Gemeinhin erregt die Zeitungsspalten jedes Jahr ein neues Tier, das das Sommerloch füllt. Oft sind es ausgebüxte Exoten – präferiert Wallabys –, dann wieder schemenhaft wahrgenommene Wesen, meist Krokodil oder Puma, vor denen die Polizei warnt und nach denen sie sucht, was die Sicherheit der Bevölkerung bestärkt, dass etwas unterwegs ist (während Kängurus in der Regel eingefangen werden, bleiben Pumas und Krokodile schwer fassbar), dann wieder gibt es bewusste Schwindel und Irreführungen.

Beobachtung bei Mondorf am Rhein
Als einen als amüsant zu verstehenden Scherz startete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Mitte August 2021 einen Versuch für das diesjährige Sommertier. Fast über eine halbe Seite konnten Leser am Samstag, den 14. August 2021 erfahren, dass unweit der Siegmündung bei Mondorf ein Nilpferd gesichtet und fotografiert worden sei. Ein „schwer zu identifizierendes Wesen mit rundlichem Maul und Glubschaugen“ sei „augenscheinlich tapfer gegen die Strömung in Richtung Bonn“ gepaddelt. „Aus einer Gruppe von Radwanderern aus Gera (Thüringen) heraus, die auf die Überfahrt wartete, wurde prompt gemutmaßt, es könne sich um ein Flusspferd handeln.“
Das „in Mondorf beobachtete Tier“ war „immer noch sehr viel größer als eine saure Gurke.“

Das Foto zeigt –leider nicht verschwommen wie eine typisches Nessie-Aufnahme – einen im Rhein treibenden Baumstamm. Vermutlich saß er irgendwo am Ufer fest, weil sich sonst keine scheinbare Bewegung gegen den Strom feststellen lassen würde. Ein gutgemeinter Scherz, der notiert werden sollte, bevor er in ein paar Jahren retrospektiv wieder auftaucht und dann die Fama umgeht, es sei tatsächlich ein Nilpferd im Rhein gesehen worden.
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Lebendige Eiszeit: Klima und Tierwelt im WandelFaszinierende Tiere, wie Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch, Vielfraß und Flusspferd lebten während der letzten 150.000 Jahre in Mitteleuropa. Ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Lebensgemeinschaften spiegelt die tief greifenden Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten wider. Mithilfe von Fossilfunden zeichnet dieses Buch ein detailliertes Bild der Säugetierfauna des Eiszeitalters. Dabei rekonstruiert der Autor – Professor für Paläontologie der Uni Bonn – die biologischen Besonderheiten der verschiedenen Tierarten ebenso anschaulich wie die unterschiedlichen Lebensgemeinschaften. Viele der Tiere hat der Mensch erlebt, sie in Höhlenmalereien porträtiert – und natürlich auch gejagt. Mit sachlicher Kompetenz wird deswegen der Frage nachgegangen, inwieweit die Jagd des Menschen für das große Aussterben am Ende der letzten Kaltzeit ausschlaggebend war. Die verständliche Darstellung und die umfangreiche Ausstattung machen das Buch zu einem Lesegenuss für alle, die sich über die Eiszeitfauna Mitteleuropas informieren möchten.
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Eiszeitliche Flusspferde gab es tatsächlich im Rhein
Im Übrigen gab es im Rhein tatsächlich einmal Flusspferde – allerdings in der warmen Periode vor der Würm-Eiszeit. Das Naturkundemuseum Karlsruhe widmete ihnen im April 2018 die große Ausstellung „Flusspferde am Oberrhein – Wie war die Eiszeit wirklich?“
Quellen
Flusspferd-Scherz
https://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/niederkassel/wenn-tiere-zum-sommerthema-werden-ist-das-ein-flusspferd-im-rhein–oder-doch-nicht-38986926?cb=1629185255467
Ausstellung Karlsruhe
https://www.kulturinkarlsruhe.de/Kulturblogs/flusspferde-am-oberrhein