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Fachzeitschriften unterscheiden sich grundsätzlich von Sach- oder Publikumszeitschriften. Fachzeitschriften beschäftigen in der Regel keine Reporter, die Storys sammeln. Hier schreiben Wissenschaftler direkt über ihre Arbeit.

 

Wissenschaftler sprechen bei einer Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift von einem „Paper“, oft in Verbindung mit dem Namen der Zeitschift, z.B. ein „science-Paper“. Der „Wert“ einer Zeitschrift wird in Impakt-Punkten gemessen, die sich nach der Zahl der Zitierungen der Artikel berechnet: Je öfter die Artikel einer Fachzeitschrift in Fachzeitschriften zitiert werden, um so höher der Impakt-Faktor. Die durch die Paper gesammelten Impakt-Punkte geben ein formales Maß für den Wert eines Wissenschaftlers wieder.

Daher streben Wissenschaftler an, möglichst viele, möglichst hochwertige Publikationen zu erarbeiten.

Der Redaktionsprozess

Eine Arbeit, die in einer Fachzeitschrift erscheinen soll, wird vom Autor in das von der Zeitschrift vorgeschriebene Format gebracht. Dieses folgt in der Regel dem Format eines Laborprotokolls:

  • Abstract: eine Kurzzusammenfassung der Bedeutung der Arbeit.
  • Introduction: der Autor bringt den Leser auf den Stand des Wissens vor dieser Arbeit.
  • Methods (and Materials): der Autor beschreibt, was er mit welchem Material wie gemacht hat. Im Optimalfall stellt das eine Anleitung dar, die Arbeit zu wiederholen.
  • Ergebnisse: hier beschreibt der Autor sehr genau seine Ergebnisse, oft in Form von Tabellen und zusätzlichem Text. Genetische Daten werden aufgrund ihrer schieren Menge an Genbanken weiter gegeben und dorthin verlinkt.
  • Diskussion: In diesem Teil stellt der Autor seine Ergebnisse dem schon bekannten gegenüber, vergleicht die beiden Punkte, interpretiert sie und zieht daraus seine Schlussfolgerungen.
  • Im Anhang finden sich die vom Autor verwendeten Literaturstellen, Bild- und Tabellenverzeichnisse, ein (selbstverständlich ernstgemeinter) Dank an die anonymen Gutachter, Erklärung der Unbefangenheit bzw. wie der Autor wirtschaftlich mit den Forschungsthemen verbunden ist und die Kontaktadressen der einzelnen Autoren.

Damit ein Manuskript den ersten Redaktionsprozess übersteht, sollten alle Formalia erfüllt sein. Jede Zeitschrift verwendet eigene Formate für Zitate, Bezeichnung von Grafiken und Bildern. Oft ist auch eine Angleichung von Grafiken an die Formatierung der Zeitschrift gewünscht.

Die zweite Hürde ist die Entscheidung der Redaktion, ob die Arbeit für die Fachzeitschrift thematisch geeignet ist und das gewünschte Niveau erreicht. Je hochwertiger eine Fachzeitschift ist, um so höher liegen hier die Hürden.

Der „Peer Review Prozess“

Ist die Redaktion überzeugt, das Thema ist wichtig genug für Fachzeitschrift, gibt sie es in den „Peer Review Prozess“. Dieser Vorgang unterscheidet Fach- von Sachzeitschriften fundamental:

 

Im „Peer Review“ Verfahren bewerten andere Wissenschaftler („Peers“) das Manuskript. In der Regel sind es Fachleute in diesem Bereich, die bereits in der Zeitschrift veröffentlicht haben. Sie gehören nicht zur Redaktion, sondern sitzen an Universitäten oder Forschungseinrichtungen.

Diese Gutachter prüfen unter anderem den Versuchsansatz auf methodische Fehler, unentdeckte Tendenzen in der Auswertung, ob der Autor den aktuellen Stand der Literatur berücksichtigt und seine Schlussfolgerungen korrekt begründet hat. Hieraus verfassen sie ein Gutachten mit einer Empfehlung an die Redaktion und den Autor.

Die Gutachter

Normalerweise übergeben Fachzeitschriften eingereichte Manuskripte an zwei Einzelgutachter, die nichts von einander wissen. Auch für den Autor bleiben die Gutachter anonym.

Bei der renommiertesten Fachzeitschrift nature ist es üblich, vier unterschiedliche Arbeitsgruppen mit Gutachten über den eingereichten Artikel zu beauftragen. Bei sehr innovativen oder umstrittenen Themen kommen auch mehr Gutachter zu Wort. In sehr seltenen Fällen beauftragte nature auch unabhängige Lohn-Labors, die Versuche zu wiederholen und verglich deren Resultate mit denen aus dem eingereichten Manuskript.

 

Da die Gutachter Wissenschaftler sind, die in die aktiven Wissenschaftsprozesse eingebunden sind und in der Regel volle Kalender haben, dauert das Gutachten für ein Manuskript oft einige Monate.

Es gibt in der Regel drei Wege, die Gutachter gehen können:

  • Sie lehnen das Manuskript ab. Das passiert oft, wenn es deutliche methodische Schwächen hat, oder bei der falschen Fachzeitschrift eingereicht wird.
  • Sie empfehlen die Annahme des Manuskriptes generell, schlagen aber einige Änderungen vor. Das ist die häufigste Art der Gutachten.
  • Sie empfehlen die Annahme des Manuskriptes ohne Änderungen. Das passiert in der Regel nur, wenn nur minimale formale Änderungen durchgeführt werden müssen oder das Paper von hoher Relevanz und Öffentlichkeitswirksamkeit, jedoch ohne methodische oder logische Fehler. In dem Fall redigiert die hauseigene Redaktion, um vor der Konkurrenz publizieren zu können.

 

Die amerikanische „science“ gibt an, dass nur knapp 7% der eingereichten Manuskripte in der Zeitschrift erscheinen.

 

Verbreitung von Fachzeitschriften

Fachzeitschriften werden so gut wie nicht an Privatpersonen verkauft. Dies mag am relativ hohen Preis liegen, aber auch an den wenig „unterhaltsamen“ Artikeln, die dem strengen Korsett wissenschaftlicher Arbeiten folgen.

In den entsprechenden Bereichen tätige Wissenschaftler und Ärzte erhalten die Fachzeitschriften in der Regel über eine ihrer Fachgruppe oder -klinik angeschlossenen Bibliothek. Diese sammelt die Zeitschriften oft auch und lässt sie zum Ende eines Jahrgangs zu einem Jahrbuch binden. Diese Jahrbücher sind wertvolle Wissenschätze.

 

Viele Fachzeitschriften sind heute online zu erreichen. Je nach Ausrichtung der Zeitschift kann man nur die Inhaltsverzeichnisse der aktuellen Ausgaben lesen. Progressivere Herausgeber ermöglichen eine Suche über viele Jahrgänge, oft werden die Abstracts angezeigt oder der Artikel kann für wenig Geld als pdf bestellt werden.
Einige Fachzeitschriften haben „open access“-Ableger, deren Inhalt sie kostenlos ins Netz stellen.

 

Die meisten Fachzeitschriften sind über Dokument-Lieferdienste erreichbar, bis auf aktuellste Paper sind dort alle Artikel bestimmter Jahre als pdf oder Fotokopie lieferbar. Der Preis für diesen Service variiert, je nach Aufwand des Suchens und der Position des Nutzers. Gewerbliche Nutzer zahlen deutlich mehr als Universitäten.

 

Finanzielles

Einige Fachzeitschriften verlangen eine Gebühr für die Publikation eines Artikels. Bei anderen müssen Fotos bezahlt werden, oder es gibt einen Aufschlag für farbige Grafiken.

Alle Fachzeitschiften haben die Möglichkeit, „Sonderdrucke“ zu bestellen. Dies sind Ausschnitte der Zeitschrift, die nur den eigenen Artikel betreffen. Autoren nutzen sie gerne, um andere Fachleute in diesem Gebiet zu informieren, zum Tausch gegen andere Sonderdrucke und zum Leistungsnachweis des eigenen Instituts. Bei einigen Zeitschriften müssen sie bezahlt werden.

Viele Forschungseinrichtungen bezahlen oft für das Abonnement der Fachzeitschriften nichts oder weniger als den „Listenpreis“, da sie im Tausch gegen andere Fachzeitschriften umsonst abgegeben werden.
Dies ist einer der Gründe, warum zahlreiche kleine Forschungseinrichtungen eine oder mehrere Fachzeitschriften herausgeben. Sie bieten ihren eigenen Mitarbeitern einen Raum zum Publizieren und können gleichzeitig hochwertige Fachzeitschriften günstiger oder kostenlos im Tausch erwerben.

 

In den letzten Jahren kam in Wissenschaftskreisen eine Diskussion auf, warum mit öffentlichen Mitteln erlangtes Wissen bezahlt werden muss. Viele mit geringen finanziellen Mitteln ausgestattete Institute können sich keine adäquate Zahl von Abonnements leisten,

 

Interpretationsbedürftige Formulierungen in Fachzeitschriften:

Was der Autor schreibt

Was der Autor meint

Various sources Ich habe vergessen, wo ich es gelesen habe.
We thank two anonymous peer reviewers for their constructive comments. Wenn ich rausbekomme, wer die Deppen waren: „Gnade euch Gott!“
Wideley discussed in the academic community. Ich habe vergessen, die Twitter / Facebook-Diskussion zu sichern.
an extensive literature review was not sucessfull eine kurze, aber erfolglose google-Suche
a complex phenomenon habe ich nicht verstanden
we were not able to repeat the results of (Autor, Jahr) keine Ahnung, was (Autor, Jahr) damals gemacht haben, wie beschrieben geht’s jedenfalls nicht.
is impossible to summarise simply habe ich immernoch nicht verstanden
more research is required Ich brauche Geld, dann mache ich das!

 

 

 

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.