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19-Jährige will nahe Unterreichenbach eine Raubkatze gesehen haben

Pforzheim (pol/the) – Die tierischen Meldungen häuften sich am gestrigen Freitag. Nach den morgendlichen Rindern auf der Bundesstraße 35 […] kam’s nur kurze Zeit später noch besser: Eine 19-Jährige hatte zwischen Dillweißenstein und Unterreichenbach einen Löwen entdeckt. In freier Wildbahn.

 

Pforzheim
Pforzheim

 

Man kann sich den Dialog lebhaft vorstellen: „Hier ist eben ein Löwe über die Straße gelaufen“, ruft die junge Frau aufgeregt ins Telefon. „Wie war das…? Wiederholen Sie bitte!“, lautet die ungläubige Reaktion des bedauernswerten Beamten. „Ich sag’s doch: Ein Löwe!“, bekräftigt die Frau, „und glauben Sie mir: Ich bin nicht meschugge.“ – „Also ein Löwe, ich hab‘ Sie da doch richtig verstanden?“, fragt der Polizist vorsichtshalber nochmal nach. Bis er schließlich, nach einer weiteren energischen Bekräftigung mit einem leichten Kopfschütteln Großalarm auslöst.

 

Detailliert überliefert ist dieses Zwiegespräch vom Freitagmorgen natürlich nicht, aber so oder so ähnlich könnte es zumindest gewesen sein. Jedenfalls behauptete die 19-Jährige kurz nach 10 Uhr steif und fest, eben habe in der Beremstraße, rund 300 Meter vor Unterreichenbach, eine Löwin den Weg überquert. Nach Beobachtungen der Spaziergängerin, die nach eigenem Bekunden nur etwa zehn Meter von der Raubkatze entfernt war, soll es sich um ein Jungtier handeln.

Eine groß angelegte Suchaktion

Nun ist die Nachricht zwar einigermaßen ungewöhnlich, aber möglich ist immerhin alles. Also löst die Polizei eine groß angelegte Suchaktion mit 13 Streifenwagen, ein Teil von der benachbarten Polizeidirektion Calw, aus. Gleichzeitig wurden alle in Frage kommenden Unterkünfte für Tiere abgeklappert, ob nicht irgendwo ein Löwe abhanden gekommen ist. Antwort negativ. Auch auf einen Zirkus in der Nähe gab es keine Hinweise. Vorsorglich wurden jedoch die benachbarten Polizeidirektionen Böblingen und Calw informiert, falls das mysteriöse Tier zwischenzeitlich in deren Revier überwechseln sollte.

 

Löwe in der Natur
Löwe – Dieses Bild ist nicht einmal in der Nähe von Pforzheim entstanden.

 

Die aufwändige Safari an Pforzheims Stadtrand blieb letztendlich ohne Erfolg. So wurde gegen 12.45 Uhr die Suche erst einmal abgeblasen, ohne dass ein Löwe oder eine Löwin ins Netz gegangen wäre. Auch bis Redaktionsschluss dieser lokalen Berichterstattung ergaben sich keine neuen Hinweise auf das Wildtier.

Sollte also die dubiose Großkatze womöglich, doch nur ein ausgewachsener Stubentiger gewesen sein? Die 19-Jährige wird das energisch dementieren.“

 

(Löwen-Safari in Pforzheim. 2006. Pforzheimer Zeitung).

Von Markus Hemmler

Markus Hemmler ist hauptberuflich als Bürokommunikationsspezialist im öffentlichen Sektor tätig. Sein persönliches Interesse gilt der Geschichte von meist „Cold Cases“ der aquatischen Monster: der Untersuchung und Identifizierung toter Tierkadaver, die als Meeres- oder Seeungeheuer und dergleichen bezeichnet werden. Durch seine Recherchearbeiten hat er nicht nur zahlreiche „Seeungeheuer“-Fotografien aufgespürt, wie etwa die Orkney-Kadaver von Deepdale Holm und Hunda aus den Jahren 1941/42, des südafrikanischen Trunko aus dem Jahr 1924 und seinem „Sohn“ aus dem Jahr 1930. Auch die extensive Aufarbeitung der Geschichte dieser Fälle, darunter des Cape-May-Kadavers von 1921, des Suez-„Seeelefant“ von 1950 und des Gourock-„Monsters“ von 1942. zählen zu seinem Werk. Darüber hinaus hat ermittelt Hemmler mit großem Interesse auch an den wenigen deutschen U-Booten aus dem Weltkrieg, die Verbindungen zu Seeungeheuern haben.