Pandabär frisst an BambusRezenter Pandabär, hier Meng-Meng in Berlin, 2017
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Gestern, am 22. August um 13:03  und um 14:19 Uhr haben zwei Pandabären im Zoo Berlin das Licht der Welt bzw. der Innengehegebeleuchtung erblickt. Mutter Meng Meng ist wohlauf, was bei der geringen Größe der Bärchen auch nicht anders zu erwarten ist. Als erfahrene Mutter wusste sie, was zu tun ist, um dem Nachwuchs einen möglichst guten Start zu ermöglichen. „Ich bin erleichtert, dass die beiden gesund auf die Welt gekommen sind. Die Kleinen machen einen munteren Eindruck und Mutter Meng Meng zeigt uns allen, was das Wort ‚Bärenliebe‘ bedeutet – sie kümmert sich rührend um ihren Nachwuchs“, freut sich Tierarzt und Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem, so steht es zumindest in der Meldung des Berliner Zoos.

 

Ein junger großer Panda sitzt im Baum und scheint zu winken
Fu Bao, ein Panda, der 2013 in Wien geboren wurde, im Alter von etwa 10 Monaten

 

Die Vorgeburtsphase wurde von der Wildtier-Endokrinologin Dr. Jella Wauters von der Abteilung für Reproduktionsbiologie am Leibniz-Institut mit einem mobilen Labor begleitet. Seit dem 18. August im Zoo ein Quartier bezogen und etwa alle vier Stunden eine Urin-Hormonanalyse durchgeführt. Damit konnte sie den Geburtstermin sehr zuverlässig vorhersagen, so der Zoo. Auch die Schwangerschaftsdauer ist sehr genau bestimmbar, schließlich sind die Babys nicht auf natürlichem Wege gezeugt worden. Sie entstanden aufgrund einer künstlichen Besamung, die am 26. März ebenfalls am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung erfolgte.

 

Die Jungtiere sind noch nackt-rosa, taub und vor allem blind. Daher stimmt der erste Satz des Beitrages mit dem „Licht … erblicken“ nicht so wirklich. Sie sind nach Angaben des Zoos etwa 14 cm lang und wiegen 169 und 136 g. Auch wenn bei Großen Pandas Zwillinge regelmäßig vorkommen, in menschlicher Haltung sogar die Mehrzahl der Geburten ausmachen, ziehen die Mütter in der Regel nur ein Jungtier auf. Um die Aufzucht beider Jungtiere zu unterstützen, sind zwei Expertinnen der Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding angereist. „Bei etwa 20 Geburten im Jahr haben sie viel mehr Erfahrung und können die Entwicklung besser einschätzen“, erklärt Biologe und Panda-Kurator Dr. Florian Sicks.

 

Die junge Familie wird erst einmal nicht im Schaubereich des Zoos zu sehen sein. Die ersten Tage werden sie im für Besucher nicht zugänglichen Bereich der Pandagehege verbringen, um Störungen zu vermeiden. Der Panda-Papa Jiao Qing ist in die Aufzucht der Kinder bärentypisch nicht involviert. Daher wird man ihn auch weiterhin relaxt an Bambushalmen nagend im öffentlichen Bereich zu sehen bekommen.

 

Quelle: (c) Zoo Berlin


Alle Großen Pandas auf der Welt gehören laut chinesischem Gesetz der Volksrepublik China. Sie werden Zoos nicht mehr geschenkt oder verkauft, sondern als besondere diplomatische Gabe verliehen, was durchaus impliziert, dass Panda bei gespannten internationalen Beziehungen zurückverlangt werden können. Auch die Jungtiere gehören China und werden ins entsprechende Zuchtprogramm aufgenommen. Meist reisen sie mit oder kurz nach der Geschlechtsreife nach China, wo sie vor allem in Chengdu weiter gezüchtet werden.

Das Erhaltungszuchtprogramm des Großen Pandas ist auch durch die diplomatische Bedeutung eines der größten und aufwändigsten der Welt. Dennoch sind die etwa 2000 freilebenden Pandas weiter durch Lebensraumzerstörung und -zerschneidung bedroht.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.