Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine 'ghjattu-volpe', eine Fuchskatze in die Kamera.Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine 'ghjattu-volpe', eine Fuchskatze in die Kamera. Das Foto entstand am 12.06.2019 auf Korsika, Foto: Pascal Pochard-Casabianca / AFP
Lesedauer: etwa 4 Minuten

Dieser Artikel über die Korsische Fuchskatze wurde 2019 veröffentlicht, ist jedoch durch eine aktuelle Arbeit wieder interessant geworden.

Auf Korsika ist vieles anders, als auf dem Festland. Nicht nur die Sprache ist anders und bei den Franzosen gelten die Bewohner als etwas seltsam. Auch die Katzen der Insel haben sich teilweise jeder genauen Klassifikation entzogen. So gibt es auf Korsika die „ghjattu-volpe“, die Korsische Fuchskatze.
Lange Zeit hat die Zoologie sie eher als Legende abgetan. Pierre Benedetti, Forscher am staatlichen Büro für Jagd und Wild (ONCFS) hat sich näher mit dieser ungewöhnlichen Katze befasst. Benedetti stieß dabei auf Legenden, in der Literatur wurde sogar vom Verlust einer Schafsherde berichtet. Wissenschaftlich ist über diese Katze nichts bekannt.

In der aktuellen Arbeit (2025) zur Verbreitung der Hauskatzen durch den Handel der Römer wurden die Katzen am Rande mit untersucht. Der Ursprung der Katzen auf Korsika und Sardinien wird dort als schwer fassbar („elusive“) bezeichnet. Es handele sich Nachfahren afrikanischer Wildkatzen, jedoch nicht der Hauskatzenlinie. Bei der Korsischen Fuchskatze handelt es sich also nicht um verwilderte Hauskatzen. Wie die Tiere auf die Inseln kamen, liegt im Dunkeln.

 

Typische korsische Berglandschaft
Typische korsische Berglandschaft

Bekommt man sie das erste Mal zu Gesicht, wirkt sie, wie eine sehr plüschige Hauskatze. Untersucht man das Tier genauer, fällt die besondere Größe auf: 90 cm schafft sie als Gesamtlänge etwas mehr als eine durchschnittliche Hauskatze. Ihre Ohren sind größer, die Schwanzspitze endet wildkatzentypisch in einer schwarzen Quaste und die Eckzähne sind länger ausgebildet, als bei einer normalen Haus- oder Wildkatze.

 

Die Korsische Fuchskatze als Kryptid

Carlu-Antone Cecchini, der sich für die ONCFS mit Wildkatzen befasst, sagte der Nachrichtenagentur „Die meisten Leute hielten uns für verrückt, weil wir nach etwas suchten, das Teil einer Legende ist.“ Doch vor 11 Jahren, 2008, fingen die Forscher eine dieser Legenden in einem Hühnerstall in der Gemeinde Olcani auf dem Cap Corse.


Lage von Olcani auf Korsika

„Sie sind sehr zurückhaltende, nächtliche Tiere“ beschreibt Benedetti die Lebensweise der ghiattu-volpe. Mittels Infrarot-Fotofallen konnten die Forscher Haare sammeln, aus denen sie die DNA der Katzen extrahieren konnten. Sie unterschied sich von denen der Wildkatzen auf dem europäischen Kontinent.

Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine 'ghjattu-volpe', eine Fuchskatze in die Kamera.
Der Mitarbeiter der französischen Behörde für Jagd und Wild, Charles-Antoine Cecchini hält eine ‚ghjattu-volpe‘, eine Fuchskatze in die Kamera.
Das Foto entstand am 12.06.2019 auf Korsika, Foto: Pascal Pochard-Casabianca / AFP

In den letzten zehn Jahren waren die Experten der ONCFS in der Lage, 16 Fuchskatzen zu identifizieren. Darunter war ein Weibchen aus der Berggegend um das Asco Valley, das über 2500 m Höhe erreicht.

Ein Männchen der korsischen Fuchskatze wurde mit einem GPS-Sender ausgestattet. Er sendet regelmäßig Standortdaten und erlaubt es, die Katze eine Weile zu verfolgen.

Weitere Forschung notwendig

Da die Forschung der korsischen Fuchskatzen noch in den Kinderschuhen steckt, ist so gut wie nichts über ihr Leben bekannt. Weder zur Fortpflanzung noch zur Nahrung können die Wissenschaftler viel sagen. Aber wenigstens die DNA-Analyse hat Ergebnisse gebracht: „Die Katze könnte mit der zweiten Welle der menschlichen Besiedlung, vor etwa 6500 Jahren nach Korsika gekommen sein. Wenn diese Hypothese stimmt, stammt sie vermutlich aus dem mittleren Osten“ vermutet Benedetti.

Bleibt nur eine Frage: Von Korsika ist die Wildkatzen-Unterart Felis sylvestris reyi beschrieben worden. Ist sie identisch mit der Fuchskatze?


Quellen

rfi: Corsicas „cat-fox“ could be new species, say experts
M. De Martino et al.: The dispersal of domestic cats from North Africa to Europe around 2000 years ago. Science 390 eadt2642 (2025) DOI: 10.1126/science.adt2642
(dieser Artikel ist bereits am 19. Juni 2019 erschienen und wurde nur gering überarbeitet, möglich, dass hier noch mehr kommt)

Von Tobias Möser

Tobias Möser ist Diplom-Biologie und hat zudem Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.