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Immer wieder kommt es zu Sichtungen von katzenartigen Raubbeutlern in Australien, insbesondere im Bundesstaat Queensland. Folgende kurze und daher wenig anschauliche Notiz in einem wissenschaftlichen Kompendium deutet auf eine Sichtung hin:

 

„Marsupialia.

Dasyurina. Scott hat den sogenannten Tiger von Queensland nicht gesehen, aber seine Spuren beobachtet und gezeichnet. Er vermuthet danach, dass es Thylacinus cynocephalus sei. Proc. zool. soc. p. 355. Vergl. auch ib. p. 796.“

Der Eintrag stammt aus Troschel: „Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säugethiere während des Jahres 1872“, im Archiv für Naturgeschichte: Zeitschrift für systematische Zoologie, Band 39, Akademische Verlag-Gesellschaft, 1873, S. 81–114, dort S. 113.

 

Spotted Tail Quoll
Der Fleckschwanzbeutelmarder (Dasyurus maculatus) heißt in Australien Spotted Tail Quoll und wurde früher auch als tiger cat bezeichnet (Foto: Michael Fromholtz)

 

1892 erwähnt ihn Carl Lumholtz in dem anmutig betitelten „Unter Menschenfressern: Eine vierjährige Reise in Australien“ (Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft (vormals J.F. Richter), 455 Seiten) auf S. 443:

 

„Der Kolonist benennt sie mit verschiedenen Namen nach den Thieren der alten Welt, wie z. B. ‚Beutelkatze‘, ‚Beuteltiger‘, ‚Beutelwolf‘ u. s. w. Alle diese Beutelraubthiere haben einen sehr raubgierigen Charakter. Der Beutelwolf (Thylacinus) und der Beutelteufel (Sarcophilus) in Tasmanien sind die wildesten und kräftigsten.“

 

Berichte über Großkatzen sind im Übrigen so alt wie die Erstbesiedlung Australiens durch Europäer: Der Reverend Richard Johnson schilderte um 1788/1789 die verzweifelte Lage in der Sträflingskolonie Botany Bay, heute im Stadtgebiet Sydneys, in einem Brief an Evan Neapan. Er klagte, es gebe in der Gegend viele seltsame Tiere, darunter eines mit geflecktem Fell, das einer Katze gleicht, aber viel größer ist. (Judith Cook: Das trotzige Leben der Mary Bryant. Reinbek: rororo 1993, S. 141; Original: To Brave Every Danger. London: Macmillan 1993)

Man muss allerdings beachten, dass der ganz und gar bekannte Riesenbeutelmarder (Dasyurus maculatus) in Australien auch tiger quoll oder tiger cat genannt wird. Nicht jede Beutelkatze ist demnach ein Kryptid.

 

 

Schon tigriger: eine Rekonstruktion des nie gefassten Queensland-Tigers Thylacoleo carnifex (Grafik: Nobu Tamura)

 


Quelle

 

Troschel, Franz Herrmann: Archiv für Naturgeschichte: Zeitschrift für systematische Zoologie, Band 39

Lumholz, Carl: Unter Menschenfressern. Eine vierjährige Reise durch Australien. Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft; Hamburg, 1892

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.