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Die Roperite

(Rhynchoropus flagelliformis)

In den Ausläufern der Sierra, wo die Digger-Kiefer wächst, lebt eines der am stärksten spezialisierten Tiere, die es auf dem amerikanischen Kontinent gibt. Niemand kennt seine Lebensgeschichte auch nur annähernd. Viele Diskussionen beruhten auf der Frage, ob das Tier geboren, aus Eiern geschlüpft oder spontan aus einer Berghöhle entstanden ist.

 

Roperite
Die Roperite bei der Jagd

 

Die Digger-Indianer sagen, dass Roperiten die Geister der frühen spanischen Viehzüchter sind. Die Geschichten, die sie von unglücklichen Kreaturen erzählen, lassen das Blut stocken. Die armen Kreaturen werden von dem Tier verfolgt, mit seinem wunderbaren seilartigen Schnabel gefangen und durch dornigen Chaparral zu Tode gezogen.

 

Kein Mensch oder Tier kann hoffen, einer Roperite zu entkommen. Sie tritt auf Roadrunner oder kickt sie aus dem Weg, und kein Hindernis scheint sie stoppen oder nur ihre Geschwindigkeit zu verringern zu können. Da sie scheinbar halb fliegt, halb über das raue Land, in dem es lebt, springt. Ihre ledrige Haut ist dornundurchlässig und ihre Flossenbeine bleiben auch bei den schärfsten Steinen unverletzt. Laut AB Patterson aus Hot Springs, Kalifornien, der die letzten authentisch gemeldeten Roperiten gesehen hat, hat das Tier eine große Anzahl von Rasseln am Schwanz, die bei der Verfolgung des Wilds vibrieren und so ein wirbelndes Geräusch wie das eines riesigen Rasslers erzeugen. Man kann sich vorstellen, wie sich dies auf ein eng verfolgtes Tier auswirkt.

 

Holzfäller, die in der Region zwischen dem Pitt River und dem südlichen Ende der Sierra tätig sind, fordern dringend, alle Anstrengungen zu unternehmen, um ein lebendes Exemplar der Roperite zu sichern.

 


Die

„Kreaturen der Holzfäller“

 

Holzfäller
US-Holzfäller um 1900: Burschen wie sie haben William Cox ihre Geschichten erzählt

stammen aus einer Zeit, in der die Wildnis Nordamerikas weitgehend unbekannt war. Nach den Waldläufern, Trappern und Goldsuchern kamen die Holzfäller in die Wälder. Es waren oft harte Kerle, die gerne auch ein gewisses Mythos um sich, ihre Arbeit und die gewaltigen Wälder des Kontinentes woben.

 

Die „Kreaturen der Holzfäller“ entstanden aus diesem selbst geschaffenen Mythos einer gefährlichen Arbeit, Lagerfeuerromantik und der Eintönigkeit in den großen Wäldern. Forstinspektor William T. Cox, Henry H. Tyron und andere haben diese als Lumberjack Folklore alle gesammelt und mit einem Augenzwinkern aufgezeichnet. Mittlerweile kennt man mehr als 250 dieser Kreaturen, jedoch erscheinen die ältesten auch als fantasievollste.

 

Wir bringen regelmäßig Freitags einer dieser Kreaturen kurzfristigen Internet-Ruhm.

 


Literatur:

Cox, William T.: Fearsome Creatures of the Lumberwoods; Press of Judd & Detweiler Inc.; Washington D.C.; 1910 mit Illustrationen von Coert Du Bois

Tyron, Henry H. (1939): Fearsome Critters, illustrated by Margret Ramsey Tyron, The Idlewild Press, Cornwall, NY:

 

Von Suzan Reinert

Suzan Reinert studiert Frühpädagogik in Soest. Sie engagiert sich seit 2019 in der Kryptozoologie und interessiert sich vor allem für mythische und nicht greifbare Aspekte der Disziplin. Als Mitarbeiterin der Redaktion befasst sie sich hauptsächlich mit der Überführung von Texten aus dem Englischsprachigen und Hintergrundaufgaben.