Freitagnacht-Kryptos: Ein neues Tier aus Sumatra

 

Wir lesen in der „Münchner oberdeutsche Staatszeitung“ vom 4. September 1801 auf S. 4:

„Auf der Insel Sumatra hat man bey dem englischen Fort Marlborough ein bisher unbekanntes Thier, das an Größe einem Kaninchen, an Gestalt des Kopfes, einem Schweine, und an Bildung der Füße einem Dammhirschen gleicht, gefangen, und in dem Magen desselben eine solche Menge Bezoar gefunden, daß der Werth desselben das Gewicht des Thieres an Golde zehnfach übertreffen soll (?).“

unidentifizierter Muntiak im Naturkundemuseum Paris
Handelt es sich bei dem unbekannten Tier vielleicht um einen Muntiak? Foto: Citron, CC 3.0

Bezoare
Verschiedene Bezoare im Deutschen Apothekenmuseum, Heidelberg. (Foto: Gerhard Elsner, CC 3.0)

Unter Bezoar versteht man unverdaute, im Magen verklumpte Speisereste, die man in der traditionellen Medizin für ein hochpotentes Heilmittel hielt. Fans der „Harry Potter“-Bücher ist der Bezoar als magisches Gegenmittel gegen fast alle Gifte geläufig.


Literatur:

Münchner oberdeutsche Staatszeitung, 4.11.1801, S 4




Ein “Out of Place”-Fall in Spanien? – die Blauelster

 

 

Kurz vor dem Sonnenuntergang vernimmt man in den Olivenhainen Andalusiens ihre kehligen Rufe. In Gruppen ziehen sie mit ihren langen Schwanzfedern knapp über die Baumwipfel hinweg und verkünden das Ende des Tages. Zeit für den Vogelinteressierten, zusammenzupacken und den Heimweg anzutreten.

Zwei Populationen der Blauelster an zwei Enden der Welt

Die Blauelster ist ganzjährig ein fester Bestandteil von Andalusiens Vogelwelt. Auch in anderen Regionen Spaniens ist sie zu finden: in Extremadura, den westlichen Provinzen von Castilla-La-Mancha, Castilla y León und wie gesagt in weiten Teilen Andalusiens (SEO BirdLife, Birding140.es). Doch es gibt nicht nur in Spanien Blauelstern. Die blau-schwarz-weißen Begleiter der Olivenbauern kommen noch in einem ganz anderen Teil der Welt vor – Zehntausende Kilometer entfernt – im Fernen Osten. Seltsamerweise findet sich dieser Vogel außerhalb der iberischen Halbinsel sonst nur noch in einem weiteren zusammenhängenden Gebiet, das sich über Sibirien, die Mongolei, China- und Japan erstreckt (Birding140.es).

Blauelster im Baum
Aufmerksam beobachtet die Blauelster ihren Beobachter

Blauelster schimmert blau
Je nach Lichteinfall erklärt sich der Gattungsname Cyanopica von selbst

aufmerksame Blauelster
Erregt etwas die Aufmerksamkeit der cleveren Vögel, hebt sich die Haube …

zeternde Blauelster
… und Leute wie ich, die nur fotografieren wollen, werden verschrieen.

Ein “Out-of-Place-Relikt” aus der Frühen Neuzeit?

Lange rätselte man über dieses ungewöhnliche Verbreitungsgebiet an zwei Enden der Welt – ohne dass eine Verbindung dazwischen auszumachen war. Schließlich wurden portugiesische Seefahrer für die Population in Europa verantwortlich gemacht. Tatsächlich existierte schon im 16. Jahrhundert eine Handelsroute zwischen der iberischen Halbinsel und dem Fernen Osten (Birding140.es).

Verbreitung Blauelstern
Ungefähre Verbreitung der beiden Arten der Blauelster. Rot: Cyanopica cooki, Grün: Cyanopica cyanus (Abb.: Redaktion)

“Out-of-Place”-Exoten in Spanien

Und tatsächlich ist es auch nicht ungewöhnlich, in spanischen Städten auf exotische Bewohner zu treffen – so gehört der Schrei der nord-argentinischen Mönchsittiche in südspanischen Städten wie Sevilla schon zum Alltag – genauso wie das Geflatter der Tauben und das Gezwitscher der Spatzen. Bei den sevillanischen Mönchsittichen handelt es sich um Nachfahren ausgesetzter Vögel. Gemeindemitarbeiter ließen die Tiere eines umstrittenen “Tiermarktes” an der Plaza de Alfalfa in den 90er Jahren im Parque de María Luisa einfach frei. Doch auch in Málaga und Madrid gibt es Mönchsittich-Populationen (El Mundo vom 26. August 2019, Siehe auch: Süddeutsche Zeitung vom 18. Februar 2019). In Barcelona hat sich indessen der Halsbandsittich etabliert. Er kommt ursprünglich aus Indien und der südlichen Sahara (Süddeutsche Zeitung vom 18. Februar 2019). Am Río Genil in Granada kann man den ansehnlichen Wellenastrild aus Afrika antreffen – auch diese eingeführte Art konnte sich in mehreren Gebieten Spaniens erfolgreich ausbreiten.

Ist also die Blauelster in Spanien nur ein weiterer, älterer Fall zoologischer Globalisierung im Kontext des einstigen Weltreiches?

Blauelster im Baum
Eine Blauelster in ihrem typischen Habitat

Zwei Blauelstern
Die Tiere sind sehr gesellig und sozial

Exodus aus dem eiszeitlichen Zentralasien?

Für lange Zeit galt dieser Ansatz als wahrscheinlichste Erklärung der verstreuten Populationen der Blauelster. Doch ein Fossilienfund in einer Höhle bei Gibraltar machte diese Theorie zunichte (Birding140.es). Die Blauelster kam somit in Spanien schon vor 40 000 Jahren vor.

Ein neuer Ansatz musste her. Dieses Mal wurden die Klimaveränderungen der letzten Kaltzeit für die ungewöhnliche Verteilung der Blauelstern verantwortlich gemacht. Laut dieser These befand sich das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Blauelstern in Zentralasien, als dort das Klima vor 1 Millionen Jahren noch warm war (Birding140.es). Als vor rund 110 000 Jahren die Kaltzeitperiode begann, sahen sich die Vögel gezwungen, in wärmere Regionen des Südens auszuweichen. Ein Teil nahm den Weg nach Südosten in Richtung Korea und Japan – ein anderer gelangte schließlich in den Westen Europas (Birding140.es)

Blauelster auf Kakibaum
Im Winter fressen Blauelstern gerne an Kaki-Früchten.

Buschland
Die halboffene Landschaft ist der bevorzugte Lebensraum

Genetische Untersuchung widerlegt Out-of-Place-Hypothese

Eine genetische Untersuchung der beiden Populationen, welche von Cardia (2002) und Fok et al. (2002) durchgeführt wurde, konnte schließlich belegen, dass die Blauelstern aus Spanien und Fernost seit 1- 2 Millionen Jahren getrennt sein müssen. In die Zeit der Trennung fällt die letzte Kaltzeitperiode. Somit ist die Theorie des Rückzugs aus dem angestammten Verbreitungsgebiet aufgrund klimatischer Veränderungen der bisher weitläufig akzeptierte Ansatz für die ungewöhnliche Verbreitung der Blauelstern.

Die Autoren der Studie schlugen daher vor, die iberischen Vögel von nun an als eine eigene Spezies, Cyanopica cooki, von der östlichen Population, die weiterhin unter dem für alle Unterarten geltenden wissenschaftlichen Artnamen Cyanopica cyanus fungieren sollte, zu unterscheiden (Fok. et. al., 2002: 1677). Die spanische Webzeitung El Diario feierte schon die Taufe einer neuen Art der spanischen Fauna (El Diario vom 23. März 2019). Auf der Website der spanischen Vogelschutzorganisation findet sich die Blauelster allerdings weiterhin unter ihrem geläufigen Artnamen Cyanopica cyanus (SeoBirdlife). Nach Angabe von Mitgliedern der Organisation wurde die Information zur Blauelster noch nicht aktualisiert – sie müsste tatsächlich unter dem neuen Artnamen Cyanopica cooki fungieren.

Landschaft mit Olivenhain
Die Blauelster meistert ganzjährig Spaniens unwirtliche Lebensbedingungen

Blauelster mit Futter
Blauelstern sind (nicht nur) bei der Nahrungssuche erfinderisch

Intelligente Rabenvögel

Eindeutig geklärt ist auf jeden Fall ihre weitere Verwandtschaft. Die Blauelster gehört der Familie der Corvidae, der Rabenvögel, an. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch die Blauelster Wissenschaftler bei Experimenten erstaunt. Für Aufsehen sorgte das altruistische Verhalten einer Blauelster, die einem Artgenossen den Zugang zu Futter ermöglichte, ohne aus dieser Kooperation selbst einen Vorteil zu ziehen. An der Wand eines Käfigs war eine Art “Wippe” angebracht, auf die einer der Vögel stehen musste, damit der Andere an Futter gelangen konnte – die Blauelstern bestanden diesen “Altruismustest.” Das Video ist von Birding140.es:

Tatsächlich trifft man die Blauelstern oft laut schnarrend in Gruppen an. Auch der unwissende Laie stellt schnell fest, dass es sich bei diesen Vögeln um Tiere mit sehr komplex ausgebildeten Sozialverhalten handelt. War es diese soziale Intelligenz, welche den Blauelstern den erfolgreichen Exodus aus dem kältezeitgeplagten Sibirien erleichterte und es ihnen ermöglichte, an zwei unterschiedlichen Enden der Welt stabile Populationen zu etablieren?

Blauelster am Baum
Blauelster am Baum in der spanischen Morgensonne

Trockenlebensräume
Die Blauelster gilt als Charakterart der Trockenlebensräume in Spanien

Die Blauelster im heutigen Spanien

Gegenwärtig leben in Spanien zwischen 240 000 und 260 000 Paare (Bird140.es). Auf den Weiden und Olivenhainen Südspaniens fühlen die Vögel sich pudelwohl – auch die Nähe des Menschen scheuen die Tiere nicht. Der Bestand gilt als nicht gefährdet. Doch selbst die opportunistische Blauelster ist von der Zerstörung des ländlichen Habitats betroffen – dort wird sie mitunter verfolgt: aufgrund des Vorurteils, für den Obstanbau schädlich zu sein und Arten zu verdrängen, die für die Jagd von Interesse sind. Auch die immer noch gängige Verwendung von Gift und Pestiziden macht ihr zu schaffen (Birding140.es).

Die intelligente Blauelster mag die Herausforderungen der letzten Kältezeit gemeistert haben. Auch wenn ihr Bestand auf der iberischen Halbinsel gegenwärtig gesichert zu sein scheint – ob der ländliche Vogel langfristig die “Katastrophe Mensch” unversehrt überstehen wird, ist damit leider noch lange nicht gesagt.

Blauelster beim Bad
Obwohl sie als Kulturfolger gilt und

in Kulturlandschaften lebt, macht ihr der Mensch schwer zu schaffen. (Alle Fotos: Peter Ehret)


Weiteres über die Blauelster:

Birding140.es: El Rabilargo y su gemelo asiático.

El Diario vom 23. März 2019: El rabilargo: nuestro córvido más bello

El Mundo vom 26. August 2019: La invasión (nada silenciosa) de las cotorras en Sevilla

Fok, K. W., Wade, C. M., Parkin, D. T. (2002) Inferring the phylogeny of disjunct populations of the Azure-winged Magpie Cyanopica cyanus from mitochondrial control region sequences. Proceedings of the Royal Society of London, Series B, 269: 1671-1679. (pdf-Download)

SEO Birdlife: Rabilargo

Süddeutsche Zeitung vom 18. Februar 2019: Lauter als alle anderen – Papageien machen Spaniens Städten zu schaffen





Breaking News: Megalodon gefangen?

 

 

oder die Geschichte in der Geschichte.

 

Tierhorror-Roman-Autor Steve Alten berichtet auf seiner Internetseite vom Fang eines extrem großen Hais, möglicherweise eines Megalodon und einem dazu gehörigen Bild:

Das Alten/Facebook-Bild: Haben sie einen Megalodon gefangen?
Das Alten/Facebook-Bild (einschließlich schiefem Rand unten). So wie es dort gepostet wurde, müsste als Urheber die NOAA angegeben werden.

 

 

„Es gibt eine Serie von Fotos, die derzeit in den sozialen Medien herumgehen. Sie zeigen einen extrem großen Weißen Hai, der von einem Trawler gefangen wurde. In den letzten 36 Stunden habe ich über 400 E-Mails erhalten, alle mit der Frage, ob es ein Megalodon sei.

 

Das kann ich euch sagen: Die Fotos sind echt, aber es gibt einen Grund, warum es keine vollständige Geschichte hierzu gibt. Die Bilder wurden im Februar 2012 durch einen französischen Meeresbiologen aufgenommen, der zu der Zeit für die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration; Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA) in der Philippinensee arbeitete und die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Korallenriffe studierte.

 

Das Forschungsschiff wurde zu einem Trawler in Seenot gerufen. Der (hochschwangere) Hai hatte sich im Netz verfangen und ging unter. Ich sah einige sehr unschöne Bilder eines Fischers, der eine Lanze und einen Bootshaken nutzte, um ein Jungtier aus dem Geburtskanal der toten Mutter zu ziehen, ich zeige es nicht).

 

Der Trawler sandte das Seenotsignal, weil der Hai zu groß war, um ihn aus dem Wasser zu ziehen und sich das Netz um das Ruder gezogen hatte. Ohne Tauchausrüstung konnte es nicht losgeschnitten werden und das Gewicht des Haies drohte, das Boot zu versenken. Wie groß war der Hai?

Der Trawler war 87 ft. lang (ca. 26,5 m), also muss der Hai deutlich mehr als 50 ft. lang (ca. 15,24 m) gewesen sein. Sicher kein Weißer Hai.“

 

 

 

 

Soweit die Erzählung von Steve Alten. Natürlich suggeriert er mit „Sicher kein Weißer Hai“, dass er den Fang für einen Megalodon hält, ohne es zu sagen.

Die Geschichte wirkt irgendwie unscharf

Wenn die Geschichte sich bereits 2012 so ereignet hat, wieso bekommt sie acht Jahre später so viel Aufsehen, dass jemand 400 Mails in 36 h bekommt und sich genötigt sieht, „geheime“ Bilder auf Facebook zu posten?
Wenn da tatsächlich Substanz hinter wäre, hätte ich eine solche Reaktion von anderen Institutionen erwartet, der NOAA, dem International Shark Attack File, dem Monterey Bay Research Institute oder Ähnlichem, aber nicht von einem kaum bekannten Autor von Tierhorror-Romanen. Von keiner der oben genannten Institutionen kam irgendetwas, weder vor acht Jahren, noch heute.

 

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Ein echter, fossiler Haizahn

Dieses Fossil ist der Zahn eines Hais der Gattung Otodus, vermutlich der Art O. obliquus. Diese ausgestorbene Gattung stammte aus der Ordnung der Makrelenhaiartigen (Lamniformes) und kamen vom Turonium (Oberkreide) bis zum Pliozän in allen Weltmeeren vor.

 

Der fossile Haizahn ist zwischen 3 und 5 cm groß und stammt aus Marokko. das sehenswerte Fossil, das mehr als einen Beleg darstellt, wird in einem attraktiven Schweberahmen geliefert und kann damit sofort ausgestellt werden.

 

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Die nächste Frage, die sich stellt: Was macht ein US-Forschungsschiff in der Philippinensee? Was macht ein französischer Wissenschaftler an Bord? Wieso hat er keinen Namen? In der Wissenschaft ist es üblich, ja unvermeidlich, jede Veröffentlichung mit seinem Namen zu unterschreiben. Das geht Wissenschaftlern so ins Blut, dass sie niemals solche Bilder ohne Namen weiter geben würden.

Was ist mit dem Schiff?

Auch die Physik macht da ein komisches Bild: Der Hai ist so schwer, dass er nicht an Bord gehievt werden kann. Das ist wahrscheinlich, denn das Schiff auf dem Bild hat keine Heckaufschleppe, sondern fischt mit zwei seitlichen Baumkurren. Sie werden über zwei Arme neben dem Boot ins Wasser gelassen. Da mit diesen Geräten in der Regel Garnelen (wie die Krabbenfischerei in der Nordsee) gefischt werden, müssen sie keine großen Lasten tragen. Hierzu kommt, dass eine hohe Traglast an einem seitlichen Ausleger ein Schiff zum Kentern bringen könnte.

 

Doch kein Fischer der Welt würde einen solchen Fang irgendwie riskieren. Da könnte so viel Geld drin stecken, dass er einen Großteil der Kredite für das Boot damit abbezahlt. Daher würde er genau das tun, was auf dem Bild auch zu sehen ist: er verzurrt den Hai und lässt das Wasser ein Großteil des Gewichtes tragen. Im Hafen gibt es sicher einen Kran oder einen Slipway, mit dem man das Vieh aus dem Wasser bekommt.

 

Jetzt kommt die nächste Unklarheit: Angeblich leistet ein Besatzungsmitglied mit Lanze und Bootshaken bei dem Hai Geburtshilfe. Gleichzeitig ist das Schiff manövrierunfähig (und damit in akuter Gefahr), weil sich ein Netz um das Ruder gewickelt hat.
Die erste Hilfe erfolgt bei so etwas immer mit einer Lanze und einem Bootshaken. Bei welchem Vorgang würde die Besatzung diese Werkzeuge wohl bevorzugt einsetzen?

Das Bild

Das Bild zeigt einen Trawler in ruhigem Wasser, der langsame, aber deutlich sichtbare Fahrt macht. Es gibt sowohl eine Bugwelle (1) wie auch von der Schraube verwirbeltes Kielwasser (2). Ein Signalkörper ((3), das „Stundenglas“) ist gesetzt, es zeigt an „Dieses Schiff fischt mit Schleppnetzen“. Beide Baumkurren sind ausgesetzt, das Boot fischt aktuell (4, 5). Zwei Flaggen sind gesetzt, beide zeigen drei waagerechte Streifen undefinierbarer Farbe (6). Die Sonne fällt von der Steuerbordseite, leicht achtern auf das Schiff, für den Bildbetrachter steht sie in 2 Uhr (Schatten: 7). Das Schiff wird von mehreren Möwen umflogen.

 

Boot mit angeblichem Megalodon
Das Alten/Facebook-Bild. Erklärung der Nummern im Text

Auf der dem Betrachter zugewandten Seite scheint ein sehr großer Weißer Hai festgezurrt zu sein. Im Vergleich zu dem extrem dunklen Schiff erscheint der Hai sehr hell. Sichtbar ist eine große, sichelförmige rechte Brustflosse, ein kleiner Teil der Brust sowie das unter Wasser befindliche Maul.

 

 

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Eins der wenigen Megalodon-Bücher

Megalodon – alleine dieser Name reicht aus, um Menschen weltweit hellhörig werden zu lassen. Obwohl diesen Giganten fast jeder kennt, ihn aber nie jemand sah, ist er der große Unbekannte der Meere. Mit beeindruckenden Körpermaßen und Gewichten hat er das Zeug dazu, Menschen zu faszinieren, Neugierde zu wecken und vor allem Ängste zu entfesseln. Aber wer ist Megalodon wirklich? Wie verhält sich ein solcher Hai der so lang wie ein Omnibus ist in verschiedenen Situationen seines Lebens? Wie vermehrt er sich und was geschieht, wenn er z.B. in Fresslaune auf einen Artgenossen trifft? Gibt es ihn überhaupt noch? Diese und viele andere Fragen, werden in diesem Werk nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen leicht verständlich für jedermann ab 12 Jahren beantwortet. Im gleichen Stil werden 16 weitere Haiarten, deren Verwandtschaft, Vermehrung, Verbreitung, Jagdverhalten etc. vorgestellt.

 

Megalodon ist als Book on Demand erschienen und hat 212 Seiten voller Haie.

 

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Was auf dem Bild auffällt:

Folgt man der Geschichte oben, die einen toten Hai im Wasser beschreibt, dem ein Fischer einen Kaiserschnitt zufügt, während das Boot mit Netz im Ruder steuerlos dahin treibt, kommen die ersten Unklarheiten auf:

  1. Wieso ist der Hai so seltsam festgezurrt. Sinnvoll ist es in jedem Fall, den Schwanzstiel mit einer Schlaufe hochzuziehen. Damit würde er dann an einem der Laschpunkte am Bug befestigt werden. Statt dessen wirkt es, als stünde der Schwanz des Haies weit vor dem Bug des Schiffs.
  2. Das Netz ist ins Ruder gelangt. Wie kommt es, dass das Schiff dann weiter Fahrt macht und niemand an Deck zu sehen ist. Hai und defekte Ruderanlage dürften genug Aufmerksamkeit erregen, um die gesamte Mannschaft an Deck zu bringen.
  3. Das „Stundenglas“ ist gesetzt, obwohl das Schiff angeblich nicht fischt, sondern in Seenot ist. Korrekterweise hätte der Kapitän das Stundenglas herunter nehmen und zwei schwarze Bälle setzen lassen müssen. Das mag sich für einen Nicht-Seemann nach einer Kleinigkeit anhören, ist es aber nicht: ein manövrierunfähiges Schiff ist eine Gefahr für alle anderen und wird sofort als solches markiert. Dies entlastet den Kapitän in Haftungsfragen.
  4. Das Schiff erscheint erstaunlich dunkel, fast schwarz, trotz Gegenlicht hätte ich deutlich mehr Farbe erwartet. Bemerkenswert hierbei: ein Ball am Heck des Schiffes ist weiß. Diese Bälle dienen als Markierung und sollten rot sein, damit man sie im Meer sieht.
  5. Der Horizont wirkt seltsam, vor den ersten Masten ist er hell, hinter dem ersten Mast ist er dunkel und „ein Stück dicker“. Die Seile, die den Mast stützen, haben auf Höhe der „dickeren Stelle“ dicker und dunkler, sie haben einen seltsamen „Schatten“. Ist das Bild bearbeitet?

Das sind zu viele Ungereimtheiten, um das Bild nicht durch die üblichen Bild-Suchmaschinen zu jagen. Siehe da, es kommt ein sehr ähnliches Bild eines wesentlich besser ausgeleuchteten Schiffes heraus – ohne den „Megalodon“.

Das Schiff

Das Original 1 des Alten/Facebook-Bildes

Dieses Bild stellt mit großer Sicherheit das Original dar. Auf diesem Bild ist das Schiff deutlich heller als auf dem ersten Bild. Nicht nur die Schattenrisse der beiden Bilder sind identisch, sogar die Möwen und die Position der Flaggen sind identisch:

Das Alten/Facebook-Bild
Das Alten/Facebook-Bild

Das Original

Erkennbar sind die beiden Baumkurren mit den Netzen, der Hintergrund und – eine deutsche Flagge. Am Bug ist die Schiffskennung „SW4“ groß zu lesen. Der Rumpf des Schiffes ist außen blau und innen gelb. Randnotiz: der Ball am Heck des Bootes ist leuchtend rot, der Horizont zeigt auf dem vermuteten Original Land mit technischen oder industriellen Anlagen.

Die Schiffskennung „SW4“ lässt sich auf den Krabbenkutter „Hartje“ zurückverfolgen. Ihr Heimathafen ist Wyk auf Föhr. Das Schiff wurde 1986 bei L. Voss in Aurich gebaut und 2013 bei VCU modernisiert. Die Hartje ist 16,99 m lang, 5,50 m breit und hat eine BRZ von 46. Keine Rede von 87ft. (26,5 m) Länge. Sie ist aktuell noch im Einsatz.

Die ACC1a „Gerda-Bianca“ ist fast baugleich mit der „Hartje“, hier kann man die seitlichen Baumkurren-Netze gut erkennen

 

Der „Megalodon“

Nachdem das Original des Trawlers gefunden wurde, ist es keine Frage, dass der angebliche Megalodon in das Bild montiert wurde.

Auch hier liefert die Bildsuche Ergebnisse: der Hai ist in zahlreichen australischen Nachrichtenportalen erschienen. Unter anderem postete ABC-News am 19.11.2018 ein Bild des Haies, der in Sydney’s Maroubra Beach in einem Haischutznetz erstickte. Das Tier maß 4,65 m, ein gewaltiger Hai, aber nicht einmal annähernd 15 m – und sicher kein Megalodon.

Der vor Sydney unabsichtlich gefangene 4,65 m-Hai.

Der Hai wurde aus dem Originalbild ausgeschnitten, gespiegelt und vor das Bild der „Hartje“ montiert. Der Photoshop-Artist hat noch ein weiteres Seil eingebaut, die Flosse zwischen den Seilen etwas ausgefranst und die schwarze Spitze der Flosse ein wenig gefälliger geformt.

 

Das gespiegelte Hai-Bild. Pfeile: siehe Text

So wird aus einem Weißhai ein Megalodon
Das Alten/Facebook-Bild, Pfeile siehe Text

 

„Und der Haifisch, der hat Zähne“, aber Steve Alten nicht!

Steve Alten schrieb zahlreiche, finanziell mittelmäßig erfolgreiche Romane, die dem Genre „Tierhorror“ zugeordnet werden können. Eigentlich gibt es in diesem Genre nur zwei Meisterwerke, „Der Weiße Hai“ von Peter Benchley aus dem Jahre 1975 und „Jurassic Park“ von Michael Crichton aus dem Jahre 1990. Beide wurden von Steven Spielberg verfilmt, was ihre Strahlkraft verstärkte. In beiden Fällen spielen nicht der von den Tieren ausgehende Horror den wichtigsten Punkt, sondern die Psychologie und Interaktion der Personen, die diesem ausgesetzt werden.

 

Die Werke von Steve Alten kenne ich nicht. Aber die Tatsache, dass er für seinen Loch Ness-Roman einen gefakten „Nessie-Zahn“ finden lassen hat und jetzt mit einer unglaubwürdigen Story und einer handwerklich schlechten Fotomontage für die Fortsetzung seines Megalodon-Romans werben muss, sprechen Bände.


Dossier Megalodon: alle hier erschienene Beiträge zum Thema


Quellen:

Zur „Hartje“ bei EO Ems.de

 

Das Originalbild des gefangenen Haies gibt es unter anderem bei ABC.net.au

 

Das Originalbild der Hartje ist bei Deep Blue als Hintergrundbild eines Artikels zur Überfischung von trächtigen Weißhaien. Vermutlich hatte hier der Autor die Idee für die Alias-Story.

 

Wikipedia zur Lichter- und Signalkörperführung bei Manövrierbehinderungen

 

Benchley, Peter: Der Weiße Hai; 1974

 

Crichton, Michael: Jurassic Park; 1990

 

NOAA: About our Agency

 

Vielen Dank an „Vincent“, der mich auf einen Widerspruch im Text hinwies. Ich habe das korrigiert.




Presseschau Kalenderwoche 08/2020

 

 

Wie immer montags gibt es auch heute die Presseschau mit Pressemitteilungen aus Zoologie, Kryptozoologie und Tierischem zum Schmunzeln aus der vergangenen Woche. Viel Spaß beim Lesen.

Neue Website, neues Design, neue Funktionen

Wie unschwer zu erkennen ist, haben wir die Website überarbeitet. Technisch war es nötig, da wir mit dem alten Theme an Grenzen gestoßen sind und immer wieder Fehler auftraten, die unnötig viel Zeit zur Reparatur verschlangen.

 

Einiges ist Neu: auf den ersten Blick das Design, an einigen Stellen gibt es eine Animation und ein paar neue Unterseiten. Die Presseschau hat einen eigenen Reiter im Menü, dafür ist das Netzwerk mit seinen Aktivitäten und dem Jahrbuch zusammengerutscht.

Für die meisten neuen Beiträge schalten wir versuchsweise die Kommentarfunktion frei. Wenn es sich nicht bewährt, schließen wir sie schnell wieder.

 

Altes bleibt: Kein Beitrag ist verloren gegangen, auch Links direkt auf die einzelnen Beitragsseiten sollten noch alle funktionieren. Wenns nicht so ist, gebt uns bitte bescheid. Lediglich die Bewertungsfunktion ist wieder verschwunden.

 

Neu ist: Mit dem neuen Theme können wir die Autorenverwaltung nutzen. Das bedeutet für euch: Ihr seht oben, in der kleinen Zeile unter der Überschrift den Namen des Autors. Klickt drauf und ihr landet auf der Autorenpage.
Dort findet ihr die Kurzvorstellung des Autors und eine Liste aller Beiträge, die er bei uns publiziert hat.

Nur eine Zeile darunter haben wir ein Lesezeiten-Plugin installiert. Es zeigt ungefähr die Zeit an, die es dauert, den Beitrag zu lesen (nicht zu überfliegen). Ein geübter Leser liest in einem Buch bei guter Beleuchtung und ausreichend großer Schrift etwa 300 Wörter pro Minute. Online lesen die Menschen etwa 20% langsamer. Da unsere Texte teilweise – auch aufgrund zahlreicher Fachbegriffe – recht schwierig zu lesen sind, gehen wir von 220 Wörtern pro Minute aus.

Weitere Funktionen haben wir im Hintergrund bereits initialisiert, konnten sie aber beim Relaunch der Seite noch nicht soweit mit Leben füllen, dass man sie schon vorzeigen kann. Wir werden da in Zukunft noch die ein oder andere Überraschung bereit halten.

 

Das sollte euch nicht davon abhalten, wie wild rumzuklicken und alles mögliche auszuprobieren. Wenn ihr dabei irgendwo einen Fehler findet: mailt ihn uns bitte: Redaktion@netzwerk-kryptozoologie.de


Und nun zu den Meldungen:


Ist das eine Katze oder ein Puma im Garten?

Puma in Jütland?
Pumas sind in Nordamerika weit verbreitet und werden ungewöhnlich oft in Gärten „gesehen“.

Die National Geographic hat sich der Frage gewidmet, warum viele (amerikanische) Zeugen gefährliche Tiere im Garten sehen. In dem Artikel kommt unter anderem Michelle LaRue, Executive Director des Cougar Networks zu Wort. Sie betreibt unter anderem ein Quiz auf Twitter, auf dem sie die Bilder zeigt, die sie in der vergangenen Woche als Puma-Bilder von verunsicherten Zeugen bekommen hat. Dabei lässt sie Twittergäste raten und löst später die Fragen auf.

 

Der Artikel der NG ist auch interessant zu lesen, wenn man sich mit der Glaubwürdigkeit von Augenzeugen befasst, oder der Frage, wie weit das Gehirn Dinge sehen lässt, die es erwartet. Das hat sicherlich auch Auswirkungen auf die Sichtungen von Alien Big Cats woanders.

Link zur National Geographic


Finnwalstrandung in Cornwall: erste Ergebnisse

In Cornwall war am Freitag vorletzter Woche ein Finnwal lebend gestrandet und dann am Strand verstorben (wir berichteten). Am Wochenende hat ein Team des CSIP, des Cornwall Wildlife Trust Marine Strandings Network und der University of Exeter Cornwall zusammen mit Freiwilligen den Wal untersucht.

 

Finnwal am Lizard-Point, während der Untersuchung. Foto: Rob-Deaville

Der Finnwal war ein 19,25 m langes, subadultes Weibchen in bemerkenswert schlechtem Ernährungszustand. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass das Tier in der letzten Zeit gefressen hat, der Magen war vollständig leer. Sie hatte auch kein Plastik oder sonstigen Müll im Verdauungstrakt. In der Brusthöhle fanden die Untersucher eine große Wassereinlagerung, die möglicherweise bedeutsam ist. Die Teammitglieder nahmen zahlreiche Proben, die noch weiter untersucht werden.

 

Das CSIP dankt allen Beteiligten, die inmitten des Sturms Dennis diese gemeinsame Untersuchung unter sehr schwierigen Bedingungen durchgeführt haben.

Wie haben die Meldung auf Facebook gefunden.


Ist wieder ein Braunbär in Deutschland?

Bär in der Fotofalle
Bär in der Fotofalle. Foto: Bayerische Staatsforsten

Das Landesamt für Umwelt (LfU) in München meldet, dass im südlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen Tatzenabdrücke eines Braunbärs im Schnee gefunden wurden.

 

Im Oktober hatte ein junger Braunbär eine Stippvisite in Deutschland gemacht und sich dabei ebenso bärengerecht wie unauffällig verhalten. „Es ist möglich, dass alle Spuren von einem einzigen Tier stammen“, erläuterte das LfU. „Der Bär verhält sich nach wie vor sehr scheu und unauffällig.“

 


Krefelder Zoo beginnt den Abriss des Affenhauses

Das Affentropenhaus im Krefelder Zoo ist in der Silvesternacht abgebrannt. Wir berichteten mehrfach. Obwohl die Ermittlungen zum Brandhergang noch nicht abgeschlossen sind, hat der Abriss am 17.2. begonnen. Mit Kränen und Baggern werden die verkohlten Reste des Hauses Stück für Stück abgetragen. Dies wird mindestens drei Wochen dauern.

 

In dieser Zeit werden die Kängurus, deren Gehege in der Nähe liegt, umgesiedelt. Die Tiere sind sehr empfindlich und könnten sich durch den Baulärm gestört fühlen.

 

Der Krefelder Zoo plant an der Stelle des ausgebrannten Hauses den Wiederaufbau eines Affenhauses. Es soll eines der modernsten seiner Art werden, größer und tiergerechter – und natürlich besser gegen Brände geschützt. Nach Angaben des Fördervereins sind bisher rund 1,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Affenhauses gespendet worden.


Winziger Saurier in Baden-Württemberg entdeckt

Wissenschaftler der Uni Stuttgart haben bei Vellberg in Baden-Württemberg eine bisher unbekannte Echse entdeckt. Der kleine Saurier stammt aus der Trias, ist etwa 240 Millionen Jahre alt, und trägt trotz nur 10 cm Gesamtlänge entscheidend dazu bei, die Evolution der Reptilien im Vorfeld der Dinosaurier zu erklären.
Vellbergia bartholomaei, so der Name des Tieres lebte am Ufer eines kleinen Sees, gemeinsam mit mindestens einer Art Urschildkröten, Verwandten der Krokodile und bis zu fünf Meter langen Amphibien.

 

Siehe auch:

Pressemeldung des Staatlichen Museums für Naturkunde, Stuttgart

Sobral, G., Simões, T. R., Schoch, R.R. 2020. A tiny new Middle Triassic stemlepidosauromorph from Germany: implications for the early evolution of lepidosauromorphs and the Vellberg fauna. Scientific Reports, 10: 2273


Japan: Mehrere Riemenfische aufgetaucht

Riemenfisch
Riemenfisch-Modell im Naturhistorischen Museum Wien. Foto: „Sandstein“ CC 3.0

Normalerweise leben Riemenfische Regalecus glesne in mittleren Wassertiefen des offenen Meeres. Sie schwimmen dort senkrecht mit dem Kopf nach oben in kleinen Gruppen, häufig zu zweit oder zu dritt. Sie tauchen nur selten und dann meist krank an den Küsten auf. In vielen Ländern gilt ein gehäuftes Auftauchen an den Küsten als schlechtes Omen. In Japan glaubt man, die Tier würden vor Erdbeben in der Tiefe ins Flachwasser flüchten. Vor dem Fukushima-Erdbeben 2011 sollen mehrfach Riemenfische im Flachwasser beobachtet worden sein.

 

Am 18.02.2020 zeigt das Nachrichtenportal von t-online Videos von mehreren Riemenfischen, die in direkter Küstennähe in der japanischen Präfektur Fukui an der Westküste der Hauptinsel aufgenommen wurden.


Comeback des Jahres: Die südpazifischen Blauwale

Blauwal
Blauwal im offenen Meer

Der industrielle Walfang hat die Blauwalbestände auf einen winzigen Bruchteil ihrer früheren Stärke zusammenschmelzen lassen. Seit dem internationalen Moratorium von 1986 konnten sich die Bestände zunächst nur langsam erholen. In den späten 2000ern erreichten dann die Bestände vor der US-Pazifikküste praktisch wieder die natürliche Größe, in anderen Gegenden dauerte dies länger.

 

Das neuseeländische Nachrichtenportal Stuff berichtet nun von einer mehrjährigen Studie in Neuseeland, Australien, Schottland und Spanien. Die Wissenschaftler der Studie fanden heraus, dass die Buckelwale volle Bestandsgröße erreicht haben und die Blauwale ein vielversprechendes Comeback zeigen. Im Jahr 2018 gab es bei Südgeorgien eine einzige Blauwalsichtung, dieses Jahr konnten bisher 55 Einzelindividuen photografisch oder akustisch aufgezeichnet werden. Jen Jackson vom British Antarctic Survey ist der Ansicht, dass die Beobachtungen und der Schutz fortgesetzt werden müssen, um zu sehen, ob die unerwartet hohe Zahl von Blauwalen einem Langzeittrend folgt, so wie die der Buckelwale.

Quelle: Stuff.co.nz


Kurz gemeldet:

  • Südafrika: Nachdem Orcas die beiden großen Arten Weiß- und Siebenkiemenhaie am westlichen Kap (u.a. False Bay) quasi ausradiert hatten, gehen sie jetzt auf die Jagd nach Bronzehaien (Carcharhinus brachyurus). Der Dyer Island Conservation Trust hat am 5. Februar einen Bronzehai mit den typischen Orca-Verletzungen geborgen. Mehr bei traveller24.com
  • Thüringen: Drei Deutsche Doggen haben in Schweina im Wartburgkreis ein Schaf gerissen. Sie brachen am Sonntag, 16.2. aus einem vom Sturm beschädigten und nur notdürftig reparierten Zwinger aus und in eine umzäunte Weide ein. Die Hundehalterin konnte sie später nach Hause holen.
  • In Grönland schmelzen die Gletscher. Um wenigstens ein wenig Profit aus dieser bedrohlichen Situation zu schlagen, plant die Regierung, das Schmelzwasser an Unternehmen zu verkaufen. 16 Lizenzen zur Wassergewinnung sind ausgeschrieben. Die Regierung rechnet damit, dass das Wasser als Trinkwasser auf dem Weltmarkt verkauft wird.
  • Frankreich muss gegen Bettwanzen vorgehen. Die Tiere waren in den 1950er bis 1980er Jahren beinahe ausgerottet, durch den zunehmenden Tourismus in Länder, in denen es die Tiere noch häufig gibt, sind sie wieder ins Land gekommen und vermehren sich prächtig. Insbesondere die Hauptstadt Paris und zahlreiche, auch teure Hotels sind betroffen.
  • In South und North Carolina, USA ist jeweils ein orange gefärbter Mississippi-Alligator unterwegs. Bisher ist nicht bekannt, wo die ungewöhnliche Farbe herkommt, das South Carolina Department of Natural Resources vermutet, die Tiere hätten den Winter in einem rostigen Rohr verbracht.

Australien ist diese Woche stark vertreten:

  • Australien: Mitteles eines alten Wespennestes konnten erstmals Aboriginal-Gemälde der Gwion-Stils datieren können. Bisher war umstritten, wie alt dieser Stil ist. Ein auf einer solchen Zeichnung klebendes Nest von Grabwespen konnte jetzt auf ein Alter von 16.000 Jahren bestimmt werden, die Zeichnug ist also älter. Mehr bei Sci-News.
  • In New South Wales wurden erneut mysteriöse Pfotenabdrücke einer „Pantherähnlichen Kreatur“ entdeckt. Sie lagen auf einem unbefestigten Pfad der Blue Mountains, dem Hinterland Sydneys. Kobe Bryant, der dort lebt, entdeckte die handgroßen Spuren nach einem Regenschauer. Durch die Lage der Spuren im lockeren Sand sind leider keine Details erhalten. In den Blue Mountains sind bereits mehrfach Alien Big Cats beobachtet worden. Link: Mail Online vom 17.02.2020
  • Passend zur Vormeldung: das australische Automagazin WhichCar nutzt die lokale Alien Big Cat „Lithgrow Panther“ als Aufhänger, um mit einem Geländewagen in die Wildnis zu fahren. Es gab zwar keine Sichtung des Panthers, aber schicke Fotos des Jeeps. Link.

Zum Lachen aus dem Netz

In zahlreichen sozialen Medien wird derzeit ein Bild verbreitet, das ein junges Schnabeltier zeigen sollte. Tatsächlich zeigt es aber nur eine Gummipuppe:

Das ist KEIN echtes Schnabeltierbaby
Fake-Schnabeltier, es handelt sich um eine Gummipuppe

Das sind echte Schnabeltierbabys
Echte Schnabeltierbabys sind sowieso viel niedlicher als irgendein Nachbau

Kryptozoologische Events:

Am 18. und 19. April veranstalten unsere belgischen Freunde von cryptozoologia.eu die 18. europäische Zusammenkunft der Kryptozoologie. Das Treffen findet in Brüssel statt und hat mit Michel Raynak, Charles Paxton und Ulrich Magin einige bekannte Namen auf der Referentenliste.
Weitere Vorträge und ein umfangreiches Rahmenprogramm runden das Meeting ab.
Anmeldungen sind noch möglich: englischsprachige Website.

 

Am 9. und 10. Mai 2020 feiern wir das fünfjährige Bestehen der Kryptozoologie-Ausstellung im Museum „Tor zur Urzeit“ in Brügge bei Neumünster. Das genaue Programm kann hier eingesehen werden. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, erleichtert uns aber die Planung.
Einige Autoren und Redakteure dieser Seite werden vor Ort sein und natürlich auch gerne Frage und Antwort stehen.


Feld-Ornithologisches

Der Jahresbericht „Bemerkenswerte Vögel am Niederrhein“ von Daniel Hubatsch steht auf der Seite der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft e.V. zum Download bereit. Das pdf hat 2,3 MB.
Es ist die lokale „Großversion“ unserer Meldungen hier.

Der Kranichzug

Der NABU berichtet ausführlich vom Kranichzug. Die Winde stimmen, wenn sie auch etwas stürmisch wehen – das stört einen Vollprofi wie den Kranich gar nicht (sorry). Seit dem letzten Samstag, 15.02. fliegen die Tiere fast ausschließlich auf der Hessenroute: Am vergangenen Mittwoch, 19.2.2020 waren hier mehr als 10.000 Kraniche nach Nordosten unterwegs, am Donnerstag zogen auch wieder Kraniche auf der NRW-Route. Die Redaktion liegt mit zwei von drei Standorten auf der NRW-Route der Kraniche, konnte aber dieses Jahr noch keine Tiere beobachten.

Neu in der vergangenen Woche

  • In Niesky bei Görlitz ist eine unberingte Halbmondtaube Streptopelia semitorquata aufgetaucht. Ist sie mit den Stürmen hierhin verdriftet worden? Halbmondtauben stammen aus der südlichen, bewaldeten Sahelzone von Senegal bis Jemen.
  • Im Gegensatz dazu ist der Rote Sichler, der in Kleve am Niederrhein beobachtet wurde, am rechten Bein beringt.
  • Unbestätigt ist die Beobachtung von mehr als 10 Kiefernkreuzschnäbeln im Heilbad Heiligenstadt in Thüringen.
  • Vor List auf Sylt hat sich am Mittwoch unzweifelhaft ein junger Gerfalke gleich mehreren Beobachtern gezeigt. Wir freuen uns auf Fotos!
  • Am Leuchtturm Greifswald wurde eine Sturmschwalbe aufgesammelt und fotografiert.

Die „immer noch da“-Meldungen:

  • Die Zwergammer am Drachenfels bleibt vor Ort
  • Die Ringschnabelenten vom Bärensee in Rastatt und im Neustädter (Rübenberge) Krankenhaus-Teich sind ebenfalls abgewandert. Das Tier vom Hiltruper See in Münster ist wieder da.
  • Die Kanadapfeifente hält auf der Luppe in Leipzig die Stellung.
  • Die Eismöwe von Lingen (Ems) bleibt, wo sie ist.
  • Wieder da? Im Randowbruch bei Pasewalk in Vorpommern ist ein Kaiseradler gemeldet worden. U.a. in Kalenderwoche 35 und 36/2019 war er bereits dort.

Nicht mehr gemeldet:

  • Die Ringschnabelente vom Krankenhausweiher in Neustadt am Rübenberge ist vermutlich am Dienstag abgewandert. Montag konnte sie noch beobachtet werden, ab Mittwoch blieb sie verschwunden.
  • Die Eismöwen vom Meldorfer Speicherkoog und Helgoland sind wohl abgeflogen.
  • Kaum zu glauben, nach mehreren Monaten ist die Zwergscharbe vom Ismaninger Speichersee nicht mehr in der Beobachtungsliste.
  • Der Freiberger Schildrabe wird nicht mehr gemeldet, mal sehen, wann und wo er wieder auftaucht.

Es gibt neue Flyer zur Website!

Passend zum Relaunch der Website gibt es auch neue Flyer. Wer auf eine Veranstaltung geht oder eine Attraktion besucht, wo sich an Kryptozoologie interessierte Menschen treffen, kann jetzt Flyer bei uns bekommen.

 

Flyer NfK 2020-2 Vorderseite
Vorderseite des neuen Flyers

Flyer 2020-2 Rückseite
so sieht die Rückseite aus

 

Bitte schickt einfach einen an euch selbst adressierten und frankierten Rückumschlag an:

Adresse der Redaktion

  • Für bis zu 6 Flyer reicht ein Umschlag Din Lang mit € 0,95 Porto.
  • Für bis zu 50 Flyer reicht ein Umschlag Din C4 mit € 1,55 Porto.
  • Für bis zu 110 Flyer reicht ein Umschlag Din C4 mit € 2,70 Porto.
  • Wer größere Mengen braucht, oder die Flyer ins Ausland versendet haben möchte, melde sich bitte per Mail an Redaktion@netzwerk-kryptozoologie.de.
  • Bitte rechnet damit, dass die Bearbeitung etwa eine Woche dauert.

 

Die Flyer sind für euch kostenlos. Wer sich finanziell beteiligen möchte (derzeit zahle ich pro Flyer etwa 5 c), kann mir gerne eine Briefmarke mehr in den Umschlag packen.


Zu guter Letzt: Kampf der Giganten

 

Zwei nördliche Seeelefantenbullen beim Kampf am Point Reyes Seashore, 50 km nördlich von San Francisco im Januar 2020.




Freitagnacht-Kryptos: Kojoten in England?

Der letzte Wolf der britischen Inseln wurde 1743 erlegt, seit dem gilt der Rotfuchs als einziger wilder Hundeartiger im Königreich. Aber stimmt das wirklich?

Im Sommer 1884 wurde im „Land and Water Magazine“ ein Artikel veröffentlicht. Dieser enthielt einen von Mr. A. D. Bartlett, Superintendent der Zoologischen Gärten London.

Mr. Bartlett schreibt:

„Vor einiger Zeit hat mich ein Gentleman in den Gärten angesprochen und angeboten, der Gesellschaft ein Tier vorzustellen, von dem er glaubte, es sei ein Präriewolf. Er erwähnte einige Einzelheiten bezüglich seiner Geschichte, die mich veranlassten, sein Angebot nicht sofort anzunehmen, aus Angst, dass sich das Tier als nutzloser Mischling erweisen könnte. Dabei fragte ich nach seiner Adresse und versprach, das Tier anzusehen.

Dementsprechend fuhr ich nach Leytonstone und erkundigte mich bei meiner Ankunft nach Mr. R. Payze und fand den Herrn, der das fragliche Tier freundlicherweise angeboten hatte. Er freute sich sehr, mich kennenzulernen und zeigte mir ein Tier, das ich sofort als Präriewolf (Canis latrans) aussprach.“ (Canis latras wird heute allgemein als Kojote bezeichnet)

Kojote
Ein Kojote ruht.

Plan des Londoner Zoos von 1862
Lageplan des Londoner Zoos von 1862

 

Mr. Payze berichtete folgendes:

„Im Mai letzten Jahres erzählten ihm einige Männer, die mit Wagenladungen Heu auf dem Weg nach London waren, dass sie drei Fuchsjungen in einen Teil von Epping Forest gefunden oder gefangen hatten. Sie hatten sie in einem Sack am Heck des Wagens festgebunden hatten. Er glaubte, sie seien Fuchsjungen, kaufte einen von ihnen für ein paar Schilling, und die Männer machten sich auf den Weg nach London. Das Tier war zu dieser Zeit so klein, dass es in ein Pint-Glas* gepasst habe.“

Superintendent Bartlett fährt fort:

„Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass die folgende Erzählung vollständig erklären wird, was sonst ein Rätsel bleibt: Mr. Payze stellte mich Mr. Swan vor (der früher ein Diener von Colonel Howard war), und er erzählte mir, dass vor einigen Jahren vier Jungen in einem Schiff von Mr. J. R. Flethcher von den Union Docks nach England gebracht wurden.

Man brachte die Jungen in einer Kiste nach Hause und bewahrte sie einige Tage im Colonel Howard‘s, the Goldens, Loughton, auf. Mr. Fletchcher ließ sie dann zu dem mittlerweile verstorbenen Mr. Arkwright, dem damaligen Master of the Essex-Hunt, bringen.

Man ließ die Jungen auf Marls Farm, beim Ongar Wood, der wiederum an den Epping Forest grenzt, frei. Der Mann Swan war Zeuge.  Ich wurde auch darüber informiert, dass von Zeit zu Zeit ein Tier, das wie ein großer grauer Fuchs ausgesehen haben soll, gejagt, aber nie gefangen wurde und immer in den Wald flüchtete. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es im Wald noch einige Tiere der gleichen Art gibt. Diese Wolfsart ist nicht viel größer als ein männlicher Fuchs und riecht anders, als ein Fuchs, sonst würde er von Foxhounds über große Entfernung verfolgt und getötet. “

 

In dem Artikel des „Land and Water Magazine“ heißt es weiter, dass ein Journalist Herrn Superintendent Bartlett bei einem Besuch in Epping Forest begleitete. Er versuchte, die Geschichte zu verifizieren. Die Gespräche mit Mr. Swan und den anderen Zeugen ließen kaum Zweifel an ihrer Wahrheit.

Begum, ein Panzernashorn
Tierhaltung in den 1880ern im Londoner Zoo: Begum, ein Sumatra-Nashorn

Beatrix Potter mit ihrem Hund
Beatrix Potter mit ihrem Hund im Frühjahr 1913

Bemerkenswert an der Sache ist die Möglichkeit, dass Kojoten zumindest eine Weile in dem Wald weiter gelebt haben können. Autorin Beatrix Potter erwähnt sie in ihren Zeitschriften.

Realitätscheck!

Dieser Bericht stammt vom britischen Blog „Theory of everything“. Da dieser Blog keinerlei Quellen außer dem „Land and Water Magazine“ und Beatrix Potter angibt, ist eine oberflächliche Realitätsprüfung notwendig. Die schriftliche Korrespondenz der Superintendents des Londoner Zoos wird mit Sicherheit im Londoner Zoo oder in British Museum aufbewahrt. Da ist sie leider so einfach nicht zugänglich.

 

Historische Veröffentlichungen

Das „Land and Water Magazin“, später nur „Land and Water“ erschien seit dem Jahr 1862. Wirklich bekannt wurde die Zeitschrift allerdings erst 30 Jahre nach den oben beschriebenen Ereignissen, als sie unter Chefredakteur James Murray Allison begann, den 1. Weltkrieg zu kommentieren. Ein Archiv der Zeitschrift konnte ich während meiner Websuche nicht finden.
Auch im British Newspaper Archive war die Zeitschrift erwartungsgemäß nicht finden. Da es sich um ein Magazin handelt, ist es kein Wunder. Dafür gibt es einen anderen Treffer:

Im Essex Standard vom 1. November 1884 findet man allerdings einen etwas kryptischen Artikel:

Ein Mr. Ffannell (tatsächlich mit Doppel F, Doppel N und Doppel L) schreibt, es gäbe eine Untersuchung über die Herkunft eines Tieres in Zoo im Regent’s Park, das als „Prairie Wolf (Canis latrans) captured in Epping Forest.“ deklariert sei. Dies reicht natürlich nicht aus, um die Richtigkeit der Story zu belegen, aber ist ein erster Hinweis.

Der Ort des Geschehens

Der zweite Ansatzpunkt ist der Epping Forest selbst. Auch heute noch ist der Epping Forest ein waldreiches Gebiet im Norden Londons. Es wird heute von zwei Autobahnen begrenzt und von vielen Straßen durchzogen. In seiner Geschichte ist der Epping Forest nie vollständig gerodet worden, sondern wurde hauptsächlich als Waldweide und zur Gewinnung von Holzkohle genutzt. Von den Tudors, bis zur Regierungszeit von Elisabeth I. wurde er auch als Wald für die Parforcejagd genutzt. 1884 wurde er fast 300 Jahre nicht mehr dazu genutzt, aber war immernoch ein eher lichter Wald mit dichtem Unterholz, was auch bis heute so geblieben ist. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde dort immer wieder Holz für Holzkohle geschlagen, was zur offenen Struktur beitrug. Für Kojoten sicher kein schlechter Lebensraum.

Die genannten Orte liegen in der beschriebenen – und logischen – Abfolge: Der Epping Forest liegt als langes, schmales Band im Nordosten des heutigen Londons, 1884 muss er noch im ländlichen Bereich gelegen haben. Er ist etwa 40 km lang und nie breiter als 4 km. Leytonstone ist quasi der südliche Eingang zum Epping Forest, genau der Ort, an dem ein Gentleman residiert hätte, der mit dem Forest beruflich zu tun hatte. Loughton liegt etwa 10 km weiter im Norden, am Rand des Epping Forest, der ideale Ort für eine Forstverwaltung, wie den „Master of the Essex Hunt“. Im Norden und Nordosten an den Epping Forest schloss sich der Ongar Wood an, der heute fast komplett in Feldern aufgegangen ist. Der Ort Ongar trägt noch seinen Namen.
Die kurze Websuche findet weder das „Colonel Howard‘s, the Goldens“, wobei es sich vermutlich um einen Land-Pub handet, noch Marls Farm. Dies ist nach über 100 Jahren aber auch kein Wunder.

Beatrix Potter

Wenn jemand Prominentes wie Beatrix Potter als Zeugin herangezogen wird, ist es oft einfacher, einen Zusammenhang zu bestätigen oder zu falsifizieren. Beatrix Potter war, wie viele Frauen aus besserem Hause naturwissenschaftlich gebildet und hatte ein großes zeichnerisches Talent, das mit einem Auge für Details einhergeht. Sie wäre zweifellos eine gute Zeugin gewesen.  Doch war sie 1884 in London bzw. beim Epping Forrest?
Beatrix Potter war 1884 18 Jahre alt, nach britischem Brauch eine junge Frau, deren Ausbildung abgeschlossen war. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt viel Müßiggang und kam sicher während der „Saison“, der Monate, die sich ihre Familie in London aufhielt**, sowohl in den Londoner Zoo, wie auch an den Epping Forest. Wenn es im Zoo Kojoten gab, dann hat Beatrix sie auch gesehen.

Leider ist im Rahmen dieser Recherche nicht feststellbar, wann Beatrix Potter von dem Kojoten berichtet. Ob es sich um einen Tagebucheintrag ihrer Londoner Jahre handelt oder ob sie später, als sie sich im Lake District mit der Schafzucht befasste, darauf zurückgriff.

 

Der Londoner Zoo

Doch hatte der Londoner Zoo in dieser Zeit Kojoten? Aus mir nicht genau erklärlichen Gründen sind Kojoten keine beliebten Zootiere. Derzeit werden in Deutschland keine Kojoten gepflegt, in Europa nur in einem einzigen Zoo in Frankreich. Für den Zoo London finde ich in der Zootierliste einen Eintrag von 1843/1844 ohne ein Ende. Die Zoo-Erstzucht wird für 1909 angegeben. Kojoten können in Zoos maximal 16 Jahre erreichen, wenn ein Import von Jungtieren 1844 erfolgte, sind sie spätestens 1860 gestorben. Auch hier gilt leider: Die Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, die der Zootierliste zugrunde liegen, sind nicht immer vollständig. Vermutlich wurden damals eher die „teuren“ und „exotischen“ Importe vermerkt, als einen seltsamen Wildfang „aus der Nachbarschaft“. Es ist also nicht völlig auszuschließen, wie Mr. Ffannell (der mit den Doppelkonsonanten) vermerkte, ein Kojote im Londoner Zoo lebte.

Die zeitliche Koinzidenz, im Sommer eines Jahres vor 1884 soll jemand Kojotenbabies importiert haben. 1884 wurden im Epping Forest Kojotenbabies gefunden und verkauft. Im Herbst ist ein Kojote als Wildfang im nahe gelegenenn Londoner Zoo zu finden. Kojoten werfen Ende April bis Anfang Mai. Wenn das Tier im November des selben Jahres im Zoo gezeigt wurde, müssten dann allerdings deutliche Jungtiermerkmale zeigen. Da auch die bessere viktorianische Gesellschaft den Umgang mit Hunden gewohnt war, müssten die Beobachter, unter anderem Mr. Ffannell etwas bemerkt haben.

Ein weiterer Punkt: Dem Autor von Theory of Everything ging es eher um eine wildlebende Kleinpopulation im Epping Forest deutlich nach 1884. Hierüber kann man noch weniger Aussagen treffen.

 

Fazit: Fall ungeklärt.

Leider konnte ich die Recherche nicht so weit ausführen, wie es zur Überprüfung notwendig gewesen wäre. Ich habe weder die Existenz von Superintendent Bartlett zu verifizieren noch ob es in Leytonstone einen Mr. Payze gab.

Auch den Hinweis auf das Schiff musste ich noch offen lassen. Hier gibt es Ungereimtheiten: Schiffe aus Amerika, und nur daher konnten die Kojoten kommen, legten in der Regel im Süden Englands an, um im Plymouth, Southamton oder Brighton ihre Waren der Eisenbahn zu überantworten. Die zitierten Union Docks gab es in Hull und Grimsby, im Norden Englands an der Nordseeküste. Hier wurden Kohle und Stahlerzeugnisse verschifft, 1884 hauptsächlich über die Nordsee.

Ein weiteres offenes Ende ist Beatrix Potter. Es gibt die Möglichkeit, dass sie in Kontakt mit dem Kojoten gekommen ist, vermutlich im London Zoo. Aber wo und wie sie über Kojoten schreibt, habe ich nicht ermitteln können.


Quellen:

Black, M.: „Coyotes In The UK?“ im Blog Theory of everything; abgerufen am 11.02.2020

Biographie von Beatrice Potter

British Newspaper Archive

The Essex Standard vom 1.11.1884

Zootierliste.de


* Ein Pint-Glas fasst in Großbritannien etwa 0,56 l vom Boden bis zum Rand.

** Für Mitglieder der „Gesellschaft“ war es üblich, den warmen Sommer nicht in der Stadt zu verbringen, sondern aufs Land auszuweichen. Beatrix Potter’s Familie hatte bis 1882 den Sommer in Dalguise (Schottland), danach in Wray Castle im Norden von Lancashire.




Wartungsarbeiten am 22. und 23. Feburar

 

 

Am Samstag, 22. Februar von 18 Uhr bis Sonntag, 8 Uhr führen wir Wartungsarbeiten durch. In dieser Zeit wird die Seite nicht erreichbar sein.

Ob die Nachtarbeit bei uns so aussehen wird?

Die Freitagnacht-Kryptos kommen heute Abend wie gewohnt und die Presseschau erscheint am Montag schon im neuen Gewand! Kommt wieder vorbei, es lohnt sich!