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Es versteht sich von selbst, dass viele Menschen Angst vor dem haben, was sie nicht sehen können. Ein trüber See, bei dem man nicht sieht was unter seiner Oberfläche lebt, kann erschreckend sein sein, wenn man darin schwimmt. Eine ominöse Höhle, die ihren Bewohner ganz hinten im Schutz der Dunkelheit verbirgt, kann jedermann dazu bringen, sich umzudrehen und vor Angst davonzulaufen. Ein dichter Wald bei Nacht kann einem einsamen Camper das Gefühl eines verängstigten Kindes verursachen, wenn die Geräusche seiner versteckten Bewohner von überall widerhallen. Das Unsichtbare ist ein großer Angstmacher.

Und diese Angst überträgt sich oft auf Kreaturen, die selten auftauchen. Kreaturen, von denen gelegentlich berichtet wird und die als erschreckend gelten. Aufgrund dieser äußerst seltenen Sichtungen warnen Wissende alle, die das Reich der unsichtbaren Kreatur betreten, dass auch sie mit der Bestie zusammenstoßen und dabei bis ins Mark erschrecken könnten. Aber so beängstigend diese Kreaturen auch sind, man muss sie gelegentlich jagen, um zu verhindern, dass sie sich den im Wald errichteten Lagern nähern oder gar dort eindringen.

Manchmal muss man das Monster jagen, um sich vor einem Monster zu schützen.

 

Dichter Wald, Heimat des Oomph

 

Die Jagd nach dem Monster

Das Problem bei der Jagd auf diese versteckten Bestien ist jedoch, dass sie die meiste Zeit kompletter Humbug sind. Diese erschreckenden Viecher sind normalerweise nichts weiter als reine Fiktion, die hauptsächlich verwendet wird, um auf Kosten der Opfer zu lachen. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Kreatur, die einfach als The Oomph bekannt ist. Ein furchteinflößendes Lebewesen, das in allen Holzfällerlagern des Nordens bekannt war und hauptsächlich für Humor und gelegentliche Angst verwendet wurde.

Der Oomph wurde von Holzfällern als so groß wie ein Hund beschrieben, sah aber aus wie die Kreuzung zwischen einer Eidechse und einer Kröte. Es hatte riesige Klauen an seinen vierstelligen Händen und Füßen und es besaß scharfe stachelschweinähnliche Stacheln, die über die Länge seines Rückgrats verliefen. Seine Haut soll eine bräunlich-grüne Farbe haben und mit großen schwarzen rauen Flecken bedeckt sein. Das Tier war extrem schnell und die einzige Möglichkeit, eines zu fangen, besteht darin, es zu überraschen. Wenn es einen Menschen bemerkt, flüchtet es mit so extremer Geschwindigkeit ab, dass der Jäger nicht verfolgen konnte, wohin es lief. Der beste Weg, es zu finden, sei, auf seinen leicht erkennbaren Ruf zu lauschen. Es ist ein Geräusch, das es tief unten in der Kehle erzeugt und wie „Oomph, Oomph“ klingt. Daher hat das Tier seinen Namen.

 

Hier hört man schon beinahe das Oomph

 

Das Oomph liebt Moorhuhn-Eier

Die Holzfäller haben sich die Geschichte des Oomph in erster Linie ausgedacht, um Neuankömmlinge oder Greenhorns zu foppen, wenn sie im Lager ankamen. Diesen Greenhorns hat man normalerweise erzählt, dass das Lager ein Problem mit einem aggressiven Oomph hatte. Es sei Aufgabe der Neulinge es zu jagen und loszuwerden. Nachdem die alten Hasen den nervösen Jägern erzählt hatten, wie das furchterregende Tier aussah, berichteten sie von Anzeichen, die zeigen, ob ein Oomph in der Nähe war. Das wichtigste Zeichen dafür waren zerbrochene Eiern in einem Moorhuhnnest, da diese Eier das Lieblingsessen des Oomph seien.

Wenn schließlich jemand die zerbrochenen Eier gefunden hat, machten die Greenhorns dann laut das „Oomph“-Geräusch, um das schwer fassbare Tier zu rufen. Aber zu ihrer großen Enttäuschung – und möglicherweise Erleichterung – tauchte das Oomph nie auf. Die unglücklichen Jäger kehrten dann ins Lager zurück, und erzählten den anderen Holzfällern, dass es ihnen nicht gelungen war, das Lager von ihrem lästigen Oomph zu befreien. An diesem Punkt hat man das Greenhorn auf den Witz aufmerksam gemacht. Oft sah es sich so lange dem Spott ausgesetzt, bis ein neuer Haufen Greenhorns eintraf.

 


 

Die

„Kreaturen der Holzfäller“

Holzfäller
US-Holzfäller um 1900: Burschen wie sie haben William T. Cox ihre Geschichten erzählt

stammen aus einer Zeit, in der die Wildnis Nordamerikas weitgehend unbekannt war. Nach den Waldläufern, Trappern und Goldsuchern kamen die Holzfäller in die Wälder. Es waren oft harte Kerle, die gerne auch ein gewisses Mythos um sich, ihre Arbeit und die gewaltigen Wälder des Kontinentes woben.

Die „Kreaturen der Holzfäller“ entstanden aus diesem selbst geschaffenen Mythos. einer gefährlichen Arbeit, Lagerfeuerromantik und der Eintönigkeit einer harten Arbeit. Forstinspektor William T. Cox hat sie alle gesammelt und mit einem Augenzwinkern aufgezeichnet.

Wir bringen jeden ersten Freitag im Monat einer dieser Kreaturen kurzfristigen Internet-Ruhm.

 


Literatur:

Cox, William T.: Fearsome Creatures of the Lumberwoods; Press of Judd & Detweiler Inc.; Washington D.C.; 1910 mit Illustrationen von Coert Du Bois

 

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.