Ein Bewohner des Stawropol-Territoriums hat auf einem Wassermelonenfeld einen lebenden „Rattenkönig“ entdeckt – dies ist einer der ersten Fälle weltweit
Rattenkönige sind ein seltenes, aber lange bekanntes Phänomen
Rattenkönige treten gelegentlich bei Nagetieren und ganz selten anderen Säugetieren auf. Es handelt sich hierbei um mehrere Individuen, die mit ihren Schwänzen in einem Knoten verheddert sind. Die meisten dieser Rattenkönige wurden tot aufgefunden. Es gibt jedoch Berichte über Knoten, in denen einige oder alle Tiere längere Zeit überlebt haben.
Der früheste Bericht stammt aus dem Jahr 1564, im 18. Jahrhundert wurden die Berichte weniger. Hauptgrund dürfte die weitgehende Verdrängung der Hausratte Rattus rattus durch die Wanderratte Rattus norvegicus sein.
Rattenkönige scheinen ein nahezu rein mitteleuropäisches Phänomen zu sein. Sie sind vor allem aus dem geographischen „Deutschland“ sowie angrenzenden Ländern wie Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Estland bekannt. Bis auf einen Fall mit Waldmäusen waren nur Rattenkönige aus Hausratten bekannt. Ein Einzelfall ist der 1918 in Bogor auf Java gefundene Rattenkönig. Er besteht aus zehn Reisfeldratten und war bisher der einzige Fall außerhalb Europas.
Auch dieser Rattenkönig ist etwas besonderes
Am 21. August filmte ein Arbeiter aus Stawropol namens Alibulat einen „Rattenkönig“. In einem dreiminütigen Video zeigte er fünf bis sechs Feldmäuse, die mit ihren Schwänzen zu einem Knoten zusammengebunden waren. Dies ist der erste Nachweis eines „Feldmauskönigs“.
In einem weiteren kurzen Video zeigte Alibulat, wie er die Nagetiere entwirrt. Das klappte nicht auf Anhieb, aber am Ende waren die Tiere entknotet. Der Mann trocknete sie in der Sonne und ließ sie frei.
Alibulat fand den „König“ in einem Wassermelonenfeld. Zuvor wurde Wasser durch einen Bewässerungskanal geleitet, das auch in den Bau der Mäuse gelangte. Der Landarbeiter vermutet, dass das Muttertier die Jungen an einen Zweig einer Wassermelone über dem Wasserstand gebunden hat, um zu vermeiden, dass sie ertrinken.
Am 29. August nahm Alibulat ein neues Video auf. Er kehrte zum Fundort zurück und zeigte einen ausgetrockneten Nagetierbau, in den seine Bewohner zurückkehrten. „Das Wasser ist zurückgegangen und die Maus ist in ihr Loch zurückgekehrt, es gibt Anzeichen dafür, dass sie dort lebt. Die Wassermelone ist seitdem gewachsen “, fügte er hinzu.
Das Video mit Mäusen bekam mehr als drei Millionen Aufrufe in tiktok. In den Kommentaren gab es eine rege Diskussion. Der Autor sagte, dass er vor den Erklärungen der Benutzer von Tiktok nichts von der Existenz des Begriffs „Rattenkönig“ wusste.
Offenbar überleben einige Tiere im Rattenkönig längere Zeit
Der Zoologe Alfred Brehm stellte in seinem Buch „Brehm’s Tierleben“ fest, dass „Könige“ sich nicht selbstständig bewegen können. Daher brächten ihnen ihre Verwandten oft Nahrung. Tatsächlich zeigen viele der bekannten etwa 25 Rattenkönige an den Schwänzen Gewebeneubildungen. Das ist ein Beweis dafür, dass zumindest einige der Tiere längere Zeit mit verknoteten Schwänzen gelebt haben.
Leseempfehlung
André Kramer: Vom Bau eines Rattenkönigs
André Kramer berichtet vom Modellbau eines Rattenkönigs für das Museum Tor zur Urzeit
Quellen
Originalartikel zu Alibulats Mäusekönig: Житель Ставропольского края обнаружил на арбузном поле живого
Wikipedia zu Rattenkönigen