Berichte über fliegende Kryptide sind rar in Deutschland, wenn ich mich auch an ein paar Foreneinträge zu Beginn des neuen Jahrtausens erinnere, in dem von norddeutschen Flugsauriern die Rede war (die aber sehr stark an Reiher erinnerten, die damals noch selten waren).
Aber 1888 war hier in wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los und in der Luft. Es schrieb der „Aachener Anzeiger“ am 4. August 1888 auf Seite 4:
Hamm, 29. Juli.
Der Teufel auf Erden.
Die „Wattenscheider Zeitung“ erzählt folgende ergötzliche Geschichte: Furcht und Schrecken bemächtigte sich dieser Tage der Bewohner des in unserer Nachbarschaft gelegenen Dorfes Rhynern. Hoch in der Luft bemerkten dieselben den leibhaftigen Teufel, welcher langsam von Osten nach Westen heranschwebte, die rechte Faust drohend erhebend, als wolle er dem in seiner Fluglinie liegenden Rhynernschen Kirchthurme einen wuchtigen Schlag versetzen.
Der ganze Körper, dessen einzelne Theile genau zu unterscheiden waren, zeigte eine tiefschwarze Färbung und hob sich deshalb scharf von dem klaren Abendhimmel ab. Die Augen und Lippen waren schneeweiß, die Ohren dagegen gelbroth, der Kopf war mit zwei riesigen, ebenfalls rothgefärbten Hörnern, das Ende des Rückens mit einem langen Schweife versehen, die Brust mit einem – Cotillonorden [1] geschmückt. Plötzlich schien Lucifer in der unter ihm stehenden, vor Angst fast gelähmten Bevölkerung ein neues Arbeitsfeld entdeckt zu haben; denn er machte Halt, blickte aus der Höhe hernieder und fuhr dann zur Erde herab. Mitten in einem Haferstück blieb er in strammer Haltung stehen, nur die Schultern und den noch immer erhobenen Arm ingrimmig bewegend. Nachdem der erste Schrecken vorüber, faßte sich ein Zimmermann ein Herz, ergriff eine lange Bohnenstange und durchbohrte damit den Bösen.
Ein wahrer Höllengestank verbreitete sich durch die Luft und wiederum stob alles auseinander. Als man wieder etwas zu Athem gekommen war, sah man, wie der Schwarze langsam in die Kniee fiel, und bald erkannte man in ihm eine etwa 3 Meter hohe mit Gas gefüllte Gummiblase in Teufelsgestalt, die man in Hamm zur Belustigung hatte in die Luft fliegen lassen.
(1) Wikipedia. „Cotillon-Artikel, meist verkürzt als Cotillons bezeichnet, sind effektvoll-dekorative, fabrikmäßig hergestellte Papierwaren. Man verteilte sie auf Bällen beim Cotillon an die Tanzenden, so dass Paaren sie wechselseitig verschenkten.“