblick.

Keine Beisetzung der Menschenaffen

Bereits kurz nach dem Feuer wurden Stimmen laut, die eine Bestattung der umgekommenen Menschenaffen wünschten. Am 6.1. gab der Zoo bekannt, dass dies aus juristischen Gründen nicht möglich sei. Die Mitarbeiter des Zoos haben sich auch gegen eine Urnenstätte auf dem Zoogelände ausgesprochen. Langfristig soll eine Gedenkstätte im Zoo gebaut werden.

Leider gab es einen weiteren Shitstorm, als bekannt wurde, dass Gorillamännchen Massa von einem Polizisten erschossen werden musste. Es ist leicht vorstellbar, in welchem emotionalen Durcheinander ein solcher Gnadenschuss erfolgt. Da liegt ein schwerst verletzter, vermutlich blutender Menschenaffe, dessen Schmerzen so schwer sind, dass das Narkotikum nicht anschlägt. Er gibt nur noch schwache Lebenszeichen von sich, stöhnt vielleicht, windet sich, es stinkt nach Rauch, Blut und verbrannter Haut. Der Polizist ist in keinster Weise auf so eine Situation vorbereitet, es gibt nur ein kurzes Gespräch mit dem Pfleger und der Tierärztin…  Ich kann nur hoffen, dass der Mann oder die Frau sehr gut psychologisch betreut wird.

Doch von den überlebenden Schimpansen gibt es gute Neuigkeiten. Das Männchen Limbo zeigt seit Freitag (17.1.) wieder Imponierverhalten. Er macht Krach, stäubt sein Fell und schlägt mit Ästen. Diese angsteinflößenden Gesten gehören zum Leben von Schimpansenmännchen, Weibchen Wally nimmt die Sache gelassen hin. Die Pfleger freuen sich, denn es ist ein Schritt zur Normalität. Mittelfristig sollen Limbo und Wally in einen anderen Zoo umziehen, um dort in einer größeren Schimpansengruppe zu leben.

Der Spendenmarathon

Am vergangenen Freitag gab es vor dem Krefelder Rathaus eine Gedenkveranstaltung für den Zoo, die auch prominent besucht war. Im Rahmen dieser Veranstaltung gab der Zoo bekannt, dass die Zoo Krefeld gGmbH und der Verein Zoofreunde Krefeld bereits 1,43 Millionen Euro gesammelt hätten. Inzwischen ist auch klar, dass der Zoo Krefeld weiterhin Menschenaffen pflegen wird. Der Aufsichtsrat hatte am Mittwoch, 22.1.2020 den Bau eines „Artenschutzzentrums Affenpark“ beschlossen. Wie dieser genau aussehen soll und was er kosten wird, ist noch unklar. Bis hier die ersten Tiere einziehen können, werden noch einige Jahre vergehen.

Am vergangenen Wochenende gab es zwei Benefiz-Konzerte in der Krefelder Kulturfabrik. Musiker, Techniker und Helfer verzichten auf ihre Gagen und Aufwandsentschädigungen, die kompletten Eintrittseinnahmen und Teile des Merchandise kommen dem Krefelder Zoo zugute. 1400 Karten wurden verkauft.


Spendenkonten

Zoo Krefeld gGmbH

Sparkasse Krefeld
IBAN: DE 10 3205 0000 0000 4271 53
BIC: SPKRDE33
Verwendungszweck: Spende Affenhaus

Zoofreunde Krefeld e.V.

Sparkasse Krefeld
IBAN: DE 42 3205 0000 0000 3177 43
BIC: SPKRDE33
Verwendungszweck: Spende Affenhaus

Website des Zoo Krefeld: www.zookrefeld.de





+++ Breaking News +++ Serval in Eitorf

In den letzten Tagen des vergangen Jahres waren es nur Gerüchte. Eine Wildkamera machte es jetzt eindeutig: Ein Serval oder eine Serval-Hybride mit hohem Serval-Anteil schleicht im rheinischen Eitorf (25 km östlich von Bonn, an der Sieg) durch Wald und Flur. Doch von Anfang an:

Zunächst gab es einige Anrufe von Anwohnern bei der Polizei. Die Zeugen haben eine große Katze beobachtet, bei der es sich nicht um eine Hauskatze handelt. Allgemein wurde zunächst ein Luchs vermutet. Als das Tier dann auch mitten in der Stadt auftauchte, war klar: Luchse verhalten sich nicht so. So fiel der Verdacht zunächst auf eine Savannah, ein Hauskatze- Serval-Mischling, der in den letzten Jahren in Deutschland populär geworden ist.

Die Wildkamera belegt: Ein Serval

Doch Fotos einer Wildkamera, die ein lokaler Jäger installiert hat, belegen etwas anderes. Die Katze zeigt eine vollständige und eindeutige Serval-Zeichnung einschließlich der charakteristischen Streifung der Ohren in Schwarz-Weiß-Schwarz. Bei Savannah-Katzen ist dies stets Schwarz-Beige-Schwarz. Leider sind die Bilder für uns nicht verfügbar.

Zwei Servale
Servalkätzin mit Nachwuchs im Zoo

Savannah
Savannah-Katze mit der typischen Ohrzeichnung (vgl. links)

Servale sind Kleinkatzen, die in Afrika südlich der Sahara die Grasländer bewohnen. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 100 cm und eine Schulterhöhe von bis zu 62 cm. Große Männchen können 18 kg erreichen, Weibchen bleiben mit 7 bis 12 kg kleiner. Sie sind beige gefärbt und tragen ein Muster aus schwarzen Flecken, die im Hals- und Schulterbereich zu Längsstreifen verschmelzen. In ihrer Heimat ernähren sich Servale vor allem von Kleinnagern, die sie im Gras erbeuten. Gelegentlich fangen sie auch Vögel.

Wo kommt der Serval her?

Servale werden mehr oder weniger regelmäßig in Zoos gehalten, so derzeit in etwa 20 deutschen Zoos, in zwei Belgischen und acht Niederländischen. Keiner der Zoos liegt in der Nähe von Eitorf.

Möglicherweise stammt die Katze von einem privaten Serval-Züchter.

Keine Panik!

Die Behörden warnen nicht vor dem Tier. Kein Wunder, da Servale doch hauptsächlich Kleinnager fressen und in der Natur als sehr scheu gelten. Ob dieses spezielle Exemplar Menschenkontakt gewöhnt ist, wird sich erst zeigen, wenn es eingefangen wurde. Wenn die Katze gefangen wurde oder sich in umfriedeten Gelände befinden, in dem sie eingefangen werden kann, bitte die Polizeiwache in Eitorf unter 02243/94 34 21 anrufen.

Im Oktober hatte eine mutmaßliche Savannah für kurzzeitige Panik bei einer Familie in Nordlondon gesorgt. Wir berichteten.


Literatur:

Kölner Stadtanzeiger mit dem Video der Wildkamera

WDR: Serval weiter in Eitorf unterwegs