ElefantenherdeIn Botswana starben 2020 mehr als 350 Elefanten unter rätselhaften Umständen.
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In süd- bis zentralafrikanischen Staat Botswana leben etwa 1/3 der aktuell (noch) 130.000 Steppenelefanten. Dies wird überschattet durch eine Reihe von Todesfällen, die man sich zunächst nicht erklären konnte.

In den Presseschauen, die aktuell noch nicht wieder sichtbar sind, berichteten wir u.a. im Mai und Juni 2020 von 150 toten Elefanten, dann im August 2020 bereits über 280 nachgewiesene und 350 mutmaßliche Todesfälle. Das rätselhafte Sterben blieb weitgehend auf das Okavango-Delta und Restwasserteiche der Trockenzeit beschränkt. Die ersten Spekulationen gingen in Richtung Wilderei, dies konnte aber schnell ausgeschlossen werden, da die Tiere unangetastet blieben und auch die Stoßzähne nicht entfernt wurden. Als nächstes vermuteten die Behörden Milzbrand, dies hätte aber auch andere Tiere umgebracht. Im Oktober 2020 veröffentlichte schließlich die Veterinärbehörde des Okavango-Nationalparkes, dass man Toxine von Cyanobakterien in den Kadavern gefunden habe.

Später gab es eine kleinere Welle von Todesfällen im Nachbarland Simbabwe, die zunächst hiermit in Verbindung gebracht wurde. Sie hatte aber eine andere Ursache.

Elefanten am Wasser
Elefanten müssen in der Regel tatsächlich jeden Tag trinken

 

Ein bemerkenswertes Symptom war, dass befallene Elefanten in Kreisen liefen, bis sie zusammenbrachen und starben. Vor kurzem wurde ein neues Paper zu den Todesfällen veröffentlicht. Hierzu nutzten Forscher um Davide Lomeo, Doktorand am King’s College in London, Satellitendaten zur Verteilung der toten Tiere im Vergleich zur Lage der Wasserlöcher. Sie gehen davon aus, dass sich Elefanten bis zu 100 km nach dem Trinken (und Baden) von den Wasserlöchern entfernten und innerhalb von 88 Stunden starben. Sie stellten 3000 Wasserlöcher in dieses Modell und stellten fest, dass die Tümpel, die 2020 eine Blaualgenblüte erlebten, auch hohe Zahlen toter Elefanten zeigten.

 

In Kürze:

  • Elefantenleichen clustern in der Nähe von Wasserlöchern mit hoher Algenbiomasse in 2020.
  • 20 Wasserlöcher zeigen Algenblüten in nie dagewesener Stärke während der Massenmortalität.
  • Elefanten sind vermutlich etwa 16,5 km nach der Giftaufnahme gelaufen und etwa 88 h danach gestorben.
  • Der Übergang vom trockenen 2019 zum feuchten 2020 löste extrem starkes Algenwachstum aus.

 

Lomeo sagt hierzu: „Sie hatten keine andere Möglichkeit, als von diesem Wasser zu trinken“. Wieso das so ist, schreibt die Sekundärquelle Guardian nicht, vermutlich lagen die Tümpel zu weit auseinander, so dass die Tiere keinen anderen wählen konnten. Möglicherweise sind auch andere Tiere umgekommen, wurden aber bei der Satellitenauswertung nicht bemerkt, da die Körper schnell von Raubtieren und Aasfressern aufgefressen werden.

 

Afrikanische Elefanten
Afrikanische Steppenelefanten in Botswana

 

… und was hat das jetzt mit dem Klima zu tun?

2019 war im südlichen Afrika eins der trockensten Jahre seit Jahrzehnten, 2020 hingegen extrem feucht. Dies führte zu einer vermehrten Sedimentbildung und damit zu starker Nährstofffreisetzung, was wiederum zu ungewöhnlich starken Algenblüten führte. Durch die Erwärmung des Weltklimas rechnet man allgemein mit größerer Trockenheit, unterbrochen durch starke Regenereignisse – exakt das, was Südafrika in 2019 und 20 erlebte. „Es ist sehr traurig, dass viele Elefanten starben, aber es zeigt den globalen Trend zu plötzlichen, klimabedingten Krankheiten. Es gibt belastbare Belege, dass dies wieder passieren kann, mit jeder Tierart“, sagt Lomeo.

 

Der Guardian liefert direkt auch mehrere Beispiele.

Die zeitgleich in Simbabwe gestorbenen Elefanten erlagen einer Blutvergiftung durch ein Bakterium, dessen Auftreten auf die verlängerte Trockenzeit 2019 zurückgeführt wird.

2015 starben in Kasachstan 200.000 Saiga-Antilopen durch eine ähnliche Blutvergiftung, die ebenfalls auf extreme Dürre zurückzuführen ist.


Meinung

Diese Arbeit liefert einen wertvollen Hinweis auf den Grund des Ereignisses. Sie zeigt, dass Elefanten sterben, wenn sie Wasser aus Wasserlöchern trinken, in denen es zu einem starken Blaualgenwachstum kommt. Dass einige Blaualgen Gifte bilden können, ist bekannt. Dennoch ist es „nur“ ein Schluss, zu sagen, dass Elefanten an Blaualgentoxinen sterben.

Ein molekularbiologischer oder experimenteller Beweis steht aus, wobei letzterer auch bitte nicht angestrebt wird.


Quellen

Weston, Phoebe: ‘Climate-induced poisoning’: 350 elephants probably killed by toxic water; The Guardian vom 29. Nov. 2024

Lomeo, David et al.: Remote sensing and spatial analysis reveal unprecedented cyanobacteria bloom dynamics associated with elephant mass mortality; Science of The Total Environment; Volume 957, 20 December 2024, 177525

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.