Bereits gestern meldeten die dpa und in der Folge zahlreiche Mainstream-Medien, dass in der Region Altenahr in der Eifel möglicherweise eine Großkatze unterwegs sei.
Was ist passiert?
Am vergangenen Dienstagabend (11. November 2025) hat ein Jäger von einem Hochsitz aus ein Tier mit einer Wärmebildkamera fotografiert. Möglicherweise zeigt das Bild eine Großkatze. Die Gemeinde nimmt die Bilder ernst und empfiehlt zur Vorsicht und Aufmerksamkeit beim Waldbesuch, Hunde sollten angeleint bleiben. Der WDR zitiert den Rat der Gemeindeverwaltung:
„Sollten Sie ein ungewöhnliches Tier sichten, halten Sie Abstand. Versuchen Sie keinesfalls, sich dem Tier zu nähern, es zu fotografieren oder zu füttern.“

Wo soll die Großkatze unterwegs sein?
Der Hochsitz liegt in einem Wald bei Kalenborn. Kalenborn gehört zur Verbandsgemeinde Altenahr, liegt in der Eifel an der Ahr (ach nee!), in Rheinland-Pfalz an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen.
Was zeigen die Bilder?
Es gibt ein kurzes Video, das der Bonner Generalanzeiger bei YouTube eingestellt hat. Die ersten ca. 17 Sekunden zeigen einen Film einer Wärmebildkamera, in denen ein Säugetier durch den Wald läuft:
Ein Größenmaßstab ist nicht vorhanden, auch zur sonstigen Entstehung der Bilder wurde nichts gefunden. Der Jäger gibt eine Entfernung von „mehreren hundert Metern“ an, was sicherlich überzogen ist. Die Kamera würde bei einem solchen Zoomfaktor trotz diverser Stabilisationsmechanismen unruhiger liegen, hinzu käme ein gewisses Bildflimmern.
Der Jäger äußerte den Verdacht, es handele sich möglicherweise um eine Großkatze.
Achtung: Der WDR zeigt unter https://www1.wdr.de/nachrichten/grosskatze-gesichtet-100~_v-ARDFotogalerie.jpg nur ein Standbild. Dieses Bild ist ausgesprochen schlecht gewählt, da hier ein Ast so ins Bild ragt, dass er den Schwanz des Tieres optisch auf mindestens Körperlänge verlängert. Ein solch langer Schwanz würde zwingend auf eine Großkatze hindeuten.
Wie reagiert die Öffentlichkeit?
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler äußerte gegenüber n-tv Schwierigkeiten, die Lage zu bewerten: „Das Tier ist aus mehreren hundert Meter in der Nacht gesichtet worden. Man kann erahnen, dass es sich gegebenenfalls um eine Wildkatze handelt. Allerdings ist schwer einzuschätzen, wie groß sie ist und um welche Gattung es sich handelt.“
Man hat am Mittwoch Fährtensucher beauftragt, die nach Spuren suchen, mit denen man das Tier möglicherweise genauer identifizieren oder zumindest dessen Größe genauer identifizieren kann.
n-tv bewertet die Situation sehr offen. Man könne anhand der Bilder nur sagen, dass es sich um ein vierbeiniges Tier mit Schwanz handele. Es könne eine große Hauskatze, eine Wildkatze oder vielleicht auch eine Großkatze sein. Ebenso könnten ein Hund, Wildschwein oder ein anderes, ungünstig fotografiertes Tier in Frage kommen.
Hat da jemand „Kleinmachnow“ gesagt?
Natürlich fällt bei einer möglichen Großkatze schnell das Wort „Kleinmachnow“, wo im Sommer 2023 ein Löwe in einem Wäldchen zwischen Wohngebieten gemeldet wurde, der sich nach einigen Tagen intensiver Polizeipräsenz als Wildschwein herausstellte. Anders als in Kleinmachnow bei Berlin reagieren hier die Behörden deutlich weniger aufgeregt, was sicher auch mit dem Sichtungsort im Wald zu tun hat: Film analysieren, Fährten suchen, Lage abschätzen und vorsichtig bleiben – das klingt nach einem sinnvollen Herangehen.

Ist das nun eine Großkatze in der Filmsequenz?
Das Tier auf dem Video bewegt sich sehr katzenartig. Es ist definitiv kein Wildschwein, Reh, Marder, Hund oder Waschbär. Hinzu kommt ein deutlicher katzenartiger Habitus, der nahezu alle anderen mittelgroßen und großen Bewohner der Eifelwälder ausschließt.
Die mutmaßlich geringe Größe sowie der recht kurze Schwanz lassen auf eine Kleinkatze schließen. Wildkatzen (Felis silvestris) kommen in der Eifel vor, jedoch wurde in der letzten Zeit keine Wildkatze in der Umgebung von Kalenborn gemeldet. Da die Tiere sehr heimlich sind, kann das nicht als „Negativbeleg“ gewertet werden. Ebenso könnte es sich um eine streunende Hauskatze handeln.
Anhand der Aufnahmen halte ich es für nahezu ausgeschlossen, dass es sich um eine Großkatze handelt.