Herzlich Willkommen zur zweiten Presseschau des Jahres. Nachdem die erste Presseschau hauptsächlich betrübliche Meldungen brachte, hatte ich gehofft, es würde diese Woche etwas besser. Leider ist das nur graduell der Fall, ein paar Lichtblicke sind dennoch dabei. Aber lest selbst:
Buschfeuer in Australien
Die Buschfeuer in Australien haben sich zu einigen wenigen besonders großen „Megafeuern“ vereinigt. Ob dies Vor- oder Nachteile für die Brandbekämpfung bietet, haben die Feuerwehren des Landes noch nicht festgestellt. Definitiv von Vorteil ist aber, dass es zumindest in einigen Gebieten anfängt, zu regnen. Das sei zwar fantastisch, reiche aber nicht aus, um die Brände zu löschen, sagten Feuerwehrvertreter.
Wie auch bei den Bränden in Südamerika gibt es in den sozialen Medien einen Informationskrieg um die Köpfe. Einige angebliche Satellitenbilder wurden veröffentlicht, die das Ausmaß der Feuer zeigen sollen. Einige waren von Anfang an nur als Kunstwerke geplant, ohne eine direkte geographische Aussage, andere zeigen alles an, was warm ist, vom Familiengrill über heiße Hallendächer bis hin zu Feuern. Glaubt nicht alles, was man als „Information“ in den Raum wirft, insbesondere nicht in den sozialen Medien. Hinterfragt die Quellen, vergleicht es mit Infos aus bekannt-seriösen Quellen!
Mittlerweile sind einige Botaniker so weit, Hoffnungsschimmer aus der Welt zu schaffen: Eukalyptuswälder sind für Feuer gemacht. Die Bäume überstehen kurze, kleine Feuer, auch wenn Rinde, Zweige und Blätter verbrennen. Einige Samen brauchen sogar das Feuer, um überhaupt zu keimen. Doch die jetzigen Feuer könnten zu stark, zu heiß und zu lang sein, und damit die Regenerationskraft der Eukalypten überfordern.
Weiteres Ungemach droht: dort, wo die Feuer die Vegetation komplett verbrannt haben, fehlt die Wasserhaltungsfähigkeit der Pflanzen. Dies könnte katastrophale Auswirkungen auf Trinkwasser-Aquifere haben, von denen sowohl die Landwirtschaft wie auch zahlreiche nichtmenschliche und nahezu alle menschlichen Einwohner abhängig sind. Die Regierung nutzt dies, und lässt 10.000 wilde Dromedare töten, weil sie zu viel trinken.
Apropos Regierung: Australiens Scott Morrison gerät angesichts seiner Pro-Kohle-Politik und des sehr zögerndem Krisenmanagement zunehmend unter Druck.
Was Walwirbel über die Ernährungsweise verraten
Wale sind hochangepasste Säugetiere, deren Körperform sich extrem von der anderer Säuger unterscheidet. Aber je abgeleiteter der Körper der Wale wurde, um so einfacher wurden die Zähne. Dies macht die Untersuchung, was ein Wal frisst, sehr schwierig. Jetzt haben Forscher der Uni Nagoya einen anderen Weg gefunden: Die Arbeitsgruppe um Taro Okamura stellte fest, dass die Neigungsfähigkeit des Kopfes bei allen Walen unterschiedlich und artspezifisch ausgeprägt ist: Um den Kopf zu neigen, kippt der Schädel in der Aufhängung zwischen dem Scheitelbein (Okzipitale) und dem obersten Halswirbel (Atlas) nach unten. Wie weit der Schädel abkippen kann, zeigt die Art und Weise, wie Wale ihre Nahrung fangen: Wale, die ihre Beutetiere am Boden jagen, haben einen vergleichsweise großen Neigungswinkel (z.B. Belugas). Wale, die im Freiwasser jagen oder filtern, haben einen sehr kleinen Neigungswinkel (z.B. Zwergwale).
„Die Bandbreite der Hals-Kopf-Flexibilität spiegelt stark die unterschiedlichen Fressstrategien bei Walen und Delfinen wider“, sagt Okamura. Interessant wird es, da dieser Messwert auch bei Fossilien ermittelt werden kann und damit die Kenntnisse der Ernährung fossiler Wale deutlich verbessern kann.
Literatur:
Taro Okamura et al. The range of atlanto‐occipital joint motion in cetaceans reflects their feeding behaviour, Journal of Anatomy (2019). DOI: 10.1111/joa.13111
Pressemitteilung der Nagoya University
Gift der Kobra entschlüsselt
Mittels einer neuen Herangehensweise ist es Forschern des kalifornischen Biotech-Unternehmens Genentech gelungen, das Gift der Kobra zu entschlüsseln. Anders als das Gift selbst zu untersuchen, analysierten die Forscher um Somasekar Seshagiri die Gene der Kobra (Naja naja).
Er fand 139 Gene, die für Substanzen aus 33 Giftstoff-Familien kodieren. 96 davon fand er auch bei der Königskobra Ophiphagus hannah. 19 Giftstoffe stehen im Zentrum des Giftcocktails, besonders auffällig sind neun miteinander verwandte Gifte, die aus der Klasse der Dreifinger-Proteine stammen. Sie sind in der Familie der Giftnattern weit verbreitet und für schwere Giftwirkungen verantwortlich.
Mit den neuen Daten kann Genentech maßgeschneiderte Antikörper produzieren. Diese können dann besser gegen die einzelnen Giftkomponenten wirken und sind – anders als die derzeit aus Tieren gewonnenen Antikörper – besser verträglich.
Literatur:
Suryamohan et al: The Indian cobra reference genome and transcriptome enables comprehensive identification of venom toxins, Nature Genetic
Serval aus dem Westerwald gefangen
Der Serval, der als „Alien small cat“ durch den Westerwald bei Eitorf schlich, ist gefangen. Wie der Kölner Stadtanzeiger in seiner Ausgabe vom 11./12.1.2020 meldete, ging er in Hennef in eine Käfigfalle. Ehrenamtliche Helfer des Suchhundezentrums Köln lockten das Tier mit einem Fleischköder an und kurz drauf saß er in der Falle. „Am Schluss ging alles ganz schnell“, erklärte Ralf Hölz, Vorsitzender des Vereines Suchhundezentrum Köln dem Stadtanzeiger.
„Es gab vermehrt Hinweise aus Hennef-Kraheck, dass sich der entlaufene Serval dort in der Nähe von Häusern aufhält.“
Der Serval, der schon seit November vermisst wird, war dort zuletzt immer wieder gesehen worden. Also stellte der Verein dort eine Falle in dem Garten mit den meisten Sichtungen auf und installierte eine Videokamera. „Am frühen Freitagmorgen kam die Alarmmeldung aufs Handy, dass ein Tier in der Falle ist“, berichtete Jenny Seidt vom Verein.
Bisher konnte der Serval noch nicht untersucht werden, ob er einen Chip trägt, ist unklar. Das Tier ist noch zu nervös. So bleibt auch die Frage offen, ob es das seit November vermisste Tier oder ein anderes Tier ist, das 2017 in der Region als vermisst gemeldet wurde.
Über den Serval berichteten wir am 3. Januar 2020.
Isle of Wight: Triceratops verursacht beinahe Verkehrsunfall
Man stelle sich vor, man fährt nachts über die Straßen der ländlichen Insel im Ärmelkanal und auf einmal steht vor einem ein Dinosaurier auf der Straße. Ich weiß nicht, woran man dann zweifelt, das gute Bier steht sicher an einer der vordersten Stellen.
Doch nicht das Bier war schuld, jedenfalls nicht direkt: Einige Betrunkene hatten ein etwa 7,6 m langes Triceratops-Modell aus dem Garten von Martin Simpson auf die Straße gezogen. Der Eigentümer, der Edelsteine und Fossilien verkauft, war geschockt: „Es braucht fünf Leute, um den Dinosaurier ein paar Inches zu bewegen. Also war es definitiv eine gemeinschaftliche Aktion und Alkohol war sicher auch im Spiel.
Drei Mitarbeiter der Straßenwacht der Insel brachten den Dinosaurier wieder in den Garten, wo er herkam. Menschen und Dinosaurier wurden bei dem Vorfall nicht verletzt.
Quelle: BBC
Papageitaucher nutzen Werkzeuge
Bisher galt: Seevögel benutzen keine Werkzeuge.
Bereits 2012 hatte die Zoologin Annette Fayet von der ehrwürdigen Universität in Oxford beobachtet, wie Papageitaucher auf der Insel Skomer Island vor Wales von dieser Regel abwichen. Im Juli 2018 gelang es ihr und ihrem Team endlich, das entsprechende Verhalten auf Video festzuhalten und damit zu belegen. Papageitaucher von Grimsey Island vor Island nutzen Stöckchen, um sich zu kratzen. Bedeutsam werden die neuen Beobachtungen auch dadurch, dass sie 1700 km von einander entfernt sind: Sie legen den Werkzeuggebrauch in dieser Gruppe generell nahe, schließlich können es die Tiere kaum von einander abgeguckt haben. Das wiederum bedeutet, dass Seevögel cleverer sind, als gedacht.
Literatur: Fayet, A. et al.: Evidence of tool use in a seabird. Pnas
Der „Insektenatlas 2020“, das Insektensterben und die Landwirtschaft
Das Bienensterben war im vergangenen Jahr bereits ein wichtiges Thema. Um dies zu unterstreichen, bringt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland BUND einen Insektenatlas 2020 heraus.
Etwa die Hälfte der 561 Wildbienenarten in Deutschland leidet unter dem Rückgang ihrer Population. Dabei sind sie neben den seit Jahren gebeutelten Honigbienen die Bestäuber zahlreicher Kulturen im Obst- und Gemüseanbau: rund 75% unserer Kulturpflanzen hängen von ihnen ab.
Der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt, forderte Fördermittel und Beratung für Landwirte, um den Insektenschutz großflächig zu fördern.
Der Insektenatlas steht bei der Böll-Stiftung zum Download (pdf, ca. 14 MB) bereit.
Nun ist es amtlich: Wolf im Oberbergischen
Das Landesamts für Natur-, Umwelt – und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat bestätigt, dass im Oberbergischen ein Wolf lebt. Die Wölfin hat im Oktober und November Schafe in Hückeswagen, Lindlar, Engelskirchen und im Rhein-Siegkreis gerissen.
Mit der genetischen Untersuchung von Speichelproben an den Rissen steht nun fest, dass eine Wölfin verantwortlich war. Somit können die Schäfer eine finanzielle Entschädigung für die Tiere vom Land erhalten. Dies ist jedoch eine freiwillige Leistung, einen Rechtsanspruch haben die Schäfer nicht.
Das Landesumweltministerium vermutet, dass die Wölfin hier sesshaft geworden ist. Ab heute, 13.1.2020 gilt das Gebiet zwischen der Bundesautobahn A3 im Westen, der Bundesautobahn A4 im Norden und der Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz im Südosten als „Wolfsverdachtsgebiet Oberbergisches Land“. Tierhalter mit Ziegen, Schafen und Wild können nun Fördergelder bei der Bezirksregierung Köln beantragen, etwa für Hütehunde oder Zäune.
Unterernährte Wale bleiben kleiner
Vor über 20 Jahren brachen die Populationen von Chinook- und Wildlachs in den Gewässern vor Vancouver Island zusammen. Der Rückgang traf die vor allem von Lachs lebenden, berühmten Orcas der Gegend hart. Auch ihre Populationen brachen zusammen, aber das war nicht die einzige Konsequenz.
Eine neue Untersuchung wurde im vergangenen Jahr in „Endangered Species Research“ veröffentlicht. Sie belegt, dass erwachsene Orcas beider Populationen von Vancouver Island (Northern und Southern Resident Orcas) nicht mehr die Größe älterer Tiere erreichen. In beiden Populationen sind die Einzelindividuen den Forschern „persönlich“ bekannt, so auch Alter und Geschlecht. Mittels verschiedener Foto-Messmethoden wurde ihre Körperlänge verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Individuen, die erwachsen, aber weniger als 40 Jahre alt sind, um durchschnittlich 44 cm kürzer sind, als ältere Erwachsene gleichen Geschlechts. Typisch war bei beiden Populationen eine Länge von 6,28 m für Weibchen und 7,14 m für Männchen.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass Nahrungsmangel nicht nur zu akuten Todesfällen, sondern auch zu langfristigen Konsequenzen für die Fitness der Wale beider Populationen führen kann.
Literatur: Decadal changes in adult size of salmon-eating killer whales in the eastern North Pacific
Minensprengungen in der Ostsee – hat die Bundeswehr Schweinswale getötet?
Direkt am Anfang: ich unterstelle keinem Bundeswehrmitarbeitenden, dass er oder sie absichtlich Wale getötet hätte oder deren Tod billigend in Kauf genommen hätte. Dennoch, so scheint es, sind bei Minensprengungen in der Ostsee im vergangenen Sommer etwa 30 Schweinswale ums Leben gekommen. Wie kam es dazu?
Im Sommer hat die Bundesmarine im Rahmen eines Manövers 39 Minen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg gesprengt, die in der Ostsee gefunden wurden. Diese Minen tauchen immer wieder auf und bedrohen die Schifffahrt in dem dicht befahrenen Gebiet. Die Bundesmarine sichert sie, sperrt den Umkreis um die Mine für die Schifffahrt und bringt sie mit einer ferngesteuerten Haftladung oder durch einen Scharfschützen zur Explosion. Anders als bei Blindgängern an Land ist die sichere Entschärfung, Bergung und kontrollierte Sprengung an Land bei Seeminen nicht möglich.
Was hat die Bundeswehr falsch gemacht? Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes im Bundestag belegt, dass die Bundeswehr vor der Sprengung das Bundesamt für Naturschutz hätte informieren müssen. Das wurde versäumt. Dieses Gutachten beschreibt aber nur die allgemeine Rechtslage und keinen konkreten Fall.
Wie die Beteiligung des Bundesamtes für Naturschutz die Schweinswale geschützt hätte, ist unklar.
Schweinswale sind die häufigsten Wale in Nord- und Ostsee und streng geschützt. In der westlichen Ostsee leben noch etwa 800 bis 2000 Tiere, in der deutschen Nordsee je nach Jahreszeit 15.000 bis 54.000 Individuen. Die Zahl der Totstrandungen an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns hat sich in den letzten Jahren verdreifacht.
Quelle: n-tv
Australien: Halber Hai angeschwemmt
Mitarbeiter von G’Day Adventure Tours führten eine Gruppe Urlauber am Strand von Briebie Island vor der Sunshine Coast von Queensland, Australien, als sie an einen offenbar zerbissenen Haikadaver kamen.
Fotos zeigen die Überreste eines etwa 1 bis 1,2 m langen, jungen Hais, vermutlich ein Bullenhai, dessen Schwanz kurz hinter der Rückenflosse glatt abgebissen war. Anders als erwartet, reagierten die Urlauber gelassen, auch als die Tour Veranstalter Bilder auf Facebook posteten: „Wir sind den ganzen Tag da schwimmen gewesen, während sich die Haie gegenseitig gefressen haben!“ freute sich ein Urlauber.
Jason Brown, der Eigentümer von G’Day Adventure Tours sagte den Medien „Es hat hier in den letzten 43 Jahren keinen ernstzunehmenden Haiangriff auf Menschen gegeben.“
Quelle:
Dortmund: Breitmaul-Nashorn im Zoo geboren
Im Dortmunder Zoo ist am vergangenen Freitag (10.01.2020) ein „kleines“ Breitmaulnashorn auf die Welt gekommen. Mutter und Kind sind wohlauf. Mutter Shakina ist nach 16 Monaten Trächtigkeit und den Geburtsstrapazen wohlauf. Der junge Bulle bringt bereits stattliche 50 kg auf die Waage, hat aber noch keinen Namen.
Der Zoo teilte mit, dass das Nashornhaus vorübergehend geschlossen ist, da sich die Mutter erst einmal ausruhen müsse und beide Tiere sich in Ruhe kennenlernen wollen. Für alle Neugierigen gibt es aber eine Liveübertragung aus der Box auf einen Monitor vor dem Haus.
Feld-Ornithologisches
Neu in der vergangenen Woche
- Im Fahretofter Norderkoog bei Dagebüll (SH) ist ein Gerfalke beobachtet und fotografiert worden. Es handelt sich um ein Jungtier aus dem letzten Jahr, offenbar kein Hybride. Wer in der Nähe ist: Teleobjektiv auspacken, wir freuen uns auf Fotos!
- In Twistringen und Bassum, südlich von Bremen, sind mindestens zwei Singammern aufgetaucht. Es gibt mehrere Beobachter, aber noch keine Bestätigung.
- Drei Kiefernkreuzschnäbel wurden im NSG Schilfbruch bei den Spreewaldseen bei Uetze beobachtet.
- Eine Kanada-Pfeifente (Anas americana) ist auf der Neuen Luppe bei Leipzig zusammen mit europäischen Pfeifenten unterwegs. Das Tier ist unberingt.
- Am Ismaninger Stausee wurden 1-2 Zwergscharben und ein Sichler beobachtet.
Die „immer noch da“-Meldungen:
- Der Gelbschnabeltaucher ist noch auf dem Müggelsee. Wer immer in der Nähe ist, sollte das für Fotos nutzen.
- Die Ringschnabelmöwe ist wieder am Fähranleger in Hitdorf, oft zusammen und Lachmöwen. Sie wechselt regelmäßig die Rheinseite nach Langel und Worringen und zieht umher.
- Die Ringschnabelente auf dem Hiltruper See in Münster bleibt weiter vor Ort. Sie schwimmt immer noch mit einer Reiherente zusammen.
- Die Ringschnabelente von Rastatt ist wieder aufgetaucht. In Prem auf dem Lech wurde ebenfalls eine Ringschnabelente beobachtet.
- Der Taigazilpzalp, ist immer noch auf Helgoland.
- Die Prachteiderente in der Schleimündung zeigt nun ihr volles Prachtkleid.
Nicht mehr gemeldet:
- Der Schildrabe in Olbernhau (Erzgebirge) ist wohl abgewandert.
Zu guter Letzt der Seidenlaubvogel, seine Laube und – Ikeafarben