Es ist mir traurige Pflicht, aber auch eine Ehre, euch mitzuteilen, dass François de Sarre verstorben ist.
François Charousset de Sarre wurde am 16. Mai 1947 in Dudweiler im Saarland geboren. Er war ein deutsch-französischer Zoologe, der sich sehr intensiv mit der Kryptozoologie beschäftigt hat.
De Sarre studierte von 1964 bis 1973 Zoologie, Botanik und Paläontologie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Nach mehreren Jahren der Forschung in Tunesien (1973–1976) wurde er Berater, Co-Autor und Autor von über 100 populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, hauptsächlich in französischer, aber auch deutscher Sprache.
Als Freund des „Begründers der Kryptozoologie“ Bernard Heuvelmans war er ein begeisterter Anhänger der Theorie des ursprünglichen Bipedie. 1988 gründete er in Nizza das CERBI (Zentrum für Studien und Forschungen zum initialen Bipedie). Von 1989 bis 1991 nahm er an Ausgrabungen im Anthropologischen Labor Lazaret in Nizza teil. François de Sarre ist Mitglied der Societas Europea Ichthyologorum (SEI) in Frankfurt am Main.
François de Sarre ist Autor oder Co-Autor von rund hundert Veröffentlichungen in der Fachpresse (Ichthyologie) oder in populärwissenschaftlichen Zeitschriften.
Umstrittene Standpunkte
Neben der wissenschaftlich (bisher?) nicht begründeten These der „ursprünglichen Bipedie“ vertrat er auch die „Neue Chronologie“. Diese Lehre fordert eine Revision der historischen Chronologie, die er in dem Buch „Wohin ist das Mittelalter verschwunden?“ (2013) darlegt. Ihm zufolge ist unser Kalender etwa 800 Jahre zu lang, was er auf „ein großes katastrophales Ereignis“ erklärt, wie etwa den Einschlag eines Kometen um das Jahr 1350.
Eine wichtige, kryptozoologische These von François de Sarre war die ursprüngliche Bipedie. Hier ging er davon aus, dass die Vorfahren der Menschen keine vierfüßig laufenden Affen waren, sondern auch der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse zweibeinig lief und Steppenhabitate bewohnte. Der Weg in den Wald, der vierbeiniges Laufen oder Klettern bevorzugt, sei stets nur von dem Zweig der Hominiden beschritten worden, der zu den Menschenaffen führte.
Beide Thesen widersprechen heute dem Konsens der Wissenschaften, wurden von François aber stets mit guten Argumenten und erstaunlich charmant vertreten. Hierbei gehörte er stets zu den „stillen“ Vertretern unserer Fachrichtung, anders als vielen anderen ging es ihm stets um die Sache, anstatt PR zu erzeugen oder einen Streit über unterschiedliche Standpunkte medienwirksam auszufechten.
Privates
Ich habe François auf mehreren von Hans-Jörg Vogel organisierten Treffen kennengelernt. Auf diesen Treffen konnte er neben seinem Fachwissen auch noch seine Sprachkenntnisse als Dolmetscher Französisch-Deutsch beweisen. Ich habe ihn bald als entspannten, vielleicht ein wenig altersweisen und sehr humorvollen Mann zu schätzen gelernt, dem ich gerne noch viele Fragen zu seinen Thesen gestellt hätte.
François de Sarre war seit 2011 mit Aor Phimphong verheiratet. Die beiden hatten mehrere Kinder und Enkelkinder. Die meiste Zeit lebte er in den letzten Jahren bei der Familie seiner Frau in Ubon Ratchathani, Thailand.
François ist am oder kurz vor dem 4.2.2025 gestorben. Es war mir eine Ehre, dich kennenlernen zu dürfen.
Danke an Hans-Jörg Vogel, der mich darauf aufmerksam gemacht hat.