Paläontologe

Ein Paläontologe ist ein Forscher, der sich mit Paläontologie befasst.

 

Geologenhammer im Schiefer mit Ammoniten
Der Geologenhammer ist eines der wichtigsten Werkzeuge des Paläontologen

Wie wird man Paläontologe?

Um Paläontologe zu werden, ist zunächst ein Abitur wichtig. Der nächste Schritt ist dann ein Studium der Geologie oder Biologie mit der Spezialisierung „Paläontologie“. Dies wird nicht an allen Universitäten gelesen und hat unter Umständen sogar noch interne Zugangsbeschränkungen. Wer das ernsthaft anstrebt, sollte sich früh informieren.

 

Sinnvoll ist, sich bereits vor dem Studium, ggf. sogar schon vor dem Abitur mit einem Lehrstuhl in Verbindung zu setzen. Lehrstühle suchen manchmal Grabungshelfer, eine Aufgabe, die auch Schüler in den Ferien erledigen können – falls die Lehrstühle das ermöglichen.

 

Da bei Ausgrabungsarbeiten schon einmal größere Massen Erde und Gestein bewegt werden müssen, kann ein Bagger- bzw. Staplerschein auch für einen Studierenden den Unterschied bei der Einstellung machen. Auch da kann man sich frühzeitig drum kümmern.

Aufgrund der permanent schlechten Arbeitsmarktlage ist es sinnvoll, zwischen Abitur und Studium eine Ausbildung zu machen. So hat man eine Rückfallebene, wenn die Paläontologie nicht ausreicht, ein Leben zu finanzieren.

 

Was macht ein Paläontologe?

Der praktische Teil der Arbeit besteht aus geologischen oder paläontologischen Grabungen und der Analyse der Funde. Hinzu kommen die Beschreibung der Funde, ihre Rekonstruktion und der Versuch, die Funde in den richtigen ökologischen Zusammenhang zu setzen. Sie findet ihren Abschluss in der Publikation wissenschaftlicher Arbeiten.

Hierzu kommen die „Nebenaspekte“ des modernen Wissenschaftsbetriebes: Verwaltung der eigenen Arbeit, Teilnahme an Kongressen, Beantwortung von Fragen aus der Öffentlichkeit und teilweise Lehrbetrieb.

 

Richard Fortey beschreibt in seinem Buch „Leben – eine Autobiographie“ die Arbeit von Paläontologen sehr detailgenau und intensiv aus der Sicht eines Insiders.

 

Dinosaurier-Ausstellung in Bochum
Auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört zum Job der Paläontologen

Im modernen Berufsbild spielt zusätzlich die Öffentlichkeitsarbeit und die Museumspädagogik eine wachsende Rolle.

 

Den (studierten) Paläontologen unterstützen eine Reihe von nichtakademischen Fachkräften, vom Grabungshelfer über Präparatoren bis zum biologisch-technischen Assistenten. Zunehmend wichtiger wird die Rolle von Fachkräften für die Ermittlung und Verarbeitung von Geodaten.

 

Wie sieht es mit den Jobs aus?

Die meisten Paläontologen, die in ihrem studierten Beruf arbeiten, sind an öffentlichen Museen, Universitäten oder Forschungseinrichtungen angestellt. Einige Städte und Gemeinden, in deren Boden wertvolle Fossilien zu finden sind, beschäftigen ebenfalls Paläontologen.
Außerhalb öffentlicher Einrichtungen gibt es nur wenige Jobs in privaten Ausstellungen und selten im Bergbau.

Um die wenigen Stellen konkurrieren viele gut ausgebildete Menschen. Gleichzeitig stehen sie aus Sicht der Verwaltung nicht hoch im Kurs. Die Folge ist eine niedrige Lohn- und Hierarchie-Einstufung, befristete Stellen sind die Regel.

Paläontologen sind oft typische Beispiele für „Academic Poors“, die sich dann, wenn sie eine Stelle haben, selbst ausbeuten und auch ohne Bezahlung arbeiten, wenn sie glauben, eine Stelle in Aussicht zu haben. Dies schließt häufige Ortswechsel mit ein.
Die wenigen festen und unbefristeten Stellen sind kaum zu bekommen.

 

Seit dem Erfolg der Jurassic-Park- und Jurassic-World-Filme hat die nicht-öffentlich finanzierte Forschung weltweit und auch in Deutschland deutlich zugenommen. Es gibt einige private Stiftungen, die Stipendien für Studierende und Doktoranden herausgeben, einzelne Stellen oder ganze Projekte finanzieren. Um an solche Gelder heranzukommen, hilft wieder, sich in der Öffentlichkeitsarbeit oder im Marketing auszukennen.

 

Die meisten Paläontologen geben irgendwann in ihrem Leben die Suche nach Stellen auf und satteln um.


Bekannte Paläontologen

19. Jahrhundert

Eine der bekanntesten Paläontologinnen ist Mary Anning (* 21. Mai 1799 in Lyme Regis; † 9. März 1847). Sie begründete die wissenschaftliche Fossiliensuche und ihre Funde wurden von vielen berühmten Zoologen ihrer Zeit untersucht.

 

Othiel Charles Marsh (1831 – 1899) war einer der überragenden amerikanischen Paläontologen des 19. Jahrhunderts. Marsh führte ab ca. 1863 eine Fehde mit Edward Cope, die Knochenkriege.

 

Edward Drinker Cope (1840 – 1897) war als Wissenschaftler in zahlreichen Gebieten der Zoologie unterwegs. Cope führte ab ca. 1863 eine Fehde mit Othniel Marsh, die Knochenkriege.

 

Barnum Brown (1873 – 1963) war einer der bekanntesten amerikanischen „Dinosaurierjäger“. Er grub unter anderem in der Hell-Creek-Formation, wo er den ersten Tyrannosaurus rex fand. Später entdeckte er mindestens acht weitere Dinosaurierarten.

20. Jahrhundert

Charles Doolittle Walcott(1850 – 1927) befasste sich intensiv mit den Fossilien des Kambriums. Er entdeckte 1909 die Burgess-Schiefer, eine der wichtigsten Fundestellen für Fossilien des Kambriums. Seine Entdeckung zeigte, dass schon sehr früh extrem artenreiches Leben auf der Erde existierte.

 

Karl Heinrich Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach (1871 – 1952) war ein deutscher Paläontologe und einer der bedeutendsten Dinosaurierforscher.
Da Stromer eine gewisse Distanz zum Nazi-Regime gewahrt hatte, weigerte man sich 1944, „seine“ Fossilien vor den alliierten Luftangriffen in einem Bunker zu sichern. Im April 1944 wurden sie komplett zerstört.

 

Roy Chapman Andrews (1884 – 1960) war unter anderem Direktor des American Museum of Natural History. Er wurde bekannt durch seine Expeditionen nach China, die Mongolei und die Wüste Gobi. Er gilt angeblich als Vorlage der Filmfigur Indiana Jones.

Stephen Jay Gould (1941 – 2002) war ein US-amerikanischer Paläontologe, Evolutionsbiologe und Geologe. Gould befasste sich ausgiebig mit dem Verständnis von Evolution, das er in nur vier maßgeblichen Arbeiten revolutionierte.
Auch wenn er keine berühmten Ausgrabungen leitete oder bekannte Fossilien entdeckte, gilt er als einer der einflussreichsten Biologen des 20. Jahrhunderts.

 

Robert T. Bakker (*1945) ist ein bekannter US-amerikanischer Paläontologe. Bakker revolutionierte seit den 1960ern das Bild der Dinosaurier. Er stellte zusammen mit seinem Lehrer John Ostrom als erster die These auf, dass Dinosaurier warmblütige, aktive Verwandte der Vögel waren.

 

Jack Horner (*1946) ist ein US-amerikanischer Paläontologe. Er wurde bekannt für seine Neubewertung bekannter Dinosaurier. In den Medien wird Horner gerne als „Gegenspieler“ zu Bakker aufgebaut. Erst die Arbeiten beider Wissenschaftler prägten ergänzend die moderne Sicht der Dinosaurier.

 

Richard Fortey (*1946) ist ein britischer Paläontologe. Einen Großteil seiner Arbeiten hat er über Trilobiten veröffentlicht, arbeitet aber auch an Graptoliten und anderen Arthropoden des Erdaltertums.
Er beschrieb über 150 Arten der Trilobiten und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Eines der bekanntesten Bücher „Leben – eine Biographie“ beschreibt sowohl die entsprechenden Erdzeitalter wie auch die Lebenswirklichkeit in der Forschung sehr plastisch.

21. Jahrhundert

Eberhard „Dino“ Frey (*1953) ist ein deutscher Paläontologe. Er leitet die Geologische Abteilung des Naturkundemuseum Karlsruhe.
Freys Arbeiten liegen im Bereich der frühen Reptilien des Erdmittelalters, den Auswirkungen der Biomechanik auf die Morphologie und vielem mehr. Er konnte mehrere Flugsaurier-Arten entdecken.

 

Svante Pääbo (*1955) ist ein schwedischer Biologe. Er gilt als der Begründer der Paläogenetik. Neben seiner Doktorarbeit gelang ihm 1984 erstmals die Klonierung von DNA aus mehreren altägyptischen Mumien. Dies brachte ihm als Doktoranden eine Titelseite der Zeitschrift nature ein, eine extrem außergewöhnliche Ehre für einen Nachwuchswissenschaftler.
In der Folge spezialisierte er sich auf alte DNA und Paläogenetik. Seit 1997 lehrt und forscht Pääbo am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Pääbo ist bei vielen Sequenzierungen ausgestorbener Tiere und Menschen beteiligt, unter anderem beim Beutelwolf, Höhlenbär, Wollhaarmammut, dem Denisova-Hominiden und der Frage nach der Verwandtschaft zwischen Neanderthaler und modernem Menschen.

 

Oliver Rauhut (*1969) ist ein deutscher Wirbeltierpaläontologe. Sein Forschungsgebiet ist die Evolution der Dinosaurier. Dabei beschrieb er unter anderem Arten wie Sciurumimus, Suchomimus, aber auch den Urvogel Alcmonavis.
Rauhut ist Kustos an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München und Privatdozent an der Uni München.




Paläontologie

Paläontologie ist die Wissenschaft von Lebewesen und Öksystemen der geologischen Vergangenheit. Zentraler Gegenstand der Paläontologie sind Fossilien, also im Gestein vorkommende Überreste und sonstige Hinterlassenschaften von Lebewesen.

 

Ammoniten und Geologenhammer
Detail einer paläontologischen Grabung: Ammoniten und Geologenhammer

Die Grenze für den Unterschied zwischen Paläontologie (der Lehre der geologischen Vergangenheit) und Archäologie (der Lehre der geschichtlichen Vergangenheit) ist nicht ganz willkürlich bei einem Alter von 10.000 Jahren vor heute gewählt. In diesem Zeitraum ist organische Materie üblicherweise zerfallen oder mineralisiert. Ein etwas despektierlicher Spruch der Paläontologen lautet daher: „Wenns noch gammelt, ist es Archäologie“.

Das gilt auch dann, wenn organische Materie deutlich älter ist. Bei Permafrostböden bleibt organische Materie einige 100.000 Jahre erhalten, als Bernstein bzw. Inkluse sogar mehrere Millionen Jahre. Unter seltenen Bedingungen sogar in gewöhnlichen Fossilien.

 

Die Paläontologie umschließt als Teilgebiete die Biologie und die Geologie sowie zahlreiche ihrer Teilwissenschaften. Immer wieder diskutiert wird dabei die Richtung des Aktualismus: dieser geht grundsätzlich davon aus, dass in erdgeschichtlicher Vergangenheit Dinge unter den gleichen Bedingungen genauso abliefen, wie heute. Ein triviales Beispiel ist, dass ein Fluss heute, wie vor 1,6 Milliarden Jahren feine Körner schneller und weiter befördert, als große Steine und Felsbrocken. Bei so trivialen Dingen ist das einfach zu übernehmen, aber gab es beispielsweise in fossilen Ökosystemen ein ähnliches Räuber-Beute-Verhältnis wie heute?

 

Methoden der Paläontologie

Die wichtigste Methode der Paläontologie ist die Ausgrabung. Ihr geht eine möglichst genaue geologische Kartierung voraus: ohne zu wissen, wo fossilführende Schichten verlaufen, macht eine Ausgrabung kaum Sinn und ist bestensfalls teuer.

Dem Fund folgt dann die Präparation, bei der der Fund fixiert und freigelegt wird. Danach wird er dokumentiert, beispielsweise durch Zeichnungen, Fotos oder Abgüsse. Dem folgen die Beschreibung und die Klassifikation. Häufig ist die Rekonstruktion auch schon ein Teil der Beschreibung.
Bei wissenschaftlichen Grabungen folgen dann in der Regel Auswertungen der Geländedaten, geochemische Analysen und weitere Untersuchungen.

 

Ausgewählte Funde werden in Museen ausgestellt, andere Funde in den Museumssammlungen gelagert.




Paper

Eine wissenschaftliche Publikation wird im Jargon auch oft als „Paper“ bezeichnet.

 

Wissenschaftler schaffen Wissen, in dem sie ihre Arbeit in Fachzeitschriften veröffentlichen. Diese Veröffentlichungen heißen im Wissenschaftsjargon „Paper“.

Diese Beiträge sind in der Regel präsentieren i. d. R. neue Resultate für ein Fachpublikum. Die Manuskripte müssen formalen und inhaltlichen Kriterien genügen, um im Peer-Review-Prozess zur Veröffentlichung akzeptiert zu werden. Dabei überprüfen Fachgutachter die Arbeiten auf die wissenschaftliche Güte.
Der Peer-Review-Prozess kann sich bei Publikationen in Zeitschriften über mehrere Monate ziehen, sorgt aber meist für eine hohe Qualität. Des Weiteren werden Fachartikel in solchen Journals durch die Leserschaft in Form von Rezensionen analysiert, was eine weitere Kontrollinstanz darstellt.

 

Gliederung eines Papers in der Naturwissenschaft

  • Titel
  • Autoren und Co-Autoren mit Kontaktadresse des Korrespondenzautors
    Hierbei ist üblich, dass der Hauptautor als erster genannt wird, der Leiter einer Arbeitsgruppe am Schluss. Alternativ ist eine alphabetische Reihenfolge mit besonderer Kennzeichung der/des Hauptautoren.
  • Abstract: Kurzdarstellung des Inhaltes. Abstracts reichen meist aus, um die Aussage der Arbeit zu verstehen und zu entscheiden, ob die Arbeit für die eigene Recherche wichtig ist. Daher werden sie meist in Katalogen oder Suchmaschinen für wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
  • Einleitung mit Darstellung des Forschungsstandes und Darstellung der bekannten Literatur. Hierbei wird oft die Frage gestellt (und beantwortet): Welche Wissenslücken bestehen und warum ist es wichtig, ausgerechnet diese Lücken zu füllen?
  • Material und Methoden: dieser Teil ist meist der ausführlichste Teil eines wissenschaftlichen Papers. Hier beschreiben die Autoren die Herkunft des Materials und die verwendeten Methoden sehr genau. Dies geht so weit, dass beispielsweise das Modell einer Waage genannt wird.
  • Resultate: Hier führen die Autoren die Originaldaten ihrer Messungen oder Beobachtungen an und stellen sie ggf. grafisch oder statistisch dar.
  • Diskussion: Hier interpretieren die Autoren ihre Ergebnisse, beantworten ggf. die in der Einleitung gestellten Fragen und stellen dar, welche Fragen sich aus den Antworten ergeben. Wie stehen die eigenen Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen, früheren Papern?
    Wenn sich während der Arbeit Probleme oder Besonderheiten darstellten (z.B. ein Peak in der Zahl laichender Fische kurz vor einem Unwetter), sollten diese erwähnt werden.
  • Zusammenfassung: Ähnlich wie das Abstract, aber mit Ausblick auf (hoffentlich) folgende Arbeiten.
  • Danksagung: Natürlich dankt man den Geldgebern, Unterstützern, Kritikern, den Mitarbeitern und Helfern
  • Interessenskonflikte: Hier geben Wissenschaftler an, wer sie und die Arbeit finanziert, insbesondere wenn die finanzierenden Partner Interesse an den Ergebnissen haben. Auch persönliche Interessenskonflikte müssen erwähnt werden.
  • Literaturliste: Hier werden alle in der Arbeit erwähnten Paper aufgelistet.

Die Reihenfolge ist in den Naturwissenschaften mehr oder weniger starr. Die Danksagung kann je nach Zeitschrift an andere Orte geschoben werden. Einige Zeitschriften verlangen von den Autoren eine eidesstattliche Erklärung, die ähnliche Inhalte wie die Erklärung der Interessenskonflikte beinhaltet.


 




Peer Review

Der „Peer Review“ ist ein wichtiger Teil der Redaktionsarbeit in einer Fachzeitschrift.

 

In diesem Verfahren bewerten Wissenschaftler („Peers“) das von anderen Wissenschaftlern eingereichte Manuskript. In der Regel sind es erstklassige Fachleute in diesem Bereich. Sie gehören nicht zur Redaktion, sondern sitzen an Universitäten oder Forschungseinrichtungen.

Diese Gutachter prüfen unter anderem den Versuchsansatz auf methodische Fehler, unentdeckte Tendenzen in der Auswertung, ob der Autor den aktuellen Stand der Literatur berücksichtigt und seine Schlussfolgerungen korrekt begründet hat. Hieraus verfassen sie ein Gutachten mit einer Empfehlung an die Redaktion und den Autor. Die Gutachter bleiben für den Autor anonym.

Üblicherweise bewerten zwei Wissenschaftler unabhängig von einander ein Manuskript.

 

Bei der Fachzeitschrift nature ist es üblich, vier unterschiedliche Wissenschaftler mit Gutachten über den eingereichten Artikel zu beauftragen. Bei sehr innovativen oder umstrittenen Themen kommen auch mehr Gutachter zu Wort. In sehr seltenen Fällen beauftragt nature auch unabhängige Lohn-Labors, die Versuche zu wiederholen und vergleicht deren Resultate mit denen aus dem eingereichten Manuskript.

Kritik an der Einrichtung

Da die Wissenschaftler nicht nur als Gutachter tätig, sondern in den allgemeinen Forschungsalltag ihrer Institute und Sonderveranstaltungen wie Kongresse eingebunden sind, dauern Gutachten in einem Peer-Review-Prozess oft mehrere Monate.

 

Wissenschaftler, die in gleichen oder sehr ähnlichen Forschungsfeldern arbeiten, sind oft Konkurrenten. Da man sich in den Forschungsfeldern oft sehr gut kennt, ist dem Gutachter auch ohne Nennung des Namens oft klar, wer hinter dem eingereichten Manuskript steht. Er erhält also den mehr oder weniger aktuellen Stand einer konkurrierenden Arbeitsgruppe frei Haus.

Wenn er (oder sie) selber ein Manuskript mit ähnlichem Stoff bei einer Fachzeitschrift eingereicht hat, kann er die Publikation eines Konkurrenzmanuskriptes verzögern. Er braucht nur das Gutachten etwas länger zurückzuhalten, bis seine Publikation erschienen ist.

 

 

 

 




Peer-Review

Der „Peer Review Prozess“ ist ein grundlegender Bestandteil der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit in einer Fachzeitschrift. Dieser Vorgang unterscheidet Fach- von Sachzeitschriften fundamental:

 

Im „Peer Review“ Verfahren begutachten andere Wissenschaftler („Peers“) das Manuskript. In der Regel sind es Fachleute in diesem Bereich, die bereits in der Zeitschrift veröffentlicht haben. Sie gehören normalerweise nicht zur Redaktion, sondern sitzen an Universitäten oder Forschungseinrichtungen.

 

Diese Gutachter prüfen unter anderem den Versuchsansatz auf methodische Fehler, unentdeckte Tendenzen in der Auswertung, ob der Autor den aktuellen Stand der Literatur berücksichtigt und seine Schlussfolgerungen korrekt begründet hat. Hieraus verfassen sie ein Gutachten mit einer Empfehlung an die Redaktion und den Autor.

 

In seltenen Fällen kann es sogar vorkommen, dass die Redaktion im Rahmen des Peer-Reviews ein externes Labor beauftragt, die Arbeit nachzuvollziehen. Wissenschaftliche Arbeiten sind in aller Regel so formuliert, dass ein Laborversuch auch in anderen Labors reproduzierbar ist und das gleiche Ergebnis bringt.




Permafrost

Permafrost-Schichten am Ufer eines Flusses in Yakutien (Foto: Luke Griswold-Tergis)

Permafrostböden sind permanent gefrorene Böden. Sie bilden sich dort, wo die Jahresdurchschnittstemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt und unter etwa 1000 mm Niederschlag pro Jahr fallen.

Die größten Permafrostgebiete liegen im Bereich der arktischen und antarktischen Tundra, in teilen der borealen Nadelwaldgürtel aber auch in Hochgebirgen aller Klimazonen. Man findet sie vor allem in Nordkanada, Alaska, Grönland und Ostsibirien.

In Permafrostböden können Kältemumien von Tieren, Menschen und Pflanzen erhalten bleiben. Oft geben sie spektakuläre Funde mit großem wissenschaftlichen Nutzen.

 

Der Klimawandel

Durch die globale Erwärmung tauen die Permafrostböden immer mehr auf. Die einzelnen, sich teilweise selbst verstärkenden Mechanismen führen hier nicht weiter. Durch das Auftauen werden zahlreiche Treibhausgase freigesetzt. Das Auftauen dieser Böden gilt als eines der bedeutendsten Kippelemente bei der Klimaerwärmung.

Durch das Abtauen der Permafrostböden und die dadurch fortschreitende Erosion werden immer wieder neue Permafrostmumien freigesetzt.

 

Kryptozoologie

Der kaum erkennbare Kopf eines Wolfes aus dem Permafrost
Dieser Kopf war im Frühjahr 2019 in den Schlagzeilen
Albert Protopopov / Siberian Times

Kryptozoologisch sind Permafrostböden interessant, weil sie Leichen von Tieren (und Menschen) über viele Jahrhunderte durch Kälte und Huminstoffe konservieren können. Diese Mumien sind teilweise von erstaunlich guter Erhaltung. Wir berichteten unter anderem über einen Wolfskopf.

Die gute Konervierung ermöglicht auch DNA-Analysen, so beim Jarkow-Mammut. Forschern der Russischen Akademie der Wissenschaften gelang es, aus 30.000 Jahre alten Pflanzenresten lebende Exemplare der Leinkrautart Silene stenophylla heranzuziehen. Sogar 42.000 Jahre alte Nematoden wurden gefunden. Den Wissenschaftlern gelang es, Würmer von zwei dieser Arten wiederzubeleben.

Trivia

Die Ureinwohner Sibiriens kannten Permafrostmumien der Mammuts lange bevor sie im Westen bekannt wurden. Sie kannten keine rezenten Elefanten als Vergleich und fanden die toten Mammuts immer unter der Erde. Daher hielten sie sie für eine Art riesigen Maulwurf.