Als die Franzosen Vietnam zu ihrer Kolonie gemacht hatten, begegneten französische Kriegsschiffe gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in der Along-Bucht (heute Bucht von Halong, ein Haupttourismusort von Vietnam) recht häufig der Seeschlange. Berichte über diese Begegnungen erreichten auch deutsche Zeitungen.
Aber ein Bericht über eine Beobachtung eines „unbekannten Thieres“ in Vietnam schlug dann doch aus der Art. Denn Folgendes meldete der „Allgemeine Anzeiger für Rheinland-Westphalen: Organ für Handel, Gewerbe, Verkehr und Anzeigen“ am Sonntag, den 19. Februar 1888 nach französischen Quellen (Revue scientifique?):
Ein höchst merkwürdiger Meteorsteinfall hat, wie die Rev. scient. berichtet, im vorigen Jahre in Tonking stattgefunden. Am 25. Oktober wurde daselbst an mehreren Stellen ein leuchtendes Meteor beobachtet, welches sich in der Richtung von Westen nach Osten bewegte und einer Kugel von dem halben Durchmesser des Vollmondes glich. Es leuchtete mit weißem, etwas violettem Licht. Auch einige Europäer, welche sich zu dieser Zeit am Ufer des Mekong befanden, erblickten das Meteor und wollen sogar gesehen haben, wie das Wasser des Flusses beim Sichtbarwerden des Meteors plötzlich emporstieg unter Auftreten eines unterirdischen Geräusches, welches die Eingeborenen vor Schrecken erstarren machte (?).
Einige Tage später erhielt der Verweser von Toy-Ninh einen Brief von dem tongkingesischen Vorsteher des Bezirkes Tretem Hoa, worin ihm mitgetheilt wurde, daß am 25. Oktober im Dorfe Than Duc plötzlich ein unbekanntes Thier aufgetreten und alsbald wieder gen Himmel geflogen sei, nachdem es ein riesiges Loch im Erdboden zurückgelassen habe.
War das Tier ein Meteor?
Alle Umstände wiesen darauf hin, daß das unbekannte Thier nichts Anderes war, als das von anderen beobachtete Meteor. Hauptmann Delauney begab sich alsbald nach dem Orte, wo der Meteorstein niedergefallen war und fand in der That ein mächtiges Loch von etwa 32 m Länge, 6 m Breite und 2 m Tiefe. Es bot die Gestalt einer langgestreckten Birne. Der Meteorstein selbst war nirgends zu finden, weder in der Erde, noch in der Nachbarschaft. Da nun das Erdreich an dieser Stelle nicht lose ist, sondern von einem sehr feuchten und von vielen Pflanzenwurzeln durchsetzten Torf gebildet wird, so daß ein in den Boden gegrabenes Loch sich nicht von selbst wieder schließen kann, so war die Annahme, daß der Meteorit sich tief in die Erde eingewühlt habe und von ihr wieder bedeckt worden sei, von vorn herein ausgeschlossen, und es blieb nur die Möglichkeit, daß er rikochettirt, d.h. nur aufgeprallt und weiter geflogen sei. Das ist es offenbar auch, was den eingeborenen Beamten zu der Angabe veranlaßt hatte, das „unbekannte Thier“ sei gen Himmel geflogen.
Nach der Ansicht Delauney’s muß der birnförmige Meteorit eine Länge von 32 m und einen größten Querdurchmesser von 8 m gehabt haben. Den Rauminhalt berechnet Delauney auf etwa 580 cbm und das Gewicht auf etwa 2 895 000 kg. Man kennt keinen Meteoriten, welcher nur annähernd diese Größe gehabt hätte.
Nach den Angaben zweier Militärpersonen, welche das Meteor in der Nähe von Than Duc gesehen hatten, hat Delauney den Winkel, unter welchem der Aérolith aufschlug, auf etwa 100 berechnet; die Geschwindigkeit hat vermuthlich 2000 m in der Sekunde betrogen. Der Befund ergab weiter, daß der Meteorit unter einem Winkel von etwa 340 abgeprallt ist. Da er den Boden nur verhältnißmäßig wenig aufgerissen hat, so dürfte er nach Ansicht Delauney’s durch das Aufprallen nur wenig von seiner lebendigen Kraft eingebüßt haben, so daß man annehmen kann, er sei mit einer Geschwindigkeit von 2000 m weiter geflogen. Er würde dann noch einen Weg von etwa 700 km zurückgelegt haben und in der Mitte des chinesischen Meeres niedergefallen sein.
Auch andere deutsche Zeitungen, darunter die „Saale-Zeitung“ (Mittwoch, 22. Februar 1888), brachten den Bericht. Ein Meteorit war es sicherlich nicht, zumindest kennt die moderne Fachliteratur den Fall nicht mehr, aber ein Tier aus dem All?
Das fordert den stärksten Kryptozoologen heraus!