Eine riesige, ausgestorbene Haiart, die erdgeschichtlich vor kurzer Zeit lebte. Gelegentlich wird behauptet, sie habe bis heute überlebt.
Siehe auch: Dossier Megalodon mit allen hier erschienenen Beiträgen
Allgemeines
Der Großzahnhai oder Megalodon ist eine der größten oder sogar die größte Haiart der Erdgeschichte. Sie entstand im späten Eozän aus kleineren Vorfahren und starb im Miozän vor etwa 2,6 bis 3,6 Millionen Jahren aus. Bekannt ist sie durch Fossilien ihrer markanten Zähne, deren Kanten bis zu 18 cm Länge erreichen können.
Der Megalodon stand in der Familie der Makrelenhaie (Lamnidae), die Gattungszugehörigkeit war lange umstritten. Aufgrund der Form der Zähne stellten ihn erste Bearbeiter in die Gattung Carcharodon, in der heute alleine der Weiße Hai steht. Später stellte man für ihn die Gattung Carcharocles auf, die nicht aufrecht erhalten werden konnte. Heute ordnet man ihn der Gattung Otodus zu, wo er als letzter und extremer Vertreter gilt.
Wirbel und andere Skelettteile fossilieren selten. Aus dem Miozän von Belgien ist eine Wirbelsäule fragmentarisch erhalten. Sie besteht aus fast 150 Wirbeln, deren Durchmesser von 55 bis 155 mm reicht. Vermutlich hatten die Tiere mehr als 200 Wirbel, das entsprechende Tier war mit 9,2 m ein Jungtier.
Der größte bekannte Megalodon-Wirbel stammt aus Dänemark und hat einen Durchmesser von ungefähr 230 mm.
Größe
Eine Studie aus dem Jahr 2015 an 544 fossilen Zähnen belegt eine Größe zwischen 2,2 m und 17,9 m Länge. Tiere unter 4 m gelten als Neugeborene, 10,5 m gelten als Durchschnittsgröße. Männchen erreichten vermutlich etwa 10 bis 14 m, Weibchen 13 bis 17,9 m.
Auch bei vielen rezenten Haiarten werden die Weibchen größer als die Männchen.
Das Gewicht der Tiere ist noch nicht abschätzbar. Bisher exististieren nur zwei Rekonstruktionen auf Basis des Weißen Hais, im Calvert Marine Museum in Solomons, Maryland und im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Mit der Einordnung in die Gattung Otodus ist zu erwarten, dass sein Körperbau eher dem Sandtigerhai Carcharias taurus ähnelt. Aufgrund der Größe und anderer Lebensumstände hat es aber wohl Abweichungen insbesondere im Bewegungsapparat gegeben.
Für Sandtigerhai-ähnliche Tiere dieser Größe liegen noch keine Modelle, auch nicht elektronisch vor.
Ernährung
Megalodon-Haie waren große Apex-Predatoren. Sie ernährten sich von Walen. Zahnspuren vom Megalodon finden sich an Flossen und Wirbeln großer Wale. Vermutlich jagte Megalodon bevorzugt relativ große Wale.
Jungtiere jagten kleinere Arten, sehr junge Tiere vermutlich eher Fische, Dugongs und Robben, möglicherweise auch Schildkröten.
Bemerkenswert ist die Trennung von Jungtieren und Erwachsenen, die sich durch das Fehlen von größeren Bartenwalen in den bevorzugten Jagdrevieren der Jungtiere ergibt.
Im Pliozän gab es eine große Artenvielfalt von Bartenwalen, Zahnwalen und großen Robben. Vermutlich konnte sich ein Tier von der Größe des Megalodon erst entwickeln, als sich im Miozän die Wale in zahlreiche spezialisiertere Arten aufspalteten und so ihre Zahl zunehmen konnte.
Die meisten Angriffe des Megalodons gingen gegen die Flossen, Schultern oder die Brust des Opfers. Hierbei muss der Angreifer auch den Biss auf Knochen akzeptiert oder sogar beabsichtigt haben, anders als Weiße Haie heute. Die Art des Angriffs hat lebenswichtige Organe, vor allem Lunge und Herz im Ziel, was den sofortigen Tod des Opfers bedeutet. Weiße Haie setzen eher darauf, ein Opfer verbluten zu lassen.
Das Aussterben
Die Entwicklung der schnellen Furchenwale im Miozän war mitschuld am Aussterben des Megalodons. Diese Tiere konnten lange Strecken mit hoher Durchschnittsgeschwindigkeit wandern und notfalls schnell und ausdauernd fliehen. Sie waren damit sehr gut gegen einen schnell angreifenden, aber insgesamt eher ortsgebundenen Jäger gut gerüstet.
In die kalten und polaren Gewässern, in denen die Wale heute bevorzugt fressen, konnte der Megalodon ihnen nicht folgen. Durch eine generelle Abkühlung der Meere im Miozän schränkte sich sein Lebensraum sehr ein. Das Schließen der Libanonschwelle sowie der mittelamerikanischen Landbrücke beraubte sie der Möglichkeit, in subtropischen Gewässern zwischen allen drei Ozeanen zu wandern.
Überleben bis heute?
Gelegentliche Berichte riesiger Weißer Haie werden von einigen unkritischen Kryptozoologen als Beleg dafür gedeutet, dass Otodus megalodon bis heute überlebt hat. Leider gehören dazu auch mehr oder weniger regelmäßig Fälschungen und Fakes.
Da der Megalodon eher ein Objekt der Paläontologie als der Kryptozoologie ist, berichten wir eher selten über dieses Tier.
Ein sehr ausführlicher Bericht über ein typisches Fake findet sich im Artikel vom 25.02.2020