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Die „Norddeutsche allgemeine Zeitung“ meldete in ihrer Morgen-Ausgabe vom Samstag, den 16. März 1895 auf Seite 3 über die Grand Traverse Bay am Michigansee:


 

 

Die „Seeschlange“ stellt sich in diesem Jahr äußerst zeitlich ein, sonst pflegt sie erst beim Herannahen der Hundstage ihr Riesenhaupt aus den kühlen Fluthen zu erheben, diesmal hat sie sich die strengste Winterzeit erwählt, um die Menschheit an ihre Existenz zu erinnern. Also die Seeschlange ist wieder gesehen worden, natürlich von Amerikanern, und was die Sache diesmal besonders pikant macht, nicht im offenen Weltmeer, sondern in einem Binnengewässer, im Michigansee.

 

Da wir jüngst aus einem naturwissenschaftlichen Blatt ersahen, daß ein deutscher Gelehrter der Meinung ist, es dürfte die Seeschlange doch vielleicht etwas mehr sein als ein Fabelwesen, so registriren wir kurz die Meldung New-Yorker Blätter über diese neueste „Beobachtung“. Danach sahen zwei an der Traverse-Bai (an der Nordostecke des Michigan-Sees) arbeitende Zimmerleute im See ein seltsames Etwas schwimmen, das sie zuerst für die Raa eines Schiffes hielten; da sich das Ungethüm aber unabhängig vom Spiel der Wellen bewegte, riefen sie andere Leute vorbei, so daß schließlich mehr denn 30 Personen sich überzeugen konnten, daß es eine riesige Schlange – mindestens 60 Fuß lang, sagt der Bericht – war und daß sie von Zeit zu Zeit einen enormen Kopf über das Wasser erhob.

Als sie gegen das Ufer schwamm, ergriffen die Leute die Flucht; die Schlange besann sich aber plötzlich eines Besseren und verschwand in die geheimnisvolle Tiefe des Sees, um erst wieder in den Zeitungsspalten aufzutauchen.

 

Grand Traverse Bay
Felsentor an der Grad Traverse Bay

Heute ist das Grand Traverse Bay Monster ein Touristenmagnet – wie so viele Binnenseeungeheuer. Wer mehr darüber erfahren will, was im Januar 1895 und danach geschah, kann das hier nachschlagen:

 

Grand Traverse Bay, the Loch Ness of Northern Michigan?

 

 

https://theobservermagazine.substack.com/p/the-lure-of-lake-monsters-part-2

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.