„Das Bild der Rückenflosse an der Oberfläche ist falsch“ – Zur Ernährung junger Weißhaie

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Neue Forschungen des Charles-Perkins-Center und der School of Life and Environmental Sciences der University of Sydney zur Ernährung von Weißen Haien sind jüngst veröffentlicht worden. Der Magen der Haie enthält eine Vielzahl von Arten, die auf dem Meeresboden leben. Die Hollywood-Bösewichter verbringen offenbar mehr Zeit als erwartet damit, am Meeresboden zu jagen.

Der Weiße Hai
Der Weiße Hai

Die in der Zeitschrift Frontiers in Marine Science veröffentlichte Studie ist das erste detaillierte Forschungsprojekt, das sich mit dem Mageninhalt von jungen Weißen Haien (Carcharodon carcharias) vor den australischen Badestränden beschäftigt. Die Wissenschaftler untersuchten den Inhalt von 40 Junghaien, die im Rahmen des NSW Shark Meshing Program (das Hainetze vor Badestränden spannt) gefangen wurden. Diese Daten haben sie mit weltweiten Daten verglichen, um sich ein Bild der Ernährung australischer Weißer Haie zu machen.

Weiße Haie als Bodenjäger

Der Magen der Haie enthielt eine Vielzahl von Arten, die im Sand des Meeresbodens vergrabenen leben. Die Haie müssen also auch entlang des Meeresbodens nach Nahrung suchen.

„Das typische Bild der Rückenflosse eines Hais über der Oberfläche während der Jagd ist wahrscheinlich kein sehr genaues Bild“, sagte der Hauptautor Richard Grainger in einer Stellungnahme.

Hemiscylliom halmahera
Bambushaie der Gattung Hemiscyllium gehören in anderen Teilen der Welt zur Beute junger Weißhaie. (Foto: Mark Erdmann)

Das Menü der untersuchten Haie umfasste Aale, Sterngucker, Seezunge und Rochen, einschließlich des Adlerrochen. Freiwasserfische der mittleren Wasserschichten des Ozeans wie Lachsbarsche (Arripis trutta) machten immer noch den größten Beitrag zum Mageninhalt des Hais aus. Größere Beute wie andere Haie und Delfine machen wahrscheinlich nur einen größeren Teil der Ernährung größerer Tiere aus. Die Studie betrachtete vor allem Jungtiere. Weiße Haie fangen normalerweise erst ab etwa 2 m Länge an, sich an größere Beute zu wagen.

gepunkteter Adlerrochen
Ein gepunkteter Adlerrochen Aetobatus narinari

Insgesamt haben die Wissenschaftler 40 Haie untersucht: 19 männliche, 20 weibliche Tiere, ein Kadaver war so stark verwest, er konnte nicht mehr vermessen und gesext werden. 21 der Tiere waren kürzer als 185 cm (Standardlänge, von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel). 14 Tiere maßen zwischen 185 und 235 cm, zwei Tiere zwischen 235 und 285 cm, nur zwei Tiere waren noch größer.

28 Fischarten und nur zwei Meeressäuger

Unter allen Haien konnten die Forscher mindestens 17 Knochenfischarten, drei Hai Arten und acht Rochenarten identifizieren. Hinzu kommen Große Tümmler und nicht näher identifizierte Delfine, auch zwei Arten Tintenfische und ein Kalmar waren vertreten. Auffällig ist, dass männliche Weiße Haie signifikant mehr Rochen fressen, als weibliche. Ansonsten gab es keine signifikanten, geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Ernährung der Tiere. Die Zusammensetzung der Nahrung entspricht weitgehend der südafrikanischer junger Weißhaie, auch wenn sie dort konkret andere Arten aus demselben Lebensraum fressen. Den dominanten Stellenwert des Lachsbarsches hat in Südafrika beispielsweise die Südafrikanische Sardine (Sardinops sagax).

 

Australische junge Weißhaie fressen einen relativ hohen Anteil an Rochen. Das ist auch von kalifornischen Weißhaien bekannt, wobei dies jede bekannte Größe, von 185 cm bis 511 cm einschließt. In Südafrika sind Rochen ein seltener Nahrungsbestandteil. Hier fressen Weiße Haie stattdessen Jugendstadien anderer, meist carcharhinider Haie, die hier in großer Zahl auf die Welt kommen.

Zwei große Tümmler im Meer, einer taucht zu einem Drittel aus dem Wasser
Große Tümmler

Ein bemerkenswertes Ergebnis ist eine deutliche Abweichung früherer Untersuchungen. 2014 fanden Forscher heraus, dass die Fettsäurezusammensetzung der Weißen Haie aus New South Wales und South Australia auf einen regelmäßigen Anteil an Bodenhaien (z.B. Heterodontus portusjacksoni) hindeutet. Dies konnte in der aktuellen Studie nicht bestätigt werden. Möglicherweise liegt bei der alten Studie ein Fehlschluss vor: die Rochen haben eine ähnliche Ökologie wie die Bodenhaie und daher auch eine vergleichbare Zusammensetzung der Fettsäuren.

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass große Tiere wie Hammerhaie, Carcharhinus-Haie und lamniforme Haie sowie Delfine in der Nahrung auftauchen, steigt mit der Größe der Tiere. Obwohl solche großen Beutetiere nur bei wenigen der untersuchten Weißhaie vorkamen, machten sie dann einen großen Anteil am Mageninhalt aus. Anders ausgedrückt: Wenn junge Weißhaie so große Beute bekommen, fressen sie viel davon.

Die Nahrung ändert sich im Laufe des Lebens

Die Veränderung der Nahrungspräferenzen während des Lebens ist für viele Hai Arten gut dokumentiert. Auch bei Weißen Haien unterschiedlicher Populationen ist das bekannt. Allgemein üblich scheint, dass Meeressäuger erst bei subadulten und adulten Tieren (über 2,35 m bzw. über 3 m) einen größeren bis großen Anteil der Nahrung ausmachen. Ostaustralische Tiere scheinen etwas früher anzufangen, Säuger zu jagen. Dies könnte aber auch mit dem relativ hohen Angebot an kleinen Säugetieren in Form von Delfinkälbern zu tun haben. Die Mineralisierung der Kiefer und die Muskelarchitektur deutet jedenfalls auf eine Vorliebe für weichere Nahrung bei jungen Tieren hin. Sie sind ziemlich generalisierte Fischfresser und nehmen andere Beute nur bei sich bietender Gelegenheit.

 

Ein ähnliches Bild der Veränderung der Nahrung großer Haie haben wir dokumentiert. Junge Tigerhaie im Gold von Mexiko fressen zumindest zeitweise Zugvögel. Artikel

 

„Das Verständnis der Ernährung dieser kryptischen Raubtiere und ihrer Beziehung zu Migrationsmustern wird zeigen, wieso es Probleme mit Menschen und Haien gibt und wie wir diese Art am besten schützen können“, fügte Dr. Gabriel Machovsky-Capuska, Mitautor der Studie hinzu.

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