Lesedauer: etwa 21 Minuten

Liebe Leserinnen und Leser,

 

aufgrund der Vielzahl von Meldungen haben wir diesen Monat die Presseschau in zwei Teile geteilt. Der erste erscheint bereits heute, mit Nessie und vielen Walen. Die weiteren Meldungen kommen morgen, zum gewohnten Start um 10 Uhr.

 

Ganz klar, Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness war der Star der Kryptozoologie in der vergangenen Woche. Die große Suchaktion an dem mystischen See in Schottland hat ihr Ziel erreicht: Nicht nur im Vereinigten Königreich in die Schlagzeilen zu kommen, sondern auch darüber hinaus. In Deutschland haben sogar die Mainstream-Medien berichtet.

 

Doch auch in anderen Bereichen der Zoologie und Kryptozoologie gibt es Neues. Gerade der „Grenzbereich“ zwischen der Zoologie und der Kryptozoologie hat in diesem Monat eine spannende Veröffentlichung; Der illusive Schnabelwal Mesoplodon „spec. A“ wurde identifiziert. Doch wie so häufig wirft so eine Bestimmung mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

 

 

Tschechische kryptozoologische Gesellschaft in Gründung

Jakub Roček ist Initiator der Gründung einer kryptozoologischen Gesellschaft in Tschechien. Er ruft in einem Facebook-Posting „Amateur- und professionelle Naturwissenschaftler, Zoologen, Paläontologen, Kryptozoologen, Naturschützer, Künstler, Abenteurer, Reisende und alle, die eine positive Beziehung zur natürlichen Welt haben“ dazu auf, sich zu beteiligen.

Ein Logo gibt es bereits, der Maler Jirk Housko hat ein entsprechendes Badge entworfen. Für die Zukunft sind ein Youtube-Kanal und eine Website geplant, auch eine Facebook-Gruppe gibt es bereits.

 

 

 

Wir wünschen unseren Freunden aus dem Nachbarland viel Erfolg und genauso viel Spaß bei der Arbeit und freuen uns bereits auf die weitere Zusammenarbeit (wir arbeiten ja mit einigen Mitgliedern der Gruppe bereits sehr gut zusammen).

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen

 

Euer

Tobias


Was bei der großen Nessie-Jagd heraus gekommen ist

Am vergangenen Wochenende veranstaltete mehrere Organisationen eine große Nessie-Jagd. Neben hohem technischen Aufwand sollten vor allem private Nessie-Hunter und Monsterfreunde für Erfolge sorgen.

 

 

Am Samstag machte jedoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete zunächst sehr stark, auch als der Regen nachließ, blieb es kalt, feucht und ungemütlich. Ein NfK-Mitglied aus Schottland berichtete mir, dass sogar weniger Boote auf dem Loch unterwegs waren, als an „normalen“ Wochenenden. Hinzu kam, dass ein Unfall für eine längere Sperrung der Straße zwischen Inverness und dem Nordwestufer des Lochs sorgte. Viele Interessenten konnten deswegen gar nicht die bekannten Orte von Nessie-Sichtungen, Urquhart Castle und Drumnadrochit ansteuern.
Die Veranstalter mussten dazu am Samstagabend melden, dass Drohnen wegen des Regens nicht fliegen konnten.

 

Das Wetter am Sonntag war etwas besser, die Beteiligung der Öffentlichkeit etwas höher. Bisher ist zur Redaktion durchgedrungen, dass man wohl vier „ungewöhnliche Geräusche“ im See aufgezeichnet hat, die aber erst noch identifiziert werden müssten. Drei Zeugen meldeten Sichtungen, näheres dazu in der nächsten Meldung.

 

Tobias Möser beim MOMA der ARD
Als Interviewgast im ARD MOMA. Das Thema wurde dort kurz und sehr seriös behandelt.

 

In Deutschland in den großen Medien

Auch in Deutschland griffen die Mainstream-Medien die Meldung einer großen Suche in Loch Ness auf. Radio 1 Berlin-Brandenburg sendete am Sonntagmorgen ein Telefoninterview mit mir zu diesem Thema. Zudem war ich am Montagmorgen Gast im ARD/ZDF-Morgenmagazin „Moma“ beim WDR in Köln und habe dort zwei Interviews gegeben. Beide Sender behandelten das Thema kurz, knackig und inhaltlich sehr seriös. Ich hoffe, ich konnte die Kryptozoologie angemessen vertreten.

 

Link zum Beitrag im ARD/ZDF Moma (mit 3:40 min langem Video)


Was die Nessie-Jäger fanden

Die als „Quest-Weekend“ angekündigte Veranstaltung an Loch Ness führte tatsächlich zu drei Sichtungsberichten. Ein Filmteam drehte das „erste Video einer Wärmebilddrohne von Nessie“.

 

Aus dem Video wurde nur ein Standbild veröffentlicht, Bewegungen oder Körperformen sind hier nicht feststellbar, nur ein warmer, also im IR-Spektrum leuchtender Körper aus großer Entfernung. „Auf einer der Wärmebilddrohnen wurde eine ungewöhnliche Wärmesignatur entdeckt – eine große Masse in Küstennähe“, sagen die Betreiber der Drohne der Daily Mail Online. Tatsächlich ist auf dem veröffentlichten Standbild nur ein strahlender Punkt an oder auf der Wasseroberfläche zu sehen. Das kann alles sein, vom Wasservogel über einen Otter bis zu einem Kajak-Fahrer.

 

Bemerkenswert hierbei ist, dass die Drohne von Dragonfly Films betrieben wurde. Wem der Name bekannt vorkommt: Kein Wunder, das Londoner Unternehmen hat gerade erst eine Dokumentation über Britische Großkatzen, „Panthera britannica declassified“ veröffentlicht (Wir berichteten).

 


 

Nessie-Hunter zeigen alte Fotos

Die große PR-Aktion um die Nessie-Suche hat offenbar auch einige frühere Besucher des Sees in Schottland erreicht. Die beiden eingereichten Fotos aus dem Bereich des sichtbaren Lichts sind bereits älter. Steve Valentine nahm bereits am 17. August eine dunkle Form in der Nähe von Urquhart Castle auf. Er meldete dies als 4. offizielle Nessie-Sichtung in diesem Jahr.

 

Übersetzerin Chie Kelly wollte eigentlich nur ihren Mann in der Nähe von Dores Inn fotografieren. Dann fiel ihr etwas im Wasser auf, das sie als aalähnliches Lebewesen beschreibt: „Ich war gerade dabei, mit meiner Canon-Kamera Scott, meinen Mann und unsere Tochter Alisa, die damals fünf Jahre alt war, zu fotografieren, als etwa 200 Meter vom Ufer entfernt diese Kreatur auftauchte, die sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit von rechts nach links bewegte.“ Das war am 13. August 2018. 

Erst jetzt tritt sie mit dem Bild (offenbar ein Teil einer Serie) in die Öffentlichkeit, Nessie-Hunter Steve Feltham hat sie wohl überredet. Leider wurde nur eines der Fotos veröffentlicht, so dass eine angebliche Bewegung nicht nachvollziehbar ist. 

 

Anmerkung: Das Dores Inn ist in unmittelbarer Nähe des Beobachtungsstandes von Steve Feltham. Anhand der Aufnahmen in google Street View kann ich das Gebäude im Hintergrund von Chie Kellys Foto nicht identifizieren, was aber nichts heißt.

 

Quellen:


Kalifornischer Schweinswal kurz vor dem Aussterben

Der Vaquita (Phocoena sinus) ist einer der kleinsten Wale überhaupt. Die nur etwa 1,5 m langen und 50 kg leichten Wale sind vom Aussterben bedroht. Die Tiere sind in einem nur etwa 2000 bis 2500 km² (knapp so groß wie das Saarland) Gebiet im Norden des Golfes von Kalifornien.

Die Population des kleinen Wals sank in den letzten Jahren kontinuierlich: 2012 lebten noch 600 Tiere, 2015 waren es weniger als 100, 2016 nur noch 30 Individuen. Seit 2018 leben noch 10 Tiere, der Bestand ist noch „stabil“, aktuell soll es noch 8 Tiere geben.

 

Vaquita - der kleine Wal steht kurz vor dem Aussterben
Einer der letzten Vquitas. Foto: Paula Ohlson, NOAA

 

Hauptgefährdung für die Vaquitas sind illegale Stell- und Treibnetze, mit denen Fischer nach den ebenfalls bedrohten und streng geschützten Umberfischen Totoaba macdonaldi fischen. Die Schwimmblasen dieser Fische erzielen in Hongkong und China Rekordpreise. Daher war bisher jeder Versuch, die illegale Fischerei im Schutzgebiet zu unterbinden, zum Scheitern verurteilt.

 

Die Internationale Walfang-Kommission IWC geht davon aus, dass der Vaquita in Kürze ausstirbt, wenn die Stellnetze nicht sofort gegen alternative Fischereimethoden ausgetauscht werden.

 

Quelle: n-tv vom 7. August


Island erlaubt Walfang wieder – für kurze Zeit

Altes Wal-Fangschiff auf dem Trockenen
Die beste Verwendung für Walfangschiffe: Ein Museum

 

Mit Beginn der Walfangsaison zum Juni hat die Isländische Regierung den Fang von Großwalen verboten. Dies erfolgte, da die Veterinäre auf den Fangschiffen feststellten, dass das Töten der Tiere zu lange dauerte. Nun haben die Walfänger (ein einziges Fischereiunternehmen in Island betreibt noch Walfang) eine neue Methode zum Töten der Wale vorgeschlagen.
Das isländische Lebensmittel- und Fischereiministerium hat nun detaillierte und strengere Anforderungen etwa für die Fangausrüstung sowie für die Beaufsichtigung der Praxis vorgeschrieben.

Die aktuellen Walfanglizenzen werden nur noch vom Unternehme Hvalur wahrgenommen. Diese Firma ist für den Fang von Finnwalen bekannt, andere Wale werden derzeit nicht gejagt. Das Fischereiministerium plant aktuell nicht, Lizenzen für 2024 zu vergeben. Strenge Kontrollen beim Import nach Japan und das Umladeverbot für Walfleisch in Häfen der EU machen den Export fast unmöglich. In Island isst kaum jemand noch Walfleisch, eine wachsende Mehrheit in der Bevölkerung lehnt den Walfang ab.

 

Quelle: Tagesschau.de vom 31.08.


Bisher kleinster Basilosauride entdeckt

Das Wadi al Rayyan im Tal der Wale in Ägypten ist für seine fossilen Walknochen bekannt. Dort haben Forscher nun einen der kleinsten Wale aus der Verwandtschaft des bekannten Basilosaurus freigelegt (letzten Monat hatten wir über einen sehr großen und massigen Basilosauriden aus Peru berichtet).

 

Rekonstruktion des ausgestorbenen Basilosauriden- Wal Tutcetus rayanensis, der vor 41 Millionen Jahren im Tethys-Ozean im heutigen Ägypten schwamm. (Foto: Ahmed Morsi und Hesham Sallam/dpa)

Rekonstruktion des ausgestorbenen Basilosauriden-Wals Tutcetus rayanensis, der vor 41 Millionen Jahren im Tethys-Ozean im heutigen Ägypten schwamm.
(Abb: Ahmed Morsi und Hesham Sallam)

 

Tutcetus rayanensis ist einer der kleinsten fossilen Wale, mit 2,5 m Länge ist der Fund kleiner als ein rezenter Gewöhnlicher Delfin. Die Wissenschaftler bezeichnen das Tier, das etwa 187 kg gewogen muss, allerdings war der Wal ein Jungtier kurz vor der Geschlechtsreife.
Wie alle Basilosauriden hatte er einen vergleichsweise kleinen Kopf mit breitem Maul und scharfen, gezackten Zähnen. Anders als bei rezenten Walen trug Tutcetus noch kleine Reste von Hinterbeinen. Dennoch war der Wal bereits stromlinienförmig gebaut und lebte voll aquatisch, d.h. er konnte das Wasser nicht mehr verlassen.

 

Tucetus ist eine bemerkenswerte Entdeckung und dokumentiert eine der frühesten Phasen des Übergangs zu einem vollständigen Leben im Wasser“, beschreibt Arbeitsgruppenleiter Hesham Sallam von der ägyptischen Universität Mansoura seinen Fund.
Mit dem Gattungsnamen „Tutcetus“ benannten die Wissenschaftler den Wal nach Pharao Tut-Ench-Amun.

 

Quelle: Antar, M.S., Gohar, A.S., El-Desouky, H. et al. A diminutive new basilosaurid whale reveals the trajectory of the cetacean life histories during the Eocene. Commun Biol 6, 707 (2023). https://doi.org/10.1038/s42003-023-04986-w

 


Molekularbiologie belegt: Mesoplodon sp. A ist identisch mit Mesoplodon peruvianus

Schnabelwale sind für die Kryptozoologie spannend. Zum einen ist diese artenstärkste der Walgruppen an sich wenig bekannt, zum anderen gibt es unter ihnen immer noch unbeschriebene, kaum oder noch nie beobachtete Arten. Ein solcher Wal ist Mesoplodon peruvianus. Diese Tiere sind Fischern mindestens seit dem Jahr 1949 bekannt, als ein damals noch als Camperdown-Wal (M. grayi) fehlbestimmter Wal vor Chile gefangen wurde. In den 1980er Jahren wurden mehrmals unbestimmbare Schnabelwale vor Peru gesichtet. Die Erstbeschreibung erfolgte 1991 nach dem Schädel und Skelett eines männlichen Tieres, das 1988 in Peru gestrandet ist.

Mit nur 3,5 bis 3,7 m Länge und etwa 500 kg Gewicht ist M. peruvianus der kleinste bekannte Schnabelwal. Meist ist die Oberseite dunkle, die Unterseite hellgrau gefärbt, es gibt jedoch auch Wale, wo die eine oder andere Farbe stark dominiert. Bei Männchen zeigen sich zudem helle Streifen, die meist als Narben aus Rivalenkämpfen interpretiert werden. Die Fluke ist wie bei allen Schnabelwalen ungewöhnlich breit und deutet auf eine sehr aktive Lebensweise hin.

Peruanische Schnabelwale leben wie viele Arten der Gattung in kleinen Gruppen von meist drei bis fünf Tieren in der Hochsee in tiefen Wasser. Schnabelwale tauchen in der Regel sehr tief und jagen ihre Beute, Kalmare und Fische, in Tiefen um 500 m. Einige Arten tauchen wesentlich tiefer, von M. peruvianus ist das nicht bekannt.
M. peruvianus ist im Pazifik vor der Küste Mittelamerikas, zwischen 28°N und 30°S beobachtet worden. Zudem gibt es einen Fund aus Neuseeland, wo ein Einzeltier an der Südinsel gestrandet ist.

 

Mesoplodon peruvianus - eines der wenigen Fotos des seltenen Wal
Zwei der wenigen „offenen“ Bilder von Mesoplodon peruvianus. Quelle: NOAA

 

Inoffizielle Bezeichnungen für unbeschriebene Wale

Zwischenzeitlich wurden Schnabelwale, die keiner beschriebenen Art zuzuordnen waren, halboffiziell mit Buchstaben versehen. So gab es Mesoplodon sp. A und B. Auch wenn die peruanischen Wale meist als M. sp. A bezeichnet wurden, so fehlte bisher die letzte Gewissheit, ob M. peruvianus mit M. sp. A identisch ist.

Diesen Beweis haben nun Biologen der Universitäten La Paz und Las Truchas in Mexiko erbracht. Sie sequenzierten die mitochondriale DNA eines gestrandeten Wals, der als Mesplodon sp. A identifiziert wurde. Das ausgewachsene Männchen war im Mai 2012 bei Playa Jardin, Mexiko gestrandet.
Die Wissenschaftler konnten ein 281 bp langes Stück der mt-DNA analysieren und mit in einer Genbank hinterlegten Sequenzen vergleichen. Dabei zeigte es eine 99%ige Übereinstimmung mit dem entsprechenden Gen von Mesoplodons peruvianus an. In einem neighbor-joining-tree steht diese Probe inmitten Proben anderer M. peruvianus. Daraus schließen sie, dass Mesoplodon peruvianus und Mesoplodon sp. A der gleichen Art angehören.

 

Quelle: https://www.lajamjournal.org/index.php/lajam/article/view/1575/543


Schnabelwal in Florida gestrandet

Im Norden von Travanier Island im US-Bundesstaat Florida ist ein bisher nicht genau identifizierter Schnabelwal angeschwemmt worden. Der Wal strandete am 14. August bereits tot auf einer vorgelagerten Sandbank.

Weitere Informationen sind nicht bekannt. Die Größe und Art des Tieres sind auf dem Foto nicht zu ermitteln.

 

Quelle: 7News Miami


Schottland: Der Eiszeit-Tümmler im Garten

Zwei große Tümmler im Meer, einer taucht zu einem Drittel aus dem Wasser
Große Tümmler sind in der schottischen Nordsee weit verbreitet

 

Als Paul McDonald in seinem Garten in Causwayhead bei Stirling in Schottland einen Pool für seine Kinder graben wollte, stieß er auf das Skelett eines 3 m langen Tieres. Hinzu gerufene Archäologen identifizierten das Skelett schnell als das eines Großen Tümmlers und bestätigten „the find of a lifetime“, den Fund seines Lebens für Paul McDonald.

 

Der Wal bzw. dessen Knochen lag etwa 80 cm tief im Boden und wurden auf ein Alter von etwa 8000 Jahren geschätzt. Doch noch etwas macht den Fund so bemerkenswert: Der Tümmler war Mahlzeit für die damaligen Menschen. Ein zerbrochenes Werkzeug, eine Art Schaber aus Hirschgeweih lag noch neben dem Skelett. Die Archäologen gehen davon aus, dass es genutzt wurde, um das Fleisch von den Knochen zu entfernen.

 

Quelle und weitere Informationen: bbc vom 31. Juli

 


Neuseeland: Zwergglattwal gestrandet

Am Petone Beach in Wellington, Neuseeland, am Südende der Nordinsel ist ein Zwergglattwal angeschwemmt worden. Ein Spaziergänger entdeckte den toten Wal am 27. August gegen 6:30 morgens (Ortszeit) und meldete es dem Umweltministerium Department of Conservation (DOC). Von dort hieß es: „Das Tier starb kurz vorher und wurde tot angespült.“

Der Wal ist 2,5 m lang, also ein Jungtier. Die genaue Todesursache ist noch unklar, die Untersucher bemerkten einen Schnitt am Schwanz des Tieres.

 

Zwergglattwal Caperea marginata
Zwergglattwal Caperea marginata, Abb.: Lycaon.cl – CC-BY 1.2

 

Zwergglattwale (Caperea marginata) sind die kleinsten Bartenwale. Zudem scheinen sie die letzten Überlebenden einer alten Walfamilie, der Cetotheriidae zu sein.

 

Quelle: Stuff.co.nz

Siehe auch Presseschau 4/23: Die kleinsten Riesen, die es geben kann


Bartenwal im Hafen von Amsterdam gefunden

Die niederländische Stichting SOS Dolfijn meldete in den Sozialen Medien, dass am 29. August ein toter Bartenwal in einem Hafenbecken in Amsterdam trieb. Eine erste Untersuchung ergab, dass es sich um einen jungen, männlichen Finnwal handelt, der mit einem Schiff kollidierte und von diesem in den Hafen mitgeschleppt wurde.

Hafenarbeiter haben den Kadaver mit einem Kranschiff aus dem Wasser geholt. Was mit dem Wal passiert, ist noch unklar.

Männliche Finnwale der nördlichen Population werden etwa 18 bis 22 m lang und bis zu 70 t schwer. Die Kälber werden 6 Monate gesäugt, bis sie 10 bis 12 m Länge haben. Der Wal aus Amsterdam war also gerade entwöhnt. Er hätte ein Alter von weit über 100 Jahren erreichen können.

Vor dem industriellen Walfang lebten auf der Nordhalbkugel etwa 70.000 Finnwale, aktuell wird der Bestand auf 40.000 Tiere geschätzt.

Schiffe kollidieren öfters mit Finnwalen. Die Wale werden dann gelegentlich am Bug, oberhalb der Bugwulst mitgeschleppt. Im Hamburger Hafen wurden so im Oktober 2003 und im Juli 2007 je ein toter Finnwal entdeckt und geborgen.

 

Kurz nach Redaktionsschluss erreichte uns eine Meldung, dass ebenfalls ein Bartenwal aus einem belgischen Hafen geborgen wurde. Über Art und Ort ist noch nichts bekannt, wir bleiben am Ball.

 


Färöer: Nördliche Entenwale im Fjord werden zur Attraktion

Nördlicher Entenwal, Dögling, Hyperoodon ampullatus beim Spyhopping
Ein nördlicher Entenwal beobachtet die Beobachter. Beispielbild, Urheber „Cephas“, CC-BY-SA-4.0

 

In einen Fjord der Färöer-Inseln haben sich mehrere Nördliche Entenwale (Hyperoodon ampullatus) verirrt. Sie blieben mehrere Tage vor Ort und entwickelten sich zu einer kleinen Attraktion. Zahlreiche Fotos zeigen sie beim Spyhopping, bei dem sie den Kopf aus dem Wasser strecken, oder bei Sprüngen.

Die zoologisch und historisch bedeutsamen Aufzeichnungen zur Waljagd und Walstrandungen auf den Färöer-Inseln bezeugen, dass Nördliche Entenwale dort regelmäßig im August und September in der Nähe der Inseln gesichtet werden. Hauptsächlich erfolgt das bei Hvalba, Sandvik und Suouroy. Gelegentlich stranden Einzeltiere und kleine Gruppen.

 

Quelle: https://www.tjodsavnid.fo/greinir/doglingur-a-kaldbaksfirdi


Wieder Färöer: Waljagd-Saison eröffnet

Die Saison für die auch auf den Färöer-Inseln selbst umstrittene Wal-Jagdsaison, den Grindadrap begonnen. Leider unterscheiden sich die Zahlen unterschiedlicher Quellen stark. So haben wir weder ein einheitliches Datum für den Beginn der Saison noch für die bisher erlegten Tiere.

Nachdem 2021 über 1400 Weißseiten-Delfine und über 650 Grindwale getötet wurden, hat die Regierung der Inseln eine Maximalquote von 500 Delfinen festgesetzt.


Schwerer Haiangriff in New York

Tatsächlich „mitten“ in New York, am Rockaway Beach im Süden der Metropole ist am Montag, den 7. August 2023 eine Frau von einem Hai angegriffen worden. Das Tier biss die 65-jährige in den linken Oberschenkel, so teilten die zuständigen Behörden der Presse mit. Die Frau sei in ein Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand ist „kritisch, aber stabil.“
Als Vorsichtsmaßnahme wurde der Strand am darauffolgenden Tag geschlossen. Feuerwehr und Polizei suchten das Meer aus der Luft nach Haien ab.

 

Weißer Hai
Die Zahl der Weißen Haie an der US-Ostküste hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. Selbst die Fischer begrüßen dies, aber seltene Attacken sind die „Nebenwirkung“

 

Es ist der erste Haiangriff an dieser Stelle seit 70 Jahren, meldet der Sender CNN. Der letzte unprovozierte Angriff an Rockaway Beach ereignete sich 1953, als ein Mann beim Fischen von einem Hai gebissen wurde.

Vor dem nahe gelegenen Long Island (etwa 15 km die Küste hinauf) gab es Anfang Juli 2023 eine Serie von 5 Haiangriffen binnen zwei Tagen, am oder um Dienstag, den 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag. Zum Glück kam es nicht zu lebensgefährlichen Verletzungen.

 

Hans Walters vom New York Aquarium der Wildlife Conservation Society sagte der New York Times, dass der Angriff die Menschen nicht veranlassen sollte, die Strände zu meiden. Er sollte vielmehr in Erinnerung rufen, dass „unsere Stadt an das Zuhause der Haie grenzt“. „Haie sind unsere Nachbarn, sie leben in unserem Hinterhof. Wir müssen daran denken, dass sie hier sind.“

 

Quellen: CNN vom 7. Juli 2023 und vom 9. August 2023 und NY-Times


Riesige Ansammlung von Kraken vor Kalifornien

130 km südwestlich von Monterey an der Küste Kaliforniens liegt ein erloschener Tiefseevulkan, der Davidson Seamount. Sein Gipfel liegt etwa 1200 m unter der Meeresoberfläche, er ist nicht mehr aktiv, aber führt noch zahlreiche hydrothermale Quellen.

Diese Quellen sind jedes Jahr Ziel von Wanderungen von Tiefsee-Kraken der Art Mussoctopus robustus. Sie treffen sich in etwa 3200 m Tiefe an den Hängen des Vulkans um sich zu paaren. 2018 entdeckten Wissenschaftler des Monterey Bay Aquarium Research Institutes diese Ansammlung. Bei Forschungsarbeiten zwischen März und August 2022 zählten sie in einem nur 2,5 ha großen Gebiet 5718 Oktopusse, davon mehr als 4700 brütende Weibchen. Sie nutzten das Wasser der hydrothermalen Quellen, das die Tiefsee hier von frostigen 1,6° auf etwa 11°C erwärmt. Dies beschleunigt den Stoffwechsel der Tiere, die Embryonen in den Eiern wachsen wesentlich schneller. Vermutlich bräuchte der Nachwuchs stwa fünf bis acht Jahre zum Schlüpfen, im Wasser der warmen Quellen beschleunigt sich das auf 1,8 Jahre.

 

Die Paarung am Davidson Seamount ist der Höhepunkt des Lebens der Oktopusse. Sie stellen danach die Nahrungsaufnahme ein, Weibchen legen etwa 60 längliche Eier und schützen sie mit ihrem Körper. Die sterbenden Oktopusse wiederum bilden eine große Quelle für Nährstoffe in der sonst nahrungsarmen Tiefsee.

 

Die Forscher schätzen, dass die Population um den Davidson Seamount bei etwa 20.000 der Tiefseekraken liegt. Hauptsächlich sind es brütende Weibchen und sterbende Männchen sowie noch nicht abgewanderte Jungtiere. Kraken mittleren Alters fanden sie hingegen nicht.

 

Leider können wir die eindrucksvollen Bilder aus Copyright-Gründen nicht zeigen. Die unten verlinkte Originalarbeit hat sie jedoch in guter Auflösung online.

 

Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adg3247


Berlin: Gutachten zum geplatzten Aquarium

Am 16. Dezember vergangenen Jahres ist der Aquadom im Innenhof des Radisson Hotels im Berliner Dom Aquarée geplatzt. Eine Million Liter Seewasser flossen aus der Lobby des Hotels auf die Straße, 1500 Fische starben, mehrere Menschen wurden leicht verletzt, das Hotel ist nach wie vor geschlossen. Wir haben hierzu eine Zusammenfassung gepostet.

 

Berliner Aquadom
Der riesige Acrylglaszylinder fasste mehr als 1000 Kubikmeter Wasser

 

Nun gibt es erste Informationen zu einem Gutachten, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Die Eigentümerfirma Union Investment hat die ersten Schlussfolgerungen am 25.8. veröffentlicht. „Das Gutachten sieht keine Hinweise auf eine mutwillige gezielte Fremdeinwirkung“, meldet Union Investment.

 

Das konkrete Ergebnis der Untersuchungen wird jedoch erst im Oktober veröffentlicht. Das Gutachten liege noch nicht in schriftlicher Form vor, zudem müsse es analysiert und rechtlich bewertet werden, so Union Investment weiter.
Um das Gutachten zu erstellen, setzten Ingenieure die mehr als 700 Bruchstücke des 16 m hohen Acrylzylinders in einer Lagerhalle wieder zusammen. Die Schadensursache spielt nicht nur eine Rolle bei der zukünftigen Konstruktion von Acryl-Aquarien, sondern auch bei der Kostenübernahme durch die Versicherung. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung.

 

Eine gute Nachricht: In Berlin-Lichtenberg ist ein neues Großaquarium geplant. Hier sollen 12 Millionen Liter Wasser in mehreren Aquarien gehältert werden. Als Fertigstellungstermin der „Coral World“ ist 2025 geplant.

 

Quelle: BZ vom 25.08.2023


Chirurg findet Wurm im Hirn einer Frau

Die 64-jährige Frau aus New South Wales in Australien litt unter unterschiedlichsten Krankheitssymptomen. Es begann im Januar 2021 mit Schmerzen im Abdomen und Durchfall, dem folgte trockener Husten und Nachtschweiß. Ein CT offenbarte multifocale Verdichtungen in der Lunge sowie Läsionen an Leber und Nieren.

2022 kamen Vergesslichkeit und eine Verschlechterung einer bereits im Vorfeld vorhandenen Depression hinzu. Zusätzlich zeigte sie eine Immunsuppression in Forme eines hypereosinophilen Syndroms (die genauen Blutwerte übernehmen Interessierte bitte der Originalarbeit). Ein Magnetresonanzbild zeigte eine 13 x 10 mm große Läsion am rechten Frontlappen des Gehirns. Diese sollte operativ entfernt werden.

Die operierende Neurochirurgin entdeckte dann einen lebenden und zappelnden Wurm von 80 mm Länge und etwa 1 mm Durchmesser an dieser Stelle. Weitere Würmer hatte die Patientin nicht.

 

Der Wurm wurde zunächst provisorisch anhand der roten Farbe als Larve 3 von Ophidascaris robertsi, einem parasitischen Nematoden, identifiziert.
Üblicherweise leben die Larven dieses Wurms in kleine Säugetieren. Werden diese von bestimmten Reptilien, u.a. der Bartagame Pogona barbata, dem Teppichpython Morelia argus, dem Blauzungenskink Tiliqua scincoides oder dem Gould Waran Varanus gouldii gefressen, häuten sie sich zum geschlechtsreifen Adulttieren, die in Speiseröhre und Magen der Endwirte leben. Eier gelangen in großer Zahl mit dem Kot nach draußen.

Dort könnte die Patientin sie mit wildwachsendem Neuseeland-Spinat (Tetragonia tetragonoides) aufgenommen haben. Dies ist der erste Bericht über den Menschen als Fehlwirt vom Ophidascaris robertsi. Weitere bekannte Fehlwirte sind Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps), Rattus mordax und Koalas (Phascolarctos cinereus).

 

Quellen:

Originalarbeit:
Hossain ME, Kennedy KJ, Wilson HL, Spratt D, Koehler A, Gasser RB, Šlapeta J, Hawkins CA, Bandi HP, Senanayake SN. Human Neural Larva Migrans Caused by Ophidascaris robertsi Ascarid. Emerg Infect Dis. 2023 Sep;29(9):1900-1903. doi: 10.3201/eid2909.230351. PMID: 37610238.

Weitere Arbeiten:
Gallego Agúndez M, Villaluenga Rodríguez JE, Juan-Sallés C, Spratt DM. First report of parasitism by Ophidascaris robertsi (Nematoda) in a sugar glider (Petaurus breviceps, Marsupialia). J Zoo Wildl Med. 2014 Dec;45(4):984-6. doi: 10.1638/2014-0107.1. PMID: 25632698.

Viviana Gonzalez‐Astudillo, Lyn Knott, Ludovica Valenza, Joerg Henning, Rachel Allavena: Parasitism by Ophidascaris robertsi with associated pathology findings in a wild koala ( Phascolarctos cinereus ). In: Veterinary Record Case Reports. Band 7, Nr. 2, Juni 2019, ISSN 2052-6121, doi:10.1136/vetreccr-2019-000821

Lesley R. Smales: Gastrointestinal Helminths of Rattus mordax (Rodentia: Muridae) from Papua New Guinea. In: Comparative Parasitology. Band 88, Nr. 2, 9. September 2021, ISSN 1525-2647, doi:10.1654/COPA-D-21-00004 (bioone.org [abgerufen am 29. August 2023]).


Kurz gemeldet

  • Wildkatzen mit Jungen im Aachener Stadtwald nachgewiesen. Eine Wildkamera hat eine Wildkatzenmutter mit zwei Jungtieren an einem Lockstock fotografiert. Lockstöcke sind Stäbe, die mit stark riechenden Substanzen wie Baldrian versehen wurden. Katzen reiben sich gerne daran und verlieren dabei Haare, die auf DNA untersucht werden können. Wildbiologen hatten bereits im Vorfeld vermutet, dass die dort heimischen Wildkatzen Junge haben, nun ist es sicher. Quelle: WDR vom 29.08.2023
  • Aale in der Lippe ausgesetzt. Um die lokalen Aalbestände zu stützen, hat der Landesfischereiverband Westfalen-Lippe seit Dienstag, den 29. August 55.000 Jungaale an verschiedenen Stellen in der Lippe ausgesetzt. In den nächsten zwei Jahren sollen mindestens 45.000 weitere Tiere folgen.
    Da Aale nicht gezüchtet werden können, fängt man Larven bei der Wanderung in die Flussmündungen ab und zieht sie gezielt auf, so dass eine kritische Lebensphase überwacht und betreut wird. Hierdurch werden die Verluste minimiert. Die kräftigen und ans Süßwasser angepassten Jungaale werden dann einige Monate später ausgesetzt.
    Nicht nur die Lippe (die in den Rhein mündet) ist Ziel einer solchen Aktion. Auch in der Ems, die vom Rheinsystem getrennt ist, wird mit Jungaalen besetzt.
    Quelle: WDR vom 31.05.2023 und vom 29.08.2023

 


Zu guter Letzt: Ein Rindvieh auf der Autobahn

Ein Rindvieh, genauer einen Watussi-Bullen hatte Lee Maier aus Neiligh auf dem Weg ins etwa 55 km entfernte Norfolk im US-Bundesstaat Nebraska „auf dem Beifahrersitz“. Die Polizei stoppte den ungewöhnlichen Tiertransport, untersuchte mehr amüsiert als verärgert das Gefährt: Maier hatte das Dach und einige Scheiben aus einem Mittelklassewagen ausgeschnitten, um „Howdy Doody“, den Bullen unterzubringen. Ziel der Reise war eine Rodeo Show.
Die Polizisten verwarnten Maier wegen einiger Verkehrsvergehen und forderten ihn auf, Howdy Doody wieder nach Hause zu fahren. Das tat Maier auch, verletzt wurde niemand.

Wie Howdy Doody die Tour fand, ist nicht überliefert.

 

 

Von Tobias Möser

Tobias Möser hat Biologie, Geologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Schon als Kind war er vor allem an großen Tieren, Dinosauriern, später Walen interessiert. Mit der Kryptozoologie kam er erst 2003 in näheren Kontakt. Seit dieser Zeit hat er sich vor allem mit den Wasserbewohnern und dem nordamerikanischen Sasquatch befasst. Sein heutiger Schwerpunkt ist neben der Entstehung und Tradierung von Legenden immer noch die Entdeckung „neuer“, unbekannter Arten. 2019 hat er diese Website aufgebaut und leitet seit dem die Redaktion.