Mehrere Medien melden, dass am vergangenen Freitag, 29.08.2025 am Ufer der Playa Can Pere Antoni in der Nähe des Kongresspalastes ein toter Hai angespült wurde. Die Bilder zeigen zahlreiche Strandspaziergänger, die in der Dunkelheit Fotos des Tieres machen.
Das Tier ist recht groß, Bilder und Videos lassen eine Länge von 3 bis 4 m erwarten. Zunächst wurde der angeschwemmte Kadaver wieder ins Meer gespült, bevor er gesichert werden konnte. Am 30.08. wurde er dann endgültig an den Strand gespült.
Art zunächst unklar
Auf den Fotos ist deutlich zu sehen, dass es sich nicht um einen „typischen Hochseehai“, also einen Vertreter der Gattung Carcharhinus, einen Mako oder Blauhai handelt. Das Tier ist eher stumpfgrau, nicht sehr schlank und weist zahlreiche helle „Macken“ auf, bei denen es sich um Zeichnungselemente, Narben oder postmortale Verletzungen handelt. Das Maul ist tief geschnitten und der Unterkiefer stark ausgerundet. Der untere Lobus der Schwanzflosse ist sehr kurz.
Zunächst wurde gemutmaßt, es handele sich bei dem Tier um einen Fuchshai, Grönlandhai oder Riesenhai. Mitarbeiter des Palma Aquariums konnten ihn jedoch als Stumpfnasen-Sechskiemerhai Hexanchus griseus identifizieren[1]. Wir finden nichts, was die Identifikation in Frage stellt.
Bei dem Tier handelte es sich um ein relativ junges Weibchen, dessen Länge mit mehr als 4 m gemessen wurde. Die Aufnahmen des Palma Aquariums zeigen nur den nun auf dem Rücken liegenden Kadaver in Fundposition des 30.08.
Untersuchung des Kadavers
Eine der ersten – und für den Badetourismus sicher wichtigsten – Feststellungen war, dass der Hai nicht erst am Strand verendete, also lebend in Ufernähe kam. Das Tier war bereits längere Zeit tot und durch den Wellengang am Strand abgelagert worden.
Wie bereits auf den ersten Touristenbildern zu sehen ist, weist der Hai eine tiefe Verletzungen auf. Sie liegen im Bereich oberhalb der Kiemen, sichtbar ist nur die rechte Seite des Tieres. Deborah Morrison, Direktorin der Stiftung des Palma Aquarium beschrieb die Verletzung gegenüber den Medien „wie ein Hieb mit einer Axt.“ Es ist daher naheliegend, dass der Hai von Fischern gefangen wurde. Wegen seiner Größe und weil sie ihn nicht aus dem Wasser holen konnten, hätten die Fischer den Hai vielleicht angegriffen, um ihn loszuwerden.
Natürlich trägt der Kadaver zahlreiche Sekundärverletzungen durch kleine und größere Aasfresser.

Hexanchus griseus
Stumpfnasen-Sechskiemerhaie kommen im Mittelmeer regelmäßig vor, leben dort aber in größeren Tiefen, anders als in der Nordsee oder vor Vancouver Island. Daher sind Funde der großen Tiere auf den Balearen stets Pressemeldungen wert. Dabei kommt Hexanchus griseus in der Meeresstraße zwischen Mallorca und Ibiza auffällig häufig vor. Der Meeresbiologe Aniol Esteban, Leiter der Meeresschutzstiftung Fundació Marilles vermutet illegale Fischerei als Ursache: Aufgrund einer illegalen Fangmethode sammeln sich dort Thunfischkadaver am Meeresgrund. Sie sind direkt eine wertvolle Nahrungsquelle für die großen Haie, locken aber auch andere Tiere an, die wiederum Beute der Haie werden können.
Im Dezember 2022 wurden direkt zwei Tiere in Port d’Andratx auf Mallorca angeschwemmt. 2019 wurde ein Weibchen mit durchtrennter Wirbelsäule und zahlreichen weiteren tiefen Stichverletzungen bei Puerto Portals entdeckt.
Stumpfnasen-Sechskiemerhaie sind weltweit vor allem von den Kontinentalhängen und Inselsockeln bekannt. Sie bevorzugen subtropische und gemäßigte Gebiete, kommen aber auch in den Tropen vor und gehen an der amerikanischen Westküste bis nach Alaska. Auch von der deutschen Nordsee sind Hexanchus griseus bekannt. Die Tiere leben in Tiefen bis zu 2500 m, nahezu ausschließlich in Bodennähe. Fishbase nennt 6 m als Maximallänge, den Eintritt der Geschlechtsreife bei 400 bis 482 cm und ein höchstes bekanntes Gewicht von 590 kg.[2]
Die Tiere ernähren sich von allen verfügbaren Beutetieren in ihrem Lebensraum, sie bevorzugen Aale, als fettreiche Fische. Dies könnte die Attraktivität der Thunfischkadaver (Thunfische sind ja auch sehr fette Fische) erklären.
Anders als von den vor Südafrika vorkommenden Verwandten H. cepedianus ist von Hexanchus griseus kein Angriff auf Menschen bekannt.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Breitnasen-Siebenkiemerhai
https://de.wikipedia.org/wiki/Stumpfnasen-Sechskiemerhai
https://fishbase.org/summary/Hexanchus_griseus.html
[1] Die Art wird populär oft unscharf als „Grauhai“ bezeichnet, mindestens jede 2. Haiart ist mehr oder weniger grau.
[2] 590 kg sind eher das Gewicht für ein etwa 4 m langes Tier – Fishbase liefert einen Rechner für das Längen-Gewichtsverhältnis dieser Art und gibt einen Korpulenzfaktor von 0,91 bis 0,98 an (mit einem Ausreißer nach unten)