Eigentlich ist die Meldung fast ein alter Hut. 2013 beobachteten Umweltschützer vor Namibia einen Grauwal. Grauwale leben heute nur noch vor der Westküste Nordamerikas und in einer kleinen Population vor Kamtschatka, also buchstäblich am anderen Ende der Welt. Jetzt haben sie in „Biology Letters“ eine genetische Analyse veröffentlicht, die kaum – oder doch? – Überraschendes zu Tage brachte: Das Tier gehört zur Population aus dem Nord-Pazifik. „Wir kennen nicht die Art der Migration, aber es könnte sowohl ein zufälliger Wanderer wie auch eine absichtliche Migration sein, die durch die nun offene Passage in die Arktis ermöglicht wurde“, erklärte Rus Hoelzel, Mitautor des Papers.
Das Auftauchen eines Grauwals im Mittelmeer in diesem Jahr lässt die Idee einer absichtlichen Wanderung durch die Nordwest-Passage wahrscheinlicher erscheinen. Der Grauwal vor Namibia ist damit 27.000 km von zuhause entfernt. Das ist die längste jemals bekannte Wanderung eines im Wasser lebenden Wirbeltieres.
DOI: https://doi.org/10.1098/rsbl.2021.0136
Erstveröffentlichung als Teil einer Presseschau vom 13.07.2021