Bisher galten wir in Mitteleuropa als mit nur wenigen Gifttieren „gesegnet“. Die wenigen Giftschlangen, die wir haben, sind selten und alles andere als aggressiv, Skorpione fehlen und die beiden Spinnen, deren Cheliceren stark genug sind, die menschliche Haut zu durchdringen (Wasserspinne und Dornfinger), sind eher selten.
Doch nun wurden zunächst aus Irland und Großbritannien vermehrt Fälle von Spinnenbissen mit schwerem Verlauf gemeldet. Verantwortlich hierfür ist nahezu in jedem Fall die Edle Kugelspinne, Steatoda nobilis. Ihr Gift ist nicht einmal besonders stark, es führt lediglich zu Rötungen und leichten Schmerzen. „In einigen Fällen scheinen die Opfer jedoch lang anhaltende Infektionen zu entwickeln, für die eine starke Antibiotikabehandlung – und manchmal ein Krankenhausaufenthalt – erforderlich ist“, so John Dunbar. Der Zoologe ist Teil eines Teams, das sich dieser Problematik angenommen hat. Auf den Cheliceren der Spinne, so Dunbar weiter, säßen eine Reihe von humanpathogenen Bakterien wie Staphylococcus epidermidis, Kluyvera intermedia, Rothia mucilaginosa und Pseudomonas putida.
Steatoda nobilis stammt ursprünglich von den Kanaren und Madeira, verbreitet sich aber von Südwesten kommend auf dem europäischen Kontinent und den britischen Inseln. Verlief die Grenze der Population 2006 noch auf einer Linie, die Paris und Nizza schnitt, so wurde sie 2017 das erste Mal in Köln nachgewiesen.
Originalarbeit: Scientific Reports https://www.nature.com/articles/s41598-020-77839-9
Die Meldung stammt aus einer Presseschau vom 13.12.2020