Riesiger Laufvogel auf der Krim entdeckt

Russischen Wissenschaftlern gelang der Fund einer paläontologischen Sensation. Hinter dem wissenschaftlichen Namen Pachystruthio dmanizensis verbirgt sich der aktuelle Fund des ersten Riesenvogels Europas bzw. der nördlichen Hemisphäre generell. Der Fund der ca. 1,8 Millionen Jahre alten Fossilien des 450 Kilogramm schweren Tieres wurde in der erst kürzlich entdeckten Taurida-Höhle auf der Krim-Halbinsel am Schwarzen Meer gemacht.

Zwei Wisente auf einer abschüssigen Wiese mit einem entrindeten Baumstamm
Wisente der Gattung Bison gehörten zu den Vertretern einer pleistozänen Fauna, genauso wie…

Eine Gruppe fahler Pferde auf einer Weide vor Bruchvegetation
… Wildpferde, hier vertreten durch Dülmener Pferde, halbwild im Merfelder Bruch.

Gemeinsam mit ihm fand man die Reste von Vertretern der pleistozänen Riesen-Säugetier-Fauna, wie unter anderem Südelefanten (Archidiskodon), Nashörnern (Elasmotherien), Pferden (Equus), ausgestorbenen Rindern (Leptobos) und Bisons, aber auch Raubtieren. Zu diesen gehören riesige, heute ausgestorbenen Hyänen (Pachycrocuta) und Wölfen (Canis).

Der erste große Laufvogel auf der Nordhalbkugel

Pachystruthio dmanizensis in einer pleistozänen Landschaft
Pachystruthio dmanizensis ist (bisher?) der einzige bekannte Laufvogel Europas (Bild dpa)

Die Sensation hinter diesem Fund liegt vor allem darin, dass ausgestorbene flugunfähige Vögel dieser Größenordnung bislang nur von der Südhalbkugel bekannt waren. Hier sind vor allem die Elefantenvögel (Aepyornithidae) Madagaskars zu nennen, die bis zu 700 Kilogramm schwer wurden und gemeinsam mit dem bis zu 270 Kilogramm schweren Moas Neuseelands erst in historischen Zeiten durch den Menschen ausgerottet worden sind.

Ein ebenfalls quartärer Riesenvogel, dessen Überreste in Nordamerika (Titanis walleri) gefunden wurden, kam indes lediglich auf ein geschätztes Gewicht von 150 Kilogramm. Das entspricht in etwa dem Gewicht des rezenten Vogelstrauß.

Pachystruthio dmanizensis ist damit einer der größten flugunfähigen Vögel überhaupt.

Zusammen mit den ersten Menschen eingewandert?

Die Forscher der russischen Akademie der Wissenschaften vermuten, dass der Riesenvogel gemeinsam mit der Riesen-Säugetier-Fauna und den frühen Vertretern der Gattung Homo über den südlichen Kaukasus und Anatolien die Schwarzmeerregion erreichten. Für sie reiht sich der europäische Riesenvogel gut in die Fauna seiner Zeit ein.

Moa-Skelett aus dem Naturkundemuseum Braunschweig

Moderne Laufvögel, wie die Nandus, gibt es in Europa nicht.

Die gut erhaltenen Oberschenkelknochen verweisen auf einen guten Läufer, was ihn von den insularen Moas und Elefantenvögeln unterscheidet. Während jene bis zum Erreichen des Menschen auf den Inseln ohne natürliche Feinde lebten und eine schnelle Flucht entsprechend evolutionär nicht vonnöten war, gilt dies nicht für Pachystruthio dmanizensis. Die Pleistozäne Megafauna war voll von möglichen Fressfeinden, sodass eine schnelle Flucht hier überlebenswichtig war.

Die taxonomische Einordnung gestaltet sich indes schwierig. Eine Zuordnung zur Gattung Struthio, den Straußen, muss noch bestätigt werden.


Quellen:

Nikita V. Zelenkov, Alexander V. Lavrov, Dmitry B. Startsev, Innessa A. Vislobokova & Alexey V. Lopatin (2019): A giant early Pleistocene bird from eastern Europe: unexpected component of terrestrial faunas at the time of early Homo arrival, Journal of Vertebrate Paleontology,
DOI: 10.1080/02724634.2019.1605521