Haben wir einen Beweis? Was steckt hinter dem „Almasty-Fingernagel“

Lesedauer: etwa 8 Minuten
image_pdfimage_print

Eines der zentralen Wesen der Kryptozoologie ist der Wildmensch. Damit ist kein Mensch gemeint, der selbst- oder fremdgewählt außerhalb der Zivilisation lebt, kein Land- oder Stadtstreicher. Als Wildmenschen bezeichnet der biologische Teil der Kryptozoologie Menschen anderer Spezies, die bis heute überlebt haben. Der mythologische Teil der Kryptozoologie sieht sie vielfältiger. Es können tatsächlich physische Wesen sein. Viel häufiger sind sie aber die Personifizierung von Naturkräften bis hin zur ungezügelten Natur selbst.

Dietrichs Kampf mit dem Wilden Mann, Henfflin, 15. Jahrhd. Codex Palatinus germanicus 67

Dort, wo man Wildmenschen als reale Mitbewohner sieht, haben sie Namen wie Bigfood, Sasquatch, Windigo in Nordamerika, Yowie in Australien, Yeti, Alma, Yeren, Tungo und Almasti (nicht vollständig). Nahezu alle sind sie legendär, wenn auch im Volksglauben als durchaus real angesehen.

Patty, der Sasquatch aus dem Patterson-Gimlin-Film von 1967
1967 wurde die einzige gut erkennbare und bisher nicht widerlegte Filmaufnahme eines Sasquatch gedreht. Hier ist ein Standbild aus dem „Patterson-Gimlin-Film“.

Der Almasty

So etwa ist auch der Almasty aus dem Kaukasus, dem Altai-Gebirge und dem Tienschan in Zentralasien. Er gilt in erster Linie als mythisches Wesen, was man als westlich orientierter Mensch nicht immer beurteilen kann, denn viele Naturvölker trennen nur unscharf zwischen physischer und mythischer Welt. Die physische Erscheinung des Almasty wird in der Regel als bis zu 2 m groß, aufrecht und haarig beschrieben, die Farbe des Fells reicht von rotbraun bis rötlich-schwarz. Sie sollen nomadisch leben und sich sehr schnell fortbewegen können.

 

Anzeige

Reinhold Messners Yeti-Buch

Mit seiner Behauptung, er habe den Yeti gesehen und seinem Buch über diese Begegnung hat sich Reinhold Messner nicht nur Freunde gemacht. Fakt ist aber, dass er ein außerordentlich guter Kenner der tibetanischen Kultur ist. Durch seine Wanderungen durch das Hochland kommt er nicht als externer Forscher (dem man etwas erzählt, damit er hoffentlich bald wieder geht), sondern als Gast in die Dörfer und Lager. Diesen weiß er auch zu vermitteln – und wer weiß? Vielleicht sprechen die Yetis ja doch noch über ihn…

 

Yeti – Legende und Wirklichkeit ist im Jahr 2000 erschienen und hat broschierte 264 Seiten.

 

Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website.

 

Physische Belege

für Wildmenschen sind extrem selten. Kein Wunder, selbst dort, wo man regelmäßig von ihnen berichtet, gelten Wildmenschen als selten. Der vermutlich am dichtesten „überwachte“ Wildmensch, der nordamerikanische Sasquatch kommt auf eine Handvoll glaubhafter Sichtungsberichte im Jahr.

 

Physische Belege von ihm sind noch rarer. Bisher haben sich alle untersuchten Proben als Tier- oder Menschenhaare erwiesen. Sogar die Labors des F.B.I. konnten nichts anderes finden. Anders scheint es in anderen Teilen der Welt zu sein. In den 1950ern rüstete die Sowjetunion eine Arbeitsgruppe aus, die nach Schneemenschen suchen sollte. Die aufwändige Suche war jedoch erfolglos, so dass die Arbeitsgruppe bald wieder aufgelöst wurde. Auch das Unglück am Djatlow-Pass führte nur zu einer kurzen Wiederaufnahme staatlicher Aktivitäten.

Ist das Hochgebirge Lebensraum von Wildmenschen wie dem Almasty?
Der Himalaya und noch mehr das tibetanische Hochland gelten bei uns als geheimnisvoller Ort transzendaler Weisheit. Ist hier auch ein Wildmensch zuhause und was wissen die Einheimischen?

Im buddhistischen Kloster von Khumjung im nepalesischen Khumbu stellen die Mönche einen angeblichen Yeti-Skalp aus. Er kann von Touristen besichtigt werden. Ein zweiter Skalp wurde im Kloster von Pangboche (ebenfalls im Khumbu) präsentiert, ist jedoch unter unklaren Umständen  verschwunden. Untersuchungen westlicher Wissenschaftler zu diesen Skalps gibt es leider nicht.

1960 brachten der Bergsteiger Edmund Hillary und Marlin Perkins von einer Expedition einen angeblichen Yeti-Skalp mit. Bei einer genaueren Untersuchung stellte er sich als Bergziegenhaut heraus.

Das Netzwerk für Kryptozoologie hat einen möglichen physischen Beweis

Vor einiger Zeit ist Hans-Jörg Vogel, Teil des Netzwerkes, in Besitz eines möglichen physischen Beweises für die Existenz des Almas gekommen. Wie er ihn erhalten hat, wird er selber an geeigneter Stelle berichten. Der Verkäufer bezeichnet es als „Fingernagel eines Almasty“. Ich konnte es bereits vor einiger Zeit kurz in Augenschein nehmen. Das Objekt ist etwa 9 x 4 cm groß, so dass ein Fingernagel kaum in Frage kommt. Falls es tatsächlich der Nagel eines Hominiden ist, dann sicherlich von einer ungewöhnlich stark vergrößerten Großzehe.

Das berühmte Shipton-Foto, ist der Almasty-Fuß ähnlich?
Das berühmte Foto eines angeblichen Yeti-Fußabdruckes von Eric Shipton aus dem Jahre 1951. Es zeigt eine stark vergrößerte Großzehe. Schließt sich hier ein Kreis?

Der „Nagel“ ist in einem Schweberahmen befestigt, d.h. zwischen zwei dickere Kunststoffolien geklemmt, die in einem Rahmen aus schwarzem Kunststoff ein kreisrundes Loch abdecken. So schwebt das Objekt quasi in dem Rahmen, ohne sichtbare Aufhängung. Dennoch wird es von einem dunkelroten Band gehalten.

Die Außenseite des Almasty-Nagels

Der „Nagel“ selber ist schwarz, mehr oder weniger rechteckig und tonnenförmig wie ein Fingernagel gebogen. Er ist schwarz und opak. Seine Oberfläche ist stark verkratzt, wobei die Kratzer in zwei Hauptrichtungen in einem Winkel von etwa 60° zueinander verlaufen. Unten endet der Nagel „offen“ wie ein Fingernagel am distalen Ende. Hier sind deutliche Abnutzungsspuren zu sehen. Terrassenbrüche legen nahe, dass der Nagel aus einem Material besteht, das aus zahlreichen aufeinander liegenden, dünnen Schichten besteht.

 

Der obere Teil des Nagels ist mit kurzen, dunklen Haaren bedeckt. Unter diesen Haaren verjüngt sich der Nagel, bis am oberen Rand eine Art wulstiger Wurzel zu entdecken ist, aus der Haare und Nagel zu gleich gewachsen sein scheinen.

Die Innenseite

Auf der Innenseite des tonnenförmig gebogenen „Nagels“ ist weniger zu erkennen. Das distale Ende ist stark abgeschliffen, einzelne Kratzer an den Seiten gehen in eine polierte Oberfläche in der Mitte über. Hier zeigt sich eine typische Nagelstruktur: Es wirkt, als wären Haare eng verwachsen. Bemerkenswert ist, dass das Material hier transparenter und heller wirkt.

Der mittlere Teil des Nagels ist vollständig mit Sand und anderen Verunreinigungen bedeckt. Die Farbe schwankt zwischen fast schwarz und lehmfarben, jeweils mit eingebackenen, hell wirkenden Quarzkörnern. Die Unterseite trägt keine Haare, jedoch ragen einige wenige von der Seite herüber.

Am oberen, proximalen Ende liegt eine etwa einen Zentimeter breite Gruppe von Haaren. Sie ist an einem Ende mit einer nicht definierbaren Substanz untereinander und möglicherweise mit der Scheibe verklebt. Dieses Bündel deckt den gesamten Bereich der Wurzel von hinten ab, ohne mit ihr verbunden zu sein.

Fuß einer Kuh
Auch Hufe (hier von einer Kuh) sind aus Keratin.

Die Bewertung des Stückes

Wie immer bei Fundstücken vermeintlich großer Bedeutung, jedoch unklarer Herkunft sollte man verschärft Vorsicht walten lassen. Hans-Jörg Vogel war bisher so zurückhaltend und hat den „Nagel“ in der Originalverpackung gelassen. Sie verhindert eine Verunreinigung von außen zumindest weitgehend.

On-Line

Da ich kein Experte für Präsentationsverpackungen und Kunststoffe bin, muss ich den bisher getätigten Aussagen folgen: Kunststoff und Art der Verpackung waren in den 1950er bis 1970er Jahren in der ehemaligen UdSSR in Verwendung.

 

Augenscheinlich handelt es sich tatsächlich um das Material eines Nagels, Hufes oder Horns: Keratin. Die Abnutzungsspuren, charakteristische Farbelemente und nicht zuletzt die Terrassenbrüche im unteren Bereich deuten darauf hin.

Ungereimtheiten

Leider gibt es ein paar Ungereimtheiten. Die Form des „Nagels“ entspricht nicht den typischen Nägeln der Primaten. Dazu muss man sich nur einmal selber auf die Finger schauen, das Nagelbett (aus dem der Nagel wächst) ist genauso breit wie der Nagel an seiner breitesten Stelle. Der angebliche Almasty-Nagel ist jedoch am proximalen Ende in einer Art Wulst mit einigen Haaren verschmolzen. Hier ist er deutlich schmaler.

Es kann zahlreiche Erklärungen für diese Ungereimtheit geben, die wahrscheinlichste ist eine einfache Beschädigung und eine Fehlinterpretation des Wulstes meinerseits. In diesem Zusammenhang fällt mir jedoch auf, dass ausgerechnet die Rückseite der Stelle durch das oben erwähnte, verklebte Haarbüschel versteckt ist. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Die Untersuchung

Seit mehreren Jahren bemüht sich Hans-Jörg Vogel intensiv, ein Institut zu finden, das den Nagel untersuchen kann. Hierbei soll nicht nur eine Probenentnahme zur DNA-Untersuchung auf dem Programm stehen, sondern auch weitergehende Tests.

 

Er hat vor Kurzem eine Stelle gefunden, an der ein Wissenschaftler arbeitet, der nicht nur an Kryptozoologie interessiert ist, sondern auch fachlich über jeden Zweifel erhaben ist. Er arbeitet an einem der renommiertesten Labors Deutschlands, so dass wir hier ein belastbares Ergebnis erwarten können.
Die Probenentnahme ist – unter aller Corona-bedingten Vorsicht – für Mitte Januar geplant. Wann die Ergebnisse kommen und wie sie aussehen und interpretiert werden, wissen wir noch nicht.

 

Eines ist aber sicher: Wir halten euch über den Almasty-Nagel auf dem Laufenden.

 

 

 

Die Probennahme konnten wir im Artikel „Neues zum Almasti-Nagel“ am 7. Oktober 2021 begleiten

2 Replies to “Haben wir einen Beweis? Was steckt hinter dem „Almasty-Fingernagel“”

  1. Eine wirklich schöne, spannende und liebevoll gemachte Seite, auf der ich mich immer wieder festlese, seit ich sie neulich entdeckt habe (via Meertext).

    Danke dafür 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert