Orangefarbene Korallen in einem Tiefwasserriff im MittelmeerOrangefarbene Korallen in einem Tiefwasserriff im Mittelmeer
Lesedauer: etwa 2 Minuten

Korallenriffe kennen die meisten Menschen aus dem Fernsehen oder aus dem Tropenurlaub: Sie liegen im warmen, lichtdurchfluteten Flachwasser vor Inseln oder dem Festland. Die Korallen hier leben mit symbiontischen Algen zusammen, die Photosynthese betreiben und den Korallenpolypen mit Energie in Form von Kohlehydraten versorgen.

Die „dunklen Riffe“

Orangefarbene Korallen in einem Tiefwasserriff im Mittelmeer
Orangefarbene Korallen in einem Tiefwasserriff im Mittelmeer

Doch in den Meeren gibt es noch eine zweite Art Korallenriffe, die wesentlich weniger bekannt sind: die „dunklen Riffe“. Sie sind -anders als die ähnlichen Biotope im Flachwasser- nicht auf Sonnenlicht angewiesen und können daher wesentlich tiefer vorkommen. Sie sind hauptsächlich als Tiefwasserriffe ab etwa 200 m bis mehrere Tausend Metern Tiefe bekannt. In diese Tiefen dringt kein Licht mehr. Typische Fundorte sind die norwegischen Fjorde.

Es gibt diese nicht auf Sonnenlicht angewiesenen Korallenriffe aber auch in wärmeren und flacheren Gewässern. Man spricht von mesophotischen Riffen, die noch Reste des Sonnenlichtes bekommen. Es reicht jedoch nicht mehr zu ergiebiger Photosynthese. Riffe dieser Art kommen ab Tiefen von 30 m vor, ab etwa 50 bis 60 m Tiefe reicht das Licht nicht mehr für irgendeine Form der Photosynthese aus. Die Korallen sind daher auf den Fang von Plankton angewiesen.

Jetzt haben Biologen in der Gegend von Bari in der Adria ein solches Riff entdeckt. Mit 35 bis 50 m Wassertiefe gehört es zu den mesophotischen Riffen. Tiefwasserriffe sind schon seit einiger Zeit aus dem Mittelmeer bekannt, aber mesophotische Riffe kannte man bisher nicht.

Riffe als Zentrum der Artenvielfalt

Das bisher unbenannte Riff liegt vor der Küste Apuliens bei dem Städtchen Monopoli, zwischen Bari und Brindisi. Bisher sind nur 2,5 km bekannt, es könnte sich aber viele Kilometer entlang der Küste oder in die Adria hinein erstrecken. Da hier die algentragenden Korallen fehlen, ist es weitaus weniger farbenprächtig, als die tropischen Pendants. Dennoch erwarten Forscher eine große Artenvielfalt.


Das Riff liegt nur wenige hundert Meter vor dem Hafen von Monopoli.

Das Riff liegt in der Reichweite der Tech-Diver, Taucher, die mit speziellen Atemgasgemischen tauchen. Daher könnte es eine kleine Touristenattraktion werden.

Links:

ntv: Italien: Forscher entdecken erstes Korallenriff vor Monopoli

Danke an Lino für den Hinweis.

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.