Screenshot des neuen Loch Ness VideosModerne "Nessie-Sichtung".
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Große Suchaktion an Loch Ness geplant

Kaum kommt das Sommerloch, kommt Nessie wieder in die Schlagzeilen. Am 26. und 27. August veranstaltet das Loch Ness Center eine große Suche nach dem „Monster“. Paul Nixon, Geschäftsführer des Centers erklärte der britischen „Daily Mail“: „Wir sind die Hüter dieser einzigartigen Geschichte und investieren nicht nur in die Schaffung eines unvergesslichen Erlebnisses für die Besucher, sondern setzen uns auch dafür ein, die Suche fortzusetzen und Geheimnisse zu lüften, die unter dem Wasser des berühmten Lochs liegen.“

 

Anmerkung: Dieser Artikel war ursprünglich Teil mehrerer Presseschauen aus dem Jahr 2023. Wir haben die Beiträge gesammelt und zusammengeführt, um die ganze Geschichte greifbar zu machen.

 

Stele mit der Bezeichnung "Loch Ness", der See im Hintergrund
Loch Ness, ohne Nessie. Ob das Monster gerade Urlaub hat?

Freiwillige gesucht

Das Center sucht hierfür noch Freiwillige, die an diesem Tag den See beobachten. Ziel sollen „ungewöhnliche Bewegungen im Wasser“ sein, die man als Hinweis auf Nessie interpretieren kann.

Wer teilnehmen möchte, kann sich gerne auf der Website von Loch Ness anmelden. Die Teilnahme vom Ufer aus ist kostenlos, die „Nessie Hunter Cruise“ von 90 Minuten mit diversen Experten, 60 Hydrophonen und Sonar kostet 45 britische Pfund.
Ob es ein Zertifikat gibt, konnte die Redaktion nicht herausfinden.

Neben den menschlichen Beobachtern wird eine Wärmebild-Kamera eingesetzt. Die Veranstalter hoffen, dass sie damit Nessies Körperwärme orten zu können. Auch ein Hydrophon soll zum Einsatz kommen.

In der Presse wird gerne zitiert, dass die letzte systematische Untersuchung am Loch Ness 1972 stattgefunden hat. Dies ist nicht korrekt.

  • 2003 veranstaltete die BBC die vermutlich aufwändigste Suche nach dem legendären Monster: Zahlreiche parallel fahrende Boote mit 600 Sonargeräten durchsuchten den See von Nordosten nach Südwesten. Dabei fanden sie unter anderem ein Modell von Nessie, das bei Dreharbeiten für einen Film in den 1960er Jahren unterging.
  • 2019 beprobte der Genetiker Prof. Neil Gemmell von der University in Otago, Neuseeland den See für die neue Methode der Umwelt-DNA-Untersuchung. Dabei stellte er DNA einer Vielzahl von bekannten Wild-, Nutz- und Haustieren sowie einer Unmenge unterschiedlicher Mikroorganismen im Wasser fest, jedoch keine DNA von Reptilien, Stören oder Welsen.

 

Der Turm von Urquhart Castle, hier soll sich Nessie am häufigsten rumtreiben
Der Turm von Urquhart Castle, hier soll sich Nessie am häufigsten rumtreiben

 

Eines dürfte sicher sein: Loch Ness ist mal wieder in den Schlagzeilen, sogar in Deutschland reagieren die Webportale, Zeitungen und sogar Radio und Fernsehen. Wer zur Zeit noch nach einem Urlaubsziel sucht, wurde auf Schottland mehr als aufmerksam gemacht.

 

Quelle: Loch Ness Center und diverse deutschsprachige Medien


Was bei der großen Nessie-Jagd heraus gekommen ist

Am vergangenen Wochenende veranstaltete mehrere Organisationen eine große Nessie-Jagd. Neben hohem technischen Aufwand sollten vor allem private Nessie-Hunter und Monsterfreunde für Erfolge sorgen.

 

 

Am Samstag machte jedoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete zunächst sehr stark, auch als der Regen nachließ, blieb es kalt, feucht und ungemütlich. Ein NfK-Mitglied aus Schottland berichtete mir, dass sogar weniger Boote auf dem Loch unterwegs waren, als an „normalen“ Wochenenden. Hinzu kam, dass ein Unfall für eine längere Sperrung der Straße zwischen Inverness und dem Nordwestufer des Lochs sorgte. Viele Interessenten konnten deswegen gar nicht die bekannten Orte von Nessie-Sichtungen, Urquhart Castle und Drumnadrochit ansteuern.
Die Veranstalter mussten dazu am Samstagabend melden, dass Drohnen wegen des Regens nicht fliegen konnten.

 

Das Wetter am Sonntag war etwas besser, die Beteiligung der Öffentlichkeit etwas höher. Bisher ist zur Redaktion durchgedrungen, dass man wohl vier „ungewöhnliche Geräusche“ im See aufgezeichnet hat, die aber erst noch identifiziert werden müssten. Drei Zeugen meldeten Sichtungen, näheres dazu in der nächsten Meldung.

 

Tobias Möser beim MOMA der ARD
Als Interviewgast im ARD MOMA. Das Thema wurde dort kurz und sehr seriös behandelt.

 

In Deutschland in den großen Medien

Auch in Deutschland griffen die Mainstream-Medien die Meldung einer großen Suche in Loch Ness auf. Radio 1 Berlin-Brandenburg sendete am Sonntagmorgen ein Telefoninterview mit mir zu diesem Thema. Zudem war ich am Montagmorgen Gast im ARD/ZDF-Morgenmagazin „Moma“ beim WDR in Köln und habe dort zwei Interviews gegeben. Beide Sender behandelten das Thema kurz, knackig und inhaltlich sehr seriös. Ich hoffe, ich konnte die Kryptozoologie angemessen vertreten.

 

Link zum Beitrag im ARD/ZDF Moma (mit 3:40 min langem Video)


Was die Nessie-Jäger fanden

Die als „Quest-Weekend“ angekündigte Veranstaltung an Loch Ness führte tatsächlich zu drei Sichtungsberichten. Ein Filmteam drehte das „erste Video einer Wärmebilddrohne von Nessie“.

Aus dem Video wurde nur ein Standbild veröffentlicht, Bewegungen oder Körperformen sind hier nicht feststellbar, nur ein warmer, also im IR-Spektrum leuchtender Körper aus großer Entfernung. „Auf einer der Wärmebilddrohnen wurde eine ungewöhnliche Wärmesignatur entdeckt – eine große Masse in Küstennähe“, sagen die Betreiber der Drohne der Daily Mail Online. Tatsächlich ist auf dem veröffentlichten Standbild nur ein strahlender Punkt an oder auf der Wasseroberfläche zu sehen. Das kann alles sein, vom Wasservogel über einen Otter bis zu einem Kajak-Fahrer.

Bemerkenswert hierbei ist, dass die Drohne von Dragonfly Films betrieben wurde. Wem der Name bekannt vorkommt: Kein Wunder, das Londoner Unternehmen hat gerade erst eine Dokumentation über Britische Großkatzen, „Panthera britannica declassified“ veröffentlicht (Wir berichteten).

 


Nessie-Hunter zeigen alte Fotos

Die große PR-Aktion um die Nessie-Suche hat offenbar auch einige frühere Besucher des Sees in Schottland erreicht. Die beiden eingereichten Fotos aus dem Bereich des sichtbaren Lichts sind bereits älter. Steve Valentine nahm bereits am 17. August eine dunkle Form in der Nähe von Urquhart Castle auf. Er meldete dies als 4. offizielle Nessie-Sichtung in diesem Jahr.

Übersetzerin Chie Kelly wollte eigentlich nur ihren Mann in der Nähe von Dores Inn fotografieren. Dann fiel ihr etwas im Wasser auf, das sie als aalähnliches Lebewesen beschreibt: „Ich war gerade dabei, mit meiner Canon-Kamera Scott, meinen Mann und unsere Tochter Alisa, die damals fünf Jahre alt war, zu fotografieren, als etwa 200 Meter vom Ufer entfernt diese Kreatur auftauchte, die sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit von rechts nach links bewegte.“ Das war am 13. August 2018. 

Erst jetzt tritt sie mit dem Bild (offenbar ein Teil einer Serie) in die Öffentlichkeit, Nessie-Hunter Steve Feltham hat sie wohl überredet. Leider wurde nur eines der Fotos veröffentlicht, so dass eine angebliche Bewegung nicht nachvollziehbar ist. 

 

Anmerkung: Das Dores Inn ist in unmittelbarer Nähe des Beobachtungsstandes von Steve Feltham. Anhand der Aufnahmen in google Street View kann ich das Gebäude im Hintergrund von Chie Kellys Foto nicht identifizieren, was aber nichts heißt.


Quellen

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.