Presseschau Kalenderwoche 25/2019

Wie immer montags gibt es auch heute die Presseschau mit Meldungen aus Zoologie, Kryptozoologie und Tierischem zum Schmunzeln aus der vergangenen Woche. Viel Spaß beim Lesen.

Montag, 17. Juni

Ningaloo Riff, Australien: Walhaie sind die größten Fische der Welt. Ausgerechnet bei diesen Tieren ist fast unbekannt, wie sie sich fortpflanzen. Bisher ist ein etwa 40 cm langes Jungtier von den Philippinen und ein 30 x 14 cm großes Ei mit einem 36 cm langen Embryo aus dem Golf von Mexiko bekannt. Wie bei allen Haien findet eine innere Befruchtung statt. Wo die Paarungsgebiete der Walhaie liegen, ist bisher unbekannt.
Tiffany Klein, Inhaberin von Ningaloo Aviation hat bei einem Flug den Paarungsversuch zweier Walhaie beobachtet. Sie war über den Gewässern vor der Ningaloo Küste in Westaustralien unterwegs. Das Männchen schätzt sie auf 9 m, das Weibchen war deutlich kleiner, möglicherweise ein Jungtier. Die Paarung war vermutlich nicht erfolgreich.

Bilder und eine genauere Schilderung der Beobachtungen gibt es bei iflscience


Dienstag, 18. Juni

Ein Puma in einem Zoo. Pumas gehören zu den möglichen Kandidaten für die Erklärung von Großkatzen in Großbritannien.

Hatherleigh/ West Devon, England: Aus der Kleinstadt Hatherleigh (ca. 1300 Einwohner) und ihrer Umgebung werden mehrere Sichtungen von Großkatzen gemeldet. Zunächst dachten wir, einen Zusammenhang mit den Sichtungen aus Cornwall zu finden (das NfK berichtete), denn Hatherleigh ist nur knapp 40 km von der letzten Sichtung entfernt. Das ist eine Entfernung, die eine Großkatze in den fünf Wochen, die zwischen den „Hauptsichtungen“ lagen, problemlos zurücklegen kann.

Soweit die These, allerdings hatte die regionale Zeitung The Moorlander mehrere Sichtungen über einen längeren Zeitraum zusammengefasst. Sie überschneiden sich teilweise zeitlich mit den Berichten aus Cornwall. Also keine heiße Spur einer wandernden schwarzen Großkatze.

Quelle: The Moorlander: Multiple big cat sightings in Hatherleight by Ross Bryant

Anmerkung: Nein, wir werden auch in Zukunft nicht jede Meldung über Großkatzensichtungen in GB reposten. Diese Meldung haben wir übernommen, weil sie als eine mögliche Folgemeldung zu unserem Beitrag vom 14. Juni diesen Jahres diskutiert wurde.


Mittwoch, 19. Juni

Ein kleines Krokodil in
Krokodile lauern jedes Jahr in Badeseen. Keiner weiß, wo sie herkommen, keiner weiß, was sie im Winter machen, aber sie kommen immer wieder.

Kirchheim unter Teck: Hurra, sie sind da! Die ersten Badesee-Krokodile des Sommers sind in diesem Jahr auf der schwäbischen Alb aufgetaucht. Eine Frau will am späten gestrigen Abend am Unteren See drei kleine Krokodile gesehen haben. Polizei und Stadtverwaltung haben die Seen aus Sicherheitsgründen sofort gesperrt.

„Wir gehen auf Nummer sicher“, sagt Dennis Koep, der Pressesprecher der Kirchheimer Stadtverwaltung. Seinen Worten zufolge hat die Stadt schon Kontakt zu einer Krokodil-Expertin der Stuttgarter Wilhelma aufgenommen. „Auch die Polizei und der Vollzugsdienst wird in den nächsten Tagen ständig vor Ort sein und das Verbot kontrollieren“, so Koeb weiter. Der Fahrradweg entlang der Seen ist seinen Worten zufolge nach wie vor befahrbar.

In Deutschland ist noch nie ein Fahrradfahrer von einem Babykrokodil angegriffen worden.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten: Krokodil-Epertin der Wilhelma eingeschaltet


Donnerstag, 20. Juni

Seattle, USA: Wissenschaftlern der National Oeanic and Atmospheric Administration der USA ist es gelungen, den Gesang des Pazifischen Nordkappers aufzunehmen. Diese Tiere gelten als die seltensten Großwale, im Ostpazifik vor Alaska leben noch etwa 30 Tiere, vor der russischen Küste knapp 400.

Innerhalb von acht Jahren nahmen die Walforscher an fünf Orten in der Beringsee vier deutlich voneinander unterscheidbare Gesänge auf. Die ersten Aufnahmen gehen dabei auf das Jahr 2010 zurück. „Wir vermuteten schon, dass es ein Nordkapper ist, aber wir konnten es nicht durch visuelle Beobachtung bestätigen.“ sagt Jessica Crance, Meeresbiologin bei der NOAA. Vor allem Buckelwale und Belugas sind für ihre Sangesfreude bekannt, von Nordkappern kannte man bisher nur eine Reihe von Einzelgeräuschen. „Damit ein Geräusch ein Gesang wird, muss es rhythmisch strukturierte Reihen von Einheiten enthalten, die auf konsistente Weise erzeugt werden, um klar erkennbare Muster zu bilden“ schreibt Crance im Journal of the Acoustical Society of America.

Niemand weiß, warum Glattwale singen. „Es könnte daran liegen, dass es so wenige von ihnen gibt. Sie glauben, sie müssten öfter rufen und singen“, beschreibt Crance die traurige Situation der Pazifischen Nordkapper. Die Art ist seit 1909 geschützt, seit dem hat sich die Population nicht erholen können.

Quelle: phys.org: Scientists record singing by rare right whale for first time.


Freitag, 21. Juni

Grönland: Die führende naturwissenschaftliche Fachzeitschrift nature hat gestern in ihren Scientifc Reports einen Artikel über einen natürlichen Walhybriden gebracht. Ein 1990 in Westgrönland gefundener Schädel, der zur Sammlung des Naturhistorischen Museums in Kopenhagen gehört, wurde vor Kurzem genetisch untersucht. Seine Merkmale lagen zwischen Narwal und Beluga, so dass hier bereits ein Hybrid vermutet wurde. Die genetische Untersuchung brachte zu Tage, dass er tatsächlich von einem Hybriden aus einem Narwal-Männchen und einem Beluga-Weibchen stammt.

Rekonstruktion eines Narlugas
Markus Bühler’s Rekonstruktion eines Narwal-Beluga-Hybriden.

Der Schädel war etwas größer als der von Belugas und Narwalen, die Proportionen aus 12 unterschiedliche Schädelmaße lagen jedoch zwischen den beiden Spezies. Er trägt weniger Zähne als der Beluga, Narwale sind bis auf den Stoßzahn der Männchen üblicherweise zahnlos. Die Zähne sind horizontal orientiert und haben Längsriefen, was dem Stoßzahn eines Narwalbullen entspricht.

Ein einheimischer Jäger hat den Wal während einer genehmigten Subsistenzjagd erlegt, in der Nähe waren noch zwei weitere, ähnlich aussehende Wale. Auch diese wurden bei dieser Jagd erbeutet, aber man nahm keine Proben. Die Jäger berichteten von grauer Hautfarbe, Brustflossen in der Form von Belugas und einer Fluke wie von einem Narwal. Der Schädel zeigt Verwachsungen der Kieferknochen, er stammt von einem ausgewachsenen Tier.

Wir werden uns mit diesem Wal-Hybriden in den nächsten Tagen noch intensiver befassen.

Quelle: Scientific Reports volume 9, Article number: 7729 (2019)


Samstag, 22. Juni und Sonntag, 23. Juni

Pismo Beach, Kalifornien/USA: Am Strand der Kleinstadt Pismo Beach ist die 13jährige Megan Pagnini von einem Seelöwen gebissen worden. Sie selbst beschreibt den Vorfall vom 14.06.2019 so: „Ich war am Wasser, spielte herum, sprang und hatte Spaß. Ich machte lustige Fotos, als das Tier plötzlich, wie aus dem Nichts kam und mich ins Bein biss.“ Megan wurde ins Krankenhaus gebracht, aber bald wieder entlassen.

Ein Mädchen mit grünem Pullover und kurzer Hose steht in der Brandungszone, nur einen Meter entfernt ist ein Seelöwe
Megan Pagnini in der Brandungszone am Strand von Pismo Beach. Links ist der Seelöwe (Foto aus der L.A. Times über das California Dept. of Fish and Wildlife)

„Das ist nicht normal. Es kommt sehr, sehr selten vor, dass Seelöwen Menschen beißen“, betont Tod Tognazzini, Patrol Captain der staatlichen Fisch- und Wildtierbehörde.

Einen Tag nach dem Vorfall fingen Mitarbeiter dieser Behörde einen etwa 70 Kilo schweren Seelöwen ein, der offenbar orientierungslos in der Nähe des örtlichen Piers herumschwamm und sich merkwürdig benahm. Sie brachten das Tier in ein Aufnahmezentrum für Meeressäuger im 400 km entfernten Sausalito. „Wir können nicht 100%ig sicher sagen, dass es der richtige Seelöwe ist (…), aber wir haben einen verwirrten Seelöwen in der Gegend direkt nach dem Vorfall gesehen. Wir sind uns ziemlich sicher, das richtige Tier gefangen zu haben.“ sagte Tognazzini der Los Angeles Times.

Der Seelöwe wurde untersucht und wird jetzt behandelt. Sein Zustand ist stabil. Jeff Boehm, Geschäftsführer des Marine Mammal Center vermutet hier eine Vergiftung mit Domoinsäure. Diese Verbindung wird unter anderem von pelagischen Kieselalgen der Gattung Pseudonitzschia produziert. Über die Nahrungskette reichert sie sich an. Sie wirkt toxisch, da sie sich wie ein Neurotransmitter verhält und Nervenzellen zwingt, in hoher Geschwindigkeit Aktionspotenziale auszulösen. Domoinsäurevergiftung zeigt sich durch -meist reversiblen- Verlust des Erinnerungsvermögen, merkwürdiges Verhalten, Krämpfe und allgemeine Vergiftungserscheinungen.

Boehm betonte, dass die Vergiftungssymptome, die das Center bei Tieren jedes Jahr behandeln muss, auch beim Menschen vorkommen können. Er riet dazu, Gesundheitshinweise ernst zu nehmen, insbesondere bei Muscheln, die Domoinsäure in größeren Mengen beinhalten können.

Megan ist zwischenzeitlich wieder zuhause, ihre Verletzungen heilen gut.

Quelle: L.A. Times: A sea lion bit a girl at Pismo Beach in a rare attack. Poisonous algae may be to blame

Kommentar: Das Nachrichtenportal n-tv sprach bei diesem Vorfall von einer „Säurevergiftung“. Das mag semantisch noch korrekt sein, aber die Vergiftung wird natürlich nicht durch den Säurecharakter verursacht. Ebenso liegt Domoinsäure im Körper dissoziiert als Domoinat-Ion vor. Nur so kann sie an den Glutamat-Rezeptor binden. Lernen Journalisten heute keine Naturwissenschaften mehr?

Philippinen/ USA: Bohrmuscheln kennt die Menschheit mindestens seit Kolumbus‘ erster Reise. Obwohl sie als Würmer bezeichnet werden, sind sie stark abgewandelte Muscheln. Sie fressen sich in Totholz und versenken so Schiffe, unterminieren Stege und Seebrücken und fressen sich ihren Weg durch die niederländischen Deiche seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Jetzt haben Forscher von der Northeastern University in Nahant/ USA die erste Bohrmuschel einer ganz harten Sorte gefunden: Lithoredo abatanica bohrt sich in Felsen: eine dicke, weiße, wurmähnliche Kreatur, die im Süßwasser des Flusses Abatan auf den Philippinen lebt. Sie bohrt sich dort tatsächlich in den anstehenden Kalkstein und schafft mit seiner Aktivität Höhlen für alle mögliche Wasserbewohner. Im Extremfall, so die Wissenschaftler, kann er Felsen so weit zerstören, dass sich der Lauf des Flusses verlagert.

Kommentar: Giftige Algen verursachen aggressives Verhalten von Meeressäugern. Bohrmuscheln fressen sich durch Stein und verändern den Lauf von Flüssen. Das erinnert doch sehr an den „Schwarm“ von Frank Schätzing. Von einem blauen Leuchten hat aber noch niemand berichtet, oder?


Presseschau der 24. Kalenderwoche 2019