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Postscript: Ein Ungeheuer im Thunsee

Dass es sich bei den Phänomenen im Attersee nicht um isolierte Vorgänge handelt, zeigen Beobachtungen aus vielen anderen Alpenseen. Ich habe auf der Homepage des „Netzwerks für Kryptozoologie“ bereits Meldungen vom Genfer See besprochen, vom Traunsee und vom Bieler und Thuner See. Der Thuner See weist sogar eine zweite Episode von Monstersichtungen auf, die ich neu entdeckt habe – jeder dieser Seen könnte also durch findige Tourismusmanager zum Loch Ness der Alpen gemacht werden.

 

Thuner See
Das Ufer des Thuner Sees ist dicht bebaut, wie bei den meisten Alpenseen

 

Der Thuner See im Berner Oberland ist rund 18 km lang und dreieinhalb km breit, bei einer maximalen Tiefe von 217 m. Die Oberfläche beträgt rund 48 km, er ist demnach etwa so groß wie der Attersee – und wie dieser lang und schmal. Er entwässert in die Aare, die in den Rhein fließt.

Hier spielt das Geschehen 1947. Am 1. Mai 1947 berichtete das österreichische „Das kleine Volksblatt“:

 

 

„‚Seeungeheuer‘ sind doch erst im Hochsommer fällig!

In der Schweizer Presse sind – wieder einmal – Meldungen über ‚geheimnisvolle Seeungeheuer‘ in verschiedenen Alpenseen aufgetaucht. Im Thunsee soll ein Gegenstand aufgetaucht sein, der zuerst für ein kleines Unterseeboot gehalten, dann aber als ‚Seeungeheuer‘ identifiziert wurde. Das Tier ist angeblich äußerst schnell, fünfzehn bis zwanzig Meter lang und dunkel gefärbt. Eine Zeitung beruft sich auf einen Augenzeugen, der das Ungeheuer zwanzig Minuten lang durch einen Feldstecher beobachtet haben will.“

 

 

Fast identisch war eine Meldung, die das „Linzer Volksblatt“ am 25. April 1947 unter der Überschrift „Hurra, Loch Ness jun. ist da!“ brachte. Der Verweis auf ein U-Boot darf nicht stören. Damals verhaftete die italienische Finanzpolizei Schweizer Schmuggler, die ein Miniatur-U-Boot zum Schmuggel von Zigaretten im Luganer See benutzten. Ein Fang, der weltweit für Schlagzeilen sorgte.

 

Dampfer auf dem Thunsee
Dampfer auf dem Thuner See

 

Ausführlicher war dann das „Salzburger Tagblatt“ am 26. April 1947:

Diese Meldungen beweisen, dass in jedem größeren See früher oder später ein echtes Ungeheuer gemeldet wird – im Genfer See sind zwei Dutzend Sichtungen aktenkundig, im Comer See, im Lago Maggiore und im Gardasee je rund 50, und wer Zeit und Muse hat, alte Zeitungen zu durchforsten, wird schnell weitere Beispiele auftreiben.

 

 


Literatur

Loch Ness: Ulrich Magin: Investigating the Impossible: Sea-Serpents in the Air, Volcanoes that Aren’t, and Other Out-of-Place Mysteries. Anomalist Books 2011

Thunseee: https://netzwerk-kryptozoologie.de/schweiz-kelpie-seeschlange/

Traunsee: https://netzwerk-kryptozoologie.de/seeungeheuer-3-der-traunsee/

Genfer See: https://netzwerk-kryptozoologie.de/seeungeheuer-genfer-see/ (dieser zweiteilige Artikel führt nur etwa ein Drittel der mir vorliegenden Meldungen auf)

Italienische Alpenseen: Ulrich Magin: Die Seeschlange vom Comer See. Geheimnisvollen Seeungeheuern im Gardasee, im Comer See und im Lago Maggiore auf der Spur. ‎Twilight-Line 2009

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.