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Die Rumtifusel

Villosus sumptuosus

 

Um ein Opfer in seine Reichweite zu locken, wendet die Rumtifusel einen der ältesten bekannten strategischen Tricks an – das Spiel mit der Habgier seiner Beute. Da es sich um eine ziemlich langsame Bestie handelt, muss es auf eine Form von geringer List zurückgreifen.

 

Rumtifusel
Eine Rumtifusel auf der Jagd

 

Die Rumtifusel ist groß, stark und wild. Das Fell ist fein, lang und dick mit einer satten Farbe wie ein Nerz. Der Körper ist seltsam plattgedrückt – ungefähr so, wie der alte Hank McGinnis aussah, nachdem er nach dem jährlichen Feuerwehressen vom Vordach heruntergerollt war, und sich so flach ausgebreitet hatte, dass wir ihn einfach hochkant zwischen ein paar Schuppentüren als Sarg geschoben hatten.

 

Diese Form ermöglicht es der Rumtifusel, sich geschickt über einen Baumstumpf oder um den Stamm eines Baumes zu legen, der in der Nähe einer Einkaufsstraße steht. So sieht sie genau wie ein hochwertiger Pelzmantel oder eine Robe aus, die jemand hat fallen gelassen. Natürlich kommt ein Passant vorbei, um es sich genauer anzusehen. Mit einem blitzschnellen Schlag ihres deckenartigen Körpers hüllt die Rumtifusel sein Opfer vollständig ein. Die zahlreichen winzigen Saugporen, die die Bauchseite auskleiden, werden sofort in Aktion gesetzt, und im Handumdrehen werden die Knochen sauber gesaugt.

 

Was die Rumtifusel hinterlies (Foto: Anne Burgess, CC BY SA 2.0)

 

Einige dieser superschlauen Wissenschaftler werden Ihnen sagen, dass die kleinen Fellknäuel, die man oft neben einem alten Baumstumpf findet, von Eulen ausgespuckt wurden. Glauben Sie ihnen kein Wort. Diese Ballen sind alles, was von der Kleidung eines Greenhorns übrig geblieben ist, der sich zu nahe an eine Rumtifusel gewagt hat.

 


Die

„Kreaturen der Holzfäller“

 

Holzfäller
US-Holzfäller um 1900: Burschen wie sie haben William Cox ihre Geschichten erzählt

stammen aus einer Zeit, in der die Wildnis Nordamerikas weitgehend unbekannt war. Nach den Waldläufern, Trappern und Goldsuchern kamen die Holzfäller in die Wälder. Es waren oft harte Kerle, die gerne auch ein gewisses Mythos um sich, ihre Arbeit und die gewaltigen Wälder des Kontinentes woben.

 

Die „Kreaturen der Holzfäller“ entstanden aus diesem selbst geschaffenen Mythos eines gefährlichen Jobs, Lagerfeuerromantik und der Eintönigkeit einer harten Arbeit. Forstinspektor William T. Cox, Henry H. Tyron und andere haben sie alle gesammelt und mit einem Augenzwinkern aufgezeichnet. Mittlerweile gibt es weit über 200 dieser Kreaturen, die einen wesentlichen Teil der „Lumberjack-Folklore“ darstellen. Wer weiß, welche Kryptide ihr entstanden sind …

Wir bringen jeden Freitag einer dieser Kreaturen kurzfristigen Internet-Ruhm.


Literatur:

Cox, William T.: Fearsome Creatures of the Lumberwoods; Press of Judd & Detweiler Inc.; Washington D.C.; 1910 mit Illustrationen von Coert Du Bois

Tyron, Henry H. (1939): Fearsome Critters, illustrated by Margret Ramsey Tyron, The Idlewild Press, Cornwall, NY

 

Von Suzan Reinert

Suzan Reinert studiert Frühpädagogik in Soest. Sie engagiert sich seit 2019 in der Kryptozoologie und interessiert sich vor allem für mythische und nicht greifbare Aspekte der Disziplin. Als Mitarbeiterin der Redaktion befasst sie sich hauptsächlich mit der Überführung von Texten aus dem Englischsprachigen und Hintergrundaufgaben.