Liebe Leserinnen und Leser,
dies ist seit Langem die erste neue Presseschau. Ich arbeite im Hintergrund immer noch an der Webseite, es wird in den nächsten Tagen auch wieder alte Artikel neu geben. Besonders gefreut habe ich mich über eine Zusatzfunktion in dem Plugin, das das Inhaltsverzeichnis produziert: Es stellt interne Links her, so dass ich beispielsweise auf Thema 5 einer Presseschau direkt verlinken kann und nicht mehr „bitte etwa zur Hälfte runterscrollen“ schreiben muss. Das bedeutet nämlich, dass ich Presseschauen nicht mehr auseinanderreißen und in Kurzmeldungen zerschnippseln muss. Für mich weniger Arbeit, für euch schneller neue Beiträge.
Besonders schön ist das für die Dossiers zu den einzelnen Kryptiden, so lassen sich auch Pressemeldungen dort verlinken. Nun fehlt nur noch eine automatische Funktion, einen Beitrag ins Dossier aufzunehmen, wenn … aber das ist nahe an der Suchfunktion und liefert vermutlich nicht wirklich bessere Ergebnisse.
Diese Presseschau ist mit etwa 2000 Wörtern noch etwas kürzer ausgefallen, als die sonst üblichen. Ich muss gestehen, erst seit etwa 10 Tagen zu sammeln, auf einen Großteil der Meldungen hat mich Hans-Jörg Vogel aufmerksam gemacht. Die Presseschau für Juni wird definitiv wieder länger werden.
Wie mache ich jetzt den Sprung zum Symposium? Egal: Die Frühbucherphase ist mit dem 31.5.24 vorbei, die Zahl der Buchungen entspricht den Erwartungen und lässt auf ein volles Haus hoffen. Besonders freue ich mich, dass es viele Buchungen von Teilnehmern gegeben hat, die nicht dem inneren Umfeld des Netzwerkes angehören. Alleine die kleine Werbung weckt bereits bei anderen Leuten Interesse.
Nun zu den Meldungen; Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen
Euer
Tobias Möser
Warum beschädigen Orcas Yachten bei Gibraltar? „Die wollen nur spielen“
Wir hatten schon öfter über Orcas der Gibraltar-Gruppe(n?) berichtet, die Yachten beschädigen, in dem sie das Kiel und Ruder angreifen und verbiegen (u.a. die noch nicht wieder veröffentlichte Presseschau 7/23). In mehreren Fällen ließen sie die Yacht manövrierunfähig zurück, einmal ist so ein Boot sogar gesunken. Über die Gründe ist viel spekuliert worden, von Verteidigung über aggressive Handlungen, aber niemand wusste genaues. Nun berichtet eine Expertengruppe, die von der spanischen und portugiesischen Regierung beauftragt wurde, von ihren Ergebnissen:
An den „Überfällen“ auf Yachten sind vor allem Jungtiere und Heranwachsende beteiligt. Üblich ist dabei, dass sich ein Tier aus einer Jungtiergruppe löst und sich meist eher langsam dem Boot annähert. Dann schubst es das Ruder an, was meist der Kraft des Wales nicht gewachsen ist. Alex Zerbini, Leider des wissenschaftlichen Ausschusses der internationalen Walfangkommission ist sich sicher, dass bei diesem Verhalten nichts auf Aggression oder zerstörerische Absicht hindeutet. Aggressionen unter Killerwalen sind selten, wieviel Kraft die Tiere tatsächlich haben, zeigen sie, wenn sie beispielsweise Robben oder Delfine mit ihren Schwanzflossen mehr als 10 m in die Luft katapultieren.
Möglicherweise war ein einzelnes Tier Auslöser dieses Verhaltens. Ruder ziehen durch Kavitation bei hoher Geschwindigkeit oft eine Luftblasenspur unter Wasser, ähnlich einem Kondensstreifen in der Luft. Bei Walen dienen Luftblasenspuren oft der Kommunikation, so könnte sich ein einzelner Orca davon angezogen gefühlt haben. „Vielleicht berührte dieses Individuum ein Ruder und fand, dass es etwas ist, mit dem man spielen kann“, sagte Zerbini der Washington Post. „Und nachdem es damit gespielt hatte, begann es, dieses Verhalten in der Gruppe zu verbreiten, bis es so weit verbreitet war, wie es jetzt ist.“
Vor allem männliche Teenager und Jugendliche spielen mit den Bootsrudern, sagt Naomi Rose, leitende Wissenschaftlerin am Animal Welfare Institute, die der Arbeitsgruppe angehörte. Wenn ausgewachsene Orcas in den Gruppen gewesen sind, dann eher zur Aufsicht, sie hätten nicht mit den Bootsrudern gespielt.
Quellen: Zahlreiche Pressemeldungen, unter anderem MSN vom 27.05.2024
Krähen können zählen, und nicht nur leise
Rabenkrähen können in einem Verhaltensexperiment lernen, eine vorgegebene Anzahl an Rufen zu erzeugen. Sie planen dabei im Voraus: Über den Klang des ersten Rufs in einer Zählsequenz lässt sich vorhersagen, wie viele Rufe die Krähe hören lassen wird.
Rabenkrähen sind für ihr überragendes Lernvermögen bekannt. So belegen frühere Studien, dass die Vögel Verständnis für Zahlen besitzen. „Außerdem beherrschen sie ihre Stimme sehr gut. Sie können genau kontrollieren, ob sie einen Ruf ausstoßen wollen oder nicht“, berichtet Prof. Andreas Nieder. Gemeinsam mit seinem Team untersuchte er in Verhaltensversuchen mit drei Rabenkrähen, ob sie diese Fähigkeiten in Kombination anwenden können.
Bildung eines abstrakten Konzepts
Die Vögel erhielten die Aufgabe, nach Präsentation unterschiedlicher Bildsymbole oder beim Erklingen bestimmter Töne ein bis vier Rufe zu erzeugen und ihre Rufsequenz mit dem Picken auf einen Bestätigungsknopf abzuschließen. „Das gelang allen drei Vögeln. Sie konnten ihre Rufe in der Sequenz mitzählen“, sagt Nieder. Die Reaktionszeit zwischen der Präsentation des Reizes und dem Ausstoßen des ersten Rufs der Antwort sei relativ lang gewesen und umso länger, je mehr Rufe gefordert waren. Die Länge der Verzögerung sei unabhängig von der Art des Hinweisreizes gewesen, Bild oder Ton. „Das deutet darauf hin, dass die Krähen aus der präsentierten Information ein abstraktes Zahlenkonzept bilden, über das sie ihre Lautäußerungen vor dem Ausstoßen der Rufe planen“, erklärt der Forscher.
Gestärkt wird dieser Befund durch die Analyse der einzelnen Krähenrufe einer Sequenz. „Wir konnten anhand der akustischen Eigenschaften des ersten Rufs in einer Zählsequenz vorhersagen, wie viele Rufe die Krähe erzeugen wird“, berichtet Nieder. Dies gelinge den Krähen jedoch nicht fehlerfrei. „Zählfehler, also etwa ein Ruf zu viel oder einer zu wenig, entstehen dadurch, dass der Vogel während der Sequenz die Übersicht über die bereits erzeugten beziehungsweise die noch zu produzierenden Rufe verliert. Auch die Fehler können wir an den akustischen Eigenschaften der Einzelrufe ablesen.“
Die Fähigkeit, willentlich eine bestimmte Zahl an Lautäußerungen zu erzeugen, erfordert eine hochentwickelte Kombination von Zahlenkompetenz und Stimmbeherrschung. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sie nicht allein dem Menschen vorbehalten ist. Sie eröffnet prinzipiell auch den Rabenvögeln eine ausgeklügelte Kommunikation“, sagt Nieder.
Publikation:
Diana A. Liao, Katharina F. Brecht, Lena Veit, Andreas Nieder: Crows “count” the number of self-generated vocalizations. Science https://doi.org/10.1126/science.adl0984
Neue Zikadengeneration in den USA geschlüpft
Die 17-Jahr-Zikade heißt so, weil sie 17 Jahre als Larve im Erdboden verbringt und sich dann schließlich an die frische Luft gräbt, häutet, sich paart und stirbt. Das macht sie nicht alleine, sondern alle Zikaden einer „Brut“ schlüpfen mehr oder weniger gleichzeitig über wenige Tage. Durch das früher unerwartete Massenauftreten hat sie den Gattungsamen Magicicada bekommen. Es gibt insgesamt 7 im Osten der USA verbreitete Arten, die Zyklen von 13 und 17 Jahren haben. Die Tiere sind mit 20 bis 40 mm ziemlich groß und treten teilweise in unvorstellbaren Massen auf. Da die Männchen auch noch singen, kann das Auftreten einer Brut sehr laut werden. Zum Glück leben sie nur wenige Wochen oberhalb der Erde, ein Schwarm erreicht 85 dB, viele Menschen in den betroffenen Gebieten bleiben deswegen lieber im Haus.
Dies ist nun in 16 US-Bundesstaaten passiert, in diesem Jahr schlüpfte „Brood XIX“, die Great Southern Brood und Broof XIII, die Northern Illinois Brood.
n-tv hat ein beeindruckendes Video hierzu.
US-Autor Richard Ellis ist mit 86 Jahren gestorben
Richard Ellis, der vielen für seine populärwissenschaftlichen Werke zu Meerestieren bekannt ist, ist tot. Der Meeresbiologe starb am 21. Mai 2024 in einem Altersheim in New Jersey an einem Herzstillstand.
1969 begann Ellis am American Museum of Natural History in New York als Ausstellungsdesigner und wurde abgestellt, bei dem Bau eines lebensgroßen Blauwals zum 100-jährigen Jubiläum des Hauses zu helfen. Um den Wal genauer darstellen zu können, begann er, mit diesen Tieren zu schwimmen. Später verbrachte er viel Zeit seines Lebens damit, an allen möglichen und unmöglichen Orten mit Meereskreaturen zu schwimmen – mit und ohne Stahlkäfig.
Seine daraus entstandenden photorealistischen Bilder wurden in zahlreichen, hochwertigen Zeitschriften und Büchern veröffentlicht. Unter anderem seine Bücher „Riesenkraken“ und „Seeungeheuer“ wurden ins Deutsche veröffentlicht und sind für viele ein Einstig in die Kryptozoologie. Sein Leben lang blieb er dem American Museum of Natural History verbunden.
Quelle: NY Timey vom 29.05.2024, englische Wikipedia
Hyalomma-Zecken breiten sich auch in Italien aus
Noch ist die Hyalomma-Zecken in Deutschland selten, in Italien breitet sich das Tier aber massiv aus. Gerade in der bei Urlaubern beliebten Region Triest hat sich die große Schildzecke angesiedelt. Das Tier ist ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Europas verbreitet, in Nord- und Mitteleuropa kam sie lange nicht vor, da sie nicht in der Lage war, dort kalte Winter zu überleben.
In Deutschland wurde sie erst 2015 nachgewiesen, einen weiteren Einzelfund gab es 2017, 2018 fing man sieben Exemplare. Weitere Tiere hatten offenbar auf einem Pferdehof bei Siegen in NRW erfolgreich ins Jahr 2019 überwintern können und danach Fleckfieber auf den Hofbesitzer übertragen (wir berichteten hier und hier).
In der Gegend um Triest bewohnt die Zecke sonnige und offene Flecken, die in der dortigen Karstlandschaft sehr verbreitet sind. Jedoch scheinen die Behörden nicht überrascht zu sein. Bei der Gesundheitsbehörde Istituto Superiore di Sanità heißt es auf Nachfrage, dass es sich bei der Hyalomma marginatum um eine Art handelt, die in Italien bereits weit verbreitet ist. Auch in großen Teilen Portugals, Spaniens, Südfrankreichs sowie in Kroatien und Griechenland ist das Tier bekannt, allerdings fehlen oft noch Daten zur genauen Verbreitung. Bei der Ausbreitungsgeschwindigkeit muss allerdings damit gerechnet werden, dass diese bei Veröffentlichung bereits veraltet sind.
In Deutschland werden die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes gefunden. Noch sind sie, wenn überhaupt, dann punktuell heimisch geworden und werden immer wieder von Zugvögeln mitgebracht. „Wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht davon aus, dass es in Deutschland bereits angesiedelte Populationen dieser Zeckenarten gibt, die hier fest leben“, sagte Alexander Lindau von der Universität Hohenheim der Nachrichtenagentur dpa. Bei steigenden Temperaturen und sinkender Luftfeuchtigkeit könnten sie sich allerdings etablieren, befürchtet das Robert Koch-Institut.
Quelle: Tagesschau vom 29.05.2024
Kommt wieder ein Bär nach Deutschland?
Am 27. Mai wurden im österreichischen Bundesland Vorarlberg Bärenspuren entdeckt, zuvor war mindestens ein Bär von einer Wildkamera auf dem Gebiet von Lech am Arlberg fotografiert worden. Ein Wanderer hatte die Spuren entdeckt und die Behörden informiert. Weitere gehaltvolle Informationen enthalten die Meldungen der Presse nicht.
„Es besteht kein Grund zur Panik. Da es sich in diesem Bereich jedoch um ein vielbegangenes Naherholungsgebiet handelt, sind bestimmte Verhaltensempfehlungen unbedingt einzuhalten“, erklärte Landeswildökologe Hubert Schatz. Er empfiehlt auf abendliche und nächtliche Besuche im Wald zu verzichten, sich nur auf den Wegen aufzuhalten und Hunde an der Leine zu führen. Lebensmittel und Abfälle sollten auf keinen Fall im Wald, in der Nähe von Hütten oder am Waldrand zurückgelassen werden (das empfiehlt sich aber auch ohne Bären von selbst). In diesem Bundesland wurde seit 2006 kein Bär mehr nachgewiesen, damals kam der „Problembär Bruno“, JJ1 durch das Land.
Die Augsburger Allgemeine hat die Bären-Sichtungen im Allgäu und Umgebung in einer Chronik zusammengefasst: Link
Zum Projekt Life Ursus im italienischen Trentino, aus dem die Bären stammen, haben wir hier einen ausführlichen Beitrag, der auch regelmäßig aktualisiert wird.
Bekannter Delfin „Riptide“ gestorben
Der Delfin, ein Großer Tümmler, wurde von der Sea Watch Foundation 1992 am New Quay Beach das erste Mal beobachtet und an seiner weißen Färbung und den Kerben an seiner Rückenflosse erkannt.
Riptide wurde erstmals 1992 von dem Team identifiziert und seitdem regelmäßig an den Küsten der Cardigan Bay im Westen von Wales beobachtet. Fotos zeigen, dass sein Aktionsradius zwischen dem Trwyn Penmon Point und Cardigan lag. Die Sea Watch Foundation hat Riptide einen Großteil seines Lebens genau beobachtet und wir haben seine Bewegungen und Sichtungen seit 1992 dokumentiert. Zuletzt hatten Sea Watch-Mitarbeiter Riptide vor einigen Wochen bei Arbeiten auf dem Meer gesehen. Strandbesucher fanden seinen Kadaver am 31.5. am Strand von Ceredigion.
Auf ihrer Facebook-Site postete die Sea Watch Foundation: „Riptide war über die Jahre hinweg ein Liebling unserer Mitarbeiter und Praktikanten, daher ist diese Nachricht besonders traurig. Sein Tod bietet jedoch eine wertvolle Gelegenheit, Einblicke in das Leben dieser unglaublichen Tiere zu gewinnen.
Vielen Dank an unsere lokale Gemeinde, die uns auf den verstorbenen Delfin aufmerksam gemacht hat, und an CSIP für die schnelle Reaktion.“
Zwei Okapis in deutschen Zoos geboren
Im Grünen Zoo Wuppertal und im Kölner Zoo ist je ein Okapi auf die Welt gekommen. Das Kölner Jungtier ist ein Bulle, er hat den Namen Hakara bekommen. In Wuppertal ist ein noch namenloses Weibchen auf die Welt gekommen.
Okapis werden in Zoos nur selten gehalten, auch wenn ihr Bestand in den Zoos steigt. In der Natur ist er, wie bei vielen Großtieren, rückläufig.
Quelle: Veröffentlichungen des Kölner Zoos und des Grünen Zoos Wuppertal
Stegosaurus-Skelett soll versteigert werden
Das Auktionshaus Sotheby’s meldet, dass ein Stegosaurus-Skelett zur Versteigerung ansteht. Das Skelett ist als Stegosaurus sp. bestimmt und stammt aus der Morrison Formation, also aus dem späten Jura und ist zwischen 161 und 146 Millionen Jahren alt. Als Fundort gilt Moffatt County, Colorado, USA. Sotheby’s beschreibt das montierte Skelett aus außerordentlich und robust, fertig für eine Ausstellung. Es ist etwa 11 Fuß (3,3 m) hoch und über 20 ft. (etwa 6 m) lang. Der Femur hat eine Länge von 45 Zoll (ca. 113 cm). Es wird als nahezu vollständig mit 247 fossilen Knochenelementen beschrieben, die in einer aggressiven Pose auf ein speziell dafür angefertigtes Stahlgerüst montiert sind. Fehlende Knochen wurden durch 3D-Prints ersetzt, die durch Spiegelung vorhandener Knochen originaler Funde entstanden sind.
Das Fossil wurde auf privatem Land in den Jahren 2022 und 2023 ausgegraben.
Sotheby’s hat das Individuum mit dem Namen „Apex“ genannt, ein Name, der bisher nicht in der Literatur auftaucht. Das Skelett soll am 17. Juli zu einem Schätzwert zwischen 4 und 6 Millionen US$ versteigert werden. Bis dahin kann das Fossil kostenlos in den Ausstellungsräumen von Sotheby’s besichtigt werden.
Die kommerzielle Versteigerung von Fossilien ist kritisch zu hinterfragen. Ein solches Fossil, das professionell ausgegraben, robust montiert und mit geeigneten Kopien ergänzt wurde, ist sicherlich eine hohe Summe wert. Allerdings gehen bei kommerziellen Ausgrabungen auch immer Funde aus dem Umfeld des Fossils verloren bzw. werden nicht veröffentlicht. Weiterhin besteht die Gefahr, dass sich ein reicher Privatmann (oder Privatfrau) dieses Skelett ins Wohnzimmer stellt und es so nie wissenschaftlich untersucht werden kann.
Quelle: Website von Sotheby’s