Heimelig aussehendes weißes Haus mit Bar und Blumen an den FensternPub The Snug in St Albans, typisch für diese Stadt.
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St Albans ist eine typische mittelgroße Stadt in Hertfordshire. Sie hat knapp 60.000 Einwohner, liegt 35 km nördlich von London. Die Stadt gilt als geschichtsträchtig, hat eine sehenswerte Abtei und entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg zu einem Zentrum der Elektroindustrie. Klassisch würde man hier das ein oder andere Gespenst erwarten, aber kein legendäres Biest wie den Cupacabra.

 

Ein „seltsam aussehendes“ Tier

Lage der Straßen „Grange Street“ und „Hall Place Gardens“ in St Albans.

Doch genau über dieses Kryptid berichtete die lokale Zeitung „The Herts Advertiser“ bereits im Januar (04. Januar 2019). Eine Frau namens Sara hat ein „disorientiert“ und „seltsam aussehendes“ Tier in der Straße „Hall Place Gardens“ gefilmt. Sie sagte der Zeitung, es handle sich nicht um einen Hund oder eine Hauskatze.

Heimelig aussehendes weißes Haus mit Bar und Blumen an den Fenstern
Pub The Snug in St Albans, typisch für diese Stadt.

Ein anderer Einwohner, „Cameron“, sah das Tier in der nahe gelegenen Grange Street in der gleichen Woche. Beide Straßen liegen am Rande der historischen Innenstadt. Sie zeigen lockere Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, Gärten und einem Park. Eine direkte Verbindung zum unbebauten Umland gibt es nicht.

„Cameron“ gelangen deutlich bessere Fotos. Der 27jährige sagte „Meine Verlobte bemerkte es im Garten. Sie erschrak und rief, so dass ich kam. Wir beide beobachteten das Tier und ich konnte es schnell noch fotografieren.“ Cameron hat zu dem Tier seine eigene Theorie: „Ich glaube, es ist ein Fuchs mit einer Krankheit, der sein Fell verloren hat.“

 

Dunkles, fast nacktes Tier steigt auf eine Gartenlaube
Ist das der Chupacabra? In einem Garten einer englischen Stadt? Foto: „Cameron“

 

Der nahe gelegene Whipsnade Zoo ist einer der größten Zoos Europas. Er konnte das Tier auf den Bildern nicht identifizieren.

 

Großkatzen-Sichtungen

Eine große schwarze Katze wurde 2016 in der Nähe des Luton Airport beobachtet. Im Januar 2017 sahen zwei Mitarbeiter des Oaklands College (St Alban) „eine große, sandfarbene Katze“. Später fanden sie Kratzspuren an einem Baum im nahegelegenen Welwyn.

Eine Anfrage im Rahmen des „Freedom of Information Act“ bei der Hertfordshire Police ergab im Jahr 2016 etwa 30 Großkatzensichtungen für die vergangenen fünf Jahre.

Dunkles Tier in einem Garten
Das Tier sieht beängstigend aus, so dunkel und ohne Haare. Foto: „Cameron“

Hintergrund

Mitglieder des Netzwerkes für Kryptozoologie haben sich die Bilder von „Cameron“ ebenfalls angesehen. Sie teilen seine Meinung, dass es sich um einen Fuchs mit Räude handelt. Räude ist eine Erkrankung durch spezialisierte Milben. Diese graben Gänge in die Haut des Tieres, was zu allergischen Reaktionen und Juckreiz führt. Befallene Tiere kratzen sich sehr intensiv. Hierdurch wird die Haut weit stärker geschädigt, als durch die Milben. Offene Stellen, Sekundärinfektionen und Fellverlust können die Folge einer schweren Erkrankung sein.

Der Chupacabra

In Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten gibt es die Legende des Chupacabras. Der Name bedeutet übersetzt „Ziegensauger“. Die Legende tauchte 1995 erstmals in Puerto Rico auf und verbreitete sich schnell in ganz Mittelamerika. Der Cupacabra soll nachts Nutztiere anfallen und töten. Zu den bemerkenswerten Folgen eines solchen Angriffes gehört, dass das Opfer wie blutleer erscheint. Die Beschreibungen angeblicher Sichtungen variieren je nachdem, welche Horror- oder Mystery-Serie gerade im Fernsehen läuft. Häufig werden räudige Hunde oder Koyoten den Medien als Chupacabra gemeldet. Eine eindeutige Identifizierung in Form eines physischen Tiere fehlt. Sie ist vermutlich nicht möglich.
Der Chupacabra fällt also im engeren Sinn unter den Begriff eines Kryptiden.

Erst vor kurzem ging ein Angriff eines angeblichen Chupacabras auf den Hühnerhof eines Kleinbauern in Mexiko durch die Presse. Wir berichteten.

Links

Die Website des „The Herts Advertiser“ mit einem Bericht vom 4. Januar 2019

Video mit den oben bereits abgebildeten Fotos


Dieser Artikel erschien zunächst am 8. Mai 2019 und jetzt erneut im Rahmen des Relaunches.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.