Kakapo-Portrait von Kimberley CollinsDer Kakapo ist ein großer, nachtaktiver, flugunfähiger Papagei, der gut zu Fuß ist, aber im Leben mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Foto: Kimberley Collins, auf Dusky Island
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Der Kakapo Strigops habroptila ist einer der ungewöhnlichsten Papageien, die es auf der Welt gibt. Ausgewachsen misst er bis zu 60 cm und wiegt drei bis vier Kilogramm. Damit ist er auch der schwerste Papagei – und flugunfähig. Dafür ist er gut zu Fuß und nutzt seine Flügel nur zum Balancieren oder um zu bremsen, wenn er sich von Bäumen fallen lässt. Er lebte auf beiden Hauptinseln Neuseelands und bevorzugte Waldrandgebiete und junge Wälder, beispielsweise neu bewachsende Flächen nach Erdrutschen. Mit seinem grün oder gelblich gemusterten Gefieder war er in der dicken Farnschicht solcher Biotope kaum auszumachen. Meist verriet sich der nachtaktive Vogel durch seinen Geruch, der als intensiv, aber blumig oder honigartig angenehm beschrieben wird.

Mit den neuen Einwanderern nicht konkurrenzfähig

Auf Neuseeland gab es vor der Entdeckung durch die Maori keine bodenlebenden Landsäuger und auch sonst keine größeren Bodenraubtiere. Auch als flugunfähiger Vogel hatte der Kakapo keine Feinde. Die Maori brachten die Maori-Ratte mit, die zwar den ausgewachsenen Vögeln nichts anhaben konnte, aber Eier und Küken fraß. Schlimmer waren Katze und Hunde, die europäische Einwanderer mitbrachten. Sie fraßen sich buchstäblich durch die Kakapo-Populationen.

Sirocco ist das Aushängeschild des Kakapo-Schutzes
„Hallo, ich bin ein Sirocco, ein Kakapo, und wer bist du?“ möchte man ihm in den Mund äh Schnabel legen. Sirocco ist eine Handaufzucht, das Männchen balzt nur in Anwesenheit von Menschen. Da er sehr zahm ist, wird er oft als „Spokesbird“ für das Schutzprogramm genutzt.
Foto: NZ Department of Conservation

1845 wurde der Kakapo anhand von Vogelbälgen beschrieben. Er wurde dadurch in Europa populär und man begann in größerer Zahl die Vögel lebend für Zoos zu fangen und Bälge für Museen und Sammler zu exportieren. Um 1870 begann der Kakapo selten zu werden, aber anstatt das „Sammeln“ einzustellen, strengten sich die Sammler noch mehr an, um vor einem möglichen Aussterben noch an ein Exemplar zu kommen.

1880 begann man, in größerem Stil Hermeline und Wiesel auszusetzen, um die vorher ausgesetzten Kaninchen zu dezimieren. Doch die Marder dezimierten auch die einheimische Vogelwelt, insbesondere der Kakapo konnte ihnen nichts entgegensetzen.

 

Das Aussterben gerade noch verhindert

Ab 1891 begann man, den Kakapo zu schützen. Schnell war klar, dass das nur auf einer Insel möglich ist, die frei von Ratten, Mardern und Katzen war. Einige Versuche, ein solches Schutzgebiet einzurichten, schlugen fehl. So durchschwammen Marder eine Meerenge zwischen Hauptinsel und Schutzgebiet oder man übersah Katzen auf einer anderen Insel. Gab es in den 1940ern noch gelegentliche Sichtungen von Kakapos auf der Südinsel, war man sich 30 Jahre später nicht mehr sicher, ob sie nicht bereits ausgestorben seien.

Portait eines Kakapos
Kakapos sind nachtaktiv und daher eigentlich schwer zu fotografieren.
Foto: NZ Department of Conservation, CC 2.0

Mit der Errichtung eines Kakapo-Schutzgebietes auf Codfish-Island ganz im Süden Neuseelands begann ein schleichender Erfolg. 1991 konnten zwei Jungvögel aufgezogen werden. 1995 bestand die Weltpopulation aus 50 Tieren, davon 19 Weibchen, von denen man nicht immer wusste, ob sie noch fortpflanzungsfähig waren. In den folgenden Jahren konnten die Umweltschützer der Kakapo Recovery Group herausfinden, dass die Rimu-Harzeibe eine zentrale Rolle bei der Aufzucht der Jungen spielen: Tragen sie gut, können die Kakapos ihre Küken aufziehen. Reifen die Früchte wegen schlechten Wetters nicht oder nicht ausreichend, verhungern die Küken oder die Kakapos legen gar keine Eier. Üblicherweise tragen Rimu-Bäume nur alle zwei bis vier Jahre Früchte.

Bekanntheit per Anhalter

Mitte der 1980er Jahre besuchten der Zoologe Mark Carwardine und der Schriftsteller Douglas Adams den Vorgänger der Kakapo Recovery Group und die gerade entstehenden Schutzmaßnahmen für den Kakapo. Das 1990 erschienene Buch „Die Letzten ihrer Art“ berichtet davon. Selbst Douglas Adams merkt man bei der Beschreibung der Situation der letzten Kakapos eine schwere Beklemmung an. Er beschreibt das Leben dieser Vögel sehr einfühlsam, mit all ihren tragischen Schwierigkeiten: Bei der Balz, beim Brüten und natürlich die Tragik, zwar ein Vogel zu sein, aber trotzdem zu Fuß gehen zu müssen.

Adams beschreibt die Arbeit der Kakapo-Schützer und die Schwierigkeit, einen Kakapo zu finden. So hat er es mit einem Kakapo-Suchhund zu tun, der nicht etwa darauf trainiert ist, Kakapos zu finden. Sie sind zu selten, als dass man mit ihnen üben könnte. Stattdessen musste der Besitzer den Hund darauf trainieren, alles, was nicht Kakapo ist, nicht zu suchen.

Doch gerade dieses Buch machte den Kakapo und die Schutzbemühungen der Kakapo Recovery Group weltberühmt. Dies spülte natürlich Geld in die Kassen, so dass weitere Schritte unternommen werden konnten.

 

Erfolgreich, aber nicht ohne Rückschläge

Seit dem Besuch von Adams und Carwadine hat sich einiges getan. Die Kakapo Recovery Group hat zwei Schutzinseln etabliert, die frei von Landsäugern sind. Nahezu jeder Vogel wird überwacht, die Weibchen bekommen zusätzliches Futter. Die Wissenschaftler hoffen, dass sie irgendwann jährlich brüten.
Rückschläge gab es auch, bakterielle Infektionen töten gelegentlich einige Tiere. 2010 starb der letzte bekannte Vogel von der Südinsel im Alter von 80 Jahren eines natürlichen Todes. Er unterschied sich in der Farbe von anderen Vögeln und sein Balzruf klang ein wenig anders.

 

Ein angestochenes Ei wird in zwei Händen mit Chirurgenhandschuhen gehalten
Ein Kakapo-Küken schlüpft aus einem Ei des Muttervogels „Lisa“.
Foto: Josie Beruldsen, für das NZ Department of Conservation, 2008. CC 2.0

 

Dennoch steigen die Zahlen der Kakapos auf den Schutzinseln ständig. Vom Tiefststand 1986 mit 22 Tieren war man 1995 bei 50, im Jahr 2000 bei 62 und 2010 bei 122 Tieren angelangt. Ihren bisherigen Rekord erreichte die Population mit einer starken Brutsaison 2016, als 155 Tiere gezählt wurden.

2019 ist ein Rekordjahr

Durch den relativ warmen und trockenen Südsommer 2018/19 trugen die Rimu-Bäume dieses Jahr besonders viele Früchte. Eins der seltenen Mast-Jahre stand ins Haus. Und die Kakapos reagierten, wie erhofft. Bereits zu Weihnachten kam es zu den ersten Paarungen. Nahezu alle Weibchen paarten sich in den folgenden Wochen. Das erste Küken schlüpfte am 30. Januar, so früh, wie noch nie. Insgesamt legten die Tiere 76 befruchtete Eier.

 

Fünf Kakapo-Küken verbeißen sich mit ihren Schnäbeln an einer offen gehaltenen Hand.
Kakapo-Küken verbeißen sich an der Hand eines Pflegers. Dieses Jahr sind über 70 Jungtiere geschlüpft.
Foto: NZ Department od Conservation, CC 2.0

 

Die Kakapo-Schützer rechnen damit, dass mindestens 60 Jungtiere bis zur Geschlechtsreife aufwachsen können. Das würde die Zahl der erwachsenen Tiere von 147 am Anfang des Jahres auf über 200 katapultieren.


Links

ABC Neuseeland

Kakapo Recovery Team


Dieser Artikel erschien zunächst am 21. April 2019. Im Rahmen des Relaunches publizieren wir ihn heute erneut. Ein weiterer Artikel zum Kakapo mit der aktuellen Situation ist in Vorbereitung.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.