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Pontoppidan schreib 1754 (Versuch einer Natürlichen Historie von Norwegen, S. 407–408) über historische Vorläufer des Kreuzfisches (= Seestern, ein alternativer Name für den Krabben oder Kraken)

 

Das Meer bei Cartagena in Spanien
Das Meer und die Küste bei Cartagena in Spanien

 

„Dem seyn nun wie es wolle, so bleibt es doch eine Wahrheit, daß gewisse Arten der Polypen bis zu einer ungeheuren Grösse anwachsen. Athanas. Kircher [Mund. Subter. P. I. p. 99] spricht: daß im Sicilischen Meere eine Art Kreuzfische mit zehen Füssen oder Zweigen gefunden werden, die einen Leib von der Grösse wie ein Mensch haben; doch dieses will gegen die Grösse eines Wallfisches, die Athenäus [Athen. Lib. XIII. cap. VI.] einigen derselben beyleget, nur wenig verschlagen.

 

Abends bei Cartagena
Still ruht das Meer an diesem Abend

 

Auch Plinius kennt große Polypen

Plinius [Plin. Lib. IX. cap. 30] gedenket einer andern Art der Polypen von ungeheurer Grösse unter dem Namen Ozena, weil sie eine starke Ausdünstung von sich giebt, daher andere Fische darnach gehen. Und diese Besonderheit stimmt ebenfalls gar wohl damit überein, was zuvor von dem nordischen Kraken oder Horv gemeldet worden, nämlich mit der reichen Fischerei, die darauf vorfällt, mire omnibus marinis expetentibus odorem. Von eben diesem Polypus erzählet Plinius am angeführten Orte nach dem Berichte des L. Lucilli Proconsulis Betice wunderliche Historien, die dessen Grösse und Stärke zu erkennen geben, also, daß man unter dem Ufer, wo er die Kaufgüter stehlen und mit seinen langen Klauen wegschleppen wollte, Hunde auf ihn hetzen mußte, die aber dessen starke Ausdünstungen nicht vertragen konnten, und zugleich von seinen Zacken und Füssen sehr hart geschlagen wurden, und zuletzt konnte man ihn kaum mit eisern Gabeln umbringen.

 

Monument Walschwanz
Eine Skulptur zeigt einen Walschwanz im Hafen von Cartagena

 

Namque et afflatu terribili canes agebat, nunc extremis crinibusflagellatos, nunc robustioribusbrachiis, clavorum modo incussos, gegrequemultis tridentibus conficipotuit. Aus allem diesen sieht man zum wenigsten so viel, daß der Kreuzfisch, oder, wie man hier das ganze Geschlecht nennet, der Kreuztroll, unter seinen verschiedenen Arten einige sehr grosse habe, und zwar solche, die wohl die allergrößten Einwohner des Meeres seyn können. Da nun die Regel heißt: magis vel minus non variat speciem, so bleibt obtbemeldter Kraken ohne Zweifel eine Art aus selbigem Geschlecht, er mag so groß seyn wie er will.“


Quelle:

 

Pontoppidian, Erik: Versuch einer Natürlichen Historie von Norwegen. Zweiter Teil. Kopenhagen: Franz Christian Mumme 1754

Von Ulrich Magin

Ulrich Magin (geb. 1962) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Kryptozoologie, insbesondere mit Ungeheuern in Seen und im Meer. Er ist Mitarbeiter mehrerer fortianischer Magazine, darunter der „Fortean Times“ und Autor verschiedener Bücher, die sich u.a. mit Kryptozoologie befassen: Magischer Mittelrhein, Geheimnisse des Saarlandes, Pfälzer Mysterien und jüngst Magische Mosel.