Der Loch Ness ist ein großer Süßwassersee in Schottland. Er hat eine Länge von 37 m und eine Breite von 1,5 km und verläuft nahezu exakt in Nordost-Südwest-Richtung. Durch seine Tiefe von durchschnittlich 132 m, maximal 230 m ist er der wasserreichste See der britischen Inseln. Im nördlichen Ende mündet er in den Fluß Ness, der bei Inverness in die Nordsee mündet.
Entstehung und Gewässerform
Loch Ness ist ein typischer, eiszeitlicher See, der durch die Erosion von Gletschern entstanden ist. Dies bedingt eine mehr oder weniger „glatte“ Wannenform, ohne große Auskolkungen oder Höhlen in den Wänden. Etwa in der Mitte des Sees teilen die Ablagerungen des Flusses Foyers den See in zwei tiefe Becken. Bemerkenswert sind die steil abfallenden Seiten des Sees, die an vielen Stellen mehr als 100% Gefälle aufweisen. An einigen Stellen erreicht der See 15 m vom Ufer Tiefen von mehr als 50 m. An den Enden hingegen gibt es ausgedehnte Flachwasserzonen mit Geröllboden.
Beide Enden des Sees münden in den Kaledonischen Kanal, am Nordostende verläuft er parallel zum Ness-Fluß.
Flora und Fauna
Loch Ness ist einer der fischreichsten Seen Schottlands. Durch die große Tiefe gibt es vor allem Kaltwasserarten wie Salmoniden, aber auch Aale, Hechte und Kleinfische wie Stichlinge und Elritzen. Tiere, die wärmeres Wasser bevorzugen, wie Störe und Welse fehlen.
Der größte, mit einer Angel gefangene Lachs stammt aus dem Loch, ebenso eine 7,5 kg schwere Forelle.
Im See leben Fischotter, die aufgrund der fast überall fehlenden Flachwasserzonen in Gruppen leben und jagen. Mehr oder weniger regelmäßig wandern Seehunde und gelegentlich wohl auch Kegelrobben durch den Fluss Ness ein. Wirklich heimisch waren sie dort seit dem Mittelalter nicht, ob sie das vorher waren, ist unklar. Früher wurden sie von Fischern verfolgt, dies geschieht heute nicht mehr.
Wale, wie die in der Ness-Mündungsbucht (Moray Firth) vorkommenden Großen Tümmler, können vermutlich nicht in den See, der Ness ist selbst bei starker Wasserführung zu flach und weist mindestens eine unüberwindbare Schwelle auf.
Auch Landtiere gibt es regelmäßig am und im See, Rothirsche leben an seinen Ufern und durchschwimmen ihn gelegentlich. Wildschweine wurden hier auch schon beobachtet (Das Wildschwein war Anfang des 17. Jahrhunderts in Großbritannien ausgerottet, erst seit den 1990ern entwickeln sich aus entkommenen Wildparktieren wieder lebensfähige Populationen.). Auch Kleintiere wie Marder, Wildkatzen und Kaninchen leben am Ufer des Sees.
Das Ungeheuer
Seit dem Jahr 565 wird von einem Ungeheuer im Loch Ness oder im Fluss Ness berichtet. Die Sichtungen vor 1870 sind sehr unspezifisch und entsprechen Ungeheuersichtungen aus vielen anderen europäischen Gewässern. Erst ab 1870 häufen sie sich, ab 1933 berichten lokale Zeitungen von dem „Monster“ und die Sichtungen werden regelmäßig. Seit 1934 ein Foto veröffentlicht wurde, sieht „Nessie“ aus, wie man sich Plesiosaurier zu dieser Zeit vorstellte.
Näheres zu Nessie gibt es in entsprechenden Eintrag.
Tourismus
Loch Ness hat sich zum Zentrum des Tourismus an der schottischen Ostküste entwickelt. Mit Urquhard Caste besitzt es eine malerische Schlossruine. Es liegt 30 bis 60 Minuten mit dem Bus von Inverness entfernt, ebenso ist es von hier aus mit dem Ausflugschiff in kaum längerer Zeit über den unteren teil des Caledonischen Kanals zu erreichen. Kombinierte Bus-/ Schiffsreisen mit Aufenthalt in Urquhard Castle sind beliebte Tagestouren von Inverness aus und bei zahlreichen Veranstaltern zu buchen.
Die Legende des Monsters hält den See berühmt: Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht neue Schlagzeilen zu Nessie durch die Tagespresse gehen, so wird der Bekanntheitsgrad von Loch Ness erhalten und ein großer Teil der Schottland-Touristen besucht auch die weniger attraktive Ostküste. Man könnte fast sagen, es ist wie am Drachenfels: Die Menschenmassen kommen wegen eines Drachens, von dem sie wissen, dass er nicht exisistiert.
Wir berichteten:
Loch Ness und Nessie sind regelmäßig Teil kryptozoologischer Berichterstattung. Insbesondere der PR-Coup von Prof. Neil Gemmell 2019 hat nicht nur die kryptozoologisch Interessierten erreicht, sondern die Aufmerksamkeit der Tagespresse weltweit auf den See gerichtet:
eDNA-Analyse findet „etwas“: Prof. Gemmell hält die Welt in Atem vom 18.06.2019
eDNA-Analyse: „Geheimnis um Nessie gelüftet“ vom 05.09.2019
„Der Loch-Ness-Aal oder was die eDNA-Analyse (nicht) geliefert hat“ vom 12.09.2019
Presseschau KW 27/2019: „Nessie bekommt eigenen Tartan“ vom 08.07.2019