Medien-Mittwoch: Der Kosmos Vogelführer

Vogelfreunden ist „Pareys Vogelbuch“ oder kurz „der Parey“ bekannt. Dieses mittlerweile 40 Jahre alte Werk wird wohl nicht noch einmal aufgelegt. Es ist nur noch antiquarisch zu bekommen – ein veraltetes Buch zu horrenden Preisen.

 

Einen Vergleich mit seinem Vorbild muss der Kosmos Vogelführer nicht scheuen. Übrigens: Rechts sind Abbildungen aus dem Parey zu sehen.

 

Der Kosmos Vogelführer tritt in die sehr großen Fußstapfen des Parey. Wie sein Vorbild zeigt auch er Zeichnungen nahezu jeder Vogelart Europas. Dabei ist Europa weit geschnitten und umfasst auch den Kaukasus sowie die gesamte Türkei, den nahen Osten und Nordafrika bis in die Sahara hinein. Dem entsprechend zahlreich sind die vorgestellten Vogelarten. Auf dem Umschlag wirbt der Herausgeber mit „über 900 Arten“ und „über 4000 Farbzeichnungen“.

Zeichnungen machen das Buch aus

Anders als viele sonstige Vogelbücher machten gerade die Zeichnungen den Charakter des Parey aus. Der Kosmos Vogelführer hat dieses Prinzip übernommen und weiter perfektioniert. Anhand von Zeichnungen kann der jeweilige Grafiker die Eigenheiten der Art besonders hervorheben. Sei es eine spezielle Färbung, Länge der Federn oder Körperhaltung, so speziell kann man Fotos von Wildtieren gar nicht machen.

 

Hinzu kommt für nahezu jede Vogelart eine eigene Verbreitungskarte mit Differenzierung zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet, Zugrouten, gehäuften Vorkommen etc.

 

 

Die Texte vervollständigen das Bild

Zu den Texten wird jede Vogelart in einem kurzen Text vorgestellt. Er beginnt mit dem am häufigsten genutzten deutschen Namen, eventuellen Alternativnamen, dem meistgenutzten englischen Namen und dem wissenschaftlichen Namen. Damit hat der Leser die Chance in einer immer weiter internationalisierten Welt schnell den englischen Namen griffbereit zu haben, ohne den Umweg über die wissenschaftliche Bezeichnung gehen zu müssen.

 

Es folgt eine allgemeine Beschreibung mit Größe und vielen für den Beobachter wichtigen Merkmalen. Den Hauptteil des Textes nehmen meist die äußeren Kennzeichen des Vogels ein, dann folgt eine Beschreibung der Stimme. Die in Buchstaben gebrachten Rufe der Vögel lesen sich zum Teil recht lustig, so das „Tschulsch“ als Bettelruf junger Uhus. Hier steht ein gewisser Code hinter der Beschreibung, den man erst durch Übung wirklich entziffern kann.

 

Ergänzend zu den über 900 Artenportraits ist bereits im Innencover eine tolle Tafel abgebildet. Sie bezeichnet die Körperpartien des Vogels, wie Gefiederpartien und die Kopfzeichnung benannt werden und welche Feder wo liegt. Sie ist bei den Beschreibungen immer wieder hilfreich. Deswegen ist sie auch im vorderen und hinteren Einband abgebildet.

 

Es folgt ein einleitender Text, in dem die Autoren durch Systematik und Namensgebung führen. Dann erklären sie einige Fachbegriffe, Grundzüge und Stolperfallen bei der Bestimmung, z.B. Gegenlicht. Nahezu ohne Absatz geht es direkt in den Artenteil.

 

Die Arten selber sind nach einer neueren, jedoch nicht der aktuellen Systematik sortiert. So stehen die Enten- und Hühnervögel am Beginn des Buches, die Falken jedoch noch bei den Greifvögeln. Hierbei sollte man beachten, dass die Autoren ein zweidimensionales Bild in eine eindimensionale Abfolge bringen mussten. Das heißt, dass aufeinander folgende Gruppen nicht zwingend eng verwandt sind.

 

Mein Fazit

Ich besitze und nutze den Kosmos-Vogelführer seit etwas mehr als zwei Jahren und kann bisher keinen Nachteil zum vorher genutzten Parey feststellen. Im Gegenteil, die englischen Namen sind eine echte Erleichterung in der Kommunikation mit weltweit verteilten Vogelfreunden. Die Zeichnungen sind ähnlich lebensecht und ansprechend, wie im großen Vorbild.

 

In die neue Systematik arbeitet man sich schnell ein, die Beschreibungen sind durchweg hervorragend, die Bilder stehen außerhalb jeder Diskussion, besser geht es einfach nicht. Nur an den Farben der Verbreitungskarten knabbert man eine Weile, wenn man die Karten aus dem Parey gewohnt ist.

 

Klare Kaufempfehlung für jeden, der im Gelände oder anhand von Fotos Vögel bestimmen möchte – ob zuhause oder im Urlaub am Mittelmeer oder im hohen Norden. Ein Buch für alle.

 

 

Anzeige

Das neue Standardwerk zur Vogelbestimmung

Der Kosmos Vogelführe ist in seiner zweiten Auflage 2017 erschienen und mit über 900 Vogelarten auf 400 Seiten ein kompaktes, aber umfangreiches Handbuch geworden. Er besticht sowohl durch Aufmachung wie durch Information.
Der Kosmos Vogelführe ist nur als gebundenes Buch erhältlich und kostet € 32,-

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 




Bigfoot bei den Maori 2

Teil 1 des Artikels zum Maori-Bigfoot ist am 23. März 2021 hier erschienen

Ein neuseeländisches Missing Link

Neuseeland wurde von den Maori gerade mal 500 Jahre vor den Weißen entdeckt. „Neuseeland wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts, spätestens aber in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Polynesiern entdeckt und in mehreren Einwanderungswellen besiedelt. Die Datierung von Knochen der pazifischen Ratte und von eingeführten Samen mittels der Radiokohlenstoffmethode datieren die früheste Ankunft der Polynesier auf um 1280.“ (Wikipedia)

 

Dennoch wurde einmal der Fund von „Urmenschen“ aus Neuseeland gemeldet, den ich hier kurz anführen will, um das Thema von „Affenmenschen“ aus allen Blickwinkeln zu beleuchten. Wieder stoßen wir auf extrem rassistische Ansichten über die vorgebliche Unfähigkeit der Maoris zur Kultur. Sehen wir selbst – ich habe den Artikel stark um allgemeine, zeitgenössische Ansichten zur Evolution gekürzt:

 

 

„Vor einiger Zeit [= vor 1910] wurde gemeldet, dass auf der Nordinsel das Skelett eines entwickelten Menschentypus (nicht der Maori-Rasse) neben einem Schädel eines sehr niedrigen Typus (ebenfalls kein Maori) entdeckt wurde. Es ist unmöglich, den Wert oder Unwert einer solchen Entdeckung zu beurteilen, man kann nur Mutmaßungen anstellen, da sich Einzelfunde nur schwer einordnen lassen. Das Skelett vom ‚hohen Typ‘ können wir ignorieren, da es überall dort zu finden ist, wo eine hohe Zivilisation existiert haben könnte.

 

Der Schädel vom ‚niedrigen Typ‘ jedoch – ‚die Schädelkrone ist fast auf Höhe der Augen und des Knochens sehr dick‘, wie im Telegramm steht – wird den Betrachter bewegen, meint der ‚Sydney Daily Telegraph‘, zumindest, […] wenn er viertausend Jahre begraben war. […] Die Geschichte eines Schädels von niedrigem Typ [öffnet] den Blick auf das Zeitalter der menschlichen Herkunft aus dem anthropoiden Zeitalter. Der Schädel der Nordinsel soll nach anthropologischen Maßstäben niedriger liegen als der Neandertaler-Schädel, der selbst von einer Menschenart stammt, die dem gemeinsamen Vorfahren Darwins nahe war. […]

„sein Charakter und der Fundort wecken das Interesse“

Nicht sein angebliches Alter, sondern sein Charakter und der Fundort wecken das Interesse an diesem ehrwürdigen Kopf – immer unter der Annahme, dass er das ist, als was er beschrieben wird. Der paläolithische Mensch (sagt ein Schriftsteller, der kürzlich die Entdeckung Neuseelands rezensierte) wird erst nach und nach entdeckt. […]

 

In Neuseeland ist nicht zu erwarten, dass Spuren des Urmenschen gefunden werden. Obwohl hier wie auf den sogenannten älteren Kontinenten alte Feuersteinwerkzeuge gefunden wurden, ist Neuseeland arm an Relikten. […] Aber rückverfolgbares Wissen über Neuseeland beginnt praktisch mit den Maori-Einwanderern. ‚Praktisch‘, weil spätere Untersuchungen darauf hindeuten, dass die ursprünglichen Menschen hier weiß gewesen sein könnten. […] Die Frage ist, ob der Schädel vom niedrigen Typ echt ist, ob primitive Menschen mit niedrigen Augenwülsten, schlichtem Verstand […] einst in Neuseeland lebten? […]

„keine Rasse, die jetzt als Ureinwohner gilt, errichtete diese mysteriösen Relikte“

Muller kam zu dem Schluss, dass die ayranische Rasse jedenfalls aus dem heutigen Turkestan in der Nähe des Oxus stammt. Es gibt jedoch moderne Wissenschaftler, die ein pazifisches Land vermuten, das vielleicht tief unter dem Ozean versunken ist. Zur Unterstützung der letzteren Theorie können die Skulpturen auf der Osterinsel und anderen pazifischen Atollen gegen die modernen pazifischen Völker gestellt werden. Keine Maoris, keine Rasse, die jetzt als Ureinwohner gilt, errichtete diese mysteriösen Relikte. Sie wurden möglicherweise auf keiner Insel errichtet, aber vielleicht auf einem jetzt untergegangenen Kontinent.

 

Doch diese Beweise können den Urmenschen immer noch nicht erklären, während der ‚niedrige‘ Schädel (seine Authentizität voraussetzt) […] ‚zuerst eine tierhafte, gestikulierende, zunächst unvollständige Rasse‘ nahelegt, die dann von einer höheren Kultur ersetzt wird – Eingeborenen oder Einwanderern – mit hoher Zivilisation, dann den heutigen Inselbewohnern und danach dem weißen Mann. […] Die Natur liefert ein Relikt der fernen Vergangenheit, und es kann sein, dass ein solches in Neuseeland aufgetaucht ist, um das Problem auf neue und rätselhafte Weise zu stellen.“

(Nelson Evening Mail, 8. Januar 1910, S. 2)

 

Das Monster von Moehau

Spekulationen um neuseeländische Gorillas enden also zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst. Die Spekulationen um einen Urmenschenschädel habe ich nicht weiterverfolgt, es handelt sich dabei eher um eine alternativ-archäologische denn eine kryptozoologische Frage.

 

Bleibt die Bigfoot-Inkarnation des 20. Jahrhunderts, das Moehau-Monster.

Das Moehau-Monster?
Ist das Moehau-Monster eine moderne, lokale Bigfoot-Interpretation?

 

Es wird in mehreren Bigfoot-Büchern kurz gestreift, aber selten näher ausgeführt. 2,10 Meter sei er hoch, dieser Riesenaffe, meint John Green nur kurz (John Green: Sasquatch – the Apes among Us. Surrey, BC: Hancock House 2006, S. 135), Janet und Colin Bord wissen noch, dass das Moehau-Monster bzw. der Coromandel-Man auf der Halbinsel Coromandel östlich von Auckland (Nordinsel) leben soll (wie der Gorilla von 1870) und dass periodisch erfolglose Expeditionen nach ihm ausgeschickt werden. (Janet und Colin Bord: The Evidence for Bigfoot and other Man-Beast. Wellingborough: Aquarian Press 1984, S. 80)

 

Anzeige

Sasquatch: the apes among us

Autor John Green ist eine der Autoritäten, wenn es so etwas in der Sasquatch-Forschung überhaupt gibt. Er hat für dieses Buch mehr als 40 Jahre lang Material gesammelt und mehr als 4000 Berichte ausgewertet.

 

Sasquatch: the apes among us hat als Taschenbuch 496 Seiten und ist in englischer Sprache 2006 erschienen. Es gilt immer noch als Standardwerk der Sasquatch-Forschung.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

Weiterführende Informationen bietet nur das generell sehr zuverlässige Buch von Robyn Gosset über die Rätsel Neuseelands, das neben Seeungeheuern, angeblichen archäologischen Funden, Geisterberichten, verschwundenen Schiffen und Inseln auch dem Moehau-Monster zwei Seiten widmet.

 

Als Kind (wohl um 1940 bis 1950) hörte sie während eines Urlaubs auf der Coromandel-Halbinsel zum ersten Mal von den „kleinen rothaarigen Männchen“ am Mount Moehau. Ihr Onkel erzählte ihr von einer Höhle, die er entdeckt habe, und die die Maoris nicht aufsuchten, in der die Gebeine kleiner Wesen mit roten Haaren lägen – und eine zweite Höhle, in der die Knochen lagen von 2,15 Meter hohen Riesen. Neuseeland hat also Orang Pendek und Bigfoot!

Man ging auf die Suche

1970 machte sich eine Expedition mit 40 Australiern unter der Leitung des Großhändlers J. P. Grey auf, um das Moehau-Monster zu finden. Berichte erschienen im New Zealand Herald. Demnach war das Monster über zwei Meter groß, von silbrigem-weißem Haar bedeckt, und hätte große, rosa, leer blickende Augen. Der Körper ähnele dem eines Affen, mit langen, herabhängenden Armen und kurzen dünnen Beinen. Sein durchdringender Schrei könnten noch aus großer Entfernung gehört werden.

Coromandel-Halbinsel
Irgendwo in den Wäldern der Coromandel-Halbinsel soll sich das Monster verbergen

Die Zeitung führte nach Grey den Augenzeugenbericht einer Frau aus Sydney an (also aus Australien). Mrs. Vera Marshall war Anfang Oktober 1969 mit ihrem Mann im Wald unterwegs, als ihnen ein Ungeheuer wie ein Gorilla über den Weg lief und sich dann rasch in den Busch zurückzog. Vor 60 Jahren, so Gosset, sei ein Gorilla aus einem an der Coromandel-Halbinsel gestrandeten Schiff entkommen (das ist wohl eine der oft zu findenden Pseudoerklärungen für Monsterberichte).

 

Grey wollte aber auch nach den kleinen Männchen suchen, die der Legende nach vor den Maoris in die Berge geflüchtet waren.

 

Im April 1970 erzählte J. Reddy, ein Landrat von Coromandel, Robyn Gosset, dass die ganze Legende vom Moehau-Monster ein Scherz gewesen sei. Zuerst habe man großsprecherisch aus einer nur vier Meter tiefen Höhle eine Höhle gemacht, die sich bis Port Charles an der anderen Seite der Halbinsel erstreckte, dann noch die Riesen dazu erfunden. Der Scherz sei dann aber über alle Maßen gewachsen.

 

Lokomobil
Ist das Moehau-Monster „nur“ ein missverstandenes Lokomobil?

Eine andere Erklärung hatte Bob Grey. Früher arbeitete auf der Halbinsel ein großer, dampfgetriebener Kran, der Baumstämme aus dem Wald schleppte. Man nannte ihn das Moehau-Monster, und Leute, die die Anspielung nicht verstanden, dachten, es sei von einer Art Yeti die Rede. (Robyn Gosset: New Zealand Mysteries. Auckland: The Bush Press of New Zealand 1996, S. 102–104)

 

Nur eine Überlieferung?

Ich halte es für wahrscheinlicher, dass die ursprünglichen Meldungen vom Maori-Gorilla von 1870 in Erinnerung blieben und damit das Bewusstsein, dass irgendwo da draußen ein Riesenaffe lebte. Nur: Beweise sind inexistent, Sichtungsberichte äußerst rar.

 

Der bekannte australische „Kryptozoologe“ Rex Gilroy (der alles, wirklich alles, glaubt, und alles, wirklich alles selbst gesehen und gefunden hat) veranstaltete übrigens 1994 ebenfalls eine erfolglose Expedition und suchte nach dem Monster von Coromandel. Dass die Anrainer der Insel konventionelle Erklärungen bevorzugen und die Augenzeugen und Expeditionen aus Australien stammen, spricht ebenfalls Bände.

 

Der Maeroroe

Ein zweites, menschenartiges Ungeheuer soll in Neuseeland hausen, der Maeroroe. J. Harris Beattie sammelte in den 1920ern Sagen über Begegnungen mit dem Wesen in Southland, der südlichsten Provinz der Südinsel um Dunedin, Invercargill und Queenstown. Der Maeroroe wird als wilder Mensch geschildert, der seine Fingernägel 10 cm lang wachsen lässt, um damit Fische aufzuspießen.

Orang Pendek?
Kann der Maeroroe mit den Händen Fische fangen?

Die Maori erzählten Beattie, der Maeroroe existiere noch. Es sei ein wilder Waldmensch, mit langen Haaren und enormer Kraft, aber auch sehr listig. Man habe große Furcht vor dem wilden Mann des Owaka-Waldes. Eine junge Maori-Frau sei von einem der Ungeheuer verschleppt worden, als sie nach eine Woche zurückkam, war sie in einem Schockzustand.

 

Der Maeroroe ist ein Kobold und als solcher Hüter des Waldes. Er spricht zu den Jägern, wenn sie zu viel Flachs geerntet oder viele Tiere getötet haben. Auch die junge, verschleppte Frau hatte einen Singvogel getötet, ohne ihn zu essen. Warne das Ungeheuer, müsse man gehorchen, oder man sei in großer Gefahr. Berühmt war auch das Flötenspiel der wilden Menschen.
(Robyn Gosset: New Zealand Mysteries. Auckland: The Bush Press of New Zealand 1996, S. 105)

 

To Bigfoot or not to Bigfoot?

Zoogeografisch ist ein Menschenaffe in Neuseeland kaum vorstellbar, und auch die bislang gemeldeten Sichtungen machen sein Vorhandensein nicht wahrscheinlicher.

 

Anzeige

Rätsel & Mysterien der Eifel, das neue Buch von Ulrich Magin

Die Eifel steckt voller Geheimnisse: Da erzählt man sich von brüllenden Maaren, versunkenen Städten und geheimen Regierungsbunkern, wundert sich über ungewöhnliche Gesteinsformationen oder nächtliche Leuchterscheinungen. Manch einer will gar UFOs, Kugelblitze oder Phantomkatzen gesehen haben! Ulrich Magin hat recherchiert und geht anhand von Augenzeugenberichten und rätselhaften Funden den Bruchstellen auf den Grund, an denen unsere gewohnte Alltagswelt jäh ins Unheimliche abgleiten kann. Aber während einige der Eifel-Rätsel sich zumindest theoretisch erklären lassen, bleiben andere wohl für immer ein Mysterium…

 

Rätsel und Mysterien der Eifel, das neuste Werk von Ulrich Magin ist im März 2021 im Eifelbildverlag erschienen und hat als Taschenbuch 308 Seiten. Es kostet € 19,90

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

Was immer den ersten Bericht 1870 ausgelöst haben mag – Seehund, entlaufener Gorilla oder Maori-Frau –, ein paar Zeitungsberichte die dann hundert Jahre lang ohne Folge blieben, sind kein besonders überzeugendes Argument für eine noch unentdeckte Tierart.

Am besten betrachten wir die Meldungen über Gorillas und Affenmenschen aus dem 19. Jahrhundert als Belege für einen Rassismus, den wir noch heute bekämpfen müssen. Man bedenke, dass noch 1936 eine neuseeländische Zeitung berichtete, die Maori stammten von Gorillas ab! (Wairarapa Daily Times, 9. März 1936, S. 5)

Auch angebliche Sasquatch-Berichte des vorvergangenen Jahrhunderts sind oft nichts weiter als solche schalen rassistischen Scherze auf Kosten der Indianer.

 

Neuseeland
Neuseeland – ein Traumziel vieler Deutscher, angesichts der Landschaft kein Wunder

Aber noch etwas zeigt sich, was ich immer betone: Wenn man sucht, dann findet man Sichtungen und Beobachtungen von Bigfoot, Seeungeheuern und Dinosauriern überall, auch dort, wo eine zoologische Lösung praktisch nicht mehr denkbar ist.

 

 

Wer sich mit den großen Kryptiden beschäftigt, nicht irgendwelchen Lemuren auf Madagaskar oder Rallen auf Südseeinseln, muss stets vor Augen haben, dass er sich letztendlich nur mit einem kulturell erzeugten Konstrukt auseinandersetzen könnte. Dass bei Nessie- und Bigfoot-Forschungen kaum ein Fortschritt zu erzielen ist, trotz ständig höherer Sichtungsfrequenz, kommt auch daher, dass sich manche Leute weigern, zuzugeben, dass Kryptozoologie, wenn es um die Großen geht, einfach nur die Beschäftigung mit Sagen, Mythen, kulturell konditionierten Fehldeutungen und Erfindungen ist.

 


Anmerkungen

  1. Zusätzlich zu den genannten Quellen finden sich die Nachrichten auch in folgenden (und noch einem dutzend weiterer) Zeitungen: Otago Daily Times, 10. Oktober 1870; Wairarapa Standard, 12. Oktober 1870, S. 3; West Coast Times, 12. Oktober 1870; Otago Witness, 15. Oktober 1870; North Otago Times, 28. Oktober 1870; Marlborough Press, 2. November 1870)
  2. Da ich bei meiner Suche nach Gorillas in Neuseeland auf mehrere Meldungen über Gorillas in Australien gestoßen bin, sollen diese hier noch kurz vermerkt sein. Gorilla am Lake Macquarie (Colonist, 14. April 1868) – Gorilla bei Tenterfield, New South Wales (Wanganui Herald, 27. Juli 1896, S. 2) – Gorilla in Myrtleford, Victoria (Auckland Star, 12. März 1932, S. 8)

 

Über Sichtungen des Orang-Letjo in Sumatra berichtet der Manawatu Standard, 2. Juli 1932, S. 7.

 




Kryptozoologische Presseschau 07/2021

Liebe Leserinnen und Leser,

 

nein, heute schreibe ich nichts über die Seuche, unten ist dazu genug zu lesen und so lange die Bundesregierung zeigt, dass „in alle Richtungen arbeiten“ zwangsläufig „keine Richtung haben“ bedeutet. Jeder, der jetzt Öffnungen bekommt oder durchsetzt, wird für hunderte Tote verantwortlich sein.

 

Kryptozoologisch hat sich das Fahrwasser wieder etwas geglättet. Die Beutelwolf-Manie der letzten Woche ist abgeklungen, ohne handfeste Ergebnisse geliefert zu haben. Jetzt kommt der Verhaltensökologe Karl-Hans Taake auf den Plan, der im Research Gate einen Artikel über historische Wellen von „Wolfsüberfällen“ auf Menschen in Frankreich und eine solche in Deutschland analysiert. Die bekannte Bestie von Gevaudan spielt da keine unerhebliche Rolle und seine Ergebnisse sind bemerkenswert. Wir werden uns bald wieder mit dem Thema befassen, keine Sorge.

 

Ein weiteres, aktuelles Thema kommt aus den USA auf uns zu. Dort wird am 20. April eine TV-Serie starten, die sich in drei Teilen mit dem Bigfoot befasst. Dabei geht es nicht um den friedlichen Riesen, den man aus den moderneren Überlieferungen kennt. Im Gegenteil, drei Tote legen die Macher den Bigfoots zur Last.
Mal sehen, wann die Welle zu uns herüber schwappt.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleibt gesund!

 

Eurer / Ihr

 

Tobias Möser

 

Anzeige

Rätsel und Mysterien der Eifel

Die Eifel steckt voller Geheimnisse: Da erzählt man sich von brüllenden Maaren, versunkenen Städten und geheimen Regierungsbunkern, wundert sich über ungewöhnliche Gesteinsformationen oder nächtliche Leuchterscheinungen. Manch einer will gar UFOs, Kugelblitze oder Phantomkatzen gesehen haben! Ulrich Magin hat recherchiert und geht anhand von Augenzeugenberichten und rätselhaften Funden den Bruchstellen auf den Grund, an denen unsere gewohnte Alltagswelt jäh ins Unheimliche abgleiten kann. Aber während einige der Eifel-Rätsel sich zumindest theoretisch erklären lassen, bleiben andere wohl für immer ein Mysterium…

 

Rätsel und Mysterien der Eifel ist am 12. März 2021 im Eifelbildverlag erschienen und ist für ein Taschenbuch mit 308 Seiten ungewöhnlich umfangreich.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

Die Meldungen im Einzelnen:

Südtirol: Gerissener Goldschakal entdeckt

 

toter Goldschakal in den südtiroler Alpen
Beim Goldschakal wurden Bissspuren am Hals festgestellt. – Foto: © privat

Bei Gröden, etwa 25 km von Bozen in Südtirol hat ein Hütten-Besitzer einen sehr ungewöhnlichen Fund gemacht. Er fand einen toten Goldschakal, wie aufgebahrt auf einem kleinen Felsen. „Der Zustand des Tieres deutete darauf hin, dass der Todeszeitpunkt nicht mehr als ein paar Tage her ist, da die Kolkraben noch nicht viel davon verspeist haben“, berichtet Bezirksjagdaufseher Rino Insam. „Unweit der Fundstelle wurden in den vergangenen Tagen Wolfsspuren gefunden“ und der Goldschakal weist Bisspuren am Hals auf. Es ist also davon auszugehen, dass ein oder mehrere Wölfe den Goldschakal gerissen haben.

 

Dies ist der Erstnachweis eines Goldschakals in diesem Bezirk, der Insam erst wenige Tage zuvor gemeldet wurde. Laut eines Jagdaufsehers wurden alleine im Januar 11 tote Rehe im Revier gefunden. Eine Exkrement-Analyse bestätigt: Hier ist ein Wolf unterwegs.

 

stol.it berichtete am 15. März


Alle 17 Jahre: Zikadenschwärmen in Amerika

17-Jahr-Zikade
Die 17-Jahr-Zikade Magicicada septemdecim. Foto: Martin Hauser

Die 17-Jahr-Zikade ist ein ungewöhnliches Insekt. Sie wird mit 4 cm Körperlänge und fast 12 cm Flügelspannweite nicht nur ungewöhnlich groß. 17 Jahre verbringt sie in fünf aufeinander folgenden Larvenstadien unauffällig im Boden. Dann kommen sie auf einmal, innerhalb von vier bis sechs Wochen aus dem Boden und vollziehen die letzte Häutung zum Imago, dem geschlechtsreifen Insekt. Etwa eine Woche brauchen sie, um das Chitin der Haut auszuhärten, dann kümmern sie sich „um Dinge, die nur Erwachsene machen“, also die Fortpflanzung. Dies überleben sie nur wenige Wochen.

 

Bemerkenswert ist, dass die Tiere 17 Jahre lang sehr unauffällig sind und dann auf einmal in Massen auftreten. Und Massen kann man wörtlich nehmen, Insektologen haben bis zu 370 Tiere pro Quadratmeter gezählt. Peter Peart aus dem Washingtoner Stadtteil Columbia Heights beschreibt die Sache so: „Es ist laut, ununterbrochen. Man kann ihnen nicht entkommen, sie sind überall.“

Dies wird in den nächsten Wochen zwischen Illinois, Connecticut und Virginia erwartet.

 

In Nordamerika gibt es mehrere Zikadenarten, die lange Entwicklungszyklen haben. Im Nordosten der USA, südlich der großen Seen von Cape Cod bis an den Mississippi leben drei Arten mit 17-jährigen Zyklen, südlich etwa ab der Nordgrenze Tennessees bis an den Golf sind die Zyklen 13 Jahre lang.

Schon lange bekannt

Um die Sache nicht so einfach zu machen, haben die Insekten mehrere Bruten entwickelt, die sich zwar an ihre 13 oder 17-Jahre-Zyklen halten, aber untereinander versetzt kommen. Bemerkenswert hierbei ist, dass die Bruten mehrere Arten umfassen können, die koordiniert erscheinen.

Der Einfachheit halber hat man die Bruten nummeriert, so hat dieses Jahr die Brood X, die Great Eastern Brood. Sie ist lange bekannt, 1749 beobachtete der schwedische Naturforscher Pehr Kalm die Tiere und berichtete später über den 17jährigen Zyklus.

 

Weitere große Bruten werden für 2030, 2033 im Norden sowie 2024 und 2027 im Süden erwartet.


Tasmanien: Bruny Island will Katzen managen

Bruny Island liegt an der Südwestküste Tasmaniens. Sie ist mit 360 km² etwa so groß wie Bremen, hat aber nur 600 Einwohner. Sie lebt hauptsächlich vom Tourismus und hat, wie viele Gegenden Australiens ein Katzenproblem. Verwilderte Hauskatzen und Freigänger fressen sich durch die Wildtierpopulationen, vor allem brütende Alken und Pinguine, aber auch Quolls, eine Beuteltierart, fallen ihnen zum Opfer.

Hauskatze in Falle
Das Fangen von Streunerkatzen ist essenziell

Jetzt hat Paul Davis, der viele Jahre für unterschiedliche Umweltprogramme auf der Insel gearbeitet hat, ein Katzencenter gegründet. Ziel seiner Arbeit ist es, freilaufende Katzen einzufangen, zu sterilisieren und sie ihren Besitzern zurück zu bringen. „Wenn man eine Streunerkatze von beinahe der Größe eines Hundes sieht und weiß, was sie anrichten kann, ärgert mich das“, sagt Davies zu ABC News. Eine große Streunerpopulation ist seit Jahren eines der größten Probleme auf der Insel.

Das Katzencenter wird einen Anlaufplatz für Katzenbesitzer und Leute sein, die Katzen in Lebendfallen fangen. Das Projekt wird „helfen, das Handbuch zum Katzenmanagement zu schreiben“, hofft Noel Hunt von „Ten Lifes“.

 

ABC.net.au weiß noch mehr. 


Rotkehlchen ist Vogel des Jahres 2021

Rotkehlchen
Rotkehlchen

Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Es hat mit 59.267 Stimmen vor Rauchschwalbe und Kiebitz das Rennen um den Titel gemacht. Insgesamt über 455.000 Menschen beteiligten sich an der Wahl. Das Rotkehlchen trägt nun zum zweiten Mal den Titel.

 

Obwohl das Rotkehlchen mit dem Slogan „Mehr Gartenvielfalt“ in die Wahl der letzten 10 geschickt wurde, dürfte etwas anderes als die ökologische Stellvertreterfunktion den Ausschlag für die Wahl gegeben haben. Die meisten Leute, die ich gefragt hatte, wählten den Vogel, weil er zutraulich und niedlich ist.

 

Quelle: Nabu


Vierte „offizielle“ Nessie-Sichtung dieses Jahr

Eoin O’Faodhagain gibt an, zwei dunkle Buckel ungefähr 3 m von einander entfernt im Loch Ness herumplanschen gesehen zu haben. Die Sichtung geschah, wie so oft, in der Nähe von Urquhart Castle. Eoin konnte eine seltsame Störung auf einer der zahlreichen Webcams beobachten und aufzeichnen. Sein Video zeigt zwei größere Wellen, obwohl kein Boot in der Nähe war.

 

 

 

Die Sichtung wurde sofort an das „Offizielle Loch Ness Monster Sichtungs-Register“ gemeldet. Es ist seine 12. Sichtung seit 1987.

 

deadlinenews.co.uk weiß mehr.


Historische Raubtierangriffe auf Menschen – neu betrachtet

Der Verhaltensökologe Karl-Hans Taake, der bereits für seine Arbeit mit der Bestive von Gevaudan bekannt wurde, hat im Wassenschaftsnetzwerk Research Gate einen Artikel publiziert. In dieser Arbeit analysiert er einzelne Angriffe und Angriffsserien von Raubtieren auf Menschen im historischen Frankreich und Deutschland.

 

Leopard
Leoparden, könnten für einige der Angriffsserien verantwortlich sein

 

Spannend zu lesen sind Angriffsserien während der Regentschaft von Ludwig XIV., die Bestie von Limosin, die Bestie von Gevaudan und die Interpretation des Begriffes „loups“. Ebenfalls interessant sind Aufzeichnungen aus dem 30-jährigen Krieg in Deutschland.

 

Das Ganze bekommt vor der Diskussion um ein paar Dutzend wiedergekehrte Wölfe in ganz Deutschland natürlich auch eine aktuelle Dimension, die nicht zu unterschätzen ist.

 

Download der Arbeit als pdf im Volltext (englisch)

 

Anzeige

Bienenweide

Die Gardemics Saatgutmischung enthält Samen von mehr als 50 einheimischen ein- und mehrjährigen Wiesenpflanzen. Die Staffelung der Arten ermöglicht sich permanent verändernde Blühbilder von Juni bis in den Herbst hinein.
Einfach im April auf eine freie Fläche aussäen und warten.

 

Blumensamen Bienen – Saatgut Ein- & Mehrjährig enthält 50 g Samen

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 


Neu beschrieben:

  • die südost-asiatische Karpfenfischgattung Henicorhynchus ist überarbeitet worden. Dabei „sank“ die Artenzahl auf fünf, jedoch wurde die Gattung Gymnostomus wieder als gültig aufgestellt.  DOI: 10.1643/CI-19-304 
  • Micryletta immaculata heißt eine neu beschriebene Froschgattung von Hainan, China. Link zur Erstbeschreibung
  • Auch die Verbreitungsmuster der Engmaulfrösche im Amazonasgebiet haben Wissenschaftler klären können. Dabei zeigt sich eine spektakuläre Diversifikation der Phänotypen:
  • Aus Brasilien haben Wissenschaftler eine bisher unbekannte amerikanische Lanzennotter erstbeschrieben. Bothrops oligobalius heißt sie jetzt.

Wo man nach „neuen“ Arten suchen soll

Ökologen haben in „Nature Ecology & Evolution“ eine Karte herausgegeben, auf der abgelesen werden kann, wo die Wahrscheinlichkeit, eine bisher unbekannte Art zu entdecken, am höchsten ist. Dabei differenzieren sie in Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien.

 

Co-Autor Mario Moura ist ein leidenschaftlicher Taxonom, der es fast als persönliche Beleidigung aufnimmt, dass 85% aller Arten unbeschrieben sind. Er sagt dazu „Die Chancen, entdeckt und beschrieben zu werden, sind nicht für alle Arten gleich.“ Große Säugetiere, die in der Nähe von Menschen leben, haben wesentlich bessere Chancen, als winzige Frösche, die in kaum erreichbaren Regenwäldern leben (ob das ein Vorteil ist, sei dahin gestellt).

 

„Unser Ansatz ist, bekannte Arten dazu zu nutzen, Unbekannte vorherzusagen“, so Moura. Über zwei Jahre haben er und Mitautor Jetz alle 32.000 bekannten Wirbeltierarten (ohne Fische) nach Größe, Habitat und neun weiteren Attributen untersucht, darunter die Zahl der Forscher, die sich mit der Art beschäftigten. Mit diesen Daten fütterten sie ein Computermodell, das die Artendichte in einem Lebensraum vorhersagt und davon die Zahl der bekannten Arten abzieht.

 

Insgesamt kam eine Karte mit einigen deutlichen Hotspots heraus: Mehr als 10% der unentdeckten Landwirbeltiere leben in je einem der Hotspots Brasilien, Madagaskar, Kolumbien, dazu 5% in Indonesien. Insgesamt erwarten Moura und Jetz 70% aller unentdeckten Landtiere auf 10% der Landfläche.

 

Also: Karte studieren, Forschungsgenehmigung einholen und los!

 

Ach ja, der Link zur Karte ist natürlich nicht geheim: Map of life


Hund beißt Postboten – Hundebesitzer verklagt Postboten

Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Der Hundebesitzer hatte das Gartentor offen gelassen, so dass sein Jagdhund im Mai 2018 entkam und einen Postboten in den Oberschenkel biss. Der Postbote war vier Wochen dienstunfähig, die Versicherung des Halters zahlte ein (vergleichsweise hohes) Schmerzensgeld von € 1500,-

Münsterländer
Häufig werden Münsterländer als Jagdhunde genutzt (Symbolbild!)

Soweit wäre die Sache erledigt. Doch der heute 79jährige Hundebesitzer hat den Briefträger verklagt, weil er sich einem Strafverfahren ausgesetzt sah. Dafür fordert er nun Schmerzensgeld. Der heute 79jährige Hundehalter erklärt, sein Hund habe den Postboden „gezwackt“, weil der Postbote „unangemessen reagiert“ habe. Daher verlangt der Hundebesitzer, dass der Postbote nicht mehr behaupten darf, er sei Opfer einer Bissattacke durch den Hund geworden und dass der Hund gefährlich sei.

 

Sollten sich Postbote und Hundebesitzer nicht einigen, kommt es im Mai zum Termin am Bonner Landgericht. Ich würde den Fall gerne verfolgen.

 


Kurz gemeldet

Rezent im Meer

  • Diesmal keine Fake-Meldung: In den Kanälen von Venedig haben Beobachter tatsächlich Delfine, vermutlich Große Tümmler gefilmt. Die Aufnahmen sind (trotz des blauen Wassers!) eindeutig der Lagunenstadt zuzuordnen. Siehe unten (Zu guter Letzt)
  • Das selbe hat New York zu bieten, auch wenn es sich hier um Gemeine Delfine handelt. Im East River vor dem Stadtteil Brooklyn tummelte sich am 23. März eine Schule dieser Tiere – natürlich von zahlreichen New Yorkern gefilmt. Fox5 weiß mehr

Rezent an Land (Deutschland)

Drohender Uhu
Uhus sind beeindruckende Vögel, und zum Glück breiten sie sich wieder aus.

 

  • Aus dem Garten eines Mehrfamilienhauses in Düsseldorf hat die Feuerwehr ein entkräftetes Fuchsbaby gerettet. Es war einen Hang herunter gerutscht und kam ihn aus eigener Kraft nicht mehr hoch. Die Rettungskräfte brachten den unterkühlten Fuchs in eine Tierauffangstation, von wo er so bald wie möglich wieder ausgewildert werden soll. WDR am 13.03.21
  • In einem ungenannten Supermarkt in Hessen hat ein Azubi eine große Spinne in einer Bananenkiste entdeckt. Da es sich um die giftige Phoneutria nigriventer handeln könnte, rief man die Feuerwehr. Diese zog die Bananenkiste ins Freie, betäubte das Tier mit einem CO2-Löscher und tötete sie. Um welche Spinnenart es sich handelt, ist noch unbekannt und wird vermutlich nie veröffentlicht. n-tv am 14.03.21
  • in einem Wald bei Langenfeld (Rheinland) hat eine Frau eine Vielzahl von Farbmäusen ausgesetzt. Da diese Tiere als Haustiere gezüchtet werden, haben sie draußen keine Überlebenschance. Deswegen sammelten mehrere Polizeibeamte insgesamt etwa 60 Tiere ein und brachten sie in ein Tierheim. WDR am 15.03.21
  • In Balve, im Märkischen Kreis (NRW) hat die Polizei am Mittwoch, 10.3. einen leicht verletzten Uhu von einer Bundesstraße aufgesammelt. Ein Autofahrer hatte das Tier entdeckt, die Polizei alarmiert und so lange den Verkehr um die verletzte Eule herum geleitet. Das Tier ist ein einer Auffangstation gelandet und wird vom Tierarzt behandelt.

Neues von den deutschen Wölfen

Ein Wolf liegt auf einer Baumwurzel
Der Wolf kommt, die Frage ist, wie die Gesellschaft mit ihm umgeht.

 

  • In Swisstal, am Rand der Ville, vor den Toren Bonns wurden im Februar auf einer Weide fünf Schafe gerissen. Jetzt hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz dem betroffenen Landwirt mitgeteilt, die DNA-Analyse am Riss habe die Beteiligung eines Wolfes bewiesen. Er hat damit Anrecht auf Entschädigung. Der WDR drückt mit der Meldung, dass zwei Lämmer ohne Mutter aufwachsen müssen, kräftig auf die Tränendrüse. WDR am 19.03.21
  • Dazu passt die Meldung, dass ein totes Schaf, das Ende Februar in der Eifel bei Nettersheim (nur 30 km Luftlinie von Swisstal entfernt) gerissen wurde, ebenfalls einem Wolf zum Opfer fiel. Der WDR ergänzt, dass die Wölfe im Oberbergischen und Westerwald Junge haben.

Rezent an Land (außerhalb Europas)

  • Die IUCN stuft die afrikanischen Waldelefanten als „vom Aussterben bedroht“ ein. In den vergangenen 30 Jahren seien die Populationen um 86% zurück gegangen – nein, sie sind zusammengeschossen worden, da der Hauptgrund für den Rückgang die Elfenbeinjagd ist.
    Der Elfenbeinhandel ist weltweit kriminell organisiert und kaum kontrollierbar, nur 10% des geschmuggelten Elfenbeins wird überhaupt entdeckt, so Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife.

Rezent aus dem Süßwasser

  • In Plettenberg im Sauerland machten Spaziergänger eine ungewöhnliche Entdeckung. Nach dem Schneeschmelze-Hochwasser fanden sie den Kadaver eines störartigen Fisches, etwa 10 m vom Ufer der Lenne entfernt. Das Tier war bereits vertrocknet und in einem fortgeschrittenen Verwesungszustand.
    Das Nachrichtenportal come-on hat den Fisch als Sterlet identifiziert. Hiermit sind einige Mitglieder des NfK nicht einverstanden, Acipenser ruthenus oder ein Hybride, z.B. ein Bester stehen ebenfalls in der Diskussion. Da dem Kadaver die Hautknochen fehlen, ist die Identifikation anhand des Fotos kaum möglich. Come-on am 18.03.21

Strandfunde

  • Auf Okinawa ist vor einiger Zeit ein 4,78 m lange Longman-Schnabelwal gestrandet. Das junge Männchen wurde im Churashima Research Center untersucht, die Ergebnisse in Aquatic Mammals publiziert. Longman-Schnabelwale gehören zu den am wenigsten bekannten Walen, nur etwa 20 Tiere sind in den letzten 100 Jahren gestrandet. DOI: https://doi.org/10.1578/AM.47.2.2021.153
  • Auf Valentia Island im äußersten Südwesten Irlands hat sich ein Walross niedergelassen. Es handelt sich hierbei um ein Jungtier, das etwa 2 m lang ist. Die Stoßzähne erreichen gerade 30 cm. Walrosse verirren sich selten in die gemäßigten Zonen, aber aus Irland gibt es seit 1980 etwa 20 Nachweise. Quelle: RTE.ie am 15.03.21
    Das Walross wanderte bald weiter und wurde kurze Zeit später an der Küste von Wales beobachtet.
  • Am Blyth Beach, am Nordrand der Agglomeration Newcastle upon Tyne ist ein Buckelwalkadaver angespült worden. Das Tier ist etwa 11 m lang und in der Nacht auf den 19.03.21 angeschwemmt worden. Es weist bereits Zeichen des Verfalls auf. Möglicherweise ist der Kadaver mit einem letzte Woche, 50 km weiter nördlich offshore gemeldeten toten Wal identisch. Quelle: The Northern Echo 19.03.21
  • Die Untersuchung eines Kleinen Schwertwals (Pseudorca crassidens), der im Februar tot bei Maui auf Hawaii angeschwemmt wurde, hat einige neue Erkenntnisse ergeben. Das Labor fand die Schnabelteile von 25 pelagischen Oktopussen im Magen. Bisher war nicht bekannt, dass sie zum Nahrungsspektrum gehören. Quelle: University of Hawaii
  • In der Nähe von Coff’s Harbour in New South Wales, Australien ist ein Blainville-Schnabelwal (Mesoplodon bidens) gestrandet. Im Rahmen der Partnerschaft des Dolphin Marine Rescue Animal Rehab Trust und dem Aboriginal Land Council wurde das Herz des Tieres den Ureinwohnern übergeben. Die als „traditionelle Landbesitzer“ geltende Gemeinde wird es im Rahmen einer Zeremonie beerdigen.
Anzeige


Individualtierschutz contra Arterhaltung: Das Dilemma der überzähligen Zootiere

Ein Urteil des Amtsgerichts Magdeburg sowie seine Bestätigung durch das Oberlandesgericht Naumburg laufen auf ein grundsätzliches Euthanasie-Verbot für überzählige Zootiere hinaus, auch wenn diese im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogramms geboren werden. Auf Grund einer umfassenden Würdigung ethischer, juristischer und tiergartenbiologischer Argumente sowie unter Berücksichtigung der öffentlichen Akzeptanz kommen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass in begründeten Ausnahmen die angst- und schmerzfreie Tötung – möglichst mit anschließender Verfütterung – nicht im Widerspruch zu moralischen und rechtlichen Normen steht. Eine solche Lösung sollte aber nur unter der Bedingung einer umfassend artgerechten Haltung, die per definitionem eine Möglichkeit zur Vermehrung einschließt, toleriert werden.

 

Individualtierschutz contra Arterhaltung ist 2012 bei K. Schüling erschinen und von zahlreichen führenden Köpfen der deutschen Zooszene verfasst, wie Klaus Eulenberger und Jörn Junhold.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

Aus Zoos und Museen

  • Im Zoo Heidelberg sind Ende Februar drei junge Sumatra-Tiger auf die Welt gekommen. Noch ist das Geschlecht der Tiere unbekannt. Sumatra-Tiger gehören zu einer der am meisten in Bedrängnis stehenden Tiger-(Unter-)art.
  • Weniger erfreulich ist der Tod aller Schwarzschwanz-Seidenaffen im Duisburger Zoo. Die vier Tiere starben laut dem Ergebnis einer pathologischen Untersuchung an einer Veränderung von Leber, Niere und Milz, die zu einem Organversagen geführt hat. Warum das in kürzester Zeit bei allen vier Tieren unterschiedlichen Alters aufgetreten ist, ist noch offen. Corona sei nicht beteiligt, die Lungen der Tieren seien unauffällig, so der Zoo auf seiner Facebook-Seite.
  • Im belgischen Zoo Pairi Daiza bei Mons hat ein Großer Panda einen Tierpfleger schwer verletzt. Der Pfleger hatte in einem Korridor aus ungeklärter Ursache direkten Kontakt mit dem vierjährigen Tian Bao gehabt. Dieser hat den Pfleger an einem Arm und einem Bein verletzt. Kollegen konnten den Bären wegbringen, ohne ihn zu verletzen. Der Zoo hat – wie die meisten Zoos – jeden direkten Kontakt von Menschen mit ausgewachsenen Pandas verboten.
  • Der Dortmunder Nashorn-Jungbulle Willi ist tot. Er starb am Dienstag, 23.3.21 in Folge kolikartiger Bauchschmerzen, die weder Pfleger noch Tierärzte lindern konnten. Am Ende wurde er eingeschläfert.
    Die Obduktion zeigte, dass Willi an einem zweifachen spontanen Darmverschluss und in dessen Folge an einer Vergiftung litt. Beides war veterinärmedizinisch nicht behandelbar.
    Seit seiner Geburt Anfang Januar 2020 war Willi in den sozialen Medien ein Star geworden, weil der Zoo immer wieder Videos von ihm online stellte.

Zu guter Letzt:

 

 

 




Freitagnacht-Kryptos: Das Waitioreki

Julius von Haast
Johann Franz Julius von Haast in den 1860ern

In ganz Neuseeland gibt es außer den von den Maori aus Polynesien mitgebrachten Ratten und zwei Fledermausarten keine Landsäugetiere – dachte man, bis Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Geschichten vom Waitoreki aufkamen. Das Waitoreki, eine Art Otter, ist die Nessie Neuseelands, auch wenn es sich um ein kleines Tier handelt. Oft wurde nach ihm gefahndet, kein Zoologe hat je ein Exemplar fangen können.

 

Einzig der studierte Bergbauingenieur und spätere Buchladenbesitzer in Frankfurt, Sir Johann Franz Julius von Haast, geb. 1822 in Bonn, berichtete von ihm. Haast wurde im Dezember 1858 in Auckland von dem viel prominenteren Kollegen, dem österreichischen Forscher Ferdinand Hochstetter angestellt, ihn auf einer Exkursion zur Erkundung von Bodenschätzen zu begleiten. Später schickt er ihn zur Südinsel, um dort Moaknochen auszugraben. Das begründet Haasts Ruhm. (Sudermann 2020)

 

Ferdinand von Hochstetter: schriebt 1863 in „Neu-Seeland“ (Cotta, Seite 427):

 

 

„Mein Freund Haast schreibt mir darüber unter dem 6. Juni 1861: ‚3500 Fuß über dem Meere habe ich am obern Ashburton-Fluß (Südinsel, Provinz Canterbury) in einer Gegend, wo nie zuvor ein menschlicher Fuß wandelte, häufig dessen Fährten gesehen. Dieselben sind denjenigen unserer europäischen Fischotter ähnlich, nur etwas kleiner. Jedoch auch das Thier selbst wurde von zwei Herren, welche am Lake Heron in der Nachbarschaft des Ashburton 2100 Fuß hoch eine Schafstation haben, gesehen. Sie beschreiben das Thier als dunkelbraun von der Größe eines starken Kaninchens. Es gab, als mit der Peitsche nach ihm geschlagen wurde, einen pfeifenden Laut von sich und war schnell im Wasser zwischen Schneegras verschwunden.“

 

 

Man wundert sich beim Lesen der Meldungen aus dem 19. Jahrhundert oft darüber, wie grob Menschen mit Tieren umgingen – hatten sie eins gesehen, schossen oder schlugen sie sofort los!

Lake Heron
Der Lake Heron liegt ziemlich zentral auf der Südinsel, in etwa 700 m Meereshöhe

Nicht nur Haast kennt das Waitoreki

Erst 1900 gab es weitere Nachrichten vom Waitoreki. Robert Lendenfeld erwähnt es in „Neuseeland“ (A. Schall, 1900, S. 58–59):

 

 

„Ausser diesen [Ratte und Hund] giebt es dort zwei Fledermausarten […]. Endlich soll noch ein braunes, otterähnliches Tier von Kaninchengrösse, das die Maori Waitoreki nannten, in den Gewässern der Südinsel vorkommen. Es ist aber bisher nicht gelungen, ein Exemplar dieses interessanten Tieres zu erbeuten. An den Küsten finden sich verschiedene Robben, Seelöwen und dergleichen marine Wassertiere, welche aber infolge der eifrigen Nachstellungen rasch an Zahl abnehmen. Die meisten von diesen werden in den neuseeländischen Küsten wohl bald ganz ausgerottet sein.

 

Besonders bemerkenswert ist es, dass die für Australien so charakteristischen Beuteltiere und Monotremen in Neuseeland vollkommen zu fehlen scheinen; ich sage ‚scheinen‘, weil ja vielleicht jenes Waitoreki ein solches Tier ist.“

 

 

1912 ergänzt „Brehms Tierleben“ im 13. Band „Säugetiere“ (Bibliographisches Institut, 1912, S. 86) Haasts Informationen um die eben gehörten:

 

 

„R. v. Lendenfeld sagt darüber in seinem Werke ‚Neuseeland‘: „Endlich soll noch ein braunes, otterähnliches Tier von Kaninchengröße, daß die Maoris Waitoreki nannten, in den Gewässern der Südinsel vorkommen.“

 

 

1914 wiederholt die „Allgemeine Länderkunde. Afrika. Asien. Australien und Ozeanien. Die Südpolarländer“ (Bibliographisches Institut 1914, S. 326) dieselbe Notiz. „Die Doppelinsel hat kein einziges der Säugetiere Australiens, sondern als ursprüngliche Tiere nur Fledermäuse, die Waldratte, den neuseeländischen Hund, den fischotterähnlichen Waitoreki.“

 

Fischotter
Fischotter sind schnelle, geschmeidige Jäger – aber was tun sie in Neuseeland?

 

1956 brachte auch die populärwissenschaftliche Zeitschrift „Kosmos“ einen Beitrag über das Tier (Band 52, 1956) und hat ebenfalls keine zusätzlichen Informationen.

Das Waitoreki klingt so, als könnte es einmal wirklich existiert haben, aber für seine Existenz sprechen im Grunde nur die Worte Haasts.


Literatur

Sudermann, Natalie: Der Selfmade-Forscher. Die Rheinpfalz, 19. Januar 2020

 

Ferdinand von Hochstetter: Neu-Seeland; Cotta, 1863

 

Robert Lendenfeld: Neuseeland – 9. Band der Bibliothek der Länderkunde; A. Schall, 1900




Medienmittwoch: Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst

Passend zu Ostern befassen wir uns mal mit der christlichen Kunst. Wieso christliche Kunst, es geht doch um Kryptide? Das Einhorn ist allgemein bekannt, aber was ist mit einem vierköpfigen Engel oder den zahlreichen Wasserspeiern und welche Rolle spielt der Pelikan in der christlichen Kunst?

Paris Wasserspeier
Ein Wasserspeier über dem abendlichen Paris

Aus einer Amazon-Besprechung:

„Mit diesem aus einer VHS-Vorlesungsreihe entstandenen Buch wenden sich Heinrich und Margarethe Schmidt NICHT an ein Fachpublikum der Geschichte, Theologie oder Kunstgeschichte. Für das Fachpublikum dürfte nämlich die Bedeutung christlicher Ikonografie durchaus nicht vergessen oder geheimnisvoll sein. Es gibt also für die »Experten« nicht unbedingt viel Neues zu entdecken. Allerdings ist dem Autorenehepaar Schmidt/Schmidt eine mit einigen Abbildungen versehene gute und detailreiche Zusammenfassung gelungen, die für den ambitionierten Laien in dieser Materie nicht zu komplex, schwierig oder langweilig erscheint, den historisch-theologisch Versierten aber auch nicht unterfordert.


Das Werk ist in zwei Abteilungen aufgeteilt Tierdarstellungen und Engeldarstellungen. Vorwiegend aber nicht nur werden mittelalterliche Bauplastiken in den o.a. Abteilungen untersucht. Einzeldarstellungen zu den Abteilungen werden noch einmal detaillierter Aufgeteilt, beispielsweise finden sich zum Stichwort »Drache« einige Subthemen, wie: »Der Drache als Symbol teuflischer Mächte«, »Der besiegte Drache« sowie »Der Drache als Attribut«. Andere Stichworte werden ebenfalls noch einmal aufgeteilt.“


Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst: Ein Führer zum Verständnis der Tier-, Engel- und Mariensymbolik ist im Mai 2018 bei C.H. Beck erschienen. Es hat 336 Seiten und ist ein beredtes Zeugnis der christlich-zoologischen Mythologie.

 

Mit dem Kauf unterstützt Ihr den Betrieb dieser Webseite.




Bigfoot bei den Maori 1

Er ist überall – der große, haarige Riese. Selbst in Kontinenten, in denen keine Menschenaffen vorkommen – Nord- und Südamerika, aber auch Australien – wurden zottige, affenartige Wesen beobachtet.

Und wenn bereits Australien zoogeographisch extrem unwahrscheinlich ist – finden wir Berichte über Gorillas und menschliche Monster auch von den Nachbarinseln Neuseelands.

Dort ist das Thema in zwei unterschiedliche Episoden geteilt – der „Maori-Gorilla“ 1870 und modernen Meldungen des Coromandel-Bigfoots aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Betrachten wir beide Themenkomplexe nacheinander.

Farnwald
Sind die Wälder Neuseelands Heimat von Gorillas?

Der Maori-Gorilla 1870

Zum ersten Mal hören wir in Neuseeland 1870 von einem dort lebenden Gorilla – und der wird bald darauf eingefangen. Statt das Problem zoologisch zu lösen, fängt es damit erst an:

Gegen Ende September erschien die erste kleine Notiz in einer Zeitung: „Die Herren Small und Curtis haben sich nach Porter’s Creek aufgemacht, um den Maori-Gorilla zu holen, über denn vor Kurzem so viel geredet wurde.“ (Auckland Star, 28. September 1870, S. 2) Der Tonfall impliziert eine frühere Berichterstattung, davon lässt sich aber keine Spur finden.

 

Anzeige

Rätsel & Mysterien der Eifel, das neue Buch von Ulrich Magin

Die Eifel steckt voller Geheimnisse: Da erzählt man sich von brüllenden Maaren, versunkenen Städten und geheimen Regierungsbunkern, wundert sich über ungewöhnliche Gesteinsformationen oder nächtliche Leuchterscheinungen. Manch einer will gar UFOs, Kugelblitze oder Phantomkatzen gesehen haben! Ulrich Magin hat recherchiert und geht anhand von Augenzeugenberichten und rätselhaften Funden den Bruchstellen auf den Grund, an denen unsere gewohnte Alltagswelt jäh ins Unheimliche abgleiten kann. Aber während einige der Eifel-Rätsel sich zumindest theoretisch erklären lassen, bleiben andere wohl für immer ein Mysterium…

 

Rätsel und Mysterien der Eifel, das neuste Werk unseres Autors Ulrich Magin ist im März 2021 im Eifelbildverlag erschienen und hat als Taschenbuch 308 Seiten. Es kostet € 19,90

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

Offenbar fingen sie den Gorilla erfolgreich, oder er war bereits gefasst, jedenfalls sprechen die nächsten Presseberichte bereits von dem dingfest gemachten Wesen (insgesamt sind über 50 Artikel zu dem Gorilla in den neuseeländischen Zeitungen erschienen, es sind allerdings nur vier Artikel, die in jeweils allen kolonialen Zeitungen abgedruckt wurden, und das über einen Zeitraum von drei Monaten):

 

 

Das Missing Link entdeckt

The Thames Advertiser vom 27. ult. gibt den folgenden Bericht über eine Entdeckung:

 

Wir wurden darüber informiert, dass ein außergewöhnliches Tier am Porter‘s Creek in Wharekawa [auf der Halbinsel Coromandel, Nordinsel] gefangen wurde und derzeit dort gezeigt wird. Wir hoffen aufrichtig, dass es bald hierher [Thames ist der größte Ort der Halbinsel] gebracht wird, denn wir geben zu, dass die Beschreibung, die wir gehört haben, gelinde gesagt sehr erstaunlich ist. Das Tier wurde von Hunden in einem Sumpf gefangen, seine Beine, oder Arme und Beine, wurden gefesselt, es selbst in einem unbenutzten Raum in Mr. Bakers Laden untergebracht. Und nun zur Beschreibung: Der Maori-Gorilla hat, heißt es, einen Kopf, der dem eines Eingeborenen ähnelt, aber zwei Stoßzähne ragen hervor, einer auf jeder Seite des Kopfes. Auf der Oberseite des Kopfes sitzt ein großes Haarbüschel. Der Körper ist so dunkel wie der eines Maori, Arme und Beine behaart. Er grunzt wie ein Schwein. Soweit die Beschreibung.

Ein ‚Tupuna“

Das Tier ist anscheinend nicht wählerisch beim Futter, denn wir hören, dass es Kartoffeln, Pasteten und Nüsse isst. Wir hören, dass es zur öffentlichen Ausstellung hierher gebracht werden soll, und wir geben zu, dass wir es gerne sehen würden. Seit das Obige geschrieben wurde, haben wir weitere und teilweise widersprüchliche Angaben erhalten. Das Tier oder Monster lebte lange Zeit unter den Eingeborenen, obwohl es sich nun, wie oben erwähnt, in der Obhut von Herrn Baker befindet. Es scheint fast so, als ob das berühmte ‚missing link‘ endlich entdeckt ist.

Die Eingeborenen sagen, es sei hundert Jahre alt und nennen es eine ‚Tupuna‘, also einen Ahnen. Sie sind also weniger stolz als wir, die wir nicht glauben wollen, dass wir von Affen abstammen. Die Eingeborenen haben keine Vorurteile, und die gelehrten Professoren Huxley und Darwin würden sie als Männer ganz nach ihrem Herzen begrüßen. Zwei Herren waren gestern in Wharekawa und haben eine ziemlich große Summe für dieses Tier angeboten, das die Evolutionstheorie belegen soll, aber die Verhandlungen über den Kauf sind noch nicht abgeschlossen. “

(Wanganui Herald, 1. Oktober 1870, S. 2; North Otago Times, 14. Oktober 1870, S. 3)

 

 

Offenbar kursierten Fotos des Wesens, die leider nicht gedruckt wurden, sonst könnte man vielleicht mehr zu dem Thema sagen:

 

 

„Gestern ging das Gerücht um, dass eine Firma für den Kauf des vermeintlichen Gorillas gegründet wurde und dass eine Person mit mehr Geld als Verstand veranlasst worden sei, 250 Pfund für einen Achtelanteil an dem Unternehmen zu zahlen. Der Absurdität sind heutzutage keine Grenzen gesetzt, und es ist daher gut möglich, dass einige Personen dazu verführt werden, in den ‚Kauf‘ einzusteigen. Bisher erlaubte man uns nur Blicke auf Bilder dieses mysteriösen Tieres, doch diese Bilder schmecken sehr nach der poetischen Phantasie eines verspielten Fotografen. Wir möchten jetzt das echte Tier sehen und vertrauen darauf, dass die Fotografen nicht so egoistisch sind, dass sie die mysteriöse Kreatur außer Sichtweite halten, um damit die Nachfrage nach den Fotos anzuregen.“

(Daily Southern Cross, 4. Oktober 1870, S. 2)

 

 

Bislang reden wir vielleicht von einem echten Bigfoot oder einem entlaufenen Gorilla. Aber nun wird es eigenartig.

 

Der Maori Gorilla

Das seltsame Tier soll in Porter’s Creek auf der anderen Seite des Flusses gefunden worden sein. Einige Eingeborene haben uns gestern Abend mitgeteilt, dass es sich lediglich um einen Seehund handelt. Ob die Person, die die erste Nachricht von ihrem Fang brachte, noch nie zuvor ein solches Tier gesehen hat oder sie der Gelegenheit nicht widerstehen konnte, ihre Phantasie durchgehen zu lassen, können wir nicht mit Sicherheit sagen, aber das Tier hat nur sehr wenig Ähnlichkeit mit dem Monster, für das es ausgegeben wurde.

Thames Evening Star.“ (Auckland Star, 30. September 1870, S. 2)

 

 

Andererseits: Hatte das Tier tatsächlich Stoßzähne, könnte es ein Walross gewesen sein. Doch ein Walross in Neuseeland ist ebenso exotisch wie ein Gorilla. Dann jedoch wendete sich das Blatt erneut: Der Maori-Gorilla wurde zum zweiten Mal identifiziert – dieses Mal als alte Frau:

 

Der Maori-Gorilla (erneut)

Es tut uns leid, unsere Leser zu enttäuschen, insbesondere in Bezug auf interessante Fragen in der Naturgeschichte, aber es scheint nun, dass der gemeldete Maori-Gorilla überhaupt kein Gorilla ist. Tatsächlich entpuppt sich der Maori-Gorilla als alte Frau. Professor Huxley muss daher noch einige Zeit auf die Entdeckung des ‚missing link‘ zur Bestätigung der Evolutionstheorie warten. Wir können ihm keine Hilfe geben. Die Aussagen, die zu diesem Thema in die Öffentlichkeit gelangten, geben nur eine schwache Vorstellung von den wilden Gerüchten, die sich in der Stadt bezüglich dieser Angelegenheit verbreiten. Unseres Wissens reisten zwei Herren hinüber, um dieses bemerkenswerteste Wesen für eine öffentliche Ausstellung zu holen.

 

Nach einem langen Spaziergang erreichten sie den Ort, an dem es aufbewahrt wurde. Dort zeigte man ihnen eine arme alte Frau, die in gewisser Hinsicht wirklich so eigenartig ist wie der Gorilla selbst. Sie ist, so wie sie ist, weit jenseits der Erinnerung aller, die sie kennen, und hat angeblich das patriarchalische Alter von 175 Jahren erreicht. Wie man zu dieser Schätzung kam, wissen wir nicht und können daher die Richtigkeit nicht garantieren. Ihre Haare sind bis auf ein kleines Büschel oben ausgefallen, und sie ist allgemein ein solches Wunder, dass die Herren, die einen Gorilla kaufen wollten, immer noch gerne um sie gehandelt hätten, doch ihre Verwandten erlaubten das nicht.“

(Auckland Star, 1. Oktober 1870, S. 2) [1]

 

 

Maori
Moderne Maori bei einer Vorführung. Tatsächlich handelte es sich um ein Volk erfolgreicher Jäger und Krieger.

Weitere neuseeländische Gorillas

Der nächste Bericht kam erst zwanzig Jahre später und aus einen ganz anderen Region – von der Südinsel Neuseelands:

 

 

Eine Sensation in Dunedin.

Es wird jetzt berichtet, dass die Überreste, die in Waikouaiti im Eisenbahngraben gefunden wurden, die eines Gorillas waren. Er starb, als eine Zirkusgesellschaft durch den Bezirk reiste, wurde in einen Sack gepackt und in den Graben geworfen.

(Temuka Leader, 3. April 1890, S. 2)

 

 

Wir lassen erneut rund zwanzig Jahre verstreichen und kehren auf die Nordinsel zurück. 1907 wurde ein Gorilla bei Gisborne gejagt.

 

Wie ein Gorilla.

Eine Gruppe von zwanzig Siedlern aus Motu, allesamt unerschütterliche Buschgänger, suchte letzte Woche unter Leitung von Constable Doyle nach dem Maori-Bushranger. Am Freitagmorgen umzingelten sie bei Tageslicht seinen Lagerplatz, stellten jedoch fest, dass ihre Beute längst geflüchtet war. Man nimmt an, dass er sich in dem fast undurchdringlichen Miangatu-Wald versteckt. Mitglieder der Gruppe sind zuversichtlich, dass es sich bei dem Mann um Matenga handelt, der seit vier Jahren Lager ausraubt und im Busch lebt. Er hat lange Haare und einen Bart und sieht aus wie ein Gorilla.

(New Zealand Times, 22. Oktober 1907, S. 5. Insgesamt findet sich die Meldung 29-mal in neuseeländischen Zeitungen, unter anderem im Ashburton Guardian, 21. Oktober 1907; Bush Advocate, 21. Oktober 1907; Grey River Argus, 22. Oktober 1907)

 

 

Diese Meldung und der ihr innewohnende extreme Rassismus machen deutlich, dass es sich beim Gorilla von 1870 vielleicht tatsächlich um eine ältere Maori-Frau gehandelt haben könnte, die die Weißen wie ein Tier behandelten. Überhaupt ist noch bis tief ins 20. Jahrhundert ein unfassbarer Rassismus in Zeitungsmeldungen zu finden. „Eingeborene“ sind immer fast schon Affen – oder eindeutig Affen.

Baumfarne und Wasserfall, Neuseeland
Baumfarnwälder und Wasserfall, Neuseeland

 

Als die neuseeländische Lake County Press am 30. August 1872 auf S. 2 über die Entdeckung eines neuen Volkes auf Borneo schrieb, das in einfachsten Umständen lebt, verglich es diese Menschen ebenfalls mit Gorillas und gab an, ähnliche Affenmenschen lebten auch auf den Philippinen und in Feuerland (was zeigt, dass es nicht um kryptide Affen in Borneo ging). Als im Kongo Afrikaner aufgespürt wurden, die zuvor keinen Kontakt mir Weißen gehabt hatten, sprach der Wanganui Herald am 25. November 1920 (S. 7) von der „Entdeckung von Affenmenschen“.

 

Diesen Rassismus darf man nicht aus den Augen verlieren, wenn man – auch aus den USA des 19. Jahrhunderts – Zeitungsartikel über Gorillas und Affenmenschen sammelt. Damit sind oft nur Menschen benannt, die nicht weiß waren.

Regenwald Neuseelands
Was kreucht noch alles durch die Regenwälder Neuseelands?

Zwei Affenjagden

Im Englischen unterschiedet man sprachlich zwischen Affen (monkeys) und Menschenaffen (apes). Ich habe zwei Meldungen über Jagden nach Monkeys gefunden, die der Vollständigkeit halber auch erwähnt werden sollen.

 

Eine Affenjagd.

Obwohl Schweinejagd, Ziegenjagd und Kaninchenjagd in Neuseeland beliebte Freizeitbeschäftigungen sind, können wir uns nicht oft auf Affenjagd [monkey] begeben.

 

Eine solche Ablenkung wurde jedoch einigen Bewohnern von Blenheim [im Norden der Südinsel] neulich gegönnt, als sich ein schelmisches Gör eines Affen den Fangversuchen einer schreienden Menge von Männern, Jungen und Hunden widersetzte. Seit einigen Wochen, schreibt ein Korrespondent, lebt ein kleiner Reisender aus dem Affenland in der Nachbarschaft auf freiem Fuß, und solange er sich benahm, kümmerte es niemanden. Aber eines Tages erwachte ein Bewohner der Grove Road und fand einen Sack voll halbreifer Birnen unter einem seiner Bäume auf dem Boden verstreut, sowie weitere Schäden in seinem Obstgarten. Die Zahnspuren seines halbmenschlichen Freundes auf der Frucht überführten den Affen [hier: ape]. Der Obstgartenbesitzer machte sich mit einer Waffe auf die Suche nach dem Affen. Andere Obstgärtner waren bei späteren Gelegenheiten Opfer, und in Folge einer Wache wurde der Affe [monkey] schließlich in einem Weidenbaum entdeckt.

 

 

 

Anzeige

Biobalu Bienenweide

Diese Packung beinhaltet 50 g Samen für mehrjährige und winterharte Bienenweide-Pflanzen in drei regionalen Mischungen. Jede dieser Mischungen besteht aus über 40 einheimischen Blumen und Wildkräutern.
Die Samen werden im April auf eine offene, feinkrümelige Fläche gesät und reichen für bis zu 50 qm.

 

Biobalu Bienenweide gibt es in drei regionalen Varianten. Derzeit kosten 50 g etwa € 8,99.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

 

Der Baum wurde bald von der oben genannten Menge umstellt, und einer der Tapfersten des Mobs kletterte mit einem Stock auf die Weide und versuchte vergeblich, den grinsenden, schreienden, klappernden Affen von seinem Platz zu schlagen. Aber der fiese Affe [ape] hastete auf Zweige, die nicht dicker als ein kleiner Finger waren, und sprang nach einer […] Gymnastik auf eine Hecke, von der er die Zuflucht zur nächsten nahm, dann verschwand er eine Weile. Aber er wurde aufgespürt und führte seine Verfolger – denn die hatten Alarm geschlagen – zu einer lustigen Verfolgungsjagd über Gärten und unter Häuser, bis er sie schließlich hinter sich ließ. Sie klagten und jammerten, obwohl sie 20 zu 1 waren.

(Waikato Argus, 1. April 1909, S. 4)

 

 

Der Bericht ist zur reinen Unterhaltung gedacht (einige heute unverständliche Anspielungen habe ich gestrichen), die Austauschbarkeit von monkey und ape zeigt, dass man sich auf solche Worte in alten Zeitungsberichten nicht allzu sehr verlassen darf.

 

Wieder zwanzig Jahre später wurde erneut Halali geblasen.

 

 

Eine Reihe von Affen entkam aus einem Zirkus, der letzte Woche auf den Turakina-Hügeln in der Nähe von Wanganui [im Süden der Nordinsel] weilte. Die Zirkuswagen fuhren einen Berg hoch, als ein Unfall zu ihrer offensichtlichen Freude eine Reihe von Affen freisetzte. Dazu gesellten sich Hunde, Vögel und andere kleine Mitglieder der Menagerie, und die Zirkusmannschaft waren mit der Verfolgung und dem Einfangen einige Zeit lang beschäftigt. Die mühsame Aufgabe wurde schließlich erledigt und der Zirkus fuhr weiter.

(Patea Mail, 30. Januar 1928, S. 2)


Teil 2 des Beitrages erscheint am 30. März