Stinktier (Foto: Polizei Hagen)So fanden die Beamten der Hagener Polizei das Tier vor. Sie nannten es "Blume". Foto: Polizei Hagen
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Da wird ein Hundebesitzer nicht schlecht gestaunt haben. Seine Hunde erschnüffelten ein schwarz-weißes Tier, das sich in einem Waldstück in Hagen-Kattenohl in der Nähe der Autobahn A 45 unter einen Busch kauerte.

Vermutlich ausgesetztes Heimtier

Stinktier (Foto: Polizei Hagen)
So fanden die Beamten der Hagener Polizei das Tier vor. Sie nannten es „Blume“. Foto: Polizei Hagen

Der Hundebesitzer rief die Polizei. Zusammen mit einem Mitarbeiter des Tierschutzes wurde das Tier eingefangen: es handelte sich um ein Stinktier! Die Tierschützer vermuten, dass das Tier als Heimtier gehalten wurde. „Das Tier ist verfettet und hat verfilztes Fell. Zudem wurden die Drüsen, die den Gestank absondern, entfernt.“

Auf einen Aufruf des Internetportals wa.de des Westfälischen Anzeigers meldete sich eine Frau. Sie ist sich sicher, das Stinktier bereits am 22. April in der Nähe des Bahnhofs Hagen-Marienhof gesehen zu haben. Das ist nur wenige hundert Meter vom Fundort in Kattenohl entfernt.

Die Tierschützer brachten das schwarz-weiße Tier zur Erstversorgung in eine Wildtierauffangstation nach Bad Honnef. Nach Meldung der Westfalenpost waren die Mitarbeiter über den Zustand des Tieres entsetzt. Es sei verwahrlost, übergewichtig und völlig verstört. Nils Becker, Mitarbeiter der Auffangstation sagt: „Man benötigt eigentlich extrem viel Fachwissen, wenn man so ein Tier überhaupt privat halten will.“

Was nach einer ausgiebigen Erstversorgung mit dem Stinktier passiert, ist noch völlig offen.

 

Ein Stinktier liegt auf einer gepolsterten Unterlage
„Blume“ in der Auffangstation. Laut Mitarbeitern ist das Tier in einem schlechten Zustand. Foto: Nils Michael Becker, Retscheider Hof

Nicht in Europa heimisch

„Stinktiere sind für gewöhnlich nicht in der freien Wildbahn Europas heimisch – wie das Raubtier sich in Hagens Wälder verirrte, ist völlig unklar“, hieß es im Polizeibericht. Den Fotos nach handelt es sich möglicherweise um den Haubenskunk Mephitis macroura. Dieser unterscheidet sich vom bekannteren Streifenskunk Mephitis mephitis durch einen einzigen breiten weißen Rückenstreif. Beim Streifenskunk ist dieser durch einen schwarzen „Mittelstreifen“ charakteristisch zweigeteilt. Die Fotos, die im Netz zu finden sind, zeigen keinen schwarzen Mittelstreifen.

Der Haubenskunk ist in Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten, aber auch im äußersten Süden der USA verbreitet. Handelt es sich bei dem Fundtier tatsächlich um einen Haubenskunk, wird die Sache um so rätselhafter. Anders als der in den USA und Kanada beheimatete Streifenskunk werden diese Tiere selten als „Haustiere“ gehalten. In europäischen Zoos wurden nur drei Haltungsversuche zwischen 1893 und 1908 durchgeführt, offenbar nicht erfolgreich.

Der „gewöhnliche“ Streifenskunk wird in den letzten Jahren auch in Deutschland vermehrt als Heimtier gehalten. Bei vielen Haltern ist er als Ausbrecher bekannt. In vielen Fällen lassen Tierhalter die für die Produktion des Stinksekretes verantwortlichen Analdrüsen entfernen, was bei guter Haltung nicht notwendig ist (und auch nicht überall erlaubt ist). Die Haltung von Skunks gilt als schwierig und setzt einiges an Fachwissen und Erfahrung mit anderen Kleinraubtieren voraus.

 

Links

wa.de zum Thema

WDR-Meldung

Westfalenpost zum Stinktier


Diese Meldung erschien am 7. Mai 2019 und wurde heute im Rahmen des Relaunches erneut veröffentlicht.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.