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Aus dem Bereich der Kryptozoologie ist eine bedauerliche Todesnachricht zu melden: Am 11. Juli 2021 starb die französisch-russische Almasti-Forscherin Dr. Marie-Jeanne Koffmann im stolzen Alter von 101 Jahren (und nur knapp vor ihrem 102. Geburtstag) in einem Seniorenheim in Paris.

 

Marie-Jeanne KoffmannMarie-Jeanne Koffmann wurde am 19. Juli 1919 geboren, verbrachte aber die meiste Zeit ihres Lebens in der Sowjetunion. Wie viele überzeugte Kommunisten der ersten Stunden tat sie das aus freien Stücken, um in einem Moskauer Krankenhaus als Chirurgin zu arbeiten – bald schon fiel sie, wie Millionen andere, Stalins Reinigungen zum Opfer.

Die Zeit von 1948 bis 1954 war sie in einem Gulag gefangen, einem der gefürchteten Arbeits- und Straflager der stalinistischen Zeit.

Unter dem Tauwetter wurde sie rehabilitiert. 1957 begann ihr Interesse an der Frage nach der Existenz des Schneemenschen, als sie einen Zeitungsbericht über eine Beobachtung russischer Bergsteiger las. Sie nahm an der ersten sowjetischen Pamir-Expedition teil und 1958 als Ärztin an der ersten Schneemann-Expedition der Pamirischen Akademie der Wissenschaften.

 

Spezialistin für Hominiden des Kaukasus

Später konzentrierte sie ihre Bemühungen auf die Hominiden des Kaukasus, die Almasti oder Kaptars. Dabei ignorierte sie sämtliche kulturellen Aspekte (immerhin gilt der Yeti des Kaukasus den Einheimischen als Scheitan oder Teufel, er flicht die Mähnen der Pferde zu Zöpfen wie bei uns die Hexe und in Großbritannien die Elfen, etc.), sondern blieb ihrer orthodoxen materialistischen Einstellung treu und behandelte Augenzeugenberichte, auch Sagen, wie exakte Laborberichte. Ihre Arbeiten zum Yeti des Kaukasus lesen sich denn auch wie Expeditionsberichte über die Feldforschung an irgendeiner exotischen Tierart.

 

Marie-Jeanne Koffmann
Marie-Jeanne Koffmann in fortgeschrittenem Alter.

 

Als jeder Zeile spricht Koffmanns unerschütterliche Überzeugung, der Alma sei nur ein unbekanntes Tier, ein überlebender Neandertaler (den wir heute nicht mehr als Tier auffassen!). Arbeiten Koffmanns lesen sich aufgrund dieses selbstsicheren Duktus sehr überzeugend und faszinierend – und doch konnte sie nie einen Beleg für ihre weitreichenden Behauptungen vorweisen (da fast alle Texte von ihr dieselben vier oder fünf Augenzeugenberichte aufführen, sie aber stets von einer Masse an Meldungen sprach, ist nicht einmal diese Aussage nachprüfbar).

 

Marie-Jeanne Koffmann
Das vermutlich bekannteste Foto von Marie-Jeanne Koffmann zeigt sie als das, was sie immer war: Eine energische Frau mit klaren Zielen.

 

 

Die veröffentlichten Arbeiten Koffmanns gleichen sich also sehr. Es sind – in westlichen Sprachen:

 

  • Koffmann, Marie-Jeanne: Brief Ecological Description of Caucasus. In: Vladimir Markotic, Hrsg.: The Sasquatch and other Unknown Hominoids. Calgary: Western Publishers 1984. (Im Internet hier zu finden: http://www.bigfootencounters.com/biology/almasti.htm)
  • Koffmann, Marie-Jeanne: L’ Almasty, yeti du Caucase. Archeologia, 269, 1991, S. 24–43.
  • Koffmann, Marie-Jeanne. L’ Almasty, mode de vie d’un hominide. Archeologia. 276, 1992, S. 52–65.
  • Koffmann, Marie-Jeanne: Überlegungen zum möglichen Überleben einer Population von Relikthominiden im Kaukasus. In: Dmitri Bajanow: Auf den Spuren des Schneemenschen. Stuttgart: Kosmos 1998. (siehe Anzeige)

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.