HeckrinderHeckrinder als ungefähre Abbilder des Auerochsen, nicht mehr.
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Die historischen Quellen besagen, dass der letzte Auerochse eine Kuh war, die im Wald von Jaktorow, südwestlich von Warschau 1627 eines natürlichen Todes starb.

Möglicherweise ist das nicht korrekt. Zlatozar Boev vom Naturhistorischen Nationalmuseum in Bulgarien hat die Ergebnisse einer archäologischen Grabung aus Bulgarien veröffentlicht.

 

Auerochsen-Hornzapfen
Der Hornzapfen eines Auerochsen aus der Grabung. Oben alleine, unten im Vergleich zu einem Schädel eines Hausrindes (Fotos aus der zitierten Arbeit)

Ein Hornzapfen – Stammt er vom Auerochsen?

Der Fund besteht aus einem Hornzapfen eines adulten Auerochsen. Sie wurde 2020 bei einer archäologischen Rettungsgrabung auf einer Baustelle im Zentrum Sofias (Exarch Joseph Street 35) gefunden. Die archäologischen Daten deuten auf eine Müllkippe aus der Zeit zwischen der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts also etwa 1650 bis 1750 hin. Die Lage im Fundzusammenhang deutet auf das 18. Jahrhundert hin.

 

Von der Probe ist nur das rumpfwärts gelegene Drittel erhalten. Es ist etwa 270 mm lang und hat an der Basis einen Durchmesser von 100,6 mm. Domestizierte Rinder dieser Zeit haben laut Boev signifikant schlankere Hörner, bulgarische Rinder gehörten zu allen Zeiten dem brayceraten Typ an. Der Hornzapfen trägt eine Schnittmarke, vermutlich hat jemand versucht, das Horn mit einer Axt zu entfernen.

 

Die Identifikation ist für den Autor sicher, ebenso die zeitliche Einordnung.

 

Zeichnung eines Auerochsen von Charles Hamilton Smith für Brehms Tierleben 1927: Das Tier zeigt bereits einen geraden Rücken, kürzere Beine und einen kurzen Schädel – hier sind bereits Hausrinder eingekreuzt

 

Boev schließt, dass möglicherweise bis ins 18. Jahrhundert Auerochsen in den Preslav-Bergen in Bulgarien sowie im Vorgebirge der Berge des Sofia-Tals lebten. In seiner Arbeit zitiert er noch ältere Arbeiten zu diesem Thema.

 

Quelle

Die Arbeit im Volltext: The last Bos primigenius survived in Bulgaria

Boev, Zlatozar. (2022). The last Bos primigenius survived in Bulgaria (Cetartiodactyla: Bovidae). Lynx new series. 52. 139-142. 10.37520/lynx.2021.010.


Diese Meldung war bereits Teil einer Presseschau auf dieser Webseite und wurde nun als einzelne Kurzmeldung republiziert.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.