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Zuweilen können seltsame Beobachtungen noch seltsamere Erklärungen haben. So in diesem Fall, den ich der Seite 5 der Morgen-Ausgabe der „Norddeutschen allgemeinen Zeitung“ vom 5. Juni 1881 entnommen habe:

SChwalben im Nest, keine siamesischen Schwalben
Sicher lebensfähiger, aber auch gefräßiger als ein „Schwalbenkönig“: 4 beinahe flügge Jungschwalben

 

 

Ein „siamesisches“ Schwalbenzwillingspaar

Von glaubwürdiger Seite wird dem ‚Kl. J.‘ [aus Berlin] berichtet: Um 9 Uhr am Montag Abend fiel plötzlich, mitten unter die Passanten des Bürgersteigs der Elsasserstraße, ein befiedertes Geschöpf aus der Luft auf die Erde nieder.

Man hielt dasselbe anfangs für eine Fledermaus, die sich wohl in die Stadt verirrt haben mochte, als aber ein Arbeiter das seltsame Thier aufhob und, begleitet von einer schnell zusammengeströmten Menschenmasse, unter die nächstgelegene Gaslampe transportierte, gewahrte man statt einer Fledermaus ein Schwalbenpaar, das an dem unteren Theil des Körpers eng zusammengewachsen schien.

Die Thierchen hatten zwei Köpfe und vier Beine, letztere jedoch ohne Krallen, vom mittleren Theile des Rückens an jedoch zeigte sich der Körper in Eins verbunden und endete in einem einzigen Schweif von gewöhnlicher Größe.

Der Fund wurde einem in der Nähe wohnenden Gelehrten übergeben.

 

 

Handelte es sich wirklich um siamesische Schwalben? Wie hätten sie so lange lebensfähig bleiben können? Oder um einen „Schwalbenkönig“, analog zu den Rattenkönigen?

 

 

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.