Im Juli 1924 kam es bei Kelso im US-Bundesstaat Washington zu einer bis heute klassischen Konfrontation mit einem mutmaßlichen Bigfoot. In Gegensatz zu manchen anderen Bigfoot-Begegnungen vor 1955 ist der Ape-Canyon Zwischenfall aus zeitgenössischen Quellen bekannt. Ich folge hier der Beschreibung in John Greens Standardwerk „Sasquatch – the Apes among Us“ (S. 89 f.).
Angriff der Bergteufel – nach tödlichem Schuss
Die Goldsucher Marion Smith, Roy Smith, Fred Beck, Gabe Lefever und John Peterson übernachteten in einer Blockhütte auf dem Mount St. Helens und wurden von einer Herde „Bergteufeln“ oder „Berggorillas“ angegriffen. Die Männer hatten bereits seit sechs Jahren Fußspuren der Tiere bemerkt. Smith erschoss einen der aufrecht gehenden „Gorillas“ mit seinem Revolver. Er schätze dessen Gewicht auf 400 Pfund, der Kadaver stürzte einen Abhang hinab. In der Nacht danach sollen die Tiere – die Männer zählten vier – die Hütte mit einem regelrechten Hagel von Steinwürfen angegriffen haben.
Die Gorillas waren mit langem, schwarzem Haar bedeckt, hatten große, 10 cm lange und spitze Ohren und wiesen 32 bis 35 cm lange Füße mit vier Zehen auf. Da die Blockhütte neu errichtet worden war, vermuteten die Männer, dass sie zu nahe an der Höhle stand, in der die Gorillas hausten. Soweit die Angaben aus den Presseberichten von 1924.
Ein langes Interview, das Roger Patterson 1966 mit Fred Beck führte, findet sich in Green auf den Seiten 91 bis 97.
1982 behauptete der damals 86-jährige Rant Mullens, er und ein paar Freunde hätten den Zwischenfall inszeniert, um den Männern Angst einzujagen. (Bord 1998, S. 228) Beweise für diese Behauptung aber gibt es keine.
Übersinnliche Wesen?
Nach der amerikanischen Wikipedia schrieb Beck 1967 ein 22 Seiten langes Büchlein über seine Begegnung, in dem er die Bigfoots als Wesen aus einer anderen Dimension beschreibt. Beck meint, er habe Zeit seines Lebens Visionen und übernatürliche Fähigkeiten gehabt.
Der Kryptozoologe Mark A. Hall wies darauf hin, dass Beck im Laufe des Interviews mit Patterson die Gorillas immer größer machte: Zuerst wuchsen die Füße auf 48 cm, dann die Körperhöhe auf 2,50 m, schließlich das Gewicht auf 600 bis 800 Pfund.
Ein Fall von besonderem Interesse
Der Fall ist also aus vielerlei Hinsicht von besonderem Interesse. Nun hat der überzeugte amerikanische Bigfoot-Forscher und Leiter des „Center for Bigfoot Studies“, Daniel Perez, mit mehreren Forschungskollegen eine Ape-Canyon-Bibliografie zusammengestellt, die alle Nennungen des Ape-Canyon-Zwischenfalls erfasst, und sie allen Kryptozoologen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das PDF kann hier (1924 Ape Canyon Bibliograpy) heruntergeladen werden, Daniel Perez’ Seite, auf der auch sein Newsletter „Bigfoot Times“ bezogen werden kann, finden Sie hier: http://www.bigfoottimes.net/
Literatur
Bord, Janet und Colin: The Bigfoot Casebook. Harrisburg PA: Stackpole Books 1982, S. 41, 169
Bord, Janet und Colin: The Evidence für Bigfoot and other Man-Beasts. Wellingborough: Aquarian Press 1984, S. 127–128
Bord, Janet und Colin: Der amerikanische Yeti. Rastatt: Moewig 1998, S. 58, 61, 228
Dahinden, René, mit Hunter, Don: Sasquatch. New York: Signet 1975, S. 23 f.
Green, John: Sasquatch – the Apes among Us. Surrey, BC: Hancock House 2006S. 89 f.
https://en.wikipedia.org/wiki/Ape_Canyon (dort weitere Literaturangaben)